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Daseyns treten die dåmonischen Geister, die schon lange den Faust umschweben, im folgenden Gesange sich offenbarend, noch näher an ihn heran. Trüglich preisen sie ihn einen Halbgott und ermuntern ihn, auf andern, neuen Lebensbahnen sich Erquickung und Befriedigung zu suchen. Mephisto verspricht, ihm dabei behülflich zu seyn, und schließt nun einen förmlichen Pact mit ihm. Man darf sich nicht durch die Wortstellung verleiten lassen, die Worte Faust's: „Doch hast du Speise, die nicht sättigt" u. s. w. als Frage aufzufassen, was dem Sinn entgegen seyn würde. Sie sind vielmehr so zu fassen: Doch wenn du auch nur Speise hast u. s. w., und dann der Schluß: nun denn, fo zeig' mir die Frucht u. s. w.

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Ein besonderes Gewicht liegt auf Faust's Erklärung: „Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen" bis „es sey die Zeit für mich vorbei". Die Worte: Werd' ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön“ kehren im 2. Theile, 5ter Act, S. 321, beim Tode des Faust, wieder.. Weshalb denn auch Mephisto hier bedeutungsvoll fagt: „Bedenk' es recht, wir werden's nicht vergessen“. Deutlich deutet dies auf Goethe's frühe Absicht zur Fortsetzung des ersten Theils hin. -Wie ich beharre, bin ich Knecht", d. h.: Wenn ich bei diesem Versprechen beharre, so bin ich, wenn ich mich im Genuß des Augenblicks befriedigt erkläre, ja ohnehin Knecht, und es kann mir dann ganz gleich gelten, ob der Deinige oder eines andern. Beim Doctorschmaus“. Es ist zu denken, daß an dem Tage bei der Universitåt irgend eine Promotion stattgefunden habe, die durch einen Schmaus gefeiert zu werden pflegt. Die Herrschaft führen Wachs und Leder". Unter Leder ist das Pergament zu verstehen, welches aus Häuten bereitet wird. In Wachs pflegte man im Mittelalter die Siegel unter die Urkunden abzudrücken. Bei dem nun geschlosfenen Contract wird vom Dichter der Sinn, in welchem Fauft sich dem Mephisto hingiebt, der von diesem immer in das Niedere gedeutet und herübergezogen wird, absichtlich recht weitläufig auseinander gesezt. Es geschieht von den Worten: „Das Streben meiner ganzen Kraft" u. s. w. bis an's Ende des Auftrittes. Die Duintessenz der Faustischen Gedankenreihe ist in den Versen ausgesprochen:

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Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,

Will ich in meinem innern Selbst genießen

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Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
Und wie sie selbst am End' auch ich zerscheitern.

Es ist dasselbe, was er nachher der Menschheit Krone" nennt.
Vergebens bemerkt ihm Mephisto dagegen, daß die Kräfte des einzelnen
Menschen dieser Totalität der Erscheinungen und Empfindungen gar nicht

gewachsen sind, daß jedes Individuum eine beschränkte, bestimmte Natur besißt, die nur dieser oder jener Art der Receptivität fähig ist, daß nur in unrealen, poetischen Fictionen die Gegensåße der Wirklichkeit ausgeglichen erscheinen, und daß sie nur in nie wahrhaft eristirenden Phantomen zu romanhaften Scheingestalten zusammengehäuft sind, die eine Welt im Kleis nen (einen Mikrokosmus) zu repräsentiren scheinen sollen. Des Menschen Streben, seine innere eigentlich angeborene Natur zu verändern und zu erweitern, bleibe stets ein vergebliches, und werde durch kein Mittel der Kunst gelingen. Für die trostlose Wahrheit dieser dämonischen Lehre ist Faust auch nur zu empfänglich und ebenso für die darauf folgenden Mahnungen, nicht vergeblich danach zu streben, die Außenwelt in sich hereinzuziehen und sie in sich aufzunehmen, sondern sich vielmehr nach Außen zu wenden, um äußere Macht zu erlangen, Jugendkraft, Zeit und Geles genheit ohne viel tiefsinniges Grübeln und Speculiren zu benußen, und sich in diesem Sinne dem Lebensgenuß und dem Weltwesen hinzugeben. Mephistopheles bietet ihm dazu seine Hülfe und verleidet ihm seinen bisherigen Zustand noch mehr. Was ist das für ein Marterort?" (nämlich die Studirstube.) Unter,, den Jungens, den Buben" sind die Studenten gemeint. — In dem kurzen Monologe des Mephisto ist Faust's Charakteristik sehr objectiv ausgesprochen und er wirft (wenn es dessen noch bedürfte) ein sehr erhellendes Schlaglicht auf den ganzen vorhergehenden Dialog zurück. Es treten Faust's Natur und seine Intentionen, des Mephisto täuschende Vorspiegelungen, um ihn zu gewinnen, so wie seine wahren Absichten und ihre zu erwartenden Erfolge sehr klar gesondert auseinander.

Das folgende Zwiegespräch mit dem redlichgesinnten, bestwilligen Schüler ist meisterhaft und seinem Hauptinhalte nach wohl ohne Erklärung verständlich. Zuerst von der Encheiresis naturae. Die ursprüngliche Lesart dieser Stelle, welche Goethe bei Joh. Falk (Goethe aus nåherm persönlichen Umgange dargestellt) selbst citirt, lautete:

,,Encheiresin naturae nennt's die Chemie,

Bohrt sich selber Esel, und weiß nicht wie!"

Und dann fährt G. fort:,,Was helfen mir denn die Theile? Was ihre Namen? Wissen will ich, was jeden einzelnen Theil im Universum so hoch begeistigt, daß er den andern aufsucht, ihm entweder dient oder ihn beherrscht, je nachdem das allen ein- und aufgeborne Vernunftgeset in eis nem höhern oder geringern Grade den zu dieser, jenen zu jener Rolle befähigt. Aber gerade in diesen Punkten herrscht überall das tiefste Stillschweigen." Die Logiker, welche die Thätigkeit des Denkens wie ein Skelett zergliedern, die Bildung der Begriffe, das Gewebe der Urtheile und Schlüsse nachweisen und auseinanderzerren, fördern dadurch die wahre,

lebendige Denkthätigkeit, die eine frische, urkräftige, selbständige ist, so wenig, als die Chemiker durch Zerlegung der Stoffe in ihre einzelnen Bestandtheile die Verbindung derselben zu einer Einheit, ihre Gesammtwirkungen, Ein- und Gegenwirkungen unter sich, das geheimnißvolle Band der Natur, welches sie durchdringt und verflicht, durchschauen können. Wie man auch Mineralwasser künstlich nachmacht, ohne daß sie an Kraft den natürlichen gleichkommen. Und da die Chemiker selbst jene geheimnißvolle Verbindung unter dem Namen Encheiresis naturae unerklärt in ihren Werken aufführen, so spotten sie selbst ihrer Wissenschaft, ohne es zu wollen, indem sie gerade das Wesentlichste unerklärt lassen. „Paragraphos wohl einstudirt" geht auf die Abschnitte in den Handbüchern, die der Lehrer beim Unterricht zum Grunde legt und in jeder Vorlesung behandelt. ,,Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage", d. h. Ein Gefeß, welches ursprünglich in verständiger, wohlwollender Absicht verfaßt war, wird oft in der sich verändernden Zeit zur Verkehrtheit und eine Plage der Nachkommen. Höchst ergößlich und rührend zugleich ist die Art, wie der brave Schüler alle diese Belehrungen, namentlich die über die Medicin, aufnimmt; besonders die treuherzigen Worte: „Ich schwör' euch zu, mir ist's als wie ein Traum". Und nun das Stammbuch, womit Goethe so oft geplagt worden ist! Der Vers aus der lateinischen Bibel enthält die Worte der Schlange im Paradiese (1 Buch Mosis 3, v. 5): Ihr werdet seyn wie Gott, und wissen was gut und böse ist. Dann treten die beiden Abenteurer auf dem Zaubermantel ihren Ausflug an.

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Eine Reihe von Scenen wird uns nun vorübergeführt, in denen das Dåmonische immer überwiegender, kecker und greller hervortritt; das Abenteuer in Auerbach's Keller in Leipzig, dann die Herenküche, und zulezt fogar die Walpurgisnacht, wo wir uns im Centrum des ganzen Geisterreichs befinden, dessen Angehörige und Anverwandte aus allen Theilen der Welt, wo sie zerstreut und einzeln ihr Wesen treiben, wie eine große Geisterkarawane auf den Brocken zusammen wallfahrten. Mit allen diesen Spukgestalten, Ausgeburten der Hölle und diabolischen Metamorphosen contrastirt in ihrer wunderbar einfachen Weise die Sphåre der Unschuld, Liebe und Treue, welche Gretchens Erscheinung umgiebt. Die Verschränkung dieser beiden Welten bringt auf das Gemüth des Lesers die ergreifendste Wirkung hervor.

Die Scene in Auerbach's Keller führt die derben Mystificationen vor die Anschauung, welche in der Tradition der Faustsage vorzüglich hervorgehoben werden. Sie durfte deshalb am allerwenigsten hier fehlen, obgleich ihr niederer Charakter bei der edlen Art und Weise, wie Goethe den Fauft aufge= faßt und behandelt, eine Theilnahme desselben fast auszuschließen scheinen

möchte und dem Dichter auch insofern ein Bedenken erregt zu haben scheint, als er den Faust selbst bei dem Teufelsspaß ganz in den Hintergrund rückt, und ihn außer einem kurzen Gruß nur seine Langeweile an den Poffen aussprechen läßt, denn nothwendig muß die ganze Sache bei Faust's hochstrebender ideeller Denkungsweise sehr geringes Interesse für ihn haben. Die Scene bei Goethe ist aus 4 verschiedenen Abenteuern zusammengesetzt. (S. Frankfurter Ausgabe von 1587 bei Scheible S. 1052. Widman I, 37, 281 fg. I, 39, 299 und I, 47, 337. Camerarius Hor. succisiv. Cent. 2, pag. 314.) Der Auerbach'sche Keller wird in diesen Stellen gar nicht genannt. Aus einem Keller zu Leipzig reitet er auf einem vollen Faß Weins. Daß dieser Keller der Auerbach'sche gewesen sey, erzählt Vogel: Leipziger Annalen S. 11. (Vgl. Stieglitz bei Raumer S. 145.) — Den Wein aber aus den Bohrlöchern der Tischplatte läßt Faust nach Widman auf einer Gasterei zu Erfurt in der Schlössergasse, in einem Hause, „Zum Encker“ (Anker) genannt, fließen. Die Augenverblendung trunkner singender Bauern fand aber auf einem Dorfe bei Wittenberg statt. Camerarius und die Frankfurter Ausgabe erzählen, daß Faust in einer nicht angeführten Stadt, bei einem Zechgelage, einen Weinstock aus dem Tische hervorwachsen ließ, und den Gåsten auf ein gegebenes Zeichen erlaubte, sich jeder eine Traube abzuschneiden; daß sie aber plößlich aus ihrem Sinnenrauschh erwachend erkannten, wie einer des andern Nase mit dem Messer abzuschneiden im Begriff stand. - Wie in dieser Sage Wein aus der dürren Tischplatte gezapft wird, so heißt's in Hans Vintler's Blume der Tugend, gedichtet im Jahr 1411, bei Jacob Grimm Deutsch. Myth. S. LVIII Anhang: „Manig zaubrerin die sein die nement ain hacken vnd schlachend wein aus einer dur aichin saul"; und die Heren stecken ein Messer in eine Eichensäule, hången einen Strick daran und lassen aus diesem Milch fließen, oder sie schlagen eine Art in die Thürsäule und melken aus dem Arthelm. (S. ebendas. S. 605.) Daß irgend eine historische Thatsache, ein durch die übertreibende Sage vergrößertes und beglaubigtes Zauberstückchen des geschichtlichen Faust dieser Erzählung zu Grunde liege, scheint im Allgemeinen sehr wahrscheinlich, und die Erhaltung und Auffrischung derselben in den Bildern, welche noch jezt im Auerbach'schen Keller zu Leipzig Studenten und Meßfremde zu sich versammeln, lag natürlich im Interesse der Besizer des Kellers.

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Auf den beiden jezt in dem Keller hångenden, mit der Jahrszahl 1525 versehenen Bildern stehen als Unterschrift folgende Verse: Doctor Faustus zu dieser Frist Aus Auerbachs Keller geritten ist Auf einem Faß mit Wein geschwint,

Und ferner:

Welches gesehn viel Mutterkind.

Solches durch seine subtilen Kunst hat gethan,
Und des Teufels Lohn empfangen davon. 1525.

Vive, bibe, obgraegare, memor Fausti huius et huius
Poenae; aderat clauda haec, ast erat ampla, gradu. 1525.

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In neuerer Zeit ist die Darstellung dieser Trinkscene im Steindruck von Delacroir besonders gelungen. (Vgl. darüber Goethe's Urtheil bei Eckermann I, 257 fg.) In dem Verlauf des Zechgelages ziehen außer der Charakteristik der rohen Gesellen besonders die eingefügten Lieder unsere Aufmerksamkeit auf sich. In solchen kräftigen Weisen volksthümlichen Tones ist Goethe unübertrefflich. In dem Liede von der vergifteten Ratte, mit seiner tiefern allegorischen Bedeutung, gewährt die Erwähnung des Doctor Luther wieder einen chronologischen Halt. Junker Hans von Rippach scheint, wie die später vorkommende Benennung Junker Voland, eine nationale Bezeichnung des Teufels. Junker Hans, Hans vom Busch und ähnliche Benennungen des Teufels kommen in den Herenprocessen des 16. und 17. Jahrhunderts öfter vor. (S. J. Grimm Deutsche Myth. S. 598.) Der Ort Rippach zwischen Buttelstedt und Leipzig wird von Goethe im Briefwechsel mit Schiller Th. III, S. 1 erwähnt. - Die Benennung: Junker Voland stammt von dem Mhd. valant (f. Nibel. 1334, 1) und valandinne (s. Nibel. 1686, 4) = Teufel, Teufelin. Sie ist wohl abzuleiten von dem Mhd. Verbum: vâlen, vaelen, welches die Bedeutung unseres fehlen, irren hat. (S. J. Grimm D. M. S. 555.) Auch die Erwähnung Spaniens hat besondere Bedeutung, da dies Land seit der Wechselheirath der beiden spanischen Infanten, Johanna und Johann, mit den Kindern des Kaisers Marimilian, Philipp dem Schönen von Oestreich und Margaretha, nåher mit dem deutschen Reiche verbunden ward und die Kronen beider Reiche seit 1519 auf Carl's V. Haupte bekanntlich vereinigt wurden. In dem Flohlied aber wird die rasche Carrière eines Parvenů's und Günstlings, der als Minister das Land blutgierig und quålerisch aussaugt, zum nicht geringen Ergößen der lustigen Zechbrüder von Mephistopheles vorgetragen. Nun folgt der übrige Hocus pocus*), und der benebelte Altmayer, der zugleich vor Furcht auf keinem Bein mehr gehen und stehen kann, versichert, er habe die Fremden auf einem Fasse zur Kellerthür hinausreiten sehen.

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*) Das Wort ist aus dem Lateinischen: Hoc est verum corpus verdorben, und soll eigentlich auf die Transsubstantiationslehre des Abendmahls spöttisch hindeuten.

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