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Gunst bei den Geistern besißt? Alle Zweige der antiken Weissagung, die Eingeweidebeschauung, weil die Opfer aufgehört hatten, ausgenommen (selbst die Beobachtung des Vogelflugs und der Lufterscheinungen blieb in Ehren), Traumdeutung, Wahrsagung aus Loosen 4), Todtenbeschwörung (Nekromantie), Sterns deuterei (Astrologie), Prophezeiung aus den Handlinien (Chiromantie), und wie sie sonst heißen, fanden sich in den magischen Studien des Mittelalters zusammen, und man suchte durch sie bald wissenschaftliche, bald praktische Zwecke zu erreichen.

Die Geistlichkeit war von dem Glauben an diese Dinge nicht frei: dieß gab denselben in ihren Augen eine feindselige Wichtigkeit. Theils waren sie an sich selbst gar wohl geeignet, unzuversichtliche Gemüther in Zweifel und Irrthum zu führen und ihnen die religidse Ruhe zu rauben; theils zeigte sich das mit ihnen verbundene Studium den hierarchischen Tendenzen, bei denen die Welt nicht allzuklug werden durfte, überhaupt gefährlich. Es lag daher in der Natur der Sache, daß die Kirche dergleichen Bestrebungen ungern sah, daß sie den Männern, welche in solchen eine ge wisse Unabhängigkeit von ihrer Vormundschaft geltend machten, anfeindend gegenüber trat, sie dem Argwoh

4) Das Italienische sortiere und Französische sorcier ist aus sors, Loos (sortiarius).

ne, dem Abscheu, der Verfolgung des gemeinen Bol tes geflissentlich preisgab, ja sie geradezu alsĮ Keßer, Gotteslåsterer und Atheisten verdammte. Nicht selten versündigte sie sich durch solches Thun an edlen, bei aller geheimen und ungewöhnlichen Weisheit gottes: fürchtigen und wohlgesinnten Personen;" fie, brandmarkte auch unverfängliche und gemeinnüßige Wissen schaften, wie Mathematik, Philosophie, Astronomie und Naturkunde, an und für sich, und ohne die Zu thaten versuchter Zauberei oder geheimer Künste, als gottlos und den rechten Glauben verleugnend ; -sie verz schrie großartige Resultate solcher åmsigen und mühsamen Lucubrationen, wie die Erfindung des Schießpulvers und der Buchdruckerkunst, als Teufelswerk und eitel Abfall von Gott. Demungeachtet - trieben viele ihrer eignen Diener mit Vorliebe solche Unterhal tungen, und in der Reihe verrufener Alchymisten erscheinen Erzbischöfe und Bischöfe, Aebte, Mönche und Weltgeistliche in großer Zahl: der gemeine Mann, wiewohl er sich eines innern Schauders vor dergleichen Geheimnissen nicht erwehrte, blieb doch nicht ohne • Neid über das Glük und den Segen, den die Adepten, d. h. die Jünger jener verrufenen Künste 5),

5) Der Name bedeutet eigentlich einen, der es ers reicht hat, und die philosophia adepta ist die Weisheit, welche hinter die Geheimnisse gekommen zu seyn glaubt, die die Natur und die beschränkte

durch die Macht böser Geister, seinem Dafürhalten nach, sich zueigneten: Verfolgung und Scheiterhaufen wurden ihnen selten wegen ihres vermeintlichen Wissens an sich selbst, dfter, um ihre Schäße an sich zu brin gen und in Besitz ihrer mysteriösen Hülfsmittel zu ge langen, bereitet. Ueber die ganze Angelegenheit breitete sich vermöge der aus der Vorzeit überlieferten Ideen und der allgemeinen Ueberzeugung von ihrer Evidenz ein poetischer Schimmer, der ihr erst in Zei ten entgehen konnte, wo eine klarere Einsicht in die Gesetze der Natur und namentlich eine vorurtheils freiere Erkenntniß der Schranken, welche zwischen Sinnen und Geisterwelt unwiderruflich gezogen sind, die Möglichkeit eines Verkehrs mit Dämonen und die Bewir kung außer der Erkennbarkeit liegender Vermögen als Täuschung, ja als Betrug erscheinen ließ. Diese Zei ten sind mit der Reformation eingetreten. Der Glaube an ihre Wahrheit wob den Nimbus um jene Künste: Albertus Magnus, Barthold Schwarz, Johann Tri themius, Cornelius Agrippa, Theophrastus Paracelsus, so manches Uebertriebene ihnen die Menge angedichtet, ja so viel Charlatanisches zum Theil an ihnen selbst gewesen, erscheinen uns noch jest in einem magischen Lichte: denn ihre Zeit und sie waren aufrichtig von dem Positiven ihrer Geheimnisse durchdrungen;

Menschenkraft uneingeweihten und unerleuchteten
Sterblichen vorenthält.

der Marquis von St. Germain, Cagliostro und der famose Fürst von H. sind uns nichts als gemeine Be trüger, weil wir überzeugt sind, daß sie sich selbst als nichts Besseres kannten ").

Die Vorstellungen, welche wir hier einleitungs weise zu schildern versucht haben, bilden den geschichts lichen Hintergrund zu Goethe's Faust, und die Art und Weise, wie uns Goethe in dieselben hinein zu verseßen, ja sie uns geläufig zu machen versteht, bilden einen wesentlichen Theil des Zaubers, welche diese Dichtung auf die gebildeten Gemüther übt. Denn es kann der Geist eines Geschlechts, das vor uns zur theatralischen Erscheinung gebracht werden soll, gänzlich aus der Erfahrung verschwunden seyn: ist er aber nicht an sich selbst mit den reinen menschlichen Empfindungen, die auch wir noch nåhren, verknüpft, so wird uns die Wirksamkeit eines solchen Drama's geradezu kalt las sen, und wir werden für Gestalten, welche nichts uns

6) Vieles, was der Magie des Mittelalters zum Fundamente diente, hat die neuere Physik als physische Thatsache bestätigt, z. B. die wunderbaren ́Bezüge des menschlichen Organismus zu den Metallen, wo denn der als Opfer seiner Wissenschaft so früh ges schiedene Johann Wilhelm Ritter Erstaunenss werthes in's Licht geseht hat. Freilich hat auch auf der andern Seite die Seherin von Prevorst das ganze Gebiet wieder so bedenklich angeregt, daß man wohl zu der Neberzeugung gelangen muß, es werden die Nebel über demselben nie ganz verschwinden.

selber Gleichartiges oder Verwandtschaftliches haben, uns keineswegs interessiren. In Goethe's Faust aber fügen wir uns nicht nur willig dem Wunderbaren jener dämonischen Einflüsse auf das Menschenleben, welches für frühere Generationen ein Glaubensartikel war; sondern wir lassen uns selbst, troß unsrer verständis gen, gegen alles Mystische und Uebernatürliche sich so angelegentlich verwahrenden Denkweise, von dem Unheimlichen und Ahnungsvollen jener Einflüsse in der Art erfüllen, daß wir die Schiksale Faust's nicht als ein Gaukelspiel der Phantasie, sondern als eine menschlich natürliche, unser eignes inneres Leben unmittelbar berührende Begebenheit empfinden. Was Goethe geleis stet, tritt erst recht hervor, wenn man einen Blik auf den Stoff wirft, der ihm zur Bearbeitung vorlag.

Das Geschichtliche.

Unter des Mittelalters berühmten Magiern oder Schwarzkünstlern (dieser Name ist aus einer Verderbniß des griechischen Wortes Nekromant, Todtenbeschwörer, entstanden, indem die Unwissenschaftlichkeit jener Jahrhunderte daraus, mit einem aus Latein und Griechisch zusammengeflikten Ausdrucke Nigromant, Schwarzzauberer 7), machte,) hat Dr. Johann Faust den populår

7) Es ist hieraus klar, daß die Eintheilung der Magie in schwarze und weiße keine ursprüngliche dem

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