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Herzen Gottes genannt wird, der ein Prophet, ein Wiedergeborener, ein Sohn Gottes war (Ps. 2, 7), und dennoch eine schwere Sünde beging (2. Sam. 12, 9).

Daran reiht sich das Beispiel von Maria Magdalena (Luc. 7, 36-50), welche eine Sünderin war und zu welcher Jesus gleichwohl sprach

Luc. 7, 48 u. 50: Dir sind deine Sünden vergeben. Dein Glaube hat dir geholfen; gehe hin in Frieden;

und in ganz ähnlicher Weise sprach Jesus zu einem der Uebelthäter, die mit ihm gekreuzigt worden waren

Luc. 23, 43: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

Allein einzelne Beispiele können zwar als Fingerzeig für ein vorhandenes Gesetz dienen, dürfen jedoch nicht die Verpflichtung beseitigen: das Geseß selbst in seiner logischen Nothwendigkeit zu erkennen und zu erforschen. Wir werden später sehen, daß Christus das geistige Lebensgefeß in den Gleichnissen vom Himmelreich niedergelegt hat und es wird daraus hervorgehen, daß jede Sünde der Ausfluß irgend einer Verblendung ist und daß, während die verblendete Creatur fündigt, sie dennoch gleichzeitig bemüht sein kann ihre Verblendung zu beseitigen; und wir werden dabei noch sehen, daß die ewige Vatergüte Gottes so groß ist, daß auch jener den vollen Lohn der Seligfeit empfängt, welcher erst spät für sein ewiges Seelenheil thätig war. Diese Thätigkeit besteht in Erzeugung eines neuen geistigen Leibes, welcher in dem Gleichniß vom königlichen Gastmahl unter dem Bilde eines hochzeitlichen Kleides dargestellt wird. Jeder, der ein solches hochzeitliches Kleid, einen solchen geistigen Leib hat, kann an den geistigen Genüffen der Ewigkeit theilnehmen, auch wenn er im irdischen Leben einen unmoralischen Lebenswandel geführt hat, wie ausdrücklich geschrieben steht

Matth. 22, 10: Und die Knechte gingen aus auf die Straßen,

und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute. Und die Tische wurden alle voll.

188. Nicht gegen die Unmoralität als solche eifert Jesus zunächst, denn er weiß recht wohl, daß die Unmoralität nur eine Folge der Verblendung (siehe 190) ist und daß diese

durch die Wiedergeburt von selbst verschwindet. (192.) Sein heiliger Zorn, sein ganzer Ingrimm wendet sich daher nur gegen jene, welche sich gegen das Lebensgefeß versündigen, wie geschrieben steht

Matth. 21, 31: die Zöllner und Huren mögen wohl eher

in das Reich Gottes kommen, denn ihr;

womit also gesagt sein soll, daß selbst solche, welche einen unmoralischen Lebenswandel geführt haben, für die Wahrheit des Lebensgefeßes mehr Empfänglichkeit besigen können, als jene stolzen Schriftgelehrten und Pharisäer, welche zwar das Ceremonialgeset observanzmäßig befolgten, aber das Lebensgefeß nicht kannten, es in ihrem geistlichen Hochmuth auch nicht suchten, sich auch nicht darüber belehren ließen, folglich den göttlichen Zeugungskräften auch keinen Zutritt in ihr Gemüth (Seelenleib) verstatteten und mithin auch weder zu einer lebendigen Gotteserkenntniß, noch zum ewigen Leben gelangen konnten.

189. Entbindet aber die Befolgung des M0ral und Ceremonialgesetes nicht von der Erfüllung des Lebensgefeßes, so mußte Jesus, auch wenn er durch ein ganz sittenreines Leben sich gegen das Moral- und Ceremonialgeset in keiner Weise verfehlte, dennoch auch das Lebensgefeß erfüllen, d. h. einen geistigen Leib, einen unsterblichen Embryo in sich hervorbringen oder mit andern Worten: die Wiedergeburt erringen.

So lange wir daher die Frage, wodurch Jesus die Wiedergeburt errang", von vornherein als eine unzulässige betrachten, so lange wird es uns auch nicht einfallen, in der heiligen Schrift nach den Bedingungen zu forschen, kraft welcher Jesus seine Metamorphose hervorbrachte, und so lange können uns auch die Paragraphen des Lebensgefeßes nicht klar werden.

$. 18.

Wahre Tugend oder ein heiliger Lebenswandel ist nicht die Ursache, sondern eine Folge der Wiedergeburt.

190. Der heutige Rationalismus will weder von Wiedergeburt, noch von der Trinität, noch von Dogmen, noch überhaupt von Mysterien etwas wissen, sondern erklärt:

die Sache sei ganz einfach, man habe nur Eins zu be-
„achten, nämlich

"Luc. 10, 28: Liebe Gott über Alles und deinen
„Nächsten als dich selbst;"

,,man erfülle dieses Gebot der Liebe und man habe Alles er-
füllt, was Gott und Ewigkeit von uns fordern können.“

Diese Einfachheit ist ganz annehmbar; nur muß der Rationalist erklären: weßhalb troß dieser Einfachheit nicht alle Menschen dieses Gebot der Liebe befolgen, und da wird der Nationalist zugeben müssen, daß die Ursache in dem Mangel der Erkenntniß des Göttlichen liegt. Denn die Genußfüchtigen, die Geldgierigen, die Ehrgeizigen u. s. w. sündigen nicht deßhalb, weil sie böse sein und Gott beleidigen wollen, fondern weil sie etwas Edleres, Schöneres, Erhabe= neres, nämlich das Göttliche nicht kennen; sie sündigen mithin nicht in Folge eines absoluten Willens, sondern aus Blindheit, aus Verblendung, wie geschrieben steht

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34.)

Eph. 4, 18: Welcher Verstand verfinstert ist, und sind entfremdet von dem göttlichen Leben, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens. (Vergl. 2. Cor. 4, 3 f.; 1. Cor. 2, 14; Luc. 23, 191. Der Mensch verhält sich daher zu seinen Untugenden wie das Kind zu seinem Spielzeug. So lange das Kind keine höhere Erkenntniß befigt, geht ihm sein Spielzeug über Alles; sobald es aber ein Mann ist, legt es freiwillig und gerne das Spielzeug bei Seite (1. Cor. 13, 11). Gäbe es wirklich und in Wahrheit nichts Schöneres und Edleres

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als Chrgeiz, Reichthum und Sinnen genuß; so,spåre der Mensch ein Thor, wenn ez diese Güter nicht über Alles lieben wollte. (Vergl. Nr. 131))

Gibt es aber noch höhere Freuden, noch edlere Genüsse, noch erhabenere Glückseligkeiten, so kann nur Unkenntniß den Weltmenschen veranlassen, wegen kurzer Scheinfreuden, heilige un dƑ-un pere gängliche Seligkeiten zu opfern ni dar îi d

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192. Gebt einem Menschen die Erkenntniß des Göttlichen, und der Ehrgeiz, der Reichthum und die Sinnlichkeit haben ihren Reiz verloren; denn das Göttliche ist so schön, daß es nur erkannt zu werden braucht, um alle Lebenskräfte zu feffeln und fich bienftbar zit machen. Die Erkenntnis des Göttlichen ist zu if Weisheit (siehe §. 13, speciell 121), und somit kann nur 'bie Weisheit die Präponderanz der Reize und Lockungen der Welt aufheben und folglich kann nur der Weise tugendhaft sein und jenes Gebot der Liebe (Luc. 10, 28) erfüllen. and noble du dlodd dar sus nubroto tuo Bodire? robin sid193. Umgekehrt dagegen ist noch nicht. Jeder, welcher einen moralischen Lebenswandel führt, auch weise. Denn øwie das Wesen der Sünde darin besteht, daß der Mensch in feiner Verblendung an dem Bösen Freude haben kann, so besteht das Wesen der Tugend, der Heiligkeit und Gerechtigkeit darin, daß der Mensch in seiner realen Gotteserkenntniß (siehe 113 f.) can bem Guten Freube haben kann. Nicht daß, was der Mensch thut, sondern der Beweggrund seiner Thaten Foderheinen "ift das Entscheidende. Es gibt viele Menschen, welche moralischen Lebenswandel führen; aber sie führen ihn nicht in Folge ihrer Weisheit, ihrer Gotteserkenntniß, sondern fie führen ihn aus, Gewohnheit, aus Convenienzaus Zwang, aus Schamgefühl, aus Ehrgeiz, aus Interesse, aus Furcht u dergl. Alle diese Beweggründe sind aber nicht pon ewiger Dauer, und fobald daher Furcht und Hoffnung enden oder die Interessen wechseln, so perwandelt sich diese Liebe zur Tugend in Gleichgültigkeit, sogar in Hah, Aus diesem Grunde fagte auch Jesus zu jenem Jüngling, welcher alle Gebote von Jugend auf ge= halten hatte if indzour zone zopid md2:12, 4

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Marc. 10, 21: Eins fehlt dir noch, komm und folge mir nach ; und im Zusammenhang damit sagt der Apostel

Gal. 3, 11: Daß aber durch das (Moral - u. Ceremonial-) Gesetz Niemand vor Gott gerecht wird, ist offenbar. (Vergl. Gal. 2, 16.)

Ein Mensch, welcher ohne Erkenntniß der Wahrheit, b. h. ohne Gotteserkenntniß einen moralischen Lebenswandel führt, ist wie ein Hund, der das Haus bewacht, weil er an der Kette liegt; ist wie ein Sclave, der seinem Herrn treu, fleißig, unterthänig und folgsam ist, weil er die Peitsche hinter fich weiß; ist wie ein artiges Muttersöhnchen, das in der Schule nichts lernt. Der Mensch kann durch Erziehung, Kirche, Schule und Staatsverfassung gewöhnt werden, einen in vieler Beziehung moralischen Lebenswandel zu führen, und diese Gewöhnung ist Civilisation oder jene Folgsamkeit, welche man einem zahmen Hausthier durch eine gute Dressur beibringt. Ein wohl dressirtes Pferd und solch ein Mensch stehen bezüglich ihres fittlichen Werthes auf gleicher Stufe und deßhalb ist nicht der moralische Lebenswandel an und für sich die göttliche Gerechtigfeit (Röm. 3, 21; u. 1, 17), sondern der subjective Beweggrund, nämlich die innerste Ueberzeugung, der lebendige, wahre Glaube oder die Weisheit. Diese allein befähigt den Menschen das Gebot der Liebe (Luc. 10, 28) zu erfüllen.

194. Ist aber somit unbestreitbar wahr und ist man darüber einig, daß nur der Weise wahrhaft tugendhaft sein kann, so muß der Rationalist, wenn er sein ganz einfaches System Logisch begründen will, auch die Frage beantworten:

Wie gelangt man zur Weisheit?

195. Daß der natürliche, der gewöhnliche oder, wie die Schrift ihn nennt, der Seelenmensch (yvxixos άviewños Verbindung von Leib und Geist = Seele) die Weisheit, d. h. die Erkenntniß der Wahrheit, oder die reale Gotteserkenntniß nicht besigt, wird von der heiligen Schrift ganz bestimmt ausgesprochen Joh. 17, 25: Gerechter Vater, die Welt kennt dich

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Joh. 15, 21: Aber dieses Alles werden sie um meines Na

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