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dagegen durch Wärme in einen luftförmigen Aggregatzustand übergehen kann, ist ein tiefes Geheimniß, welches sich nicht erklären läßt; aber dieses Geheimniß ist nicht unnatürlich, nicht unvernünftig, denn es trägt den Charakter einer unver brüchlichen Naturnothwendigkeit an sich. Daß aus einem Samenkorn ein Keim und daraus eine Pflanze, eine Blume, ein Halm, ein Stengel, ein Baum, eine Frucht sich entwickeln kann, ist ein tiefes Geheimniß, welches sich nicht erklären läßt; aber dieses Geheimniß ist nicht unnatürlich, nicht unvernünftig, denn es trägt den Charakter einer positiven Naturnothwendigteit an sich. Daß in einem Ei durch Brüten ein Embryo entsteht, ist ein tiefes Geheimniß, das sich nicht erklären läßt; aber dieses Geheimniß ist nicht unnatürlich, nicht unvernünftig, denn es trägt den Charakter einer innern Naturnothwendigkeit an sich. Die Art und Weise dagegen wie die Kirche das trinitarische Verhältniß lehrt und zergliedert, entbehrt den Charakter einer innern Nothwendigkeit vollkommen, auch in der heiligen Schrift wird die absolute Identität des Wortes und des Sohnes nirgends behauptet (4, 16, 22, 26 ff., 31 ff., 43 ff., 50 ff.) - und deßhalb erscheint das Dogma der absoluten Identität des Sohnes mit dem Logos nicht wie ein Geheimniß, sondern wie eine Willkür.

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341. Dabei ist noch hervorzuheben, daß die heilige Schrift zwar häufig von einem Geheimniß des Reiches Gottes, des Himmelreiches, aber niemals von einem Geheimniß des trinitarischen Verhältnisses spricht. Aber selbst dieses Geheimniß des Himmelreiches war nicht so, daß es kein Verstand hätte erfassen, daß es die Weisheit nicht hätte erklären können. Christus lehrte das Geheimniß des Himmelreichs dem Volke in den Gleichnissen vom Senfkorn, Sauerteig, Kaufmann, Neß, Hausvater, verborgenen Schaß im Acker, zehn Jungfrauen, Arbeitern im Weinberg, königlichem Gastmahl u. s. w.; allein alle diese Gleichnisse legte er seinen Jüngern aus (Marc. 4, 34; Luc. 24, 27). Beruhte das Geheimniß des Reiches Gottes nicht auf einer innern Nothwendigkeit, so hätte Christus nicht solche Gleichnisse benüßen können, aus denen eine solche Nothwendigkeit hervorLeuchtet; - und wäre das Geheimniß für den menschlichen Ver

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stand nicht an der Hand folcher Gleichnisse erfaßbar, so hätte Christus seinen Jüngern dieselben nicht auslegen und nicht zu ihnen sagen können

Matth. 13, 11: Euch ist gegeben, daß ihr das Geheimniß des Himmelreichs vernehmet.

Das von der Kirche gelehrte trinitarische Verhältniß entbehrt dagegen diese innere Nothwendigkeit vollkommen; ja dieses Verhältniß hat gar nichts Geheimnißvolles; die einzelnen Theile find ganz klar und durchsichtig; der menschliche Verstand erkennt nur zu gut, daß die abfolute Identität des Sohnes und des Logos auf Willkür beruht; und deßhalb muß dieses Dogma im Kampf mit der Denkfreiheit um so sicherer unterliegen, als die heilige Schrift keineswegs die Schuld trägt, wenn ihre göttlichen Wahrheiten, ihre befeligenden Geheimnisse durch menschliche Willkür entstellt werden.

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342. Gerade das trinitarische Verhältniß ist dasjenige, von dem man sagen muß, daß diejenigen, welche es für ein Geheimniß erklären, den Hafen vor lauter Schiffe, die Stadt vor lauter Häuser, den Wald vor lauter Bäumen nicht erblicken können. Es gibt gar nichts und kann gar nichts geben, was nicht ein Gleichniß wäre für die absolute Dreieinigkeit Gottes. Denn Gott hat einen ewigen Willen und kann vermöge dieses ewigen Willens in alle Ewigkeit nichts Anderes wollen als sich selbst, weil Gott selbst die Ursache aller Dinge ist und es somit außerhalb seines Wesens keine Ursache geben kann, die eine Aenderung seines ewigen Willens zu bewirken vermöchte (91 ff.). Will aber Gott in alle Ewigkeit nur sich selbst, so kann er auch nichts Anderes als sich immer und immer wieder nur in der Dreiheit seines Wesens offenbaren, und deßhalb ist jedes Ding ein Gleichniß für die absolute Dreieinigkeit Gottes,

343. So erblicken wir denn auch in einem jeden Körper drei Dinge, welche zu einander in einem vollkommenen trinitarischen Verhältniß stehen. Denn jeder Körper besteht aus irgend einem Stoff, und der Stoff verhält sich zu seinem Körper, wie die Substanz des Vaters zur Gottheit. So wie aber die Substanz des Vaters ihre Elemente hat, so hat auch der Stoff eines jeden Körpers seine Elemente, die man Atome, oder seine Ur

bestandtheile, die man Molecule nennt. Die Urbestandtheile, die Atome, die Molecule der göttlichen Substanz sind die Ele mente des Denkens, die Urideen oder das Wort (85). Dasjenige aber, was von dem Stoff und von den Molecülen ausgeht, sind gewisse Eigenschaften oder Kräfte, welche sich zu den Körpern verhalten, wie der heilige Geist zur Gottheit. Stoff, Molecule und Kraft sind zwar der Idee nach verschieden, bilden jedoch in Wirklichkeit eine untrennbare Dreieinigkeit; und so heftig auch in der Wissenschaft der Streit über Stoff und Kraft entbrennen mag, so wird es doch nie gelingen, sie als Gegenfäße zu analysiren.

Betrachtet man die Begriffe Atom und Molecüle etwas näher, so versteht die Wissenschaft zunächst unter Atom etwas Untheilbares, ein nicht mehr theilbares Urstofftheilchen; und unter Molecülen diejenigen Bestandtheile eines Stoffes, welche sich chemisch in keine einfacheren Stoffe zerlegen lassen. Beides geht schließlich darauf hinaus, daß man unter Atom wie unter Molecülen diejenige Form versteht, welche eine Urform, eine nicht zusammengeseßte Form repräsentirt. Man kann daher mit gleichem Rechte sagen: Jeder Körper besteht aus

Stoff, Form und Kraft;

und diese haben unter sich ein gleiches trinitarisches Verhältniß wie

Vater, Wort und Geist;

und somit ist das trinitarische Verhältniß kein Geheimniß, sondern vielmehr eine Wahrheit, die von der ganzen Schöpfung mit Donnerstimme gepredigt wird.

344. Untersucht man vollends, was denn eigentlich Stoff, Form und Kraft ist (siehe Nr. 81), so gelangt man zu dem großartigsten Gleichniß der Trinität, nämlich zu

Raum, Zeit und Weltall.

Denn Stoff und Raum sind Bewegungen neben einander, Stoff im Endlichen, Naum im Unendlichen; Form und Zeit sind. Bewegungen nach einander, Form im Endlichen, Zeit im Unendlichen; Kraft und Weltall find die Wirkungen, welche von diesen Bewegungen ausgehen.

Der Raum und die Zeit verhalten sich daher zum Weltall, wie der Vater und das Wort zu dem heiligen Geist.

Und somit glauben wir den Nachweis geliefert zu haben, daß das trinitarische Verhältniß kein Geheimniß, sondern vielmehr eine sonnenklare Wahrheit ist, die wir als den unverrückbaren Urgrund einer jeden echten Philosophie betrachten müssen.

S. 28.

Kritik der kirchlichen Trinitätslehre.

345. Was nun den Grundgedanken der kirchlichen Trinitätslehre betrifft, welcher in der Gottheit

„eine Dreipersönlichkeit dreier desselben göttlichen Wesens theilhaftiger Personen“

darstellt und in diesem trinitarischen Verhältniß

a) die Einheit und Gleichheit,

b) die Unterschiedenheit,

c) die Unterordnung in der Einheit und Gleichheit,
d) die völlige Identität zwischen Wort und Sohn

festhält, so muß man darauf erwidern:

I. daß der Vater, das Wort und der Geist keine Personen sind;

II. daß das Wort und der Sohn nicht absolut identisch

find;

III. daß die Unterordnung nur in der concreten, nicht in der absoluten Trinität stattfindet.

Fassen wir nun diese drei Punkte an der Hand derjenigen Stellen der heiligen Schrift, welche Aufschluß darüber geben, einzeln ins Auge.

I.

Der Vater, das Wort und der Geißt sind keine Personen.

346. Wir haben uns über diesen Gegenstand schon in Nr. 21 ausgesprochen und wollen hier nur nochmals wiederholen, daß

man unter „Person“ unter allen Umständen ein räumlich begrenztes Wesen versteht, und da dieses Merkmal weder bei dem Vater, noch bei dem Wort, noch bei dem heiligen Geist vorhanden ist, so dürfen fie auch nicht als Personen erklärt werden, wenn man nicht über das Wesen der Gottheit geradezu eine falsche Vorstellung verbreiten will.

Wäre der Sohn und speciell Christus ebenfalls räumlich unbegrenzt, so hätte der Ausdruck „Person“ weniger Nachtheil; - da aber gerade Christus eine räumlich begrenzte Persönlichkeit ist und in alle Ewigkeit bleiben wird (Nr. 25, 53; vergl. Apost. Gesch. 2, 31; Joh. 14, 3), so muß der Ausdruck „Person“ in der ontologischen Trinität um so mehr entfernt werden, als in der heiligen Schrift sich nicht eine einzige Stelle findet, in welcher der Vater, das Wort und der Geist als ein räumlich begrenztes Wesen dargestellt oder eine Person ge= nannt wird.

II.

Das Wort und der Sohn sind nicht absolut identisch.

347. Wenn man die Einheit der Trinität betrachtet, so ergibt sich als das charakteristische Merkmal dieser Einheit, daß sowohl der Vater, das Wort und der heilige Geist den ganzen Gott, die Universalgottheit repräsentirt, so zwar daß, wenn man eins dieser drei Wesen in der Idee hinweg nimmt, man zugleich auch die beiden andern Wesen entfernt. Denkt man sich das Wort hinweg, so ist auch der Vater und der heilige Geist entfernt; denkt man sich den Vater hinweg, so gibt es auch kein Wort und keinen heiligen Geist mehr. Und wollte man den heiligen Geist wegdenken, so wäre damit auch sofort der Vater und das Wort beseitigt. Darin besteht die Einheit in der Dreiheit, und deßhalb ist auch das abstracte Festhalten der Dreiheit im Arianismus falsch.

348. Ganz dasselbe charakteristische Merkmal besigen die aufgestellten trinitarischen Gleichnisse.

Entfernt man den Aether, so verschwinden auch Licht und Wärme. Beseitigt man alle Lichtstrahlen, so beseitigt man auch

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