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44. Die Qualität Gottes ist unser Ziel, unsere Wonne, unser Entzücken, unsere Seligkeit; aber seine Quantität kann außer ihm Niemand ertragen. Wer an einer reich beseßten Tafel voll der herrlichsten Speisen täglich seinen Hunger stillen, sein Bedürfniß befriedigen darf, mag sich glücklich preisen; wer aber alle köstlichen Speisen auf einmal verzehren müßte, würde daran ersticken. Der Quantität nach giebt es nur eine Gottheit. Der Qualität nach können unzählige Wiedergeborene an den erhabensten Eigenschaften Gottes participiren und daß nach dem Sinn und Wortlaut der heiligen Schrift außer Christus auch noch Andere daran theilnehmen sollen und können, darüber Lassen die angeführten Stellen wohl keinen Zweifel bestehen.

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S. 7.

Jeder Wiedergeborene ist ein Herr der Herrlichkeit, ein Gott in Gott.

45. Christus wird allerdings in 1. Cor. 2, 8 ein Herr der Herrlichkeit genannt, allein diese Herrlichkeit besaß Christus nicht allein,

Joh. 17, 22: Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit,

die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleich wie wir eins sind.

Alle diejenigen, welche die Identität mit Gott erreicht haben, besißen gleiche Herrlichkeit wie Christus und da die Wiedergeburt die Identität mit Gott bedingt, so sind alle Wiedergeborenen Herren der Herrlichkeit. Noch ist zu bedenken, daß diese Herrlichkeit in Ebr. 8, 1 und Ebr. 12, 2 der Stuhl der Majestät genannt wird und daß von diesem Stuhl ferner geschrieben steht: Offenb. 3, 21: Wer überwindet, dem will ich geben mit

mir auf meinem Stuhl zu sißen;

wodurch also sattsam angedeutet ist, daß auch noch Andere an der Herrlichkeit Gottes in ihrer ganzen Fülle theilnehmen und mit dem Menschensohn (Matth. 25, 31) auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit sizen werden.

46. So wie aber jeder Wiedergeborene ein Herr der Herrlichkeit ist, so ist er auch gleicherweise ein Gott in Gott. Diese Wahrheit wird durch Christi eigene Worte bekräftigt, in:

Joh. 10, 34-38: Jesus antwortete ihnen: Stehet nicht geschrieben in eurem Geset: „Ich habe gesagt, ihr seid Götter?" So er diejenigen „Götter“ nennet, zu welchen das Wort Gottes geschah (kam, gesprochen wurde); und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden: Sprechet ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: „du lästerst Gott" darum, daß ich sage: „Ich bin Gottes Sohn?" Thue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht. Thue ich sie aber, glaubet doch den Werken, wollt ihr mir nicht glauben auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir ist und ich in ihm.

Wir ersehen aus dieser Stelle, daß Christus die in Vers 33 gestellte Behauptung: daß er ein Mensch sei, keineswegs widerspricht, sondern nur aufmerksam macht, daß von der heiligen Schrift alle jene Menschen, zu denen das Wort Gottes geschah, alle Propheten, alle Wiedergeborenen, alle jene, welche im Geiste (17 und 121) mit Gott sprechen konnten, „Götter" genannt werden.

47. Christus behauptet daher nicht, daß er allein ein Gott sei, sondern behauptet vielmehr, daß jeder ein Gott in Gott sei, der fähig ist, die Stimme des heiligen Geistes, das lebendige Wort Gottes in sich zu vernehmen. Christus hält daher nur für nöthig, den Nachweis zu liefern, daß auch er diese Befähigung besiße und fordert endlich geradezu auf, ihm nicht zu glauben, wenn er nicht gleich den Propheten die Werke seines Vaters thue. (V. 37.) Diese Werke, worauf sich Christus hier beruft, wurden aber vor Christo schon von vielen andern auch vollbracht und da nach §: 6 jeder Wiedergeborene gleiche göttliche Macht wie Christus selbst besißt, so ist nach dem Sinn und dem Geist der heiligen Schrift jeder Prophet, jeder Wiedergeborene ein Gott in Gott.

S. 8.

Christus ist als Gottmensch ein erreichbares Ideal.

48. Wir haben in den §§. 1-7 gesehen, daß nicht nur Christus, sondern jeder Wiedergeborene ein Sohn Gottes ist, substanziell eins mit Gott, Gottes wahrhaftiges Ebenbild, ein Träger der göttlichen Macht, ein Gott in Gott; und ist dieses der Fall, so liegt schon darin der logische Fingerzeig, daß Christus sich als Sohn Gottes nicht für die Universalgottheit, sondern für ein erreichbares Ideal betrachtet wissen will. Soll aber Christus in Wahrheit ein erreichbares Ideal sein, so darf er mit Gott nur qualitativ, nur substanziell nicht aber absolut, nicht auch quantitativ identisch sein. Oder mit andern Worten: Es kann zwar Viele geben, die gleich Christo an den erhabensten Eigenschaften Gottes theilnehmen; aber es kann nur ein göttliches Wesen geben, das räumlich unendlich und als solches als Universalgottheit zu betrachten ist. Soll daher Christus in Wahrheit ein erreichbares Ideal sein, so dürfen ihm nicht Eigenschaften zukommen, die ein räumlich unendliches Wesen vorausseßen. Wollen wir nun sehen, in wie weit die heilige Schrift sich darüber ausspricht.

49. Christus als Urbild der Wiedergeburt unterscheidet dabei sehr genau seine creatürliche und seine wiedergeborene Persönlichkeit (obwohl diese zwei eins waren, Matth. 18, 19); gleichwohl beansprucht Christus eine absolute Iden= tität mit dem Logos weder für seine creatürliche Persönlichkeit als Mensch, noch für seine wiedergeborene Persönlichkeit als Sohn Gottes, als Gottmensch. So steht Christus nicht an, von seiner creatürlichen Persönlichkeit zu bekennen:

Joh. 5, 30: Ich kann nichts von mir selbst thun.

Joh. 5, 31: So ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugniß nicht wahr.

Joh. 7, 16: Meine Lehre ist nicht mein, sondern deß, der mich gesandt hat.

Joh. 14, 10: Die Worte, welche ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst, der Vater, der in mir wohnt, derselbige thut die Werke.

In allen diesen Stellen beruft sich Christus nicht auf die eigene Kraft, nicht auf den Verstand und auf die Vernunft des natürlichen Menschen, sondern auf die Kräfte des prophetischen Wortes, welche ihm durch die geistigen Sinne und Organe der Wiedergeburt in vollendeter Vollkommenheit zu Gebote standen, und damit anerkennt Christus, daß er als creatürliche Persön= lichkeit in gleicher Linie stehe mit allen übrigen Menschen, von denen geschrieben steht:

Joh. 3, 27: Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel.

50. Aber auch in jenen Fällen, wo Christus von seiner Wiedergeburt, von sich als Gottmensch, als Sohn Gottes spricht, ist er weit davon entfernt, sich in gleiche Linie mit der Gottheit überhaupt, oder auch nur mit dem Logos zu stellen.

So steht geschrieben:

Matth. 24, 36; Marc. 13, 32: Von dem Tage aber und

von der Stunde weiß Niemand, auch die Engel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein mein Vater. Hieraus geht hervor, daß Christus sich selbst als Sohn Gottes keineswegs eine absolute Allwissenheit beilegt, wie er sie be= fißen müßte, wenn er mit dem Logos absolut identisch wäre. Denn das Wort ist die Wahrheit unbedingt; Christus ist dagegen die Wahrheit nur in so fern und in so weit, als er sie von Gott gehört hat.

Joh. 8, 40: Nun aber sucht ihr mich zu tödten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe.

Der Wiedergeborene hört vermöge seiner neuen geistigen Sinne und Organe die Stimme Gottes und diese Stimme ist das Wort und das Wort ist die Wahrheit. Das Wort dagegen hört nicht die Wahrheit aus Gott, sondern das Wort ist an und für sich die Wahrheit selbst. Joh. 17, 17.

51. In ganz gleicher Weise bekennt Christus ferner von sich: Joh. 5, 19: Der Sohn kann nichts von ihm selbst thun;

mithin beansprucht Christus selbst als Sohn Gottes keine absolute Identität mit dem Worte, von dem in Joh. 1, 3 ausdrücklich erwähnt wird, daß das Wort alle Dinge durch sich selbst thut und erschafft. Denn das absolute Wort ist die Bewegung der göttlichen Kräfte (siehe Nr. 76-82) und kann daher Gott ohne das Wort so wenig etwas schaffen, als man ohne Zahlen rechnen, ohne Buchstaben sprechen, ohne Töne muficiren, ohne Farben malen könnte. Wäre daher der Sohn das absolute Wort (auch quantitativ identisch mit dem Wort) oder wäre unter dem Ausspruch: „Das Wort ward Fleisch“ Christi Geburt verstanden gewesen, so hätte Christus niemals fagen können:

„der Sohn kann nichts von ihm selbst thun“,

sondern er hätte vielmehr sagen müssen

„der Vater kann nichts von ihm selbst thun, er kann ohne „mich, ohne den Sohn nichts thun;“

also gerade so wie dieß vom Wort ausdrücklich gesagt wird, nämlich:

Joh. 1, 3: Alle Dinge sind durch das Wort gemacht und ohne das Wort ist nichts gemacht, was gemacht ist. Während daher Christus wohl von sich als Sohn Gottes sagt: der Vater ist in mir, der Vater wohnt in mir, Joh. 14, 10, so fügt aber Christus gleichzeitig hinzu: „der Vater ist größer denn ich," Joh. 14, 28.

52. So wie daher die Kraft der Sonne in jeder reifen Weintraube ist, aber nicht die ganze Sonne darin sein kann; so wie der Geist der Musik in Mozart war, aber nicht die ganze Tonkunst in Mozart gewesen sein konnte; sowie ein Schwamm, der im Meere liegt, vom Meerwasser völlig durchdrungen ist, aber doch nicht der ganze Ocean im Schwamm sein kann, so war der Geist Gottes in seinen erhabensten Eigenschaften in Christo, aber niemals war der ganze Gott, die Universalgottheit, die räumlich unendliche Gottheit in Christo, sonst hätte Christus nicht sagen können:

Joh. 14, 28: der Vater ist größer, denn ich.

53. Wäre Christus auch der räumlichen Unendlichkeit nach eins mit Gott, so wäre er kein erreichbares Ideal, weil

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