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deßhalb schreibt man dieß günstige Zeichen dem Pottur und Castor zu und ruft diese auf dem Meere als Götter an. Auch der Menschen Häupter haben des Abends einen Glanz um sich her, mit großer Schitfalsbedeutung 108). '.

Zum fünften Acte.

Philemon und Baucis, jenes in verderbter Zeit von den die Erde besuchenden Göttern allein bei Redlichkeit und Tugend erfundene Paar 109), wird als Sinnbild des frommen, etwas eigensinnigen Beha gens am Gewohnten, Genügsamen und Rechten dars gestellt, das dem Misbrauche launenhafter Uebermacht und hartherziges Emporkömmlingsstolzes weichen muß, und indem es sich auf das Recht steift, sein Verderben bereitet. Wie in der Fabel das Haus dieser Frommen zu einem Tempel umgeschaffen wird, so warten sie hier,

108) Dem Servius Tullius bedeutete solch eine Flamme den Königsthron; wie denn noch andere Beispiele solcher schiksalsvollen Aureolen oder Heiligenscheine auch bei Heiden zu finden sind.

109) Ovid's Metamorphosen VIII, 632 fgg. (ohne Zweifel aus Kallimachus oder sonst einem Griechis schen Mythographen), und die bekannte Idylle Phiz Temon und Baucis von Voß.!

am Ufer des Meeres, eines kleinen Capellchens und rufen für die in Sturmesndthen Befindlichen durch ihre Glocke Hülfe herbei. Es ist über die Scene, wo diese Alten mit dem ehmals geretteten Wandrer zusammen auftreten, ein so magischer Frieden verbreitet, daß wir die Landschaft, still und grün, in mildem Abendglanze vor uns liegen sehn, was denn mit dem schrekvollen Acte der Bertilgung solches Paradieses einen desto wire kungsvolleren Kontrast macht. Wie es Mephistopheles mit seinen Helfershelfern im neuen Dienste für das Beste der Menschheit überhaupt treibt, erfahren wir durch ihre Seeberichte, und so wird denn abermals die traurige Gewißheit bestätigt, daß der beste Wille von oben durch die Zwischenhändler und Werkzeuge, die man nehmen muß, wie man sie hat, vereitelt, ja zum Fluche gewendet wird. Sehr tragisch aber ers scheint es, wenn Faust so eben erst, nach der Mächtigen Art, für das verübte Unrecht sich mit der Entschädigung tröstet, die, seiner Meinung nach, den alten Leuten reichlich geworden, und er nun vernimmt, daß sie dieser aufgedrungenen Entschädigung gar nicht froh geworden, sondern mit ihrem alten Wohnsize vernichtet sind. Auch ist es psychologisch fein vom Dich ter angelegt, daß der alte Mann, geblendet von der Größe der Anerbietungen, sich halb und halb willfåh, rig zeigt, dem gewaltsamen Nachbar gefällig zu were den und die Praris des halben Rechts und halben uns rechts, welche leider der Welt Lauf ist, anzuerkennen,

die Frau dagegen mit Entschiedenheit in ihrer Gesinnung vor dem unheimlichen Handel jenes religiös - sitt liche Grauen zeigt, welches Fauft durch seinen Gesellen über alle die verbreitet, denen er nahe kommt. Unmit telbar aber nach geschehener Uebelthat kommt der Verz druß über all das Mislungene, das ihm der Bund mit dem Teufel bereitet hat, da er selbst seiner besseren Vors såße in solchem Vereine nicht hat froh werden können, über Faust. Sein Ende wird vorbereitet. Die Ger staltungen, die hier herantreten, die allegorischen Weis ber, die, Lemuren, die ganze Fassung dieser Katastros phe, erinnern auf das Wunderbarste an Schakspeare, und demohngeachtet ist dieß Alles so original, so eigenthümlich, so in sich selbst, compact, daß uns nur die genialste Geistesbrüderschaft der beyden größten Meis fter moderner Poesie von neuem überraschen und erfreuen muß. Das dunkle, düstre, erdenhafte Colos rit dieser Auflösungsscenen bildet den zauberischesten Kontrast mit dem Dufte und Rosenschimmer der Apotheose und man kann Zeile vor Zeile nur staunen über die ungeschwächt sichre und anmuthige Bildkraft der Greisenhand, welche solches Herrliche, noch in den lehten Zeiten eines schöpfungs und ruhmreichen Das feyns zu Stande gebracht.

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Faust's Geistiges reift zum Verdienste eines besser ren Looses, indem er, bei sich neigendem Tage seines Lebens, wo die Andern, über die Sünden und Vert schuldungen ihrer besseren Zeiten kleinmüthig, sich einer

schwächlichen, unlauteren Andächtelei in die Arme wer fen, vielmehr das Streben wohlwollender und groß artiger Thätigkeit im åchten Menschenberufe desto eners gischer in sich entzündet, und, der Gewalten, die an seinem Irdischen bereits zerstörend nagen, spottend, das in früherem leidenschaftlichen Gebären Verkannte und Versäumte desto entschiedener in's Werk zu stellen entschlossen bleibt. Mehr als je stellt er's an sich hers aus, daß er dem Teufel nie anders, als formal, zus gehört hat; mehr als je bleibt es gewiß, daß die Hölle ihn nicht in ihre Gemeinschaft, der Gesinnung nach, hat ziehn können; mehr als je tritt die Unleugs barkeit hervor, daß es Mepistopheles mislungen ist, ihn seine Straße sacht zu führen." Desto mehr wird man verlangend, dieß durch Urtheil und Spruch sin förmlichem Gerichte ausgesprochen, und nicht den ganzen Proceß im eigentlichstem Sinne niedergeschlagen zu sehn. Denn so sehr die Humanität in allen menschlichen Håndeln sich freut, den zweifels haft Schuldigen der Gefahr einer Berurtheilung ent zogen zu sehn, so sehr liegt doch der Würde der Gerechtigkeit daran, daß sie, wen sie für unschuldig hålt, diesem seinen Befreiungsbrief nicht, aus Menschenfurcht, heimlich in die Tasche stecke, sondern ihm solchen vor aller Welt frei und offen überreiche.

Der Dichter hat dieß nicht so einrichten wollen: wir müssen uns seinem Ermessen fügen; es wåre schndder Undank, ihm seine schöne, poetische Anordnung,

weil

weil wir auf etwas Andres vorbereitet waren, zu be geifern. Das bleibe den Zoilothersiten unsrer Tagslitteratur überlassen.

Lemuren oder Larven nannten die Römer umgehende Todten; der Dichter hat sich ihrer geistreich bedient, um die unheimlichen Bilder des Zerfallens und der Verwesung poetisch einzukleiden. Die Flammenstadt, die man durch den geöffneten Höllenrachen erblikt, ist die in Dante's Hölle Gesang VIII beschriebene Stadt des Dis, des großen Königes der Unterwelt. Die Philosopheme des Mephistopheles über den Siß der Seele und über die Künste, mit welchen man neuerdings geübt ist, dem Teufel seine Beuten zu entziehn, sind bereits von Deycks 110) als hump; ristische Anspielungen gedeutet auf die dermalen eifrig betriebenen Bekehrungsstudien der Frömmler und Kopfhånger, so wie auf die phantastischen Vorausseßungen, die man auf das Phänomen, daß Somnambulen mit Nabel und Magen erkennen, gebaut hat. Am Schlusse haben wir uns eine Gebirgsgegend, etwa wie den berühmten Montserrat in den Pyrenåen 111), zu denken, an welcher Einsiedlerhütten, Capellen und Closter die Andacht und Inbrunst eines gottgeweihten

110) Seite 110 fg.

111) An diesen wunderbaren Plah dachte Goethe auch sonst gern: in dem interessanten Fragmente die Ges heimnisse (Band XIII, Seite 165 fgg.) feßte er

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