ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Menschen zu machen, über den der Herr, der als desfen Schöpfer auch einen Theil von göttlichem Wesen in ihn gepflanzt, eine idealische Meinung hegt, dergleichen nur zu oft sich in der Praxis nicht bewährt. Fällt nun auf jene Worte

So lang' er auf der Erde lebt,

So lange sey dir's nicht verboten,

des Mephistopheles Antwort so aus:

Da dank ich Euch, denn mit den Todten
Hab' ich mich niemals gern befangen,

so ist diese Antwort nicht abschläglich, sondern zusagend: er dankt in Ernst, d. h. er nimmt die Bedingung danks bar an, da er sich allerdings lieber auf Erden und uns ter den Lebendigen, als drunten in der Hölle und bei den Todten, zu thun macht. Denn nach der Uebers lieferung ist der Aufenthalt in der Hölle den Teufeln selbst ein Gråuel: auch sie theilen ihn zur Strafe; daß daß sie selbst das Werkzeug zur Plage der Bösen sind, ist ihnen nur eine Schadenfreude; sie müssen dabei selbst Pein und Verzweiflung aushalten, und deßhalb machen sie sich ungleich lieber auf der Oberwelt zu schaffen, wo sie für die Zeit ihrer Sendung von jenen Qualen befreit bleiben. Daß Faust's Seele schlüßlich der Hölle zum Eigenthum verfalle, ist nach den ehers nen Geseßen dieses phantastischen Strafreichs allerdings im Interesse des Mephistopheles: denn alle Teufel haben die Verpflichtung, der Seelen so viele, als sie können, ihrem Fürsten zu überliefern: allein da mit

[ocr errors]

Faust's endlicher Höllenfahrt sein Verkehr mit ihm ohne hin ein Ende haben würde, und es dem Mephistopheles im dießmaligen Falle weniger darauf ankommt, eine Seele mehr hinab zu fördern, als über Gott einen Triumph zu gewinnen, so läßt ihn die Möglichkeit, daß der Herr aus besonderen Absichten Faust seiner Gewalt noch entreißen möge, für jeßt unbekümmert. Kraft dieses Zusammenhangs giebt nun Gott Bater neuerdings seine Einwilligung zu der zu machenden Probe, und jene Worte, Nun gut, es fey dir überlassen, enthalten nicht ein Zugeständniß auf eine verändert gestellte Bedingung, sondern die Aufforderung, an's Werk zu gehen, und bedeuten also so viel als Wohlan, richte die Sache nun ein, wie du vermagst.

Dramatische Handlung des ersten Theils.

Der erste Theil des Gedichtes, da in ihm gerade der gewaltige Kampf des inneren Menschen mit seinen widerstreitenden Empfindungen und Wünschen zu schil dern war, ist verhältnißmåßig an dem, was man dramatische Handlung zu nennen pflegt, arm: es war überhaupt Goethe'n in wunderbarer Weise gegeben, uns, unter dem Aufwande weniger äußeren Mittel, am meisten durch die erschütternde Gewalt seines zau

berreichen, tiefen, feherischen Wortes zu rühren. Die Handlungen, an welche sich die Entwickelung des ers sten Theiles knüpft, gehn so einfach, so prunklos von Seiten des dichterischen Effectstrebens vor, daß es aus, sieht, als sey es dem Dichter gar nicht um sie zu thun. Und dennoch ist ihre Bedeutung desto ungeheurer, dennoch bewährt sich in diesem Verfahren die Weisheit und die Welterfahrung des Sångers nur desto glänzender. Denn eben das Ungewöhnliche, das Fürchterliche, das Rettungs- und das Hoffnungslose im Leben, begiebt sich wie ein Gemeines, ohne viele Vorbereitung, gleichfam gelegentlich aus verborgenen, ungeahneten Abgründen hervorbrechend, wie Jemand in seinem Zim mer ein Bein bricht, wie ihn in fröhlicher Gesellschaft, an einer wohlbesetzten Tafel, der Schlag rührt, wie den segnenden Priester am Altar, vor den Augen seiner Gemeine, ein Bliß zerschmettert. Der Leichtsinn ist der Hebel, durch welchen das Menschenleben sich fortbewegt: wer waste es, wenn ihm Schuld und Unheil das Lezte seiner Habe entrissen haben, wenn die Liebsten ihm vor seinen Augen in's Grab sinken, wenn er selbst, in Zorn oder Unbedacht, etwas nicht wieder gut zu machendes vollbracht hat, noch den Bissen in den Mund zu nehmen und fortzuleben, wenn nicht der Drang unsrer Natur und die Unverwüstlichkeit des Triebes zum Daseyn auch vom Aergsten uns herstellte, auch über das Ungeheuerste uns hinausbråchte, daß es hinter uns, im farblosen Meere der Vergan

[ocr errors]

genheit immer blåsser und blåsser werdend, endlich ist, als sey es nicht gewesen? Diese furchtbare Ironie unsrer Geschicke tritt im Faust in aller ihrer Stärke her vor; der Dichter hat sich durch einen göttlichen In stinct gehütet, sie durch berechnetes Wichtigthun, durch pathetische Einleitungen, durch einen pomphaften Thea tercoup geltend zu machen: das menschlich, ich mögte fagen, das bürgerlich Wahre ist ihm über das dramas tisch Bestechende gegangen. Faust übergiebt sich dem Teufel, so zu sagen, en famille, im Schlafrok, im Laufe der Conversation: es kommt wie von selbst, nachdem er, wie eben der Menschen Gedanken wechfeln, von der Sehnsucht nach Aether, Himmel, Welt all, plötzlich auf das Nächste und Engste sich beschråns kend, aus Troß, aus Unmuth, aus Bizarrerie, als håtte ihn der Himmel von sich geschleudert, sich der Erde und der Nacht an den Busen geworfen. Denn der Uebergang vom Guten zum Bösen ist von allen schnellen Dingen, wie es Lessing so geistreich ausspricht, das Allerschnellste, und um den Werth seines kleinen Fingers giebt unversehens der Mensch, auch einer, der sich für gut halten darf, seine Seele hin.

1

Die Katastrophe mit Gretchen ist, dramatisch ges nommen, der Schwerpunct, auf welchen sich die Hand lung dieses ersten Theiles gründet; sie bringt in einem lebendigen, wirkungsvollen, erschütternden, Gemålde die Entseßlichkeit des abgeschlossenen Bundes in seinen unmittelbaren Folgen zur Anschauung. Dabei aber ist

sie an sich selbst ein mit allen Lieblichkeiten poetischer Inbrunst geschmüktes reiches, seelendolles Bild der Seligkeit und des Jammers, welche seine süßesten Ge fühle dem Menschen bereiten, eine unaussprechlich er greifende Vergegenwärtigung des Sündenfalles, wie er sich am Reize der Luft in allen Nachkommen des ers sten Menschenpaars erneuert, so oft sie die Lust mit dem Gesetze nicht in Einklang bringen. Der Genuß ist es, durch welchen der Teufel Fausten von Gott abzieht; durch den ist er im Stande, ihn am sichersten zu verderben. Denn was war es denn, was Faust durch sein überschwengliches, in keiner Forschung Ge nüge findendes Streben nach Licht und Klarheit über sein Verhältniß zu Gott und Universum erreichen wollte? · Der Genuß, sich sagen zu können: Du weißt nun Alles, Du hast nun keine Räthsel mehr zu lösen, Deine Wünsche sind befriedigt. Es giebt einen Epifureismus des Geistes, wie der Sinne: in Wissenschaft zu schwelgen und die Hieroglyphenschrift der götte lichen Geheimnisse zu lesen, das labt den Stolz, der auf die niedren Erlustigungen der Schlemmer, der Säufer, der Wollüftlinge verächtlich blikt: in diesem Gebiete liegt die Verführung der höheren Gemüther, deren Fall dann aber desto tiefer geht. Am Genusse still zu stehn, im Physischen, wie im Geistigen, soll unser Loos nicht seyn, nur im Suchen, in der Sehns sucht, in der Hoffnung ist unser Glük zu finden; und deßhalb erscheint es um so tragischer, wenn der,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »