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Seele dagegen ist eine Verbindung (69); demgemäß gibt es zwei verschiedene Sprachen: Weisheit ist die Sprache des Geistes, die Sprache Gottes; Wissen dagegen ist die Sprache der Verbindung, die Sprache des Menschen, die Sprache der Seele.

Jeder erste Gedanke eines Erkenntnißzweiges verdankt dem lebendigen Worte Gottes, der Weisheit, dem Geiste Gottes seinen Ursprung. Ohne die Sprache dieses Geistes wäre Niemand im Stande, die Grundzüge einer Wissenschaft zu legen (Joh. 15, 5). Sind diese Grundzüge gelegt, so kann die Schule diese Geistesfrüchte auf eine mechanische Weise mit Hülfe des Gedächtnisses fortpflanzen, und darin besteht unsere heutige Cultur. Der Geist des Menschen dagegen braucht nichts zu lernen, denn seiner Substanz nach ist er so frei wie der Schöpfer selbst. Der Seelen-Mensch aber bedarf der Schule in so weit und so lange, bis er selbst mit dem Geiste in unmittelbaren Verkehr treten kann. Die Schule gibt Wissen; der unmittelbare Verkehr mit dem Geiste gibt Weisheit.

Die Weisheit ist ein freies Selbst-Wissen (Joh. 16, 23); fie ist ein geistiges Schauen, Hören und Fühlen (Weish. 7, 21-27). und bedarf dazu keines Gedächtnisses und keiner Ueberlegung. Das Wissen dagegen sind Urtheile und Schlüsse, welche aus den Vorstellungen und Erfahrungen hervorgehen und mit diesen ändern und wechseln.

Weisheit ist die Fähigkeit, auf jede gedachte Frage wie aus einem lebendigen Echo die richtige Antwort von selbst zu hören. Wissen dagegen ist eine Fülle von Gedanken, die richtig und falsch sein und verstanden werden können. Weisheit ist wie die Fähigkeit, sich stets neue Reichthümer erwerben zu können. Wissen ist wie ein geborgter Reichthum, der die darauf folgende. Armuth um so bitterer empfinden läßt.

Weisheit ist ein Lebensgefühl; Wissen ist Gedächtnißfache. Die Schule zergliedert die Begriffe der Tugend und lehrt das. Wissen derselben. Die Weisheit kümmert sich um Begriffe nicht, sondern lehrt die Tugend als Lebensgefühl. Der Weltmenfch. kann oft sehr gelehrt über Tugend sprechen, ohne sie zu. besißen. Der Weise übt die Tugend aus, weil es ihm ein Bedürfniß ist, ohne vielleicht gelehrt darüber sprechen zu können.

Das Wissen und die Wissenschaft sind für das irdische Leben so unentbehrlich, als Nahrung und Kleidung; für das jenseitige Leben aber auch nicht werthvoller. In das jenseitige Leben kann der Mensch sein Wissen so wenig mitnehmen, als seine irdischen Reichthümer und Ehrenstellen. Die Weisheit dagegen ist nicht nur für das diesseitige, sondern auch für das jenseitige Glück unentbehrlich. Die Weisheit ist die rein geistige Sprache, welche jenseits gesprochen wird. Wer diese Sprache nicht versteht, ist ein Fremdling. Die Weisheit sind die geistigen Sinne, welche jenseits Erfahrungen sammeln und Wahrnehmungen vermitteln. Wer diese Sinne entbehrt, ist lebendig todt, lebendig eingemauert, bis das Gefeß der Verwandlung, der zweite Tod diesem grauenvollen Zustand ein Ende macht.

Das Wissen läßt sich schreiben, drucken, zeichnen, malen, sprechen, auswendig lernen, merken und vergessen. Daher ist die Dogmatik ein Wissen; die Glaubensbekenntnisse sind Wissen. Die Weisheit dagegen läßt sich nicht mittheilen, nicht mechanisch fortpflanzen, nicht auswendig lernen. Die Weisheit läßt sich nur empfinden; sie ist ein geistiges Lebensgefühl, welches zur Erkenntniß Christi, zur Erkenntniß Gottes führt (2. Petri 1, 8.)

Die Weisheit ist wie ein Gesundbrunnen, der seine verborgenen Quellen hat. Das Wissen dagegen ist wie Meerwasser, in dem alle Stoffe aufgelöst sind. Keine Wissenschaft kann den Durst nach Wahrheit befriedigen, wohl aber reizen selbst bis zur Verschmachtung. Die Weisheit dagegen ist lebendiges Wasser, das den grimmigsten Durst stillet (Joh. 4, 14; Jer. 17, 13). Die Wissenschaft zergliedert die Natur in ihren Erscheinungen und da diese unendlich sind, so ist die Wissenschaft ein ewiges Abmühen, sofern der zurückgelegte Weg den Gesichtskreis immer mehr erweitert, die gestellte Aufgabe als eine immer schwierigere und ihre Lösung in einer immer größeren Entfernung erscheinen läßt. Die Weisheit verfolgt die umgekehrte Richtung und zergliedert die geistigen Kräfte, welche die Erscheinungen der Natur hervorbringen. Diese Kräfte sind die stille und geheime Werkstätte Gottes, find das Geheimniß des Himmelreichs oder das Lebensgefeß, welches Christus der Menschheit verkündigte.

Weisheit ist eine lebendige Gotteserkenntniß und diese lehrt den Menschen im Geiste mit Gott sprechen. Das Wissen dagegen ist nur eine mechanische (papageimäßige) Erkenntniß, durch welche der Mensch nur in Gedanken zu Gott beten kann. Zwischen diesen beiden Thätigkeiten ist ein Unterschied wie zwischen einem wirklichen Millionär und dem Porträt eines reichen Mannes. Da das Proträt keine Gabe spenden kann, so ist der Glaube an die Vatergüte. Gottes unter den Weltmenschen (Joh. 14, 17), so selten und so schwach (Nr. 17 ff.).

Das Wissen kann vor Angst und Sorge nicht schüßen; die Weisheit allein gewährt Herzensruhe und Seelenfrieden. Die Weisheit ist der Baum des Lebens; das Wissen ist der Baum der Erkenntniß, und je ausschließlicher wir die Früchte dieses Baumes als Seelenspeise genießen, d. h. je mehr wir uns in unserem Wissen selbst vergöttern, desto leichter glaubt der Mensch die Früchte vom Baum des Lebens, d. h. die Weisheit entbehren zu können. Die Weisheit ist der ewige Christus, der schon war, ehe Abraham war, und sein wird bis ans Ende der Tage (Joh. 8, 58). Weisheit ist die Sprache des Geistes; diese Sprache mußte auch Jesus erlernen, wie geschrieben steht

Luc. 2, 52: Und Jesus nahm mit den Jahren zu an

Weisheit und Beliebtheit bei Gott und den Menschen. Nicht durch das Moralgefeß, sondern nur durch das Lebensgeset kann der Mensch an Weisheit zunehmen. Dieses Lebensgesetz ist das Geheimniß des Reiches Gottes, welches Christus der Menschheit verkündigte.

122. Wenn der Mensch geboren wird, so verhält er sich in Beziehung auf das Denkvermögen zu seinem Geiste wie die Erde in finsterer Nacht zur Sonne. Der sich allmählich ent= wickelnde Verstand ist reflectirtes Geisteslicht, und verhält sich zum Menschen wie der Mondschein zur Erde, und deshalb steht geschrieben:

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1. Cor. 2, 14: Der Seelen Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes;

denn nur das directe Geisteslicht bringt Gotteserkenntniß. Die

geistigen Zustände, welche die heilige Schrift mit Weisheit, Wiedergeburt und Sohn Gottes bezeichnet, lassen sich dagegen vergleichen mit der Dämmerung, der Morgenröthe und der aufgehenden Sonne. In allen diesen Abstufungen ist der Zustand der Sonne und des Geistes ein und derselbe, nur der Zustand der Erde und des Menschen ändert sich. In einem Cretin und einem Propheten ist der Geist von ganz gleicher Potenz; aber der Cretin steht zu seinem Geiste in einem Verhältniß wie die Erde in stockfinsterer Nacht zur Sonne; der Prophet steht dagegen zu seinem Geiste in einem Verhältniß wie die Erde zur Sonne zur Zeit der Dämmerung. Die prophetischen Kräfte der Weisheit sind unzertrennlich von der Natur des Geistes, denn der Geist ist ein Theil Gottes und deshalb sind auch alle Ausdrücke, wie „aufgeklärter Geist, geisteskrank, geistesabwesend“ u. s. w., ebenso uneigentliche, wie „Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Sonnenfinsterniß“ u. s. w. Der Geist Gottes ist in jedem Menschen, aber doch ist nur jener Mensch ein Prophet, der sich zu seinem Geiste verhält wie die Erde zur Morgenröthe; nur jener ein Sohn Gottes, der sich zu seinem Geiste verhält wie die Erde zur aufgehenden Sonne. Diese Verhältnisse bedingen neue geistige Sinne und Organe; diese neue Organisation heißt Wiedergeburt; und lettere kann nur nach Maßgabe des Lebensgefeßes erreicht werden. Auf Grund dieser Verhältnisse werden in der heiligen Schrift Sonne, Mond und Sterne vielfältig in diesem bildlichen Sinne benüßt, nicht um die Weltkörper zu bezeichnen, welche die sichtbare Natur erhellen, sondern um die Seelenkräfte anzudeuten, welche unsere geistige Natur erleuchten, z. B. Pred. 12, 2; Jos. 10, 13; Jes. 30, 26; Jes. 60, 19; Amos 8, 9; Mich. 3, 6; Offenb. 6, 12; 8, 12; 12,1; Joel 2, 10; Ezech. 32, 7 u. s. w. Diese Ausdrucksweise ist allen Propheten eigen und wird von Christus selbst in Luc. 21, 25 und Matth. 24, 29 gebraucht, worüber in 290-298 ausführlicher verhandelt werden wird.

123. Alles Licht kommt von der Sonne, auch das reflectirte; so tommen auch alle Gedanken aus dem Geiste, auch der irdische Verstand, auch die natürliche Klugheit. Alles Licht tommt von der Sonne, auch der Schatten; ebenso kommen alle

Gedanken aus dem Geiste, aus der göttlichen Substanz, auch die bösen, wie geschrieben steht:

Pf. 18, 26: Bei den Neinen bist du rein, und bei ben Verkehrten bist du verkehrt.

1. Eam. 19, 9: Aber der böse Geist Jehovas kam über Saul,

1. Kön. 22, 22: Jch will ein falscher Geist sein in aller seiner Propheten Munde.

In dieser Richtung läßt sich die menschliche Natur auch mit einem Musikinstrumente vergleichen. Wer die Gedanken, welche aus Gott kommen, nicht zu ordnen versteht, hat böse Gedanken, ähnlich wie der Spieler, welcher sein Instrument nicht zu stimmen versteht, Mißtöne hervorbringt. Der menschliche Leib ist ein Instrument, dem Gedanken entlockt werden können. Nicht das Instrument und nicht Gott, sondern der Spieler ist daran Schuld, wenn er böse Gedanken entlockt. Um ein MusikInstrument richtig und fertig spielen zu können, bedarf es einer Langen anstrengenden Uebung. Wie große Uebung mag aber erst erforderlich sein, um jenes Instrument richtig und fertig spielen zu können, welches lebendige Töne, Gedanken von sich gibt! Der Generalbaß für dieses Instrument ist in dem Lebensgefeß enthalten, welches Christus der Menschheit verkündigte.

S. 14.

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Unterschied zwischen Seele und Geist in Beziehung auf Unsterblichkeit.

124. Wenn schon der gewöhnliche Schlaf uns des Bewußtseins beraubt, um wie viel mehr müßte es der härtere Schlaf, der Tod thun! Schon aus diesem Grunde würde, wäre Unsterblichkeit ein Uebel, kein Mensch daran glauben; aber bes Menschen heißester Wunsch ist Leben. Um das Leben, wenn

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