ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

menten eines solchen Komplexes ich „abstrahiren" will und welche Elemente ich in den engeren Komplex eines „Begriffes" aufnehmen will, das ist aber Sache der Spontancität des Verstandes. Hiermit soll natürlich nicht gesagt sein, dass nicht nachfolgende Wahrnehmungen im wirklichen Verlaufe des psychologischen Geschehens Veranlassungen enthalten könnten, bald die eine, bald die andere Begriffsbildung zu bevorzugen. Immer bleibt die Begriffsbildung und damit, wie wir gleich sehen werden die Aufstellung hypothetischer Sätze eine wenn auch psychologischmotivirte Handlung oder, wenn man lieber will, eine Reaction des Verstandes im Gegensatze zu einer ihm von aussen sich aufdrängenden Wahrnehmung.

[ocr errors]

Ist nun ein Wort oder Wortkomplex, das einen solchon allgemeinen Begriff bezeichnet Subject in einer Aussage, so drückt es eine einfache Bedingung oder auch einen ganzen Komplex von Bedingungen aus. Ist dagegen ein solches Wort Prädikat einer Aussage so heisst es, dass, unter den durch das Subject dargestellten Bedingungen allemal die durch es selbst bezeichnete einfache oder zusammengesetzte Vorstellung reell gegenwärtig ist. In dem Satze z. B. Blut ist roth, kann ich das Subjekt Blut umschreiben durch den Konditionssatz: wenn ich einem Wirbelthier eine Wunde beibringe und die ausfliessende Flüssigkeit ansehe. Das Prädikat „ist roth" stellt fest, dass ich unter den soeben angegebenen Bedingungen die Vorstellung der rothen Farbe als reell gegenwärtig habe. Der Satz „Blut ist roth" ist demnach unzweifelhaft ein hypothetisches Urtheil genau gleich der Aussage: wenn ich ein Wirbelthier verwunde und die ausfliessende Flüssigkeit ansehe, so habe ich resp. jeder sehende und nicht farbenblinde Mensch die Vorstellung der rothen Farbe. Ebenso ist z. B. der Satz „Ein Wirbelthier hat Blut" gleichbedeutend mit dem hypothetischen Urtheil: Wenn ich einen Körper, der eine Wirbelsäule im Rücken hat und noch die und die anderen Bedingungen erfüllt, deren Aufzählung hier zu lang werden würde, wenn ich sage ich einen solchen Körper nehme und schneide hinein, so fliesst eine rothe Flüssigkeit aus. Um auch noch ein Beispiel zu geben, wo es sich schon im ursprünglichen Ausdrucke um eine zeitliche Aufeinanderfolge handelt, betrachten wir den Satz: „Ein fester Körper im leeren Raume ohne Geschwindigkeit sich selbst überlassen fällt zu Boden." Er kann folgendermassen auf die Form des hypotheti

schen Urtheils gebracht werden: Wenn ein Object der drückenden Hand Widerstand leistet und er wird in einem gewissen Augenblicke in einem leeren Raume sich selbst überlassen, so findet er sich einige Zeit später am Boden des leeren Raumes.

Alles eigentliche Urtheilen mit sogenannten Begriffen ist also ein Aufstellen von allgemeinen Regeln, nach welchen gewisse Vorstellungen nothwendig mit einander verknüpft sind, so dass, wenn die eine da ist, auch die andere da sein oder erwartet werden muss. Ist nun die Nöthigung, solche allgemeine Regeln aufzustellen, in der ursprünglichen Natur unseres Intellektes gegründet oder kommen wir dazu nur deshalb, weil das Material unserer Wahrnehmungen an sich schon solchen Regeln unterworfen ist, die wir nur bemerken? Die letztere Alternative kann geradezu als widersinnig bezeichnet werden. Ein Wesen mit der Fähigkeit der blossen Wahrnehmung könnte, wenn auch wirklich das Material der Wahrnehmungen regelmässig wäre, niemals die Regeln als solche zum Bewusstsein bringen. Dazu muss eine besondere Fähigkeit von vorn herein vorhanden sein, und das ist auch ganz offenbar der Fall. Man wird wohl geradezu sagen können, der Intellekt oder der Verstand ist gar nichts Anderes, als eben die Fähigkeit, das Material der Wahrnehmung unter allgemeine Regeln zu bringen. Welches diese Regeln wirklich sind, wird sich natürlich darnach richten, was für Wahrnehmungen gemacht sind, dass sich aber Alles nach Regeln richten muss, ist von vornherein gewiss, denn mit dem Verstande über Wahrnehmungen reflectiren, heisst gar nichts Anderes, als allgemeine Regeln suchen, unter welche die Wahrnehmungen gebracht werden können. Im Grunde genommen ist die vorstehende Erörterung nur eine Paraphrase des bekannten Satzes von Leibnitz: Nihil est in intellectu quod non prius fuerat in sensu nisi intellectus ipse.

[ocr errors]

Wer sich durch eine solche principielle Betrachtung nicht. überzeugen kann, der denke sich einmal in die Lage des neugeborenen Kindes und frage sich, ob er da in dem Wirrwar der sich aufdrängenden Wahrnehmungen Regelmässigkeit ohne sie zu suchen finden würde (wofern das üborall denkbar wäre). Wie sollte man etwa darauf kommen, eine Regel aufzustellen, dass nicht unterstützte schwere Körper zu Boden fallen? Man sieht ja fast eben so oft solche Körper aufsteigen, wie z. B. einen aus der Hand geworfenen Stein oder aufspritzendes Wasser, einen

fliegenden Vogel oder sogar den eigenen Körper beim Sprung u. s. w. In der That gibt es ja auch Regeln, nach denen sich nnter gewissen Umständen nicht unterstützte schwere Körper aufwärts bewegen, wie es Regeln gibt, nach denen sie unter andern Umständen fallen. Wenn nicht die Natur des Intellektes darin bestände, solche Regeln a priori vorauszusetzen und uns zwänge, sie um jeden Preis aufzusuchen, die blossen Wahrnehmungen würden uns niemals zwingen, solche Regeln anzunehmen. Ja man muss schliesslich sogar zugeben, gefunden sind die wirklich allgemein gültigen Regeln oder Gesetze auch heute noch nicht - nicht ein einziges.

Wir wollen jetzt zusehen, wie es bei der wirklichen Aufsuchung der Erfahrungsregeln zugeht. Setzen wir uns in die Lage, wo wir eine recht augenfällige und höchst verwickelte Wahrnehmung machen. Es sei etwa im Oktober ein heftiger Sturm, die Sonne sei eben im Untergehen, der zunehmende Mond scheine abwechselnd durch die Zwischenräume dahinjagender Wolken, wir sehen einen Wald mit theils gelben Blättern, dieselben fallen in grosser Anzahl von den geschüttelten Zweigen. Einzelne Aeste knicken vom Sturme gebogen ab. Aus einer solchen Reihe von wirklichen sinnlichen Wahrnehmungen lassen sich unendlich viele Theilvorstellungen bilden und wir können nun ganz willkürlich je zwei solcher Theil vorstellungen zu einem Urtheil verknüpfen oder mit andern Worten Regeln bilden, wonach, wenn die eine Vorstellung gegenwärtig ist, auch die andere sich einstellt. Es wäre eine ganz verkehrte Meinung, wollte man einigen dieser Verknüpfungen von vorn herein einen Vorzug einräumen. Was in einer wirklichen Wahrnehmung verknüpftist, muss eben nach einer allgemeinen Regel verknüpft sein. Ohne dies a priori vorauszusetzen, würde es mir ja niemals einfallen, bei Wiederholung eines Theiles der Wahrnehmung darauf zu achten, welcher andere Theil derselben sich ebenfalls wiederholt. Die Fähigkeit des Erinnerns reicht zur Erklärung dieser besonderen Aufmerksamkeit nicht aus, die ganz spontan auf die Wiederholung von Verknüpfungen gerichtet wird. Der soeben ausgesprochene Satz ist nichts anderes als eine besondere und, wie mir scheint, recht einleuchtende Fassung von Kant's Behauptung, dass die Möglichkeit des hypothetischen Urtheils das allgemeine Causalitäts- oder besser Regelmässigkeitsprincip enthält. So bin ich im obigen Beispiel ganz

berechtigt, den Mondschein mit dem Abknicken vom Baumästen zu verknüpfen. Es muss eine ganz allgemeine Regel geben, welche sagt: wenn der Mond scheint und es sind noch die und die anderen Bedingungen erfüllt, so knicken Aeste von den Bäumen; ob ich die Bedingungen, ohne zu viel oder zu wenig zu sagen, werde angeben können, ist freilich die Frage, aber eine solche Regel muss es geben, da in einem wirklich beo bachteten Falle, während der Mond schien, Aeste von den Bäumen geknickt sind. Diese Betrachtung wird gut beleuchtet dnrch die Neigung der Menschen, sich ganz willkürlich abergläubische Regeln bei Gelegenheit irgend einer bestimmten wahrgenommenen Verknüpfung von Erscheinungen zu bilden. So herrscht z. B. bekanntlich in weiten Kreisen der Aberglaube, dass von 13 Tischgenossen einer in dem laufenden Kalenderjahre sterbe. Jedesfalls hat man ein Recht, nach einmaliger Beobachtung jener Verknüpfung eine Regel zu bilden: wenn 13 Menschen bei Tische zusammensitzen, stirbt einer davon im laufenden Kalenderjahre, nur muss, wenn die Regel eine unverbrüchliche sein soll, die Bedingung noch weiter specialisirt werden, z. B. würde es nach dem heutigen Stande unserer toxikologischen Kenntnisse eine ganz unverbrüchliche Regel geben: Wenn am 1. Januar 13 Menschen bei Tische sitzen, von denen einer 1 gramm Arsenik verschluckt und keinerlei Gegengift nimmt, so stirbt einer davon im laufenden Kalenderjahre. Hätte man sich nun vorgesetzt, die übrigen Bedingungen auszumitteln für solche aufs Gerathewohl gegriffene Regeln etwa für die schon weiter oben als Beispiel gebranchte Regel, wenn der Mond scheint und es findet noch dies und dies' und dies etc. statt, so knicken Aeste von den Bäumen", so würde man bald bemerken, dass die andern Bedingungen einflussreicher sind, als die erste, doch ist das eine naturwissenschaftliche und keine erkenntniss - theoretische Bemerkung. Als Beispiel des erkenntniss-theoretischen Processes würde eine Untersuchung über die Vervollständigung unserer beispielsweise willkührlich gegriffenen Verknüpfungsregel ganz wohl dienen können. Wir würden auch wohl schliesslich einen Einfluss des Mondes feststellen können, dessen Lage wegen seiner Anziehungskraft, die er auf alle Massen ausübt für das Abknicken von Baumästen unmöglich absolut gleichgültig sein kann. Ueberdies steht ja die Sichtbarkeit des Mondes mit der Beschaffenheit der Atmosphäre in Beziehung. Ich will aber dennoch dies absichtlich anscheinend ganz

absurd gewählte Beispiel verlassen und ein anderes aus dem obigen Wehrnehmungsgewebe herausgreifen, das wir besser verfolgen können, weil es die Aufmerksamkeit der Menschen in Wirklichkeit mehr auf sich gezogen hat. Wir verknüpfen z. B. die Theil-Vorstellung des Windes mit der Theil-Vorstellung des Abknickens von Baumästen und stellen die Regel auf: „wenn Wind durch Bäume weht, so knicken Aeste ab". Bei der nächsten Gelegenheit, wo wir Wind durch Bäume wehen sahen, werden wir nun vielleicht nicht bemerken, dass Aeste abknicken. Hätten die Empiristen Recht, so wäre hierdurch die Verknüpfung zwischen der Vorstellung Wind und der Vorstellung des Abknickens von Baumästen gelöst, oder sie wäre wohl eigentlich gar nicht zu Stande gekommen. Unser Verstand lässt sich aber durch die Zweifel des Empiristen in seinem Geschäfte des Regeln Suchens nicht beirren. Die zweite negative Wahrnehmung bestimmt ihn keineswegs, die erste Regel aufzugeben, sondern sie zu verbessern. Er sieht, wenn Wind durch Bäume weht, knicken Aeste, war noch nicht der vollständige Ausdruck der nothwendig vorauszusetzenden unverbrüchlichen Regel, wnnach in der erstgedachten wirklichen Wahrnehmung die beiden willkührlich herausgegriffenen Theil-Vorstellungen zu verknüpfen sind. Ich muss also in der Theilvorstellung, welche ich als Bedingung setze, noch mehr von dem damals gegenwärtig gewesenen Inhalt aufnehmen, z. B. von der Stärke des Windes, von der Beschaffenheit der Bäume, von der Richtung des Windes in Beziehung zur Stellung der Aeste u. s. w. wohl zu merken, nöthigesfalls müsste ich den damals gegenwärtig gewesenen Vorstellungsinhalt ganz in die Bedingung aufnehmen, dann wäre aber die Regel auch sicher richtig, dann dürfte aber auch der Nachsatz- und das ist wichtig zu bemerken viel bestimmter lauten, etwa so: „es knicken sieben Aeste von der und der Grösse etc. ab“.

Versuchen wir es aber zunächst mit allgemeiner ausgedrückten Regeln. Wenn Wind durch Bäume weht, kann der Wind eine Geschwindigkeit von 5 m von 10 m von 15 m Geschwindigkeit haben. In dem ursprünglich beobachteten Falle sei beispielsweise die Geschwindigkeit 10 m gewesen. Nehmen wir diese Bestimmung mit auf, so würde die Regel lauten: Wenn ein Wind von 10 m Geschwindigkeit durch Bäume weht, so knicken. Aeste ab. Eine abermalige Beobachtung kann uns nun überzeugen, dass auch dies noch nicht die allgemeine unverbrüchliche

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »