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Gewichte, Buchstaben, Kunst, Kultus von der überlegenen orientalischen, besonders der ägyptischen und assyrisch-babylonischen beeinflusst worden ist. So hat in letzter Zeit besonders die Frage eifrige Behandlung gefunden: was verdankt Hellas in Bezug auf das Dekorationssystem der ältesten in seinem Boden gefundenen Gegenstände der orientalischen Kunst? Ist die sogenannte geometrische Dekoration, welche die Fläche mit lauter regelmässigen bald gerad-, bald kreislinigen Ornamenten bedeckt, indogermanischen Ursprungs? Oder ist sie nicht vielmehr jünger als jene ornamentlose oder willkürlich Linien und Punkte mischende Technik wie sie Gegenstände aus Thon, Knochen, Elfenbein und Bronce in Mykenä, Menidi und Spata aufweisen, mithin orientalischen Ursprungs? Sind überhaupt die in Mykenä, Troja, Cypern, Menidi, Spata gefundenen Gegenstände orientalischen oder einheimischen Ursprungs? Oder lassen sich besonders in denen von Mykenä zwei verschiedene Typen, ein mitgebrachter und ein angenommener, unterscheiden? Welches war die älteste Form des griechischen Wohn- und Gotteshauses? Ist der ionische und dorische Stein-Bau aus Holz- und Backsteinbau erwachsen?

Und welche Kultur-Stätten in Latium schliessen sich am nächsten an die jener Pfahldörfer an, sind mithin als älteste Niederlassungen der Italer nach ihrer Einwanderung in Latium anzusehen?

Nicht geringer ist der Zuwachs, welchen die Kenntnis der klassischen Stätten erfahren hat.

Wir lernten nicht blos kennen die Stätte des alten Troja, die Königsburgen von Mykenä und Tiryns, schauten in den Gräbern der ersteren auf die zum Teil noch erhaltenen Gerippe, blickten in die Schatzhäuser von Mykenä und Orchomenos; wir lernten auch kennen den Festplatz von ganz Griechenland, die Altis von Olympia, die altberühmten Kultusstätten von Ephesos, Delos, Samothrake, Cypern, die Heiligtümer des Asklepios nicht blos an der Burg von Athen, sondern auch das berühmteste, das zu Epidauros; grosse Strecken des Mauerzuges der Stadt Athen

sowie der Befestigung der Hafenstadt Peiraieus und der Verbindungsmauern, das Doppel-Thor, in seiner Nähe einen Friedhof, die Bettungen der Schiffshäuser, die Heiligtümer von Eleusis. Die Residenz der Attaliden in Pergamon erhebt sich in täglich wachsender Grossartigkeit und Anschaulichkeit vor unsern Augen; etruskische Nekropolen taten sich vor uns in völliger Unversehrtheit auf; das römische Forum ist beinahe vollständig ausgegraben. Und allen diesen Entdeckungen folgten alsbald ausgezeichnete kartographische Publikationen. Und welche Fülle von Kunstwerken haben diese und andere Ausgrabungen zu Tage gefördert, darunter um von den Terrakotten, Vasen, Reliefs nicht zu reden, Originalwerke, wie die Giebelfiguren des Zeustempels zu Olympia, die Nike des Paionios, den Hermes des Praxiteles, Köpfe von der Hand des Skopas, Werke der pergamenischen Kunst, Kopien der Parthenos des Pheidias, des Diadumenos des Polyklet u. a.

Inschriften liessen uns ungeahnte Blicke tun in die Eleusinien, in die Orakel und Heilsprüche von Dodona und Epidauros, in die Anlage und Einrichtung des Zeughauses der attischen Marine, in das älteste Recht der Insel des gerechten Minos und damit in das älteste griechische Privatrecht, in die drakonischen Blutgesetze, in die religiösen und dramatischen Genossenschaften; in altitalische Weiheformeln, in die Verfassung einer römischen Kolonie in Spanien zur Zeit Cäsars, in römische Bergwerksverwaltung, und zugleich gewannen wir damit Sprach-Denkmäler von höchstem Alter und von Mundarten, welche wir bisher nur unvollkommen kannten. Die Zahl der neuen Inschriften, welche nach den verschiedensten Seiten hin neue Ausblicke eröffnen, ist ins ungemessene gewachsen. Das Corpus der griechischen Inschriften von Böckh enthielt noch nicht ganz 1000, das neue unvollendete Corpus inscriptionum Atticarum bereits über 5700 attische Inschriften; im Corpus inscriptionum Latinarum sind bisher mehr als 72 000 lateinische Inschriften bekannt gemacht, und beinahe ein Drittel harrt noch der Veröffentlichung.

Auch die Litteratur ist nicht ganz leer ausgegangen. Zwar ist kein vollständiges bedeutendes Litteratur-Werk zu Tage gekommen, wozu auch nach der Durchsuchung der Bibliotheken des Morgen- und Abendlandes wenig Aussicht ist, wol aber einzelne Stücke hohen Wertes von Lyrikern wie Alkman und Sappho, von Dramatikern wie Euripides, von Aristoteles' attischer Verfassung, von Historikern sowie von Fachschriftstellern aller Art.

Die Zahl der Fragen, welche durch alle diese Funde zum ersten Male angeregt oder besser als bisher beantwortet wurden, ist ausserordentlich gross.

Endlich aber hat die Wissenschaft des klassischen Altertums ihr Reich auch an den Endgränzen desselben ausgedehnt, indem sie auch die Zeit des Unterganges der römischen Weltherrschaft und den allmälichen Uebergang der antiken in die mittelalterliche Kultur ins Auge fasste. So zog sie einerseits das Mittel- und Neugriechische heran und untersuchte das Fortleben von Alt-Hellas im heutigen Griechenland nach Sprache, Sitte, Glaube, Mährchen, Volkslied; andererseits unterwarf sie die Schriftsteller des untergehenden Roms, besonders diejenigen welche für deutsche Geschichte und deutsches Recht, für christliche Lehre und Kirche, oder für die Medicin von Wichtigkeit sind, kritischer Neubearbeitung, sowie lexikalischer, grammatischer, metrischer Ausbeutung und gewann damit. wie mit der grösseren Beachtung der Volkssprache unmittelbaren Anschluss einerseits an die romanische Philologie, andrerseits an die Kirchen- und Rechts-Geschichte.

Dieser Erweiterung nach Aussen entspricht durchaus die Vertiefung nach Innen.

Man darf der klassichen Philologie der Gegenwart unbedenklich das Zeugnis ausstellen, dass sie sich nicht nur viel schwierigere Aufgaben und höhere Ziele stellt, sondern auch viel entsagender arbeitet als vordem.

Da ist zunächst die Grammatik, welche einesteils sich in die Schule der Laut-Physiologie begeben hat und deren Lehren für ihre Zwecke nutzbar zu machen bemüht gewesen ist, andernteils dem Walten der Lautgesetze nachspürt, die Etymologie auf rein lautliche Normen gründet, ja in ihrer neuesten Richtung diesen Lautgesetzen die Unverbrüchlichkeit von Naturgesetzen zuschreiben und die Ausnahmen nur auf falsche Formübertragung oder mundartliche Besonderheit zurückführen will, durchweg aber gleichsam mit Loupe und Secirmesser arbeitet, nicht blos den Gebrauch eines Wörtchen, einer Struktur bei Einem Schriftsteller, sondern auch die ganze Geschichte derselben, ihr Aufkommen, Zu- und Abnehmen, Aufhören, Ersetzung durch andere mit statistischer Genauigkeit verfolgt und alle Phasen und Nüancen eines Bedeutungswechsels bloslegt.

Da ist die Metrik, welche den Bau der Verse bei den einzelnen Dichtern bis auf die Normen der Verbindung der Wörter zu Versfüssen, der Cäsur, und das Verhältnis von Wortund Vers-Accent, die Verbindung der Verse zu Strophen, die Gesetze der strophischen Komposition und antistrophischen Responsion aufs sorgfältigste untersucht und die Bedingungen wahrer Symmetrie, das Wechsel-Verhältnis von Rhythmus und Stimmung, endlich auch das Wesen und die Erscheinungsformen des Rhythmus in Werken der Beredsamkeit zu ermitteln bemüht ist.

Da ist die Epigraphik, welche neben dem mechanischen Abdruck der Abschrift einer Inschrift nicht entraten zu können. meint und in der getreuesten Wiedergabe einer Inschrift, wie beispielsweise in der letzten Ausgabe des Monumentum Ancyranum, wahre Triumphe feiert, welche aber auch in der Ergänzung von einzelnen Buchstaben wie ganzen Wörtern äussere Indicien wie die Beschaffenheit des Steins und die Abstände der Buchstaben nicht minder im Auge behält als den Inhalt und die Analogie anderer Denkmäler.

Und wie sie selbstverständlich auch die Form der Buchstaben historischer Untersuchung unterwirft und denjenigen,

welche nicht selbst mit den Steinen umgehen können, Abgüsse der Inschriften und typische Reproduktionen der Buchstabenformen zugänglich macht, so hat auch die Paläographie in letzter Zeit auf dem Wege der Photographie und der Heliogravüre nahezu vollendete Faksimiles von Handschriften der verschiedensten Jahrhunderte zu Stande gebracht.

Nie ist die Lesung der Papyrusrollen und der Palimpseste mit solch entsagungsvoller Ausdauer, aber auch nie mit solchem Erfolge geübt worden; nie sind Handschriften mit so peinlicher Sorgfalt bis auf alle Kleinigkeiten untersucht, die in ihnen tätigen Hände so genau geschieden, die Ergebnisse der Vergleichung so vollständig mitgeteilt worden; nie ist man so beflissen gewesen von allen Autoren sämmtliche Handschriften zu erlangen, die Beziehungen zwischen diesen Handschriften zu ermitteln, einen Stammbaum derselben aufzustellen, den Archetypus zu rekonstruiren, den Abstand desselben von der Hand des Autors zu ermessen, die Schicksale eines Werkes, dass Nachleben eines Autors zu verfolgen, mit Einem Worte die Aufgabe der recensio umfassend zu lösen, mustergültige kritische Ausgaben herzustellen; nie ist man so bemüht gewesen die sämmtlichen Bruchstücke und Nachrichten über verlorene Werke oder nur ein paar Mal genannte Persönlichkeiten zu sammeln und zu sichten, Prosopographien anzulegen, Corpora wie der Inschriften und Denkmäler, so der Vertreter desselben Litteraturzweiges zu schaffen, Lexika und Indices aller Wörter eines Schriftstellers auszuarbeiten, sämmtliche Versionen eines Mythos durch die gesammte Litteratur und Kunst zu verfolgen, sämmtliche Kunst-Typen eines Gottes oder eines Symboles nach Zeiten und Kunst-Gattungen geordnet vorzuführen, die Erzeugnisse Einer Künstlerhand, wie die Schalen der attischen Vasenmaler Brygos, Duris, Euphronios oder des Canoleios von Cales zusammenzustellen und wo möglich in eine zeitliche Abfolge zu bringen; nie hat man so versucht die Bedeutung eines staatsrechtlichen Ausdruckes oder einer Formel durch eingehendste Untersuchung sämmtlicher Stellen zu gewinnen.

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