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und damit ruht der Glaube der Kirche auf dem Zeugniß der heiligen Schrift.

3. Allein obwohl soweit die Dogmatik das Verhältniß der Persönlichkeit Christi zu Gott richtig bezeichnet und obwohl soweit der Glaubensinhalt der Kirche mit den Aussprüchen der heiligen Schrift übereinstimmt, so sind dennoch die aus diesen wahren Prämissen gezogenen Schlußfolgerungen unrichtig, weil in der heiligen Schrift die der Persönlichkeit Christi zuerkannten göttlichen Eigenschaften nicht auf die historische Person Jesu Christi beschränkt, sondern überhaupt dem subjectiv geistigen Zustand beigelegt werden, welcher für das Wesen dieser historischen Persönlichkeit die Grundlage bildet. Dieser geistige subjective Zustand wird von der heiligen Schrift

Wiedergeburt

*

genannt, und demgemäß ist nicht nur Christus, sondern jeder Wiedergeborene ein Sohn Gottes, eins und gleiches Wesens mit Gott, Gottes wahrhaftiges Ebenbild, der Träger der göttlichen Macht, ein Herr der Herrlichkeit, ein Gott in Gott!

4. Während es daher nur eine absolute (speculative, ontologische) Dreieinigkeit gibt, und geben kann, nämlich Vater, Wort und Geist (1. Joh. 5, 7), so gibt es so viele concrete (historische, heilsökonomische) Dreieinigkeiten, d. h. so viele faktische Offenbarungen der einen absoluten Gottheit, als es wiedergeborene Menschen gibt. (Joh. 17, 11.)

5. Wäre Christus nur der einzige Sohn Gottes, so wäre die Menschheit einem großen Obstgarten vergleichbar, der nur eine gute Frucht getragen hätte; oder einem Heere, das nur einen waffenfähigen Mann in seinen Reihen zählte; oder einer Universität, deren Collegien nur von einem einzigen Studenten besucht worden wären; - aber so wenig ein Gärtner einen Baumgarten wegen einer einzigen Frucht halten; so wenig man ein Heer um eines einzigen Tapferen willen besolden; so wenig man auf Hochschulen vor leeren Bänken dociren würde, so wenig hätte Gott eine höhere Existenzsphäre eines einzigen Insassen willen erschaffen.

6. Darin besteht der Reiz des Lebens, die Würde der menschlichen Natur und die Hoheit der christlichen Religion, daß

die Identität der göttlichen und menschlichen Natur in der Wiedergeburt vorhanden ist, errungen werden kann, und (in der Bibel) gelehrt wird; - und darin besteht das unver weltliche Verdienst Jesu Christi, daß er diese Identität nicht etwa nach Art älterer und neuerer Philosophen durch abstracte Begriffe, durch doctrinäre Dogmen, durch eine schwammigte Weisheit grundlofen Wortgeprängs, deren Klang Niemand versteht und begreift, sondern durch die lebendigste Anschauung, d. h. durch sein eigenes lebendiges Beispiel lehrte und erklärte und zugleich den Muth hatte: diese Wahrheit laut und öffentlich auszusprechen, selbst auf die Gefahr hin, von einer bornirten Priesterschaft für einen Gotteslästerer gehalten, selbst bei der Gewißheit, für diese vermeintliche Gotteslästerung von einer fanatischen Menge zum Kreuzestod verurtheilt zu werden; und darin besteht die Grundurfache aller dogmatischen Mißverständnisse und confessionellen Aergernisse, daß die Kirche diese Identität auf die Person Christi beschränkt und der Wiedergeburt abspricht. Die Kirche hat damit nur die eine Hälfte der in der Trinität enthaltenen hochheiligen Wahrheit erkannt, erhalten und gerettet. Soll daher die frohe Botschaft vom Reiche Gottes in ihrem ganzen Umfang gelehrt und gepredigt werden, so muß auch die andere Hälfte der in Christo Jesu enthaltenen Wahrheit in ihre geheiligten Rechte wieder eingesezt werden.

7. Auch der ungeübteste Verstand wird begreifen, daß, wenn nur Christus allein ein Gott in Gott war, damit ein solch beispielloser Ausnahmefall, eine solche fremdartige und unbegreifliche Willkür entsteht, daß jedes Urtheil, jede vernünftige Gedankenfolge verstummen und jede Vorstellung zu Schanden werden muß, die man sich von dem ewigen, heiligen und gerechten Willen Gottes machen kann. Wenn dagegen jeder Wiedergeborene ein Gott in Gott ist, so tritt uns in Christo ein ewiges Evangelium, ein geistiges Lebensgefez entgegen, deffen Paragraphen man nur studiren, erkennen und befolgen darf, um des höchsten Glückes theilhaftig zu werden, das ein Mensch denken, glauben, wünschen und begehren kann.

8. Diese Anschauung und Auslegung der heiligen Schrift wird das beifällige Urtheil einer strengen und exacten Kritik be

anspruchen dürfen, wenn ein zweifacher sich gegenseitig deckender Beweis darüber geführt ist:

a) daß jeder Wiedergeborene ein Gott in Gott ist;

b) daß auch Christus die Wiedergeburt erstreben und erringen mußte und sie auch wirklich errungen hat.

Diese beiden Beweise bilden den ersten und zweiten Theil der nachfolgenden Abhandlung, woran sich sodann im dritten Theile ein Versuch reiht, die Wahrheit der Trinität auf Grund dieser Prämissen zu construiren.

9. Die Wiedergeburt steht zunächst nicht mit der Ethik oder mit dem Moralgefeß, sondern mit dem Lebensgefeß in Verbindung und das Lebensgefeß befaßt sich zunächst nicht mit dem fittlichen Zustand des Menschen, sondern, wie wir im II. Theile sehen werden, mit der Unsterblichkeit. Eine Versündigung gegen die Wiedergeburt ist daher nicht eine Unsittlichkeit, sondern ein Frevel gegen die jenseitige Existenz. Die Lehre daher: „daß nur der Sünder der Wiedergeburt bedarf," seßt eine völlige Verkennung des Lebensgefeßes voraus. Gerade hierin liegt ja der hochwichtige Unterschied zwischen der mosaischen und der christlichen Religion. Moses gab das Moralgefeß und suchte durch die Triebfedern von Furcht und Hoffnung, von Lohn und Strafe, den sittlichen Zustand seines Volkes zu heben. Christus dagegen lehrte, daß nur der Wiedergeborene fähig sei, das Moralgeset zu erfüllen, und daß zu der Wiedergeburt die Erfüllung eines anderen Geseßes, nämlich des geistigen Lebensgesezes vorausgehen müsse.

10. Die Paragraphen dieses Lebensgefezes muß jeder Mensch erfüllen; diese mußte auch Jesus erfüllen und er hat sie auch in gerechter und vollkommener Weise erfüllt. So lange daher die Kirche die Frage: „durch welche Mittel Jesus die Wiedergeburt errang" von vornherein als eine unzulässige betrachtet, so lange kann der Unterschied zwischen dem Moral- und dem Lebensgefeß nicht klar werden und so lange wird auch eine allgemeine gültige Auslegung der heiligen Schrift vergeblich versucht werden.

Erster Theil.

Das Ideal

$. 1.

Jeder Wiedergeborene ist ein Sohn Gottes.

11. Christus nannte Gott seinen Vater; aber in ganz demselben speziellen und ureigenen Sinn nannte er Gott auch den Vater aller Wiedergeborenen, z. B.

Matth. 6, 4: Dein Vater, der ins Verborgene sieht. Marc. 11, 25: Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so

wird euch euer Vater im Himmel euere Fehler auch nicht vergeben.

Luc. 12, 32: Fürchte dich nicht du kleine Heerde, denn es

ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Joh. 20, 17: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu

eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott u. s. w. 12. Während Christus in allen diesen Stellen die Gottheit als den Vater aller Wiedergeborenen bezeichnet, in gleichem Sinn, wie er Gott seinen eigenen Vater, seinen eigenen Gott nennt

so bezeichnet er keineswegs Gott als den Vater auch des natürlichen Menschen:

Joh. 8, 42: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich. Joh. 8, 44: Jhr seid von dem Vater, dem Teufel, und nach eures Vaters Lust wollt ihr thun.

Joh. 8, 47: Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort, darum höret ihr (Juden) nicht, denn ihr seid nicht von Gott. Röm. 9, 8: Das sind nicht Gottes Kinder, welche des Fleisches Kinder sind; sondern die Kinder der Verheißung (die Wiedergeborenen, vergl. Joh. 1, 13.) werden für Samen (für Gottes Kinder, vergl. Gal. 4, 23 ff.) gerechnet;

sondern spricht vielmehr dem nicht wiedergeborenen, dem natürlichen Menschen die Vaterschaft Gottes ganz bestimmt ab.

13. Diese Vaterschaft nimmt dagegen Christus für sich in Anspruch, aber nicht für sich allein,

Joh. 8, 23: Ich bin von oben herab, ihr (die Juden) seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.

Joh. 17, 16: Sie (die Jünger) sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin;

sondern auch in ganz gleicher Weise für seine Jünger, auch diese find nicht von der Welt, sondern gleichfalls wiedergeboren, gezeugt von geistigen Kräften, wie dies noch deutlicher ausgesprochen ist in

Joh. 1, 12: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er

Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen
glauben, welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem
Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines
Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

14. Wer aber meinen wollte, daß zwischen Kind und Sohn Gottes gleichwohl ein specifischer Unterschied bestehen müsse, der wolle bedenken, daß die heilige Schrift diesen Unterschied nicht kennt, daß sie vielmehr alle Wiedergeborenen Söhne Gottes nennt und daß nur Luther sich erlaubte, den Ausdruck viós (Hyios) bei Chriftus mit „Sohn," dagegen bei anderen Wiedergeborenen meistens mit „Kind“ zu übersehen. So steht ausdrücklich geschrieben:

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