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den Aether überhaupt; und denkt man sich Wärme und Farben hinweg, so gibt es keinen Aether und keine Lichtstrahlen mehr (332.) - Dasselbe Verhältniß besteht bei der Tonkunst. Ohne die sieben Töne, ohne Tonleiter, gäbe es keine Melodien und Harmonien; und denkt man sich die Melodien und Harmonien hinweg, so ist auch die Tonkunst verschwunden (336). - Denkt man sich von einem Körper alle seine Formen hinweg, so ist Stoff und Kraft verschwunden. Denkt man alle seine Kräfte, alle seine Eigenschaften hinweg, so ist auch Stoff und Form verschwunden (343). Denkt man sich den Raum hinweg, so gibt es auch keine Beit; und beseitigt man die Zeit, so beseitigt man auch den Raum. Beseitigt man Zeit und Raum, so gibt es auch kein Weltall und so umgekehrt (344). Das ist das Bild der Einheit in der Dreiheit.

349. Ganz anders verhält es sich mit dieser Einheit in Beziehung auf den Sohn. ---Man kann sich unsere Sonne aus dem Weltall hinwegdenken, ohne daß das Wesen des Aethers auch nur im geringsten sich ändern würde. Man kann sich den Mozart, ja alle Künstler hinwegdenken, ohne daß das Wesen der Tonkunst auch nur im geringsten sich änderte. Ebenso bliebe die ontologische Dreieinigkeit Gottes ganz dieselbe, auch wenn Jesus nie erschienen wäre, ja selbst dann, wenn Jesus die Wiedergeburt nicht errungen hätte, wenn er gar kein Sohn Gottes geworden wäre. Die absolute Trinität ist ganz dieselbe, gleichviel, ob die Gottheit nur einen oder gar keinen, oder unzählige Söhne hätte; ebenso würden Musik, Tonleiter und Melodien ganz denselben absoluten Werth behalten, gleichviel ob es nur einen Künstler, oder gar keinen, oder unzählige Künstler gäbe. (Vergl. 329.) - Dieß ist der hochwichtige Unterschied zwischen Sohn und Wort, und dieser Unterschied ist schriftgemäß, wenn jeder Wiedergeborene ein Sohn Gottes ist, und wenn Christus nur vermöge seiner Wiedergeburt ein Sohn Gottes war; zwei Wahrheiten, welche ich im ersten und zweiten Theil dieser Abhandlung mit klaren und deutlichen Stellen der heiligen Schrift belegt habe.

III.

Nur der Sohn, nicht das Wort ift dem Bater untergeordnet.

350. Die Lichtstrahlen sind dem Aether nicht untergeordnet, sondern sind absolut eins mit dem Aether. Die Sonne dagegen ist dem Aether untergeordnet, denn aus ihm ist sie hervorgegangen (331).

So sind auch die sieben Töne der Musik nicht untergeordnet, sondern sind absolut eins mit ihr. Der Tonkünstler dagegen ist der Musik untergeordnet, denn er darf sich nicht haarbreit von ihren ewigen Gesezen entfernen (338).

In ganz demselben Verhältniß stehen das Wort und Christus zur Gottheit. Christus ist die Wahrheit und die Kraft Gottes (2); allein von ihm selbst kann der Sohn nichts thun (51; Joh. 5, 19); und deßhalb ist Christus die Wahrheit nur, soweit er sie von Gott gehört hat (50; Joh. 8, 40) und die Macht Gottes nur, soweit sie ihm gegeben ist (43 und 54; Matth. 28, 18; vergl. Apost. Gesch. 2, 33). In gleicher Weise hat Mozart und jeder Künstler die Melodien und Harmonien von dem Geiste der Musik gehört (338); und in gleicher Weise ist der Sonne die Kraft des Aethers ge= geben worden (331).

Das Wort dagegen hat die Wahrheit aus Gott nicht gehört (50), sondern ist die Wahrheit selbst (Joh. 17, 17); ebenso wie die Melodien in den sieben Tönen an und für sich enthalten sind; und ebenso hat das Wort die Gewalt von Gott nicht empfangen (43), sondern ist die Gewalt an und für sich (Joh. 1, 3; 51), ebenso wie in den Lichtstrahlen Wärme und Farben an und für sich enthalten sind. Das Wort ist dem Vater nicht untergeordnet, sondern als ein räumlich unendliches Wesen absolut eins mit Gott (21, 31, 33, 43, 48, 76-82).

351. Sind diese drei Punkte in dem Sinn, Geist und Wortlaut der heiligen Schrift begründet, so muß die kirchliche

Trinitätslehre eine veränderte Fassung erhalten. Die deutsche Theologie ist zu dieser gründlichen Revision befähigt; sie vereinigt Ehrlichkeit des Willens, unbedingte Achtung vor der Wahrheit und eine wahrhaft gediegene Gelehrsamkeit in einem solchen Maße, daß ihr die Lösung dieser Aufgabe nicht schwer fallen kann.

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Schlußworte.

352. Es bedarf wohl nicht erst einer ausdrücklichen Erklärung, daß der Schwerpunkt dieser Abhandlung in der Unfterblichkeitsfrage liegt.

Es giebt keine Vernunftgründe, welche über die Unsterblichkeit Aufschluß zu ertheilen vermöchten: denn alle diese Gründe beschränken sich darauf, daß sie die Möglichkeit weder beweisen, noch widerlegen. Diesem negativen Ergebniß gegenüber lehrt die heilige Schrift (wie wir im §. 14 und 15 nachgewiesen haben) mit der allergrößten Entschiedenheit, daß nicht alle Menschen an und für sich unsterblich seien, sondern nur jene, welche die Bedingungen erfüllen, unter denen dieses größte aller Wunder möglich ist. Die Summa dieser Bedingungen ist das Lebensgefeß.

353. Wir haben schon unter 167 ff. die Gründe angegeben, weßhalb wir die Lehre einer unbedingten Unsterblichkeit für die gefährlichste Irrlehre halten. Wäre diese Lehre wahr, so gäbe es kein Lebensgefeß: denn in diesem Falle wäre das Lebensgefeß und das Moralgesez identisch. Lehrt aber die heilige Schrift ausdrücklich, daß auch die Vernichtung des Menschen (146, 153, 156, 159, 163, 165) im Bereiche der Möglichkeit liegt, so würden die logischen Consequenzen allein schon genügen, um eine neue Bibelauslegung zu rechtfertigen. Denn dann würde sich mit zwingender Nothwendigkeit ergeben, daß die Wiedergeburt keine sittliche Erneuerung ist, sondern ein neuer geistiger Leib mit neuen geistigen Sinnen und Organen ( subjectiver Christus §. 16), daß die wahre Sittlichkeit nicht die Ursache, sondern eine Folge dieses subjectiven Christus (§. 18) ist, und daß jeder Mensch dieser neuen Geburt, dieser neuen geistigen Organisation, dieses Christus in sich bedarf, um des Himmelreiches d. h. der Gotteserkenntniß und der Unsterblichkeit theilhaftig zu werden (§. 19).

Sobald diese Wahrheiten Anerkennung finden, muß die Berechtigung der in 315 aufgestellten sechs Fragen und die Nothwendigkeit ihrer Lösung und Beantwortung eingeräumt werden.

Erst nach Beantwortung dieser sechs Fragen kann es wieder Jünger und Diener Christi mithin wahre Christen geben: denn wie könnten wir in die Fußtapfen unsers Herrn und Meisters treten (55 und 56), so lange wir gar nicht wissen, ja nicht einmal wissen wollen, durch welche Mittel Jesus seine Meisterschaft errang?

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354. Der Theismus und der Atheismus, der Rationalismus und der Supernaturalismus, der Pietismus und der Materialismus find in gewisser Beziehung Gegenfäße, aber in der Hauptsache berühren sich alle diese verschiedenen Richtungen.

Denn die Theisten und Rationalisten, die Pietisten und Supernaturalisten mit allen ihren Unterabtheilungen und Schattirungen legen in Beziehung auf Unsterblichkeit die Hände in den Schooß, weil sie der Meinung huldigen: es sei jeder Mensch an und für sich unsterblich. Die Materialisten und Atheisten Legen aber ebenfalls die Hände in den Schooß, weil sie das Vorurtheil hegen: Unsterblichkeit sei ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Orthodore braucht daher nicht hochmüthig auf den Naturalisten herabzusehen, denn der Erstere versündigt sich in gleicher Weise wie der Lettere gegen das Lebensgefeß. Und der Nationalist braucht die Beschränktheit des Orthodoxen nicht zu verspotten, denn beide extreme Richtungen wandeln in Beziehung auf Unsterblichkeit in Gemeinschaft mit den ihnen Aergerniß gebenden Materialisten dieselbe breite Heerstraße der Verblendung. Ich erkläre daher Jeden, welcher öffentlich lehrt:

„es sei jeder Mensch an und für sich unsterblich," ebenso für einen Irrlehrer, wie die Materialisten, welche dus sogenannten wissenschaftlichen Gründen diese Möglichkeit leugnem. Ich bin aber gerne und willig bereit meinen Namen zu nennen und öffentlich zu erklären, daß ich mich geirrt und die Kirche fälschlich der Irrlehre beschuldigt habe, wenn mit Gründen der Vernunft oder mit klaren und deutlichen Stellen der heiligen Schrift meine im §. 15 enthaltene Beweisführung widerlegt und der biblische Nachweis geliefert wird, daß jeder Mensch an und für sich und unter allen Umständen unsterblich ist.

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