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außer Frau Martha Schwerdtlein, für deren Seelenheil wohl Niemand Großes bietet, dazu bereitwillig finden, allenfalls mit dieser Personage in den Stand der heiligen Ehe zu treten. Gerade dadurch, daß er ihm die mythologisch symbolische Unförmlichkeit ab gestreift, hat Goethe diesen Höllenfürsten desto wahrer und schreklicher gemacht. Das müßte eine große Einfalt seyn, die nicht dem Teufel mit Zettelhaar und Tigerkrallen aus dem Wege gehen könnte! Wenn er mit Stern und Orden, unter'm Scapulier oder im Doctorhute daherschleicht, dann gilt es, sich gegen ihn zusammenzunehmen; der Pferdehuf, der in der falschen Wade verborgen stekt, tritt nicht bloß in Gretchen's Kammer zu seiner Zeit in fürchterlicher Naktheit, Glük und Ruhe zerstampfend, auf. Wie aber das Böse, auch in der gewöhnlichen Menschengestalt, immer einen tiefen Zug geheimer Widerwärtigkeit an sich trågt, den die arglose Unschuld kraft eines wohlthätigen Instinctes leichter inne wird, als die erfahrenste Menschenkenntniß: so ist auch dem Mephistopheles der Stempel der Verworfenheit aufgeprågt in der eisigen Kålte, in der håmischen Ironie, die sein Wesen umgiebt, und uns schäßbar zart und wahr empfunden ist es, daß eben gerade in den Momenten, da sie von seinen Stricken unentfliehbar umgarnt ist, Gretchen sich so naiv und erschütternd über diese Wahrnehmung äußert. Denn das Böse überwältigt uns leichter, weil wir meynen, es stehe neben uns, und so noch Raum zu haben glau

ben, daß wir ihm entfliehen: aber aus unserm Innern steigt es hervor, und wozu uns die dunkeln Re gungen der Begier in unbewachter Stunde gebracht haben, das schieben wir sodann leichtfertig auf die Verhältnisse und die Geschicke.

Beleuchtung einiger Misverhält nisse.

Wir haben von dem berühmten Theologen, Professor de Wette, einen Auffah über den Faust 18), worinne unter andern auffallenden und verfehlten Ur theilen über Tendenz und Durchführung des Stückes Aeußerungen, wie folgende, vorkommen:

18) Gedanken eines Theologen über Goe: the's Faust, in der Zeitschrift der Protestant, herausgegeben von Chr. E. Graf von Bengel -Sternau und Dr. G. Friedrich, dritter Jahrgang (1829), Márz, S. 210 fgg. Es ist nicht meine Absicht, mit obigen Bemerkungen einen achtungswerthen Namen zu verkleinern: allein, da schon ein Name, wie der de Wette's, für das größere Pus blicum ein Urtheil ist (es ist glüklicherweise nicht mit allen Namen so), so bleibt es um so nothwendiger, unter solcher Aegide auftauchende Irrthümer zu entz hüllen; und wo ein de Wette sich übereilt, der wie vielste wird da gründlicher. zu Werke gehn?

„Der Dichter denkt sich ihn (Faust) als einen bejahrten Mann; denn er läßt sich spåter verjüngen." Dieß ist durchaus gegen den Sinn der Dichtung. Wir haben uns den wunderbaren Mann vielmehr in bluhender Kraft zu denken, in Jahren, wo die Empfin dung des wissenschaftlichen Ueberdrusses das Entbehren jedweder eigentlichen Lebensfreude nur um so schmerz licher nahe legt. Er charakterisirt sich in dieser Hinsicht ganz trefflich durch die Verse:

Ich bin zu alt, um nur zu spielen,

Zu jung, um ohne Wunsch zu seyn.

Zwar bedient er sich in der Herenküche folgender

Worte:

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Und schafft die Sudelköcherei

Wohl dreißig Jahre mir vom Leibe?

Allein dieß könnte ein Mann gegen die Funfzig gar wohl wünschen, und damit würde er doch keines wegs wieder zum Kinde werden, wenn sein Wunsch in Erfüllung ginge. Und da Faust im Eingange des erften Theiles sagt:

Ziehe nun an die zehen Jahr

Herauf, herab, und quer und krumm

Meine Schüler an der Nase herum,

wie lange håtte er dann Student gewesen seyn müssen, um nach zehnjährigem Lehramte bereits ein Greis zu seyn? Jene Verjüngung aber ist dießmal wirklich weiter nichts, als ein symbolischer Act, weil Faust ein neues Leben, ein Leben der Lust und des

Genusses, beginnen soll, wo er den Doctor und Per danten, den man da nicht brauchen kann, bis auf die lehte Spur ausziehen muß; wobei Mephistopheles die Gelegenheit benut, ihm in der Spiegelung jenes zaus berischen Frauenbildes einen Stachel sinnliches Vers langens in's Herz zu senken. Und so bezeichnet gerade diese glanz und erfolgreiche Erneuung seines Aeußers lichen den furchtbarsten Abschnitt in seinem Leben, die Periode, wo der höhere, geistige Mensch dem ewigen Tode entgegensterben soll, in welcher Bedeutung, dies] selbe Niemand, der für Poesie Sinn hat, verkennen kann. Ueberhaupt aber ist man auf dem besten Wege, seiner eignen Empfånglichkeit für die poetischen Gedan-} ten eines Künstlers den Garaus zu machen, sobald man mit Zirkel und Rechentafel in der Hand an dies selben herantritt, um die prosaischen Bezüge derselben nach Zoll und Zahl bis zur buchstäblichsten Deutlichkeit auszuflügeln.

De Wette macht eine fernere Bemerkung, daß sich Faust's Zweifelsucht und Verachtung alles positi ven Wissens für den Standpunct der Gelehrsamkeit im sechzehnten Jahrhunderte erklärbar, ja der Entschuldigung fähig zeige, einer Zeit,,, wo die Wissena schaften, hohl und leer, aus dürrer Ueberlieferung und Formelwesen bestehend, einen lebendigen Geist wohl unbefriedigt lassen konnten.“ Ich wünschte nicht, daß ein so tüchtiger Gelehrter über eine der herrlichsten Pe rioden der menschlichen Geistesentwickelung, über das

Jahrhundert der Reformation, über das Zeitalter, wenigstens in einem großen Theile Europa's, der höchsten Kunst- und Litteraturblüthe, des frischesten Aufschwungs menschlicher Erfindungskraft und Unternehmungsgeistes, solch ein unbedachtsames Urtheil gefållt håtte! Wie, in einem Jahrhunderte, wo ein Eras-' mus, ein Reuchlin, ein Melanchthon, ein Camerarius, ein Henricus Stephanus, ein Conrad Gesner, und so unzählige Männer von Begeisterung, Weisheit und Ruhm gewirkt haben (der großen Dichter Italien's und Spanien's nicht zu gedenken), wo das Stu dium der Alten belebt worden, wo man Schulen und Universitäten auf eine Basis gebracht, der sie es ver-danken, wenn sie noch jezt etwas sind, da soll nur Hohlheit und leeres Formelwesen geherrscht haben? Es ist wohl das Gelindeste, wenn man annimmt, Herr de Wette habe dieß in Gedanken hingeschrieben, und vielleicht das sechzehnte Jahrhundert mit dem siebzehn ten verwechselt: lächeln aber müßte man, wenn mit obiger Bemerkung verblümt angedeutet werden sollte, als sey gegenwärtig unser Wissen und Vermögen so genügend, daß deßwegen keiner mehr in Versuchung gerathen könne, sich dem Teufel zu verschreiben. Es wäre zu wünschen, daß der dermalige Zustand unsrer GeLehrsamkeit diese angenehme Sicherheit wider die Gefahr, des Teufels zu werden, gewährte: auf jeden Fall sollte man es aber den Teufel, der bekanntlich ein Tausendschalk ist, nicht so erstaunlich merken lass

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