ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

überaus sein und zartsinnig ihm selbst bezeugt wäre. Woher hätte sonst Philippus, der soeben erst in Jesu Nachfolge Gezogene, die Freudigkeit gewonnen zu seiner einladenden Botschaft von dem Verheißenen? Jesus hätte den Philippus wohl nicht aus freien Stücken zu seiner Nachfolge aufgefordert - wie selten tut ers doch -wenn Philippus nicht aus der Stadt des Andreas und Petrus, aus Bethsaida gewesen wäre! Drei Jünger aus einer Stadt! Begnadigtes Bethsaida – - doch nein, Bethsaida, um so mehr verpflichtet, je größer die Wunder und Zeichen der Barmherzigkeit des Herrn, die an dir und in dir geschehen sind und wiederum wehe dir, ungebessertes Bethsaida! Tyrus und Sidon hätten vor Zeiten in Sack und Asche Buße getan. Die Gerechten werden herausgeführt, wie einst Lot aus Sodom, daß dann ungehindert und ungehemmt das Gericht die Unbußfertigen treffe. Daß nur auch an uns der Ruf des Herrn ergehe: Folge mir nach, wie an Philippus, daß nur uns auch ein so treuer Freund erstehe, wie in jenem für Nathanael. Denn das ist ein Freundschaftsdienst echter Art, den Philippus dem Nathanael leistet mit seinem Lockruf: Gefunden! Wie oft mögen die beiden neben den zwei Brüderpaaren hernach das Freundespaar unter den Zwölfen mit einander geredet haben von dem, was ihre Herzen bewegt, was der Väter Schar erhofft, Moses und der Propheten Weissagung verheißen hatte! Jezt jubelt der beglückte Philippus seinem Freund entgegen: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Geseß und die Propheten geschrieben ha ben, Jesum, Josephs Sohn von Nazareth.

[ocr errors]

Ein hohes Lebensziel fürwahr. Nicht am Staube klebend, nicht am Alltäglichen sich genügen lassend, nein, was der Inbegriff alles Edlen und Hohen hienieden, was das Heiligste und Beste und Größte auf Erden, das Schönste in der Welt, das haben jene beiden reinen Jünglinge gesucht. In Jahren der größten Kraft nicht die Kräfte vergeudet! Der Sonne entgegen fliegt der junge Aar, das höchste Ziel ist dem Edlen gerade gut genug, gute Perlen sucht der Kaufmann, je schöner und vollkommener, je lieber. Und jetzt hat einer von jenen gefunden! Der Glückliche!

Der andere aber hat noch unter dem Feigenbaum gerungen. Das dichte Blätterdach des Baumes, den der Herr zum Sinnbild gefeßt für sein Friedensreich, in dem einst jeder Israelit unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen sollte, muß die Mauer seines Gebetskämmerleins sein, aus dem sein Seufzen und Rufen, Ringen und Schreien vor den Thron Jehovas dringt, daß er es müßte erhören und seine Verheißung erfüllen.

Und sieh, die Erhörung steht bereits vor der Tür. Philippus geht vorüber, als jener eben aus seinem Gebetskämmerlein heraustritt: Ge

funden! Das Sehnen Erfüllung, die Hoffnung Wirklichkeit! Er ist da, der Verheißene. Wie wenn der Goldfucher nach langem ergebnislosen Schürfen all seine Mittel erschöpft sieht bis aufs leßte, und schier wider alles Erwarten eine Erzader endeckt und endlich einen großen Fund gemacht hat von dem glänzenden Metall, nein, besser, wie ein Verschmachtender in der Wüste nach nußlosem Umherstreifen kreuz und quer zum Tode matt endlich einen Quell gefunden und dann seinen schon ver zweifelnden Gefährten zuruft: Gefunden, gerettet! so klingt hier der Ruf an das Ohr des Heilsverlangenden.

Ja, wenn Philippus nur gesagt hätte: Gefunden Jesum, Josephs Sohn, dann wäre Nathanael zufrieden gewesen. Aber der sich auf die Schrift beruft, redet wider die Schrift! Ein Nazarener solls sein aus dem verachteten Städtlein, das niemand wert hält, das durch nichts bekannt oder gar berühmt ist, das keine Gottesverheißung empfangen hat. Aus jener Stadt soll das Heilsverlangen gestillt werden? Unmöglich! Nathanael möcht ja gern glauben. Aber wie soll das Beste vom Schlimmsten kommen, eine Himmelsblume aus dem Schutthaufen erblühen? Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und dann wär die Täuschung nur um so schlimmer. Auch die Wüste hat ihre Trugbilder und dann wäre der lezte Betrug ärger, denn der erste. Herrliches, Großes, Überwältigendes will Nathanael sehen, vor dem er sich beugt! Und hier - an der Niedrigfeit muß er ja Anstoß nehmen.

Freilich, sein Bedenken ist nicht aus Lust am Zweifel herausgewachsen, das Vorurteil scheint berechtigt, der Anstoß ist geboren aus tiefster Wahrheitsliebe. Weil er der Wahrheit recht gewiß zu werden wünscht, drängt sich ihm der Zweifel auf aus Liebe zur Wahrheit. So übergroß ist ja des Philippus Botschaft, so unvermutet schnell bringt sie die Erfüllung seines Herzensverlangens, daß Nathanael in seiner Überraschung nicht dazu kommen kann, sie sogleich im Glauben anzunehmen. Das Menschenherz kann sich so wenig plöglicher Freude, wie jähem, unermeßlichem Leid im Augenblick erschließen, antwortet auf beides mit einem ablehnenden: Unmöglich! bis es sich darauf eingerichtet.

Auch bei uns. Auch heut. Auch hier. Ein unermeßliches Bedenken liegt ja hier vor. Jezt Nazareth, die verachtete, hernach, der da nicht hatte, da er sein Haupt hinlege, dann das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, zulezt der Allerverachtetste und Unwerteste, so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg die eine wie die andere Äußerlichkeit war Anlaß zum Spott über den Nazarener, über das, was töricht war vor der Welt und verachtet und schwach bald war diese, bald jene Nebenfrage ein Stein im Wege, Anstoß und Ärgernis,

--

an dem der sinnende Verstand nicht vorbei kommen fonnté. All das köstliche, was angeboten ward, schien in Frage gestellt, weil eine unbedeutende Nebensache ein Vorurteil erweckte. Die Schale scheint so hart, daß sie sich nicht zerbrechen läßt, der Knoten so verschlungen, daß er sich nicht lösen will und Tausende gehen dahin im Wahn, mit einem Einspruch wie: Was kann aus Nazareth Gutes kommen? die Frage nach dem Höchsten erledigt zu haben, mit einem Verstandesbedenken der Seele Verlangen bei Seite schieben zu können, mit ihrem Festhalten an der vorgefaßten Meinung die Stimme des Herzens zum Schweigen gebracht zu haben. Diese wollens nicht anders, jene meinen, sie könnens nicht anders. Mit dem Herzen möchten sie Christen sein, mit dem Kopf sind sie Heiden. Bedenken sollen aber nicht bei Seit gesezt, sondern überwunden werden. Ist das Verlangen ein ächtes, so wird sichs nicht kurzer Hand zurückweisen lassen, noch durch ein Vorurteil abtun, sondern heißt die Augen aufschlagen, obs nicht nur Wolken seien, die vor den Sonnenstrahlen sich auflösen und dann dem ungetrübten Sonnenschein Raum geben. Das ist der Weg, den Philippus dem Nathanael zeigt, den der rechte Israelit geht zum

2. Heilserlebnis und Annahme.

Philippus läßt sich nicht so leicht abweisen, überläßt nicht gekränkt den Nathanael seinem Schicksal, läßt nicht den Strauchelnden fallen, den Irregehenden im Irrtum beharren, gibts nicht verdrießlich auf, den zu belehren, der sich selbst für klug hält. Philippus ist ja Nathanaels selbstloser Freund. Er läßt sich nicht in Streit mit jenem ein über sein Bedenken, versucht nicht die Einwürfe durch andere Erwägungen des Verstandes zu überwinden und zu beseitigen, beginnt nicht Auseinanderseßungen mit jenem. Dabei kommt selten etwas, stets wenig, meist gar nichts heraus. Er will ihm nicht seine alte Überzeugung nehmen, sondern ihm eine bessere geben. Philippus weist ihn auf den einzig richtigen Weg des Glaubenserlebnisses: Komm und siehe es, was Großes, wie Köstliches, ja, daß der einzig Gute aus Nazareth da ist, Jesus, Josephs Sohn. Das ist die allein richtige Antwort auf alle Zweifel, und damit war die Entscheidung in Nathanaels Hand gestellt. Wer da will das Heil erkennen, der wirds dann gewiß schauen. Wems nicht Ernst ist, wer Einwände macht, um seine Abkehr zu beschönigen, mag sichs dann selbst zuschreiben, wenn er die Sonne nicht mehr sieht in ihrem Leuchten, die Liebe nicht faßt in ihrer Liebeserweisung, das Heil nicht annimmt in seinen Heilsdarbietungen. Wer da will Gottes Willen tun, der wirds merken, ob Jesus von Gott sei oder ob er von ihm selber rede, ob Nazareth und

alle Entwicklung der Welt nichts gutes bringen könne, oder ob der Herr Nazareth und aller Welt zum Troß schenken kann, was ein armes Menschenherz braucht. Ja, komm und siehe!

Sich zum Heil geht Nathanael den gewiesenen Weg. Er sträubt, sich gegen Nazareth, und doch läßt ihn die Botschaft von der Ankunft des Verheißenen nicht ruhen. Er will nicht aburteilen, ehe er gesehen, nicht verwerfen, ehe er kennen gelernt hat. Recht so solchen gilt die Verheißung: Suchet, so werdet ihr finden. Ja, ehe sie rufen, will ich hören! Lang ehe ein Kind lernt, den Vater lieben, hat dieser ihm schon tausenderlei Liebes getan. Längst ehe ein Mensch seinem Heiland entgegengeht, ist dieser ihm schon entgegengekommen und nachgegangen. Mit Staunen erfährts Nathanael hier. Ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist! Wie muß das doch beschämen und beugen! Aber wie muß das doch auch traurig machen! Jakob, der ein Israelit ward, war der Listige. Wieviel alte Jakobsart, wieviel Trug und Verstellung muß doch dem Heiland begegnet sein auch bei denen, die ihm nahten, daß er bei dem einen, wo ers anders findet, das besonders hervorhebt! Ein rechter Israelit, der sich nicht erhaben dünkt über das Zeugnis seines Freundes, der nicht aburteilt über anderer Erfahrung, der kommt und selbst sehen und selbst prüfen will. — So komm auch du und siehe den Vater, der ins Verborgne siehet, den Heiland, der die Herzen erforscht. Komm und siehe, wie sein Wort auch dein Herz trifft, wie da die tiefsten Saiten erklingen und du ihm Recht geben mußt in all seinen Worten!

Aber zunächst muß, so scheints, Nathanaels Argwohn noch wachsen. Solch Lob, so ungewohnt, so uneingeschränkt, so offen ins Gesicht hinein, was solls? Will jener, vor den er mit Bedenken und Zögern hingetreten ist, ihn fangen? So leicht gibt er sich nicht. Seine Zweifel hat er mitgebracht. Nur desto stärker tauchen sie in ihm auf. Woher kennest du mich? Was soll das Urteil mit so hohem Lobe? Im nächsten Augenblick wird er überwunden von dem tiefgreifenden Herzenskündiger, der seines Lebens geheimste Regungen aufdeckt und dem der ins Herz getroffene die Huldigung nicht versagen kann. Es ist die Macht der Person unseres Heilands, die den Sieg gewinnt. Nathanael schaut erfüllt, was er vordem oft gebetet, fest geglaubt, nie erlebt hatte: Herr, du erforschest mich und kennest mich. Ich size oder stehe auf, so weißt du es; du verstehest meine Gedanken von ferne. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht alles wissest. Des Heilands Auge hat ins Verborgene hineingeschaut. Geh in dein Kämmerlein, und schleuß die Tür zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen. Und dein Vater, der ins Verborgene siehet, wird dirs vergelten öffentlich. Da wirft Na

thanael alle Zweifel weg, sein Unglaube, von Jesu nicht kurzer Hand abgelehnt, sondern überwunden, wird zum Bekenntnis des Glaubens gewandelt, das weit über seines Freundes Philippus Hinweis auf den, von dem Moses und die Propheten geredet haben, hinausgeht. Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel. So bekennt ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist. Also Jesus auch seines Herzens König, dem sein Leben ganz gehört, dem er sich geweiht hat als getreuer Untertan. Von Jesu hören, heißt, auf ihn aufmerksam werden. Auf ihn aufmerksam sein, heißt, zu ihm kommen. Zu ihm kommen, heißt ihn sehen. Ihn sehen, heißt ihn erkennen. Ihn erkennen, heißt, sich ihm hingeben. Sich ihm hingeben, heißt, ihn anbeten, dem du die Huldigung nicht versagen kannst. Gesegnete Stunde, da ein Menschenherz zu Jesu tommt. Wen er segnet in dieser Zeit, der bleibt gesegnet in Ewigkeit, denn bei Jesu wird er alle Tage immer neuen reicheren Segens teilhaftig. Ihm wird zu teil

3. Heilserfahrung und Seligkeit.

Wie bald ist doch Nathanael auf den rechten Standpunkt gestellt! Wie gern ist er doch den richtigen Weg gegangen! Wie leicht ist doch Jesu dieser Sieg geworden! Um dieses einen Zeugnisses willen aus Jesu Mund, der den Heilsbegierigen unter dem Feigenbaum sah, ist Nathanael zum Glauben gekommen. Wie gering und unscheinbar doch dieser Anfang! Wie viel größeres, köstlicheres ist dem Glauben beschieden! Welch selige Erfahrungen dürfen doch Jesu Jünger machen, die ihnen der Heiland selbst hier zum ersten Mal mit der heiligen, nur von ihm gebrauchten gedoppelten Zusage: Wahrlich, wahrlich, versichert!

Was ein Jakob einst im Traum geschaut einen kurzen Augenblick, das wird nun der Art des rechten Israeliten lebendige Wirklichkeit, die Jakobsleiter steht aufgerichtet und die Engel Gottes fahren herauf und herab auf des Menschen Sohn, Himmel und Erde sind mit einander verbunden, Zeit und Ewigkeit einander nahe gebracht, Sichtbares und Unsichtbares vereint, alles zu Dienst dem Menschensohn. Jesus ist der König seines Reiches und in ihm die Verklärung aller Natur und Kreatur, alle Herrlichkeit Himmels und der Erde in ihm umschlossen und aller Schuß des Höchsten für den bereit, der der Menschensohn ist und doch der Herr, des lebendigen Gottes Sohn. Die Sonne des Heils, die dem Nathanael aufgegangen, bringt den Tag, sobald ihr erster Strahl über den Horizont aufleuchtet, sobald das Licht in ein Menschenherz fällt, das dem Aufgang der Sonne entgegenharrt. Aber je höher sie steigt, je heller leuchtet sie und desto wärmere Strahlen sendet sie. Die Lebenserfahrungen der

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »