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uns versichern, aber es ist nicht an uns, es ihm za versichern. Sobald wir aus dem Felde der praktischen Pflicht mit unsern Begriffen herausgehn, werden wir. an der Dekonomie der kosmischen Kräfte sofort irre.. In unsrer Moral giebt es ein Böses: unterlassen wir zu thun, was uns obliegt, so taugen wir nichts; bringen wir diese Unterlassungen zu einem systematischen Hange, so stellen wir den Frieden der Gesellschaft in Gefahr, sie muß aufhören, uns ihren Schuß zu ges währen. Wo der Uebergang aus dem negativen Bds sen, der Unterlassung der Pflicht, in das positive Bdse, den absichtlichen Willen zu schaden, aufzufinden sey, bleibt immer problematisch; denn selbst der größte Verbrecher wird selten einräumen, daß er eigentlich habe schaden wollen, er wird sich stets auf den Vorwand einer Nothwehr repliiren gegen die Anmuthung, seine Pflicht zu thun da, wo ihm, diese Pflicht zu thun, unbequem war. Hier helfen wir uns denn kurz und gut mit Qualificirung der Thatsache, und sehen, in Betreff der Motive, nicht auf den bösen, sondern auf den freien Willen. Ein Trunkener, ein Wahnsinniger, stekt uns das Haus über dem Kopfe an: wir lassen ihn ungekränkt, oder verwahren ihn höchs stens, damit er es künftig nicht wieder thue; denn er war seiner nicht mächtig, die Kraft, die in jenem Aus genblicke in ihm über Gut und Bös hätte entscheiden können, war gebunden. Wir schlagen einen Knecht: er, über die Mishandlung empört, sucht Gelegenheit sich

zu

rächen, er stekt uns ebenfalls das Haus über'm Kopfe an. Dieser wird als Mordbrenner verurtheilt: mag er immerhin von Rachsucht gestachelt worden seyn; sein freier und vernünftiger Wille konnte ihm sagen, daß Rachsucht unmoralisch sey. Kommen wir nun aber hier schon, in dem beschränkten Kreise des socialen Vortheils, mit der Beziehung zwischen Gut und Böse in's Gedränge, wie vielmehr, wo die ursprünglichen Kräfte der Natur die ihnen einwohnende Gewalt üben, und ein für allemal thun, was sie nicht lassen können? Auch der Blitz zündet uns das Obdach über unser❜m Haupte an, der überwogende Strom verschwemmt uns die Wiesen, der Hagel verheert unsre Saaten: wer will sie vor Gericht laden, wer wagt es, diese zerstörenden Kräfte böse zu nennen? Und die Almacht läßt in der sittlichen Atmosphäre, wenn die Elemente des gesellschaftlichen Daseyns mit giftigen Dünsten überfüllt sind, ebenfalls Gewitter entstehn: Revolu tionen zersetzen die verdorbenen Zustände, dåmonische Naturen regeneriren die Reiche: wobei es ohne man nichfaches Ungemach, ohne schwere Verlehung der Einzelnen, ja ohne den Unsegen von Generationen nicht abgeht. Kein Besonnener wird wagen, hier den Haushalt der Vorsehung anzuklagen: selbst indivis duelle Schuld und Unthat wird er geneigt, lieber dem Irrthume und der Aufregung der Moments, als absichtlicher Bosheit beizumessen; und er zieht zuleßt das weltgeschichtliche Facit so, daß er selbst in dem Bösen,

deßhalb taugte er zum tragischen Charakter; denn die Poesie kann lediglich das in seiner Art Compacte und Vollständige gebrauchen. Eine halbe Verzweiflung konnte für das Drama wenig nüßen: wir können uns gratuliren, daß wir so tragisch brauchbar nicht sind; nur sollten wir unsre eigne Mittelmäßigkeit nicht mit dem, was die Poesie verlangt, in Vergleichung stellen.

Idee des Stuks in Bezug auf
Faust's Ende.

Daß Faust gerettet werde, und selbst nach seinem schreckensvollen Bunde mit dem Satan nicht einem ewigen Verderben anheimfalle, auf diese Idee mußten Alle, die mit Goethe's Kunst und Denkweise vertraut waren, die Grundanlage des Stüks von vorn herein berechnet finden. Nach der altkirchlichen Lehre zwar ist aus der Hölle keine Erlösung, und unter allen Sünden ist die wider den heiligen Geist, d. h. der Entschluß zum Bösen mit klarem Bewußtseyn, daß es das Bose sey, die einzig unvergebbare. Allein Goethe hat einen reinmenschlichen Standpunct genommen, und die kirchlichen Vorstellungen zwar zu der Dekonomie, aber nicht zur Tendenz seines Drama's benust. Nach der alttestamentlichen Ueberlieferung steht das Reich des Satans dem Reiche Gottes feindselig und in ewis gem Kriegszustande gegenüber: Satan, Lucifer, Plu

to, der Fürst der Hölle oder was er sonst noch für Namen erhält, ist ein abgefallener, durch seinen Hochmuth gestürzter Basall, der nun, freilich ganz und gar fruchtlos, alle mögliche Anstrengung macht, um Gott von seinem Throne zu stoßen und sich an dessen Stelle darauf niederzulassen. Dessenungeachtet hat er in gewissem Sinne ein unabhängiges Reich: wer ihm zufällt, ist, wenn gleich mit Gottes gleichsam stillschweigender Einwilligung, doch für Gott verloren; er steht nicht mehr unter Gottes, sondern unter des Teufels Gewalt. Man sieht, wie vermöge solcher Personificationen sich einander widersprechender Kräfte die Idee der göttlichen Allmacht nothwendig beschränkt wird. In ihrer Alles dem menschlichen Maaßstabe aneignenden Phantasie hatte die Urwelt, welche diese Vorstellungsweise geschaffen, Gottes Wesen lieber in Gränzen einschließen, als sich dem Widerspruch aussehen wollen, in Gott auch das Böse zu denken. Der Mensch verwickelt sich bei keinem Puncte seines Denkens unauflöslicher in die Neße irdischer Befangenheit und unziemliches Selbstvertrauens, als wenn er es unternimmt, seinen Schöpfer vor sich, dem Sohne des Staubes, dem Erben der Schwachheit, dem unbe holfenen Zöglinge einer Erfahrung, die von gestern ist, zu rechtfertigen. Man kann behaupten, daß es keine größere Gotteslåsterung giebt, als den Versuch einer sogenannten Theodicee, d. h. eines Beweises, daß Gott Alles wohlgemacht habe: das kann Gott wohl

was geschieht, immer wieder Keime des Heilsamen entdekt, und es nicht irreligiós findet, zu sagen, daß, Gott in der Weltregierung das Böse zuläßt (wohl zu merken, zuläßt, nicht thut), damit es dem Gus ten diene.

Hier haben wir den Standpunct Goethe's in seiz nem Faust. Indem das Gedicht uns zu dem Glauben erhebt, daß selbst das Böse nicht ohne Gottes) Wink entstehe, auch dieses seiner Herrschaft unterthan, in's Reich der Gottheit auch das Böse, als dienendes Glied, aufgenommen sey, hebt es jenes feindselige Entgegenstehen des Reichs des Bösen gegen das Reich Gottes in seinen dogmatischen Folgerungen auf. In ihrer Art ist die Ansicht uralt. Die heiligen Bücher der Perser lehren: das Ewige, die unendliche Zeit (Honover), hat das Licht geschaffen, dem die Fins sterniß, wie ein Schatten dem Cörper, folgt. Das Licht ist gut, die Finsterniß ist böse; jenes regiert als Gott des Guten, als Ormuzd, über die Welt; dies se, als böses Princip, beherrscht, als Ahriman, ein entgegengeseßtes Reich: aber aus dem Kampfe dies ser beyden Elemente sammt ihren Geistern gehn alle Dinge hervor, und das Ewige, eins in sich, selbst das Urgute, läßt diesen Kampf zu, und duldet das Böfe,, damit die sittliche Kraft der Erschaffenen daran erstarke und es überwinden lerne. Um Schluß der Welt söh nen Ormuzd und Ahriman sich aus, und das Böse: hört auf, das Reich des Lichtes und der Tugend bleibt:

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