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des Höllenreichs, und schmilzt mit dem Pluto oder Lucifer zusammen. Denn daß Mephistopheles nicht selbst der Oberste der Hölle, sondern nur ein Einzelner ihrer Primaten ist, giebt er mehrmals zu erkennen. Ueber die Staatsverfassung dieses unterirdischen Phantasiereichs, welche viele Aehnlichkeit mit der unsres guten alten römischen Reiches deutscher Nation hat, oder vielmehr derselben nachgebildet ist (es giebt da Kurfürsten, Herzoge, Grafen, Barone y. s. w.), hat man Goethe's eigne Mittheilungen aus dem Buche Dr. Faust's Höllenzwang in den Briefen an Zelter V, .331, fgg.

Der ergreifenden Scene, die uns den misgeftimm ten, wissenssatten, an seinem Heile verzweifelnden, and nur durch den Anklang der süßesten Jugenderinnes rungen vom Selbstmorde zurükgezogenen Faust, dars stellt, wird ein Bild des Lebens in seinen frischesten Farben entgegengesetzt, wenn am Ostertage nach dem Nachmittagsgottesdienste sich die Thore der alten, ges werbfleißigen, wohlgelegenen Reichsstadt aufthun, und aus den engen düstern Straßen das festliche Gewimmet ihrer bunten, behaglich derben, lust und liebemuthigen Bevölkerung in's Freie lassen. Wer mögte zweifeln, daß in Goethe bei Dichtung dieser lebenreis chen Scene das Bild seiner blühenden Baterstadt Frank furt in seinen eignen Jugendtagen aufgetaucht? wie es denn selbst in den etwas veränderten Namen uns schwer seyn mögte, sich nach dortigen Localitäten zu

orientiren. Die Behandlung dieser Scene steht dem Glüklichsten der Art in Shakspeare gleich: sie hat jenes typisch Uebersichtliche, womit uns der Dichter die vers fchiedenen Empfindungen einer Menge mit wenigen Strichen versinnbildet. Es würde dieß gar keiner Be merkung bedürfen, wenn nicht gerade diese Scene in dem vorhergedachten Auffaße von de Wette gemein und platt gescholten würde.

Es ist von ergreifender Wirkung, daß Faust in der verhängnißvollen Stunde, wo der Versucher in Gestalt des schwarzen Pudels sein Haus mit den Spuren der Hölle, zeichnet, seine aufgeregten Gefühle an der heiligen Schrift zu beschwichtigen sich vorseßt. Der Dichter ist beslissen, uns den Gedanken eines eigentlich bösen Vorsaßes in Faust fern zu halten: man hat ihn freilich dafür der Zweydeutigkeit, der Lauheit gegen posttive Sittlichkeit und Religiosität, jener vornehmen und bequemen Weltfrivolitåt, die zum Guten zu schwach, und zum Bösen zu feig ist, angeklagt: allein wer das Treiben der Menschen, auch der Redlichen und mit tugendhaften Vorfäßen Erfüllten, beobachtet, und zur Richtschnur dichterischer Darstellungen das Leben, nicht aber eine rhetorische Chrie nimmt, der wird Faust's ganzes Benehmen als durchaus mit psychologischer Schärfe und Wahrheit behandelt anerkennen. Man braucht gar nicht einer sich allen Epikureischen Gelüften accommodirenden Lebensphilosophie zu huldigen, um zuzugeben, daß es auch dem Besten unmöglich wird,

seine Gedanken stets auf der scharfen Linie des Sittengesetzes zu halten, und sich so zu waffnen, daß nicht der Trieb im innern Regen eine ungebührlich größere Herrschaft übe, als es im wirklichen Handeln des Menschen sich immer ausspricht. Zwischen dem inneren Gesetze und dem åußeren ist ein geheimnißvoller mit Zwielicht angefüllter Raum, wo Wille und Neis gung wunderliche Kämpfe führen, in denen der erste deßwegen noch nicht immer gesiegt hat, weil wir die åußre Sünde nicht erfolgen sehn. Fauft soll uns aber ja nicht als Muster eines willensstarken Helden der Stoa, der für ein Ideal der Männergröße mit kalter Entsagung seine menschlichsten Empfindungen zum Opfer bringt er soll uns als ein durch den Erkennt nißtrieb auf Abwege geführter, aber bei aller Einseitigkeit liebenswürdiger Sonderling dargestellt werden, dessen Schwächen und Verirrungen eben daraus erwachsen, daß er statt der Willenskraft den Wissensdrang vorzugsweise in sich genährt hat. Wåre er der Stoiker, den man so gern von den Dichtern fordert, ohne es auf ihn in dem eigenen Leben mit gleichem Tugendeifer anzulegen, so würde er sich eben refigniren, oder seiner Qual mit einem Catonischen Todé ein Ende machen. Der Anflug von Weichheit, welcher seinem Charakter durchgängig beigemischt ist, motivirt zwar die Inconsequenzen und die Fehltritte, die er begeht; er halt aber doch auch unser Mitgefühl wach, wenn wir ihn tiefer und tiefer fallen sehn.

Seinem unruhvollen, und in sich selbst zerstreuten Streben will der Versuch, sich an höherer Erleuchtung zu erbaun, nicht gelingen. Es stellt sich sogleich statt andächtiger Empfänglichkeit die kritische Zweifelsucht ein, und unstreitig trågt jener malitidse Urrecensent der Schöpfung, welcher sich in das Zimmer eingeschlichen hat, an der Unfähigkeit Faust's, sich einer einfachen Belehrung hinzugeben, seine Schuld. Da die Teufel nichts Heiliges vertragen können, so wird er unruhig, und weiß die Aufmerksamkeit des Grübelnden bald genug von ihrem Gegenstande völlig abzulenken.

Ueber die Geister, deren einen Faust anfangs in dem Pudel verborgen glaubt, haben wir einen eignen Tractat des Paracelsus: De Nymphis, Sylphis, Pygmaeis, et Salamandris et de ceteris Spiritibus. Die vier Namen überseßt er selbst Wasserleute, Windleute, Bergleute und Feuerleute, und unter den übrigen Geistern, von denen er in gedachtem Büchlein zu handeln verspricht, versteht, er die Riesen, Melusinen, den Venusberg und dergleichen, als welche Wesen alle von verwandter Beschaffenheit seyen. Das Ganze ist Deutsch abgefaßt und belehrt uns, daß die bezeichneten Wesen elementarische Geister sind von Fleisch und Blut und Menschengestalt und Aussehen der Menschen, nur daß sie bald in größerem, bald in kleinerem Maaßstabe, als die Menschengestalt, gebaut sind. Sie sind auch in Allem ähnlich den Men schen, essen, trinken, schlafen, perheirathen sich und

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zeugen Kinder, wie diese. Aber sie sind nicht aus Adam, haben darum auch weder den compacten irdi schen Cörper, wie die Menschen, noch haben sie eine Seele. Sie sind von dieser Seite gleich dem Vieh: wenn sie sterben (denn sie sind nicht ewig, wie die höhei ren, guten oder bösen Geister), so ist Alles für sie aus. Dagegen ist ihr Fleisch nicht von dem groben Stoffe des Menschenfleisches, sondern åtherisch und geistartig, daher sie durch verschloßne Råume dringen, sich im Nu von einem Orte zum andern versehen, und überallhin gelangen können, wohin der Mensch wegen seines schweren Cörpers nicht kann. Sie lieben die Gemein schaft der Menschen, und namentlich können auch die weiblichen unter ihnen durch die Liebe eines Menschen zu einer Seele gelangen, die sie dann nicht wieder vers lieren, sondern durch sie der Erlösung durch Christi Blut und des ewigen Lebens theilhaftig werden. Es gefällt ihnen aber nicht immer lange bei den Menschen, und sie kehren gern in ihr ursprüngliches Elément zurük. Nimmt oder bricht dann der Mann eine andre Fra er ihnen überhaupt die Treue, so töden sie ihn.

Die Nymphen sind die Geister des Wassers, fie heißen auch Nixen (in männlichem und weiblichem Geschlechte), auch Undenen oder Undinen (Wasserweibchen) 2); die Silphen (Silvestres), Silphiden, auch

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28) Wie sinnig diese Nirenmythologie von Fouqué in seiner Undine behandelt worden ist, brauche ich

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