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eigenes lebendiges Beispiel zu erklären, zu veranschaulichen und zu erproben als eine ewige Vermahnung zur Nachahmung und Nachfolge. (S. 6.)

61. Diese Darstellung widerstreitet schnurstracks der orthodoxen Kirchenlehre, nach welcher nur der Sünder der Wiedergeburt bedarf. Da nun Jesus ohne Sünde war, so habe er auch keiner sittlichen Erneuerung, mithin auch keiner Wiedergeburt bedurft, und demgemäß glaubt die Kirche eine Wiedergeburt Christi ganz bestimmt in Abrede stellen zu müssen.

62. Um über diese beiden grundverschiedenen Anschauungen ein unparteiisches Urtheil fällen zu können, muß man vor allen Dingen an der Hand der biblischen Aussprüche das Wesen der menschlichen Natur ins Auge fassen. Daraus wird sich ergeben, daß der Geist des Menschen ein Theil Gottes, d. h. göttlicher Substanz ist; daß dagegen die menschliche Seele (= das Individuum, das persönliche Ich, der Mensch) nicht identisch mit dem Geiste, sondern vielmehr eine Verbindung ist von Geist und Leib. (§. 10-13.)

63. Ist aber der Mensch oder die menschliche Seele eine Verbindung, so ist die Existenz des Menschen selbst in Frage gestellt, sobald die Verbindung im Tode wieder gelöst und zerstört wird. Der Mensch ist daher nicht an und für sich, sondern nur dann unsterblich, wenn bei Lebzeiten des Menschen im menschlichen Leibe eine neue, lebensfähige und unzerstörbare Verbindung erzeugt und geboren wird, in welche das persönliche Ich übergehen kann, wie das Ei in den Embryo. Diese neue Verbindung, dieser neue, geistige, unzerstörbare Leib kann jedoch dem Menschen nicht erst jenseits auf eine mysteriöse Weise geschenkt, sondern muß vielmehr bei Lebzeiten des Menschen im menschlichen Leibe durch geistige Zeugung und durch eine neue nochmalige Geburt gebildet werden. Diese neue Geburt nennt die heilige Schrift Wiedergeburt, Joh. 3, 3; und die Geseze dieser geistigen Zeugung und neuen Geburt nennt fie das geistige Lebensgefeß, Röm. 8, 2, zum Unterschied von dem Moral- und Ceremonialgeseß. Auch das geistige Lebensgesez kann der Mensch mehr oder minder befolgen oder verlegen;

und im logischen Zusammenhange mit diesem Sachverhalt lehrt die heilige Schrift auf das Allerbestimmteste, daß in Beziehung auf die Unsterblichkeit zwei Möglichkeiten bestehen.

64. Die erste Möglichkeit ist die Aussicht in ein freudenreiches, ewiges Leben, wo die Engel des Himmels, nämlich Freiheit und Liebe, uns erwarten und wir in den Entzückungen schwelgen, die Gott seinen Erkorenen, seinen Auserwählten, seinen Söhnen bereitet hat von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dieses ewige Leben wird erreicht, wenn der Mensch nach Maßgabe des geistigen Lebensgefeßes einen neuen, geistigen, unverweslichen (Auferstehungs-)Leib, also eine neue Verbindung in sich erzeugt und wenn dieser neue Leib eine lebensfähige Reife erlangt. Dieser neue geistige Leib mit neuen geistigen Sinnen und Organen ist Christus in uns, ist das Reich Gottes, das Himmelreich, das wiedererlangte Paradies und seine Bewohner sind die Söhne Gottes, welche die unaussprechlich großen Wonnen des Himmels um so beseligender empfinden, je größer die Zahl derjenigen ist, welche die himmlischen Güter: Wahrheit, Weisheit, Herzensgüte, Geistesfreiheit und Geistesstärke besißen, weil jede Seele den himmlischen Glanz der übrigen Mitbewohner und Hausgenossen Gottes reflectirt und somit die Wonne unabsehbar wird, wie der Wiederschein eines Lichtes zwischen zwei Spiegeln.

65. Nicht minder klar und bestimmt lehrt die heilige Schrift aber auch die zweite Möglichkeit, nämlich eine dereinstige schmerzhafte Auflösung, Zerstörung und Vernichtung in der Gehenna (yéɛvva), ein Zustand, in welchem der Geist jede unreife, nicht lebensfähige geistige Verbindung wieder löst und die Fehlgeburten derjenigen Welt- und Sinnenmenschen, welche kein Interesse für das Jenseits hatten, welche entweder in ihrem nichtigen, gehaltlosen oder phlegmatischen Sinne die ewigen Zeugungskräfte nicht in sich aufnahmen, bei welchen wie bei einem unfruchtbaren Weibe keine Empfängniß, keine Zeugung, keine Wiedergeburt stattfand, oder welche ihren geistigen Embryo durch ungesunde oder mangelhafte Nahrung verdarben ließen, bei welchen sich daher auch kein neuer, wenigstens kein lebens

fähiger geistiger Leib bilden konnte, dem Untergang, dem völligen Verderben, dem zweiten und ewigen Tod überliefert.

66. Die Wiedergeburt steht deshalb zunächst nicht im Zusammenhang mit dem Moralgeset, sondern mit dem geistigen Lebensgefeß, und deshalb lehrt die heilige Schrift nicht minder klar und deutlich, daß ein sogenannter moralischer Lebenswandel nicht identisch ist mit Wiedergeburt und daß Unmoralität die Möglichkeit der Wiedergeburt nicht unbedingt aufhebt; daß ein heiliger Lebenswandel nicht die Ursache, sondern vielmehr eine Folge der Wiedergeburt ist, und daß mithin jeder Mensch, nicht etwa nur der Sünder, von oben herab, d. h. durch göttliche Zeugungskräfte geboren werden muß, wenn er ein ewiges Leben erringen und reif werden will für die Unsterblichkeit.

67. Erst wenn auf diese Weise der hochwichtige Unterschied zwischen dem Moral- und dem Lebensgesetz festgestellt ist und sich dabei gezeigt haben wird, daß bei Versündigungen gegen das geistige Lebensgesetz kein Erbarmen, keine Gnade, keine Versöhnung, keine Vergebung möglich ist; erst wenn auf diese Weise bewiesen ist, daß die Erzeugung eines neuen geistigen Leibes bei Lebzeiten des Menschen im menschlichen Leibe stattfinden muß und daß somit die Wiedergeburt nicht mit Sittlichkeit identisch, sondern vielmehr die unerläßliche Vorbedingung zur Unsterblichkeit ist, widrigenfalls der Mensch dem ewigen Tode, d. h. der Vernichtung anheimfällt, erst dann kann die Nothwendigkeit der Wiedergeburt auch für Jesus erkannt und der directe Beweis, daß Jesus unter allen Umständen wiedergeboren werden mußte und auch wirklich wiedergeboren war", mit Aussicht auf Erfolg angetreten werden.

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In Nr. 62 bis 67 haben wir unsere Gedankenfolge kurz skizzirt; in den nachfolgenden Abschnitten werden wir versuchen, die Wahrheit dieser Behauptungen sowohl durch Belege der heiligen Schrist, als auch durch logische Begründung zu erhärten.

S. 10.

Die menschliche Natur.

68. In der menschlichen Natur erblicken wir zwei verschiedene Bestandtheile, wovon der eine sinnlich wahrnehmbar ist und Leib genannt wird; während der andere sinnlich nicht wahrnehmbar ist, und diesen Bestandtheil wollen wir mit Geist bezeichnen. Der Mensch erscheint uns daher zunächst als eine Verbindung von Geist und Leib. Diese Verbindung ist jedoch eine halb sichtbare und eine halb unsichtbare. Soweit diese Verbindung eine sichtbare ist, wird sie Mensch genannt; soweit sie dagegen eine unsichtbare ist, wollen wir sie Seele nennen. Darnach wären Mensch und Seele insofern identische Begriffe, als beide eine und dieselbe Verbindung und zwar eine Verbindung von Geist und Leib bezeichnen.

69. Diese Eintheilung stimmt mit der heiligen Schrift überein, welche sich über das Wesen der menschlichen Natur ausspricht:

1. Mose 2, 7: Und Gott Jehova machte den Menschen aus

Erdenstaub und blies ihm den lebendigen Odem (nisch

mat) in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele;

denn auch darnach ist der Mensch aus zwei Theilen zusammengesezt und zwar aus Erdenstaub und dieß ist der Leib; und aus einem Lebenshauch und dieß ist der Geist. Die Vereinigung von Leib und Geist bildet die Seele. Der Mensch oder die Seele ist daher nach dieser ältesten Urkunde nicht, wie so oft fälschlich gelehrt wird, eine einfache Substanz, sondern im Gegentheil etwas Zusammengefeßtes, eine Verbindung, und zwar die Verbindung von Geist und Leib.

70. Da nach der Genesis der lebendige Odem nicht in die Reihe der Geschöpfe gehört, so versteht es sich eigentlich von selbst, daß der Lebensodem eins ist mit der Substanz Gottes, d. h. daß die Natur des menschlichen Geistes eins ist mit der

Natur des göttlichen Geistes. Diese Wahrheit findet jedoch ihre ausdrückliche Bestätigung zunächst in:

Hiob 27, 3: So lange mein Odem in mir ist und der Geist Gottes in meiner Nase.

Hiob 33, 4: Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem (nischmat) des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben.

Hiob 32, 8: Aber der Geist im Menschen ist's und der Odem

(nischmat) des Allmächtigen macht sie verständig.

Pf. 104, 29-30: Nimmst du ihren Odem, so vergehen sie und kehren zurück zu ihrem Staub. Hauchest du deinen Odem aus, so sind sie geschaffen. (Vergl. Pred. 12, 7.) Der dem Menschen eingeblasene lebendige Odem, der Geist des Menschen, ist daher ein Theil des göttlichen Odems, des göttlichen Geistes, ist ein Theil Gottes oder substanziell eins mit Gott. Diese erste, tiefe Grundwahrheit wird von der heiligen Schrift theils direct, theils indirect noch durch viele andere Stellen bekräftigt.

71. Hieher gehören zunächst alle jene Stellen, welche bezeugen, daß der Mensch nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen ist, z. B.:

1. Mose 9, 6: Denn zum Ebenbilde Gottes hat er den Menschen

gemacht. (Vergl 1. Mose 1, 26-27; 1. Mose 2,

27; 1. Mose 5, 1-3; Weish. 2, 23; Jac. 3, 9.) Bezieht sich diese Ebenbildlichkeit zunächst auf die physische Organisation des Menschen, welche eine Entwicklung göttlicher Eigenschaften gestattet, so bedingt sie aber noch weit mehr die substanzielle Identität des menschlichen und göttlichen Geistes, weil ohne diese Identität auch im vollkommensten Organismus keine göttlichen Eigenschaften sich entwickeln könnten.

72. Dieselbe Wahrheit wird bezeugt in:

Apost. Gesch. 17, 28: Gott ist keinem Einzigen von uns ferne, denn durch ihn leben wir, durch ihn bewegen wir uns, und durch ihn sind wir. (Der Geist Gottes hat uns ja im Mutterleibe geformt und gebildet, Hiob 31, 15.)

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