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nunftglauben mit den Naturwissenschaften und den Confessionen zu versöhnen.

Bleiben wir zunächst bei den Naturwissenschaften stehen. Die wirklich exakte Naturforschung bietet selbst die Hand zum Ausgleich. Auf der letzten Naturforscherversammlung zu Leipzig hielt Professor du Bois-Reymond einen Vortrag über die Grenzen des Naturerkennens. Er geht davon aus, dass es das Ziel der Naturwissenschaft ist, die Veränderungen in der Körperwelt auf Bewegungen von Atomen und deren Gesetze zurückzuführen, also Auflösung der Naturvorgänge in Mechanik der Atome. Er erläutert mit Bezug hierauf den berühmten Ausspruch von Laplace: „Ein Geist, der für einen gegebenen Augenblick alle Kräfte kännte, welche in der Natur wirksam sind, und die gegenseitige Lage der Wesen, aus denen sie besteht, wenn sonst er umfassend genug wäre, um diese Angaben der Analysis zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der grössten Weltkörper und des leichtesten Atoms begreifen; nichts wäre ungewiss für ihn, und Zukunft wie Vergangenheit wäre seinem Blicke gegenwärtig. Der menschliche Verstand bietet in der Vollendung, die er der Astronomie zu geben gewusst hat, ein schwaches Abbild solchen Geistes dar." Obgleich nun unser Geist von einem solchen Geiste stets weit entfernt bleiben wird, so ist er doch nur stufenweise davon verschieden. Die Unmöglichkeit einer solchen Kenntniss beruht für uns nur auf der Unendlichkeit der Welt. Aber selbst wenn es einen solchen Geist gäbe, so würde er über die Natur der unveränderlichen Atome und über das Wesen der constanten Summe von Bewegungskräften nichts ausmachen können. Denn ein Atom als eine absolut untheilbare Masse, von der durch den leeren Raum in die Ferne wirkende Kräfte ausgehen sollen, ist ein Unding.. Dies ist die eine absolute Grenze naturwissenschaftlicher Erkenntniss. Die zweite bezieht sich auf das Bewusstsein. Könnte nämlich jener vollendete Geist nach der Darwin'schen Theorie die Entstehung und Vervollkommnung der Organismen vollständig verfolgen, würde also auch hier alles auf bewegte Materie zurückgeführt, so wäre jede, auch die geringste Bewegung in dem Gehirn bewusster Wesen bekannt. „Es wäre grenzenlos interessant, sagt du Bois-Reymond, wenn wir so mit geistigem Auge in uns hineinblickend z. B. die zu einem Rechenexempel gehörige Hirnmechanik sich abspielen sähen, wie die Mechanik einer Rechenmaschine; oder wenn wir auch nur wüssten, welcher Tanz von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff-, Phosphor- und anderen Atomen der Seligkeit musikalischen Empfindens entspricht." Aber über die Natur des begleitenden oder vorangehenden Bewusstseins würden wir daraus nichts erfahren. Das Bewusstsein wird immer absolut verschieden von den

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erkannten Atombewegungen sein. Der traumlos Schlafende wäre so begreiflich, wie die Welt, ehe es Bewusstsein gab; aber mit dem ersten dämmernden Traumbild wird er unbegreiflich. Die Naturerkenntniss muss sich also innerhalb dieser beiden festen Grenzen halten; sie kann weder ihre eigene Grundlage noch das Bewusstsein erklären. Ganz dieselben Gedanken in Bezug auf das Bewusstsein hatte der berühmte englische Naturforscher Tyndall 1868 auf der britischen Naturforscher- Versammlung in Norwich entwickelt. Sein schöner Vortrag ist von dem bekannten Geographen v. Klöden übersetzt im Verein mit einer ebenso lesenswerthen Rede, welche Barnard zur Eröffnung der amerikanischen Naturforscher-Versammlung in Chicago 1868 gehalten hat 10), und worin gezeigt wird, dass die Naturwissenschaften, eben weil sie das Bewusstsein nicht erklären können, nicht berufen sind, über die religiösen Fragen zu urtheilen. In der That liegen in dem Bewusstsein innere Thatsachen vor, welche ebenso exakt oder noch exakter erforscht werden können, wie die physikalischen Vorgänge. Diese Thatsachen des Geistes sind das Gebiet der Psychologie und der historischen Wissenschaften. Ihnen scheint also zunächst die religiöse Frage zuzufallen. Denn die Religion ist ja ein Akt des Bewusstseins, und eine historische Erscheinung. Allein die Geisteswissenschaften werden wieder nichts über das wirkliche Verhältniss Gottes zu der materiellen Welt entscheiden können, ebenso wenig, wie sie über die Darwinsche Theorie urtheilen dürfen. So muss es denn eine Wissenschaft geben, welche die Resultate der Natur- und Geisteswissenschaften mit einander vergleicht, und daraus untersucht, ob beide nicht gemeinsame Principien haben. Dies hat Plato als Ziel der Philosophie hingestellt, und in seiner Philosophie zu verwirklichen gesucht, und wenn also kein Zwiespalt zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaften herrschen soll, so muss vor allem die Philosophie in diesem Platonischen Sinne wieder zur Anerkennung kommen. Die Naturforscher haben ein Recht, eine Philosophie zurückzuweisen, welche sich nicht auf die Thatsachen der Erfahrung stützt, oder welche den Thatsachen der Erfahrung widerspricht. Aber sie müssen anerkennen, dass in der Naturwissenschaft Begriffe vorkommen, die aus dieser allein nicht zu erklären sind; woraus sie jedoch keineswegs schliessen dürfen, dass sie überhaupt nicht zu erklären sind. Wenn du Bois - Reymond nur die Begriffe des Atoms und der Bewegung dahin rechnet, so liegen doch darin zugleich andere, wie Stoff, Form, Ursache, Wirkung. Kraft, Unendlichkeit u. s. w., also sogenannte metaphysische Begriffe, welche viele Naturforscher als an sich klar ohne weitere Prüfung anwenden. Es ist erfreulich, dass die besonnene Forschung sich mehr und mehr dieser Schranken bewusst wird. Dies wird sicher dahin führen, dass

die Naturwissenschaften auch gern von einer auf Erfahrung gestützten Philosophie die allgemeine Grundlage annehmen. Nur so kann eine gesunde gemeinsame Weltanschauung herbeigeführt werden, worin Natur- und Geisteswissenschaft übereinstimmen und energisch ineinandergreifen. Es lässt sich nun von dem

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idealen Sinne des deutschen Volkes erwarten, dass nicht nur die Philosophie in dieser Platonischen Bedeutung wieder zu Ansehen gelangen wird, sondern dass auch die Platonische Gottesidee siegen wird. Laplace hat das stolze Wort gesprochen, in seiner Astronomie komme Gott nicht vor, weil er ihn nicht brauche." In der That, die Naturwissenschaften an sich brauchen Gott nicht; sie müssen darauf ausgehen, alle Vorgänge mechanisch zu erklā. ren. Aber sie müssen sich bewusst bleiben, dass sie dabei die Principien der Mechanik unerklärt lassen. Und gerade in Bezug auf diese Principien tratwie wir sahen die Ableitung aus der Idee Gottes ergänzend ein. In der Geschichte ist es anders als in der Naturwissenschaft. Die Weltgeschichte, sagt Wilh. v. Humboldt, ist nicht ohne eine Weltregierung verständlich. Eine Philosophie, welche die Thatsachen der Natur mit denen der Geschichte und des Geisteslebens überhaupt ausgleichen will, wird also auf die Weltregierung zurückkommen. Ob sie dabei gerade auf den Platonischen Gottesbegriff zurückkommen muss, scheint allerdings zweifelhaft. Aber es spricht vieles dafür. Die selbständige Entwickelung der neueren Philosophie erhielt zur Zeit der Renaissance den ersten Impuls durch das erneuerte Studium Plato's und in Deutschland nahm die Philosophie von Anfang an einen idealen Charakter an. Leibnitz ist durchaus von platonischen und aristotelischen Ideen beeinflusst. Ein grosser Kenner der Geschichte der Philosophie, Adolf Trendelenburg, hat Kant einen unbewussten Nachfolger Plato's genannt. Schelling und Hegel glaubten ihre Systeme ganz im Einklang mit Plato's Grundgedanken zu begründen. Schopenhauer will die Idee im Platonischen Sinne zum Inhaltes Willens machen, der sich nach ihm in den Gestalten der Welt offenbart. Indess alle diese Philosophen wollten ein neues ureigenes System der Philosophie gründen, das sich dann immer als unhaltbar erwiesen hat, und im Gegensatz zu ihnen sind wieder andere Systeme, wie das von Herbart, entstanden. Aber neben diesem Philosophiren auf eigene Faust geht in unserem Jahrhundert ein eifriges Bestreben her, die Geschichte der Philosophie gründlich zu erforschen. Da hat sich denn herausgestellt, dass unsere grossen Philosophen Plato falsch verstanden haben. Schleiermacher, der eigentliche Wiederentdecker der Platonischen Philosophie, gründete sein eigenes philosophisches System auf ein richtigeres Verständniss Plato's, und nachdem sein Schüler Boeckh noch tiefer eingedrungen war, erhielt die Platonische Philosophie durch

dessen Schüler Trendelenburg eine ausserordentliche Bedeutung. Trendelenburg erforschte auf das gründlichste die Werke des Aristoteles und von dem grossen Jünger Plato's gewann er neue Aufschlüsse über diesen selbst. Man hatte bis dahin hauptsächlich in Aristoteles einen scharfen Gegensatz gegen Plato gesehen. Trendelenburg zeigte die wesentliche Uebereinstimmung und unternahm es, die Systeme beider untereinander auszugleichen und durch die reicheren Thatsachen der heutigen Wissenschaften neu auszubauen.) Er hat von diesem Platonischen Standpunkt aus eine scharfe Kritik gegen die bisherigen deutschen Systeme geltend gemacht, und dadurch besonders die übertriebenen Ansprüche der damals herrschenden Hegelschen Philosophie zurückgewiesen. Seine Angriffe gegen Herbart und Schopenhauer werden von seinen Schülern fortgesetzt und erweitert. Schopenhauers Pessimismus ist wie die geistreiche Umbildung in E. v. Hartmann's Philosophie des Unbewussten jetzt im Absterben begriffen. Die übrigen deutschen Schulen, auch die Ilerbart'sche, nähern sich mehr und mehr der Platonischen Grundansicht und so hat dessen aus der Tiefe des Bewusstseins geschöpfte Gottesidee alle Aussicht, den Sieg davonzutragen. Unsere grossen Philosophen haben alle hierzu mitgewirkt; wenn auch ihre Systeme nicht haltbar sind, sie haben nicht umsonst gelebt; jeder hat zum Fortschritt in der Erkenntniss der Wahrheit beigetragen. Es ist eigen mit der Philosophie. Die Logik ist in ihren Grundzügen im Alterthum von Aristoteles klassisch festgestellt; so scheint es auch mit den Principien der Philosophie überhaupt zu sein, wenigstens ist auch die Sittenlehre des Plato und Aristoteles noch nicht übertroffen. In allen klassischen Werken aber weht uns ein freier schöpferischer Geist an und ihr tieferes Studium begeistert uns selbst zu freiem Schaffen. So hat die griechische Plastik gewirkt, so auch, das griechische Drama. Unsere moderne Kunst schöpft bei aller Selbständigkeit noch immer aus diesem unergründlichen Quell. In diesem Sinne wird das klassische Alterthum nie veralten. Die Renaissance dauert noch heute fort; sie dauert fort auch in der Philosophie, deren ewige Muster Plato und Aristoteles sein werden. Je tiefer wir diese verstehen, desto schöpferischer werden wir selbst philosophiren.

Aber wird man sagen was hilft es, eine philosophische Gottesidee mit der Naturwissenschaft auszusöhnen, wenn diese Gottesidee nicht mit der positiven Religion übereinstimmt? Ich behaupte, sie stimmt mit dem Christenthum überein. Freilich muss den verschiedenen Kirchen und Sekten gegenüber erst festgestellt werden, was Christenthum ist. Der Glaube, dass sich in der

) Ich habe dies in meiner Biographie Adolf Trendelenburg's (Berlin bei F. Henschel 1873) ausführlich nachgewiesen.

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Tradition der Kirche, in den Festsetzungen der Concilien oder andern dogmatischen Aufstellungen der Geist Gottes übernatürlich offenbart und unfehlbar documentirt, hatte sich schon zur Zeit der Reformation als unhaltbar berausgestellt. Die Reformation hat die freie Forschung in der Bibel als alleinige Quelle des christlichen Glaubens zugelassen und die Resultate der damaligen Forschung in Bekenntnissformeln zusammengefasst. Es ist oft ausgesprochen, dass es gegen das protestantische Princip ist, wenn die Orthodoxie diese Formeln zum papiernen Papst gemacht hat. Die freie Forschung in der Schrift hat unwidersprechlich herausgestellt, dass letztere ebensowenig eine untrügliche Offenbarung enthält wie die Tradition der katholischen Kirche. Die Bibel enthält selbst nichts als die Tradition der ersten christlichen Jahrhunderte. Wollen wir also nicht Schein, sondern Wahrheit in unserm religiösen Glauben, so muss aus den ältesten Urkunden des Christenthums, welche in der Bibel vorliegen, die wirkliche historische Thatsache erforscht und diese der Gemeinde zugänglich gemacht werden. Dies kann nur allmählich geschehen; auch die Reformation dauert also fort, wie schon Schleiermacher gesagt hat. Es ist keine Frage, dass der kritische und bistorische Sinn unseres Zeitalters die volle Consequenz der Reforma tion ziehen wird. Dahin gehen die Bestrebungen des Protestantenvereins, welche bereits unter den nngünstigsten Verhältnissen wo der Staat selbst segensreich gewirkt haben und jetzt die politischen und hierarchischen Fesseln bricht unstreitig in der protestantischen Kirche den Sieg davon tragen werden. Ein besonders anerkennenswerthes Unternehmen ist die Herausgabe der Protestantenbibel, worin zunächst den Gebildeten die bisherigen Resultate der Bibelkritik dargelegt werden. Aber, wie auch diese Kritik ausfallen möge, es giebt eine feste Grundlage des Christenthums. Strauss behauptet, es lasse sich aus den Urkunden kein historisches Lebensbild Jesu gewinnen und nicht blos wie Jesus geworden, bleibe für uns in ein unerhellbares Dunkel gehüllt; auch was er geworden und schliesslich gewesen, trete keineswegs bestimmt zu Tage. Indess dies Urtheil beruht auf einer extremen Parteiansicht, die vor einer besonnenen Prüfung nicht Stich hält. Die berichteten Zeichen und Wunder sind freilich unhistorisch, nicht weil es Zeichen und Wunder sind, sondern weil die Berichte darüber sich selbst widersprechen. Aber nach Entfernung alles Wunderbaren und Widersprechenden tritt das geistige Bild Jesu trotzdem durch die neueren Forschungen immer klarer hervor und in den Reden, die von ihm überliefert sind, giebt es insbesondere innere Kennzeichen der Aechtheit, die jeder Kritik Trotz bieten. So bilden besonders die Gleichnisse ein vollständiges System, worin eins das andere bezeugt und bestätigt. Der Glaube, dass das von Christus in seinen

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