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Lehren aufgestellte und in seinem Leben verwirklichte religiose Ideal die vollkommene Religion sei und die Hingabe an dies Ideal ist das Christenthum. Dies Ideal stimmt aber mit der Platonischen Idee von Gottes Wesen und Wirksamkeit überein.

Die Völkerkunde bestätigt keineswegs den voreiligen Schluss der heutigen Naturforschung, dass die ersten Menschen, wie sie sich aus den Affen entwickelt haben sollen, in thierischer Rohheit gelebt haben. Bei den meisten Naturvölkern, die jetzt in einem ähnlichen Zustande leben, lässt sich nachweisen, dass er durch Entartung entstanden ist. Jedenfalls kann man nicht von den heutigen Naturvölkern, die ja eine vieltausendjährige Entwickelung der Menschheit hinter sich haben, auf den Urzustand der letzteren schliessen. Viel näher führt uns die vergleichende Mythologie und die vergleichende Sprachforschung. In den ältesten Göttersagen finden wir immer zu Anfang die Spuren des Monotheismus, und die Platonische Vorstellung von dem Urzustande der Menschheit, die in der Grundidee mit der alten mosaischen Sage übereinstimmt, ist historisch wahrscheinlicher, als die Affentbeorie. Aus jenėn urältesten Zeiten hatte nun das jüdische Volk den Monotheismus am reinsten gerettet, obgleich die Vielgötterei auch hier vorübergehend eingedrungen war. Dies ist nur aus den wechselvollen Schicksalen des kleinen Volkes zu erklären, aus der Mission, die ihm durch die Erziehung des Menschengeschlechts geworden. Im Leiden reifte hier die höchste und innigste Religiosität, und als das Volk seine politische Selbständigkeit verloren hatte und seiner Zertrümmerung entgegenging, erstand in Jesus der Vollender des Monotheismus. In ihm treten die 4 Arten der göttlichen Begeisterung, welche Plato annimmt, vollendet hervor.

1. Die erste Aeusserung dieser Begeisterung war nach Plato die aus den Fesseln der Vergangenheit befreiende sühnende Versenkung in das Göttliche. Sie bildet den Grundzug in dem Lebensbilde Jesu. Dadurch wird er zum Erlöser. Er schaut in sich, dem Menschen, das Ebenbild Gottes, erkennt sich so als Sohn Gottes und weiss sich zugleich mit dem Vater eins. Dies energische Gefühl der Gotteskindschaft, das schon bei dem zwölfjährigen Knaben zum Bewusstsein kommt, erhält ihm die obgleich er nicht frei von inneren Kämpfen ist absolute Herzensreinheit. Er erhebt sich dadurch über die in der Menschheit forterbende Sitten verderbniss. Die göttliche Begeisterung, welche ihn so von dem Fluch der Vergangenheit befreit, wird der heilige Geist genannt; sie ist heilig, d. h. rein vom Bewusstsein der Schuld, welche ja in der Entzweiung mit Gott besteht. Dieser heilige Geist ist nun Jesus nicht auf übernatürliche Weise mitgetheilt, sondern aus dem Wort Gottes, aus der Offenbarung Gottes in der geschichtlichen Tradition des jūdi

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schen Volkes, ist er ihm durch eine fromme Erziehung und vermöge seiner erhabenen Naturanlage zu Theil geworden. Der Glaube, d. h. jene unbedingte Hingabe an das Gottesbewusstsein, welche durch die religiöse Begeisterung gewirkt wird, kommt eben immer aus dem Worte, dessen Wirkungen Jesus in dem Gleichniss vom Sämann darstellt nach den Anlagen verschieden sind. In dieser Vorstellung liegt offenbar, dass die erlösende Kraft der Religion nicht erst mit Jesus beginnt; sie ist auch in allen Zerrbildern derselben enthalten und vor Jesus enthalten gewesen. Das Wort d. h. der organische Ausdruck des Gedankens, ist zugleich das Wesen der menschlichen Vernunft, die das Ebenbild der göttlichen ist. So pflanzt sich denn in dem Worte, in dem aus der Urzeit wirkenden Bilde der Vernunft, unmittelbar das Bewusstsein von der Einheit des göttlichen und menschlichen Geistes, die Idee des Gottmenschen fort, die auch Socrates und Plato aus der Natur des Wortes erkannt hatten. Aber in Christus ist jene Idee vollkommen verwirklicht; seine ganze Persönlichkeit geht darin auf; das Wort ist in ihm Fleisch geworden. Und so war von nun an eine lebendige Hingabe, ausgehend von der anschaulichen historischen Erscheinung möglich, nicht nur für hochbegabte Geister, sondern für alle: den Armen wird das Evangelium gepredigt. Der Glaube an Jesus bestand bei seinen unmittelbaren Schülern in der Hingabe an seine Person, wodurch sie seiner heiligen Begeisterung theilhaftig, ebenfalls zum lebendigen Bewusstsein der Gotteskindschaft erhoben und so von dem Schuldbewusstsein erlöst wurden. Christus vermittelte also bei ihnen die Erlösung dadurch, dass sie sich wie er als Kinder Gottes fühlen lernten; dadurch, dass sie dem Ideal nachstrebten, welches sie in ihm verwirklicht sahen. Und diese geistige Gestalt Jesu haben sie in der That auch für die Nachwelt gerettet, so sehr auch die historische Gestalt durch die Tradition verdunkelt ist. In der Hingabe an den idealen Christus aber besteht der beseligende Glaube des Christenthums. Dies wird in den ältesten Urkunden der christlichen Religion, den paulinischen Briefen, treffend dargestellt. Der sich Jesus hingebende „zieht Christum an", „Christus gewinnt in ihm Gestalt". Es geht dabei eine geistige Wiedergeburt vor sich; der natürliche Mensch" mit seinen eigenwilligen sinnlichen Trieben stirbt ab und verwandelt sich in den geistigen Menschen", der von der Knechtschaft der Lüste und Begierden frei ist. Offenbar kann es bei dem Glauben nur auf die Hingabe an dies Ideal ankommen, ein Ideal, welches vollkommen dem Platonischen Begriff der Freiheit und Sittlichkeit entspricht. Darin liegt es, dass das Christenthum zur Religion der Menschheit bestimmt ist. Denn jede wahre Religion hat zu allen Zeiten auf das Ideal hingeführt, welches in Christus zur lebendigen Wirklichkeit geworden ist. Auf der Art,

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wie in ihm die erlösende Begeisterung wirkte, beruht nun die christliche Idee von der Einstimmigkeit in Gottes Wesen. Das Wort" lebt nicht nur im Geiste der Menschen, sondern zu Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbe geschaffen." Also das Wort, der sich verkörpernde Begriff der Vernunft, bildet das Wesen Gottes und ist in Gott das von Anfang an Schaffende. Wenn daraus alle Dinge hervorgehen, so schafft das göttliche Denken die Dinge; die Begriffe, die Ideen Gottes verkörpern sich in den Dingen. Da Gott ewig ist und der schöpferische Begriff von Anfang an sein Wesen war, so folgt hieraus eine ewige Schöpfung. Da ferner die sich verkörpernden Begriffe mit Gott eins sind, so ist die Einstimmigkeit der Welt eine Consequenz der christlichen Anschauung. Das Wort in seiner Verkörperung bildet die Herrlichkeit Gottes: Das Wort ward Fleisch und wir saben seine Herrlichkeit." Am herrlichsten offenbart sich Gott eben in der ebenfalls von Ewigkeit geschaffenen endlichen, freien Vernunft, seinem eingeborenen Sohne, die sich in allen denkenden Wesen verkörpert. Da die Einstimmigkeit aller Geister mit Gott auf der sühnenden Begeisterung, dem heiligen Geist beruht, so vollendet dieser das Reich der Geister zu einem grossen Organismus. Die Idee der Dreieinigkeit, worin sich das göttliche Wesen offenbart, ist so der höchste Ausdruck der organischen Weltanschauung. Die Evangelien scheinen nun freilich eine dämonische Zerspaltung der Welt zu lehren; denn sie mischen überall Engel und Teufel ein. Allein hier ist offenbar die Tradition am meisten durch den jüdischen Aberglauben verderbt. Jesus wendet in seinen authentischen Reden die Vorstellung von Engeln und Teufeln so bildlich an, wie er die Vorstellung von Abrahams Schooss als Bild der Unsterblichkeit benutzt. Wenn er vom bösen Geist der Welt spricht, so ist dies ebenso uneigentlich zu verstehen, als wenn Plato von einer bösen Weltseele redet. Wie Plato die gottähnliche Vernunft den Genius der Seele nennt, so nennt sie Jesus den Engel des Menschen. So erklärt es sich, wenn er sagt, die Engel der Kinder sehen allezeit das Angesicht Gottes: ihr Genius d. h. ihr Geist, ist noch in dem unmittelbaren Gottesbewusstsein, aus welchem er im späteren Alter mehr und mehr losgerissen wird, bis er im Glauben zu der Einfalt des kindlichen Gemüths zurückkehrt: Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen."

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2. Mit der erlösenden Begeisterung verbindet sich nun in Christus die zweite Art des Enthusiasmus, der künstlerische, schaffende. Er zeigt sich, in seinem Berufe als Arzt der körperlich Leidenden und in der hohen Kunst, womit er als Seelenarzt die Mühseligen und Beladenen erquickt und die tiefste

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Weisheit in der unscheinbaren Hülle seiner erhabenen Gleichnisse mittheilt. Göthe sagt in den Wanderjahren in Bezug auf das Christenthum: Durch Wunder und Gleichnisse wird hier eine neue Welt aufgethan. Jene machen das Gemeine ausserordentlich, diese das Ausserordentliche gemein." Und in der That wie Jesus in seinen Gleichnissen das Ausserordentliche, das Höchste in einem gewöhnlichen Bilde verkörpert. so dass es uns als lebendig gegenwärtig, als wirklich entgegentritt: so sind die Sagen von seinen Wunderthaten daraus entstanden, dass er in seinen Handlungen das Gewöhnliche auf eine ausser ordentliche Art vollbrachte. Dass die Menschen durch ihre Thätigkeit in den Lauf der Natur eingreifen, sich die Naturkräfte dienstbar machen, um ihren Körper zu erhalten und vor schädlichen Einflüssen zn schützen, ist gewöhnlich und alltäglich. Aber ausserordentlich ist es, wenn diese Thätigkeit nicht von dem Streben nach Genuss, Besitz oder Ehre geleitet wird, sondern nur aus dem begeisterten Streben entspringt, die Uebel des irdischen Daseins zu tilgen, damit der Geist So war es bei Jesus, und wenn frei über die Natur herrsche. die Berichte über seine Wunderthaten ihn durch die Kraft seines Geistes unmittelbar die Natur beherrschen lassen, so dass er mit seinem Wort den Sturm beschwichtigt, und die Krankheiten bannt, so liegt überall die Erinnerung an seine ausserordentliche Wirksamkeit zu Grunde, nur dass man aus Missverstand das Ausserordentliche zum Unmöglichen umgedichtet hat. Bei der rastlosen Thätigkeit, die Jesus ausübte, ist der Vorwurf durchaus ungerechtfertigt, dass das Christenthum dem realen Leben abgewandt, unproductiv und daher culturfeindlich ist (Strauss der alte und neue Glaube §. 24.). Wie Jesus selbst den Werth des ungerechten Mammons zu schätzen weiss, zeigt das schöne Gleichniss vom ungerechten Haushalter (Lukas Cap. 16). Gerade der begeisterte auf ideale Ziele gerichtete Thätigkeitstrieb hat in Kunst und Wissenschaft und damit auch im gewerblichen Leben die grössten Fortschritte hervorgebracht, weil er am tiefsten in die Natur der Dinge eindringt. Dies ist die berge versetzende Kraft des Glaubens, d. b. der Hingabe an das Ideale, welches ja das Göttliche ist. Bei Jesus entsprang alle Begeisterung des Wirkens aus dem lebendigen Glauben; er handelte als Organ Gottes, um den Willen seines Vaters zu thun. Gottes Wille soll auf Erden durch freie Menschenkraft geschehen, wie er im Himmel, d. h. im Universum unmittelbar geschieht. Die menschliche Thatkraft ist somit nur ein Ausfluss und Abbild der göttlichen, und aus diesem Verhältniss begründet Jesus die Unsterblichkeit der Seele ebenso tiefsinnig wie Plato: Gott ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jacobs sagt er Gott ist aber nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen; ihm leben sie alle." Da er sich mit Gott eins weiss, so ist er gewiss, dass er selbst ewig

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existirt hat und dass er im Verein mit denen, welche mit ihm selbst eins sind, ewig existiren wird. Niemand wird sie mir aus meiner Hand reissen; denn der Vater, der sie mir gegeben, ist stärker als alles, und ich und der Vater sind eins."

3. Der höchste Ausfluss der göttlichen Begeisterung ist bei Jesus, wie bei Plato die Liebe - „das Band der Vollkommenheit", wie sie Paulus nennt. Das erhaltende Gesetz ist nur der äussere Ausdruck der Liebe und wird also auch nur durch die Liebe wahrhaft erfüllt. Darum fasst Jesus den Inhalt der 2 Tafeln der mosaischen Gebote, wovon die eine die Pflichten gegen Gott, die andere die gegen die Menschen enthält, in die beiden Gebote der Liebe zusammen: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüthe und von allen deinen Kräften. Dies ist das erste und vornehmste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". Die Menschenliebe ist also hiernach in der Liebe zu Gott, welche unmittelbar aus der religiösen Hingabe hervorgeht, enthalten; denn ist das Gebot der Gottesliebe das höchste, so kann das andere ihm nur gleich sein, wenn es mit ihm identisch ist. Wenn wir Gott lieben, so lieben wir mit ihm auch die Welt. Das Wesen dieser Liebe bezeichnet Jesus in Uebereinstimmung mit Plato: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Der eingeborene Sohn, die eine Idee der geschaffenen freien Vernunft, hat Gott in den vergänglichen Formen der Welt verwirklicht, damit alle, die an ihr Theil haben, unvergänglich seien. In seinen eng unter einander zusammenhängenden Gleichnissen vom Himmelreich stellt Jesus dar, wie Gott seine Liebe in der irdischen Welt bethätigt. Es wird darin in grossartiger Auffassung die Erziehung des Menschengeschlechtes gezeichnet. Das Ziel derselben ist, wie bei Plato, die Glückseligkeit aller; aber wie bei Plato diese nur in der Gemeinschaft des Staates, dem Menschen im Grossen, erreicht wird, so nach Jesus Ansicht nur in der Gemeinschaft des Gottesstaates, dem Gottmenschen im Grossen. Denn das ist der grosse Gedanke der göttlichen Liebe: das Reich Gottes. Dies Reich soll hier auf Erden zur Wirklichkeit kommen, wie aus allen Gleichnissen Jesu unwidersprechlich hervorgeht. Es heisst trotzdem das Himmelreich, weil Gott im Himmel, d. h. im Universum herrscht und weil es die Erde ihrem Ziele im Universum zuführen soll. Es kommt nicht mit äusseren Formen", sondern ist im Herzen der Menschen; es ist der Bund der Liebe zwischen allen, die sich mit Gott eins wissen - ein grosser Organismus, worin jeder Einzelne ein freies Glied ist je nach der Verschiedenheit seiner gottgewollten Anlage. Hier wird also ebenfalls durch die Liebe die Gerechtigkeit und zwar

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