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langen der freien endlichen Vernunft kund, mit Gottes ewiger Vernunft übereinzustimmen:

Unser Vater im Himmel. Indem wir Gott als Vater anrufen, erkennen wir uns, d. b. die gesammten endlichen Geister als Kinder Gottes an, und indem wir ihn im Himmel, d. h. im Universum als unsern Vater wissen, fühlen wir uns zugleich als seine Organe. Das Universum ist die Offenbarung der göttlichen Weisheit und wir finden darin Gott als die Wahrheit, weil wir ihm ähnlich und mit ihm eins sind.

Geheiligt werde dein Name. Als Kinder Gottes wollen. wir, dass nur Heiliges von Gott ausgesagt werde, d. h. dass er als in sich eins, in seiner vollen Herrlichkeit erscheine.

Dein Reich komme. Damit die Herrlichkeit Gottes hervortrete, wollen wir, dass sein Reich komme, d. h. dass seine Gerechtigkeit sich auf Erden verwirkliche.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Damit das Gottesreich komme, ist es nöthig, dass Gottes Geist auf Erden, d. h. in uns, so thatkräftig wirke, wie er im Universum unmittelbar wirkt. Wir erklären, dass wir die freien Organe der göttlichen Thatkraft sein wollen.

Somit bezeichnen die vier ersten Sätze des Gebets das Wesen und den Drang der Gotteskindschaft. Die vier nächsten drücken das Bedürfniss und die Sehnsucht nach dem göttlichen Geiste aus, ohne dessen Hülfe jener Drang nicht befriedigt werden kanh:

. Unser täglich Brot gieb uns heute. Wir bedürfen von einem Tage zum andern der erhaltenden Liebe Gottes, die uns die Nahrung des Leibes und der Seele giebt.

Und vergieb uns unsre Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Aus der göttlichen Liebe keimt die Liebe in unserm Herzen, die zur Versöhnung der Menschen treibt, und wie wir fremde Schuld sühnen, so sehnen wir uns nach der sühnenden Begeisterung, die unsere eigene tilgt.

Führe uns nicht in Versuchung. Das Bewusstsein der Versöhnung erweckt die Sehnsucht nach fernerer Behütung — die Sehnsucht und das Bedürfniss nach der vorschauenden und warnenden Begeisterung, welche uns so führt, dass wir nicht in Versuchung gerathen.

Sondern erlöse uns vom Uebel. Wenn wir der innern Warnungsstimme folgen, so haben die Mängel der Welt, von welchen sonst die Versuchung ausgeht, keine Macht über uns, sondern wir gehen nun darauf aus, sie zu beseitigen und auch dabei bedürfen wir der schaffenden Begeisterung, welche uns durch unsere eigene That von den Uebeln erlöst.

Der Schluss des Gebetes, wie er im Gebrauch der lutheri

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schen Kirche ist, findet sich weder bei Lucas, noch in den ältesten Handschriften des Matthäus. Trotzdem ist er im Geiste des Ganzen und eine wesentliche Ergänzung. Da er mit dem begründenden denn" anfängt, so vergegenwärtigt er den Grund, warum wir uns zur freien Gotteskindschaft erklären und den Geist Gottes ersehnen. Wir thun es, weil wir in dem Wesen unsers Vaters im Himmel die feste Zuversicht dazu finden: Denn dein ist das Reich nur der unendliche Geist ist der Hort der Gerechtigkeit die Kraft - er herrscht, indem er seinen Willen unbedingt durchführt die Herrlichkeit ist in der Fülle der Kraft frei von allem Unheiligen, von aller Entzweiung. Und dies sein Wesen gehört ihm in Ewigkeit; es ist über die Zeit erhaben und deshalb die unbedingte Wahrheit.

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So liegt in der Gliederung des Gebetes die Idee der Dreieinigkeit in Jesu Sinne, d. h. der organischen Einheit, welche die endliche Geisterwelt, die Kinder Gottes, durch den überall im Universum wirkenden göttlichen Geist mit der über die Zeit erhabenen seit Ewigkeit schaffenden unendlichen Vernunft unsers göttlichen Vaters verbindet. Der Anfang und das Ende des Gebets ist die ewige Wahrheit Gottes, die sich im Weltall offenbart. Die Religion, deren Wesen zunächst in der heiligenden Begeisterung besteht, vollendet sich also im Christenthum dadurch, dass sie in die Begeisterung für die Wahrheit aufgeht, worauf alle ächte Wissenschaft beruht. Und umgekehrt führt der Drang nach Wahrheit, welcher in Sokrates die Philosophie begründete, in diesem und vollendeter noch in Plato zur tiefsten religiösen Begeisterung. Dies spricht sich darin aus, dass Plato den höchsten Zweck der Philosophie in der Herstellung der Gottähnlichkeit findet, ein Ziel, das nach seiner Ansicht ohne den höchsten Grad der sühnenden, reinigenden Begeisterung nicht erreichbar ist. Dies ist der wahre Grund der Uebereinstimmung zwischen Plato und Christus. Das Judentham war allerdings schon lange vor Christus mit der griechischen Philosophie in Berührung gekommen, und man kann behaupten, ohne diese Berührung hätte sich das Christenthum nicht bilden können. Aber die reine Lebre Plato's hat Christus nicht gekannt und seine Uebereinstimmung mit derselben ist eine wunderbare Erhebung über die Irrthümer, durch welche sie in der ihm zugänglichen jüdischen Philosophie bereits verfälscht war.

Ich könnte noch mehr tiefe Beziehungen zwischen dem Christenthum und dem Platonismus nachweisen. Aber ich glaube, das Gesagte genügt. Wenn eine solche Philosophie im Einklang mit Naturwissenschaft und Geschichte herrschend wird, so dass ihre Ergebnisse dieselbe wissenschaftliche Autorität erlangen, wie die der Naturwissenschaften, dann wird das Christenthum daran

in den gebildeten Ständen einen festen Halt haben, einen Halt, der durch unsere klassische Litteratur und das wachsende Interesse an der Wissenschaft noch mehr befestigt wird. Und von heiliger Liebe getrieben, werden dann viele Hand anlegen, um die Kirche bessern zu helfen, um sie von dem Druck starrer Glaubenssatzungen und unwürdiger Priesterherrschaft zu befreien, so dass auch den Armen das wahre beseligende Evangelium gepredigt werde und die gespaltete Christenheit sich auf dem festen Grunde des historischen Christenthums wieder vereine. Die eigentliche Lösung der religiösen Frage aber wird dadurch bewirkt werden, dass nach Plato's Vorschrift schon in dem ersten Jugendunterricht keine verkehrten und abergläubischen Vorstellungen von Gott geduldet werden. Wir werden, wie auch Plato will und wie Jesus uns zeigt, die Unmündigen durch Erzählung und Gleichniss erziehen; aber das Bild, das darin von Gott gegeben wird, darf seinem Wesen nicht unähnlich sein1).

Und da die Religion Christi in jedem wahrhaft religiösen Gefühl enthalten ist, so wird Toleranz und Schonung gegen alle Confessionen von dieser Auffassung des Christenthums ausgehen

nicht die Toleranz der Gleichgültigkeit, sondern der Geduld gegen die Schwäche,weil wir uns der eigenen Schwäche bewusst bleiben. Nur darf diese Toleranz nicht dahin führen, dass man sich scheut, die Wahrheit auszusprechen. Die Wahrheit muss

siegen, und so wie jeder Religion nur so viel Raum gelassen werden darf, als sie nicht mit Recht und Sittlichkeit in Widerspruch tritt, so darf sie nur soweit auf Anerkennung Anspruch machen, als sie nicht mit der Wahrheit streitet.

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Anmerkungen.

1. (S. 3). Ich berücksichtige hier nur die herrschende Ansicht. Namhafte Naturforscher sehen die materielle Welt noch jetzt als begrenzt an, z. B. Zöllner über die Natur der Kometen. Leipzig bei W. Engelmann. 2. Aufl."

2. (S. 5). Ich habe die Lehre von der Abstammung des Menschen in der populärsten Fassung gegeben. Ob unsere Urväter Affen oder Halbaffen waren, ist von untergeordneter Bedeutung. Darwin sagt: „Die Urerzeuger des Menschen waren ohne allen Zweifel einstmals mit Haar bedeckt; beide Geschlechter hatten Bärte; ihre Ohren waren spitz und beweglich, und die Körper waren mit einem Schwanze versehen. . . Der Fuss konnte (wie bei den Affen) fassen und greifen. Unsere Vorfahren haben ohne allen Zweifel auch auf den Bäumen gelebt . . . Die Männer hatten grosse Hundszähne und bedienten sich derselben als einer furchtbaren Waffe."

Plato Republ. Bch. 2. S. 377 Bch. 3. S. 388.

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3. (S. 9). 4. (S. 9). Vergl. Ernst Curtius Griech. Gesch. 3. Aufl. I., S. 45. Preller Griech. Myth. 2. Aufl. I., S. 38.

5. (S. 10). Der Titanenkampf wird gern von den Orthodoxen mit dem Thurmbau zu Babel in Parallele gestellt. So heisst es in der diesjährigen Evangel. Kirchenzeitung Nr. 8. (25. Januar) S. 88 mit Bezug darauf: „Der Heiden tiefsinniger Mythus, der Bibel warnendes Zeugniss bereiten dem Himmelsstürmer am Ende nur ewige Nacht, Verwirrung und Scheidung als directes Gegentheil von dem, was er erstrebt". Der Vergleich ist zutreffend, wenn man die Titanen als mythische Darstellung menschlicher Himmelsstürmer auffasst, wie sich auch die Spitze desselben in der evangel. Kirchenzeitung gegen den Titanen Feuerbach richtet. In der griech. Sage waren freilich die Titanen die alten Götter, welche gegen die neuen Götter, insbesondere Zeus, den Schirmherrn der Staaten (Пoλiɛús), aus dessen Haupt die gewaffnete Göttin der Wissenschaft entstammt, nicht aufkommen können.

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8. (S. 13). 256 A. B.

Phaedr. S. 242 B.-D.; 250 A.-C.; 259 A.-E.; 252 E.;

9. (S. 13). θήσω τὰ μὲν φύσει λεγόμενα ποιεῖσθαι θείᾳ τέχνῃ. Soph. 265.

10. (S. 18). Die neueren Fortschritte der Wissenschaften nebst einer Prüfung der angeblichen Identität der geistigen Thätigkeiten und der physikalischen Kräfte. Aus dem Engl. übersetzt von G. A. v. Klöden. Berlin, Weidmann'sche Buchhandlung 1869." Das Argument du BoisReymond's, welches nach einer Anmerkung desselben sein Freund Tyndall aus Vorlesungen und Gesprächen von ihm entlehnt hat, ist von Philosophen dem Materialismus gegenüber bereits oft geltend gemacht. Du Bois-Reymond führt Locke und Leibnitz an; vollkommen klar ausgeführt findet sich der Beweis z. B. in Schaller's,Leib und Seele. Uebrigens will du BoisReymond keineswegs gegen den Materialismus schliessen. „Ob wir die geistigen Vorgänge aus materiellen Bedingungen je begreifen werden, sagt er, ist eine Frage ganz verschieden von der, ob diese Vorgänge das Erzeugniss materieller Bedingungen sind. Jene Frage kann verneint werden, ohne dass über diese etwas ausgemacht, geschweige auch sie verneint würde". Dies ist vom Standpunkt der Naturwissenschaft gewiss durchaus

richtig. Aber durchaus verfehlt scheint folgende sich an diese Skepsis anschliessende Induction: Wo es an den materiellen Bedingungen für geistige Thätigkeit in Gestalt eines Nervensystems gebricht, wie in den Pflanzen, kann der Naturforscher ein Seelenleben nicht zugeben, und hierin stösst er nur selten auf Widerspruch. Was aber wäre ihm zu erwidern, wenn er, bevor er in die Annahme einer Weltseele willigte, verlangte, dass ihm irgendwo in der Welt, in Neuroglia gebettet und mit warmem arteriellen Blut unter richtigem Drucke gespeist, ein dem geistigen Vermögen solcher Seele an Umfang entsprechendes Convolut von Ganglienkugeln und Nervenröhren gezeigt würde? Der Schluss von der Natur einer endlichen Seele auf die Natur des unendlichen Geistes muss doch die specifische Differenz beider berücksichtigen. Ein unendlicher Geist, welcher die Atome und ihre Bewegung ewig aus sich erzeugt, ist nicht von materiellen Bedingungen abhängig; die Nerven vermitteln die Wechselwirkung der Seele mit der materiellen Welt; sie sind Bedingungen für die Empfindung und Willensreaction, welche beide nur in endlichen Seelen denkbar sind.

11. (S. 30). Ich halte die Worte in Vers 3: touάow τónov vμîr, die ich in der Uebersetzung weggelassen, für unächt; wahrscheinlich sind sie durch den einfachen Fehler eines Abschreibers, nämlich durch Wiederholung aus Vers 2: touάoa τóлоv vμiv in den Text gekommen. Die Erklärung, welche in die Protestantenbibel aufgenommen, scheint mir nicht haltbar. Hiernach würde Christus sagen: In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, so sagte ich es euch. Ich gehe hin euch die Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingegangen bin und euch die Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen." Die Wiederkunft bezieht sich dann auf die mythische Auferstehung Jesu. Hierbei wären aber die Anfangsworte ganz überflüssig. Wenn Jesus hingeht, um den wenigen Jüngern augenblicklich Wohnung zu bereiten, so braucht er nicht zu betonen, dass in seines Vaters Hause viele Wohnungen sind. Allein da so die Worte Jesu überhaupt nicht authentisch sein könnten, so könnte man glauben, der Anfang sei zum Troste der späteren Gemeinde von dem Verfasser so gestellt. Aber dann ist doch das Folgende wieder durchaus matt: „Wenn es nicht so wäre, würde ich es euch sagen." Und welche kleinliche Vorstellung: Christus soll 3 Tage hingehen, um den Jüngern die Stätte zu bereiten! Auch ist es ja nach der jetzigen mythischen Form der Evangelien nicht wahr, dass er nach der Auferstehung die Jünger zu sich genommen. Er ist zunächst ohne sie wieder zum Himmel zurückgekehrt. Also kann sich der Schluss nur auf seine spätere Wiederkunft beziehen. Nach meiner im Text dieser Abhandlung gegebenen Erklärung steht nichts dagegen, die Worte als authentisch anzusehen. Ich bemerke hierbei, dass ich das Evangelium Johannis auch für das jüngste halte, aber doch darin eine reiche Quelle für die Erforschung der wirklichen Lehre Christi erblicke. Was ich daraus benutzt habe, stimmt mit den in den Gleichnissen der ersten Evangelien enthaltenen Anschauungen überein.

12. (S. 34). Wie ein solcher Religionsunterricht nach meiner Ansicht einzurichten ist, habe ich in den „Philosophischen Monatsheften" (Berlin bei F. Henschel) Band III. Heft 6 auseinandergesetzt. Vergl. „Religion und Schule. Zwei Vorträge gehalten im Bonner Bildungsverein von Jürgen Bona Meyer, Professor und Doctor der Philosophie. Bonn, Druck von Georgi 1873."

Gedruckt bei Julias Sittenfeld in Berlin.

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