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der alten Geschichtschreiber und Geographen gewesen. Es bedarf aber wohl kaum der Rechtfertigung, daß die Mittheilungen der „Klassiker“ nur spärlich verwerthet wurden, wenn die einheimischen Urkunden und Denkmäler eines Landes uns über die dort herrschenden religiösen Anschauungen und Gebräuche Aufschluß gaben.

Ebenso sind der sachlichen Zusammengehörigkeit wegen auch die den Alten unbekannten Glieder der beiden großen Sprachfamilien in den Bereich der Untersuchung gezogen worden, so daß die vorliegenden Blätter auch als eine Studie über den Gottesbegriff der heidnischen Indogermanen und Semiten bezeichnet werden können. Aber auch nur der Gottesbegriff oder, wenn man will, die Theologie dieser Völker soll hier besprochen werden, nicht aber die Mythologie, außer insofern die erstere ohne die letztere eben nicht verstanden werden kann.

Welches waren die Vorstellungen der alten Heiden von Gott? Wie haben diese Vorstellungen sich im Laufe der Zeit entwickelt und verändert? Wie äußerte sich das Gottesbewußtsein in der praktischen Religionsübung? Dieses sind die Fragen, die wir in Kürze zu beantworten versuchen wollen. Anderen Arbeiten muß es vorbehalten bleiben, die gleichen Untersuchungen auch auf die heidnischen Religionen der neuern Zeit auszudehnen, und dann weiterhin die Bedeutung der gewonnenen Ergebnisse für die Lehre von Gott spekulativ zu entwickeln. Vorläufig aber soll weder der ge= schichtliche Gottesbeweis geführt noch irgend eine andere einschlägige Frage spekulativ gelöst werden. Es handelt sich hier nur um die Grundlage für die spekulativen Erörterungen, während diese selbst für später vorbehalten bleiben müssen. Nur diejenigen Schlüsse sind kurz angedeutet worden, die sich aus den Thatsachen ohne Schwierigkeit von selbst ergeben.

Übrigens ist es leicht einzusehen, daß die Grundlage für den geschichtlichen Gottesbeweis auch schon fest gelegt sein kann, bevor die Religionen aller Zeiten untersucht worden sind. Zeigt Induktions- und Deduktionsbeweis uns, daß in irgend einem Zeitraume das Dasein Gottes ein Postulat der menschlichen Vernunft ist, so muß das heute so gut der Fall sein, wie ehedem; denn die Natur der Vernunft hat sich nicht geändert, und wenn dieselbe ehedem das Dasein Gottes als eine Wahrheit bezeugte, so kann sie es heute nicht als einen Irrthum verwerfen. Darum hat auch die vorliegende Untersuchung für sich allein schon einen selbständigen und für die Richtigkeit des geschichtlichen Gottesbeweises und manche an= deren Fragen entscheidenden Werth.

Weil es sich also hier zunächst darum handelt, quellenmäßiges Material beizubringen, so ist es nicht zu vermeiden, daß die Darstellung in den einzelnen Abschnitten ebenso ungleichartig sein wird, wie die Ausdrucksweise der Zeugen selber, auf die wir uns berufen. Anders redet ja der Dichter, anders der Verstandesmensch, anders der geschulte Philosoph, anders der Mann aus dem Volke. Unsere Aufgabe kann es nicht sein, die eigenthümliche Färbung zu verwischen, sondern dieselbe vielmehr, soweit die Kürze es gestattet, in ihrer vollen Ursprünglichkeit hervortreten zu lassen.

Nicht minder wird bald die monotheistische, bald die polytheistische Richtung ausführlicher geschildert werden müssen, je nachdem in einer Periode die eine oder andere Anschauungsweise vorherrschend war. Wollten wir darum etwa überall nur die monotheistischen Züge hervorheben, wenn auch in der Wirklichkeit der Polytheismus überwog, so würde das ein falsches Bild geben.

Wo endlich die Quellen reichlich fließen, da wird naturgemäß die Darstellung von selbst mehr Fülle gewinnen, als wo wir nur spärlich vorhandene Angaben zu katalogisiren haben.

Freilich hat man gegen dieses einfache Negistriren religiöser Erscheinungen im Völkerleben schon Einsprache erhoben, weil dasselbe in seiner unnatürlichen Trockenheit nicht befriedigen könne. Allein, wie man auf diesem Gebiete etwas wirklich Annehmbares zu bieten hoffen kann, ohne vorher die nöthigen Thatsachen festzustellen, das läßt sich nicht absehen. Mag auch Herz und Gemüth unmittelbar weniger angesprochen werden, so kann doch die Beschäftigung mit dem Höchsten, was je die Menschenbrust bewegt hat, nicht ohne Gewinn für uns sein. Die Betrachtung der heidnischen Religionen wird uns das Christenthum nur in so hellerem Glanze erstrahlen lassen; denn, wie der hl. Paulus sagt, die Heiden verehrten, was sie nicht kannten, sie suchten und tasteten, ob sie ihren Schöpfer wohl fänden. Uns aber hat Gott in seiner Huld den Zeiten der Unwissenheit entrissen, daß wir verstehen, was wir anbeten, und mit Bewußtsein in Gott leben und weben und sind (Apostelg. 17, 23 ff.).

I. Die Völker des indogermanischen Sprachkammes.

1. Die Inder.

Die älteste Geschichte Indiens ist in ein nahezu undurchdringliches Dunkel gehüllt, welches durch einheimische Geschichtswerke nur sehr spärlich erhellt wird1. Nicht unwahrscheinlich ist die Annahme, daß die Inder nebst vielen anderen Völkern ursprünglich die Flußgebiete des heutigen Amu und Syr bewohnten und von da auszogen, um sich im Süden eine neue Heimath zu suchen. Sie ließen sich im Pendschabgebiete nieder und entfalteten dort und später noch weiter südlich ein reiches Kulturleben, dessen Schäße uns in größerem Maße erst in diesem Jahrhundert erschlossen worden sind.

In der religiösen Entwicklungsgeschichte der Inder sind drei Zeiträume zu unterscheiden: ein vedischer, ein brahmanischer und ein buddhistischer.

Jene erste Zeit ist benannt nach dem Veda, einer Sammlung heiliger Bücher, die in ähnlicher Weise einfachhin als „Wissenschaft“ bezeichnet wird, wie unsere Bibel als „Schrift". Die ältesten Theile des Veda mögen bis in das 16. Jahrhundert v. Chr. hinaufreichen, während andere Abschnitte schon von den berühmten Sängern der Vorzeit reden und da= durch selbst ihre spätere Abfunft bezeugen 2. Von den vier Veda-Büchern Rik, Saman, Yajus und Atharvan genießt das erste, der Rigveda, bei weitem das größte Ansehen, weil uns in demselben die frühesten religiösen Anschauungen der Jnder überliefert werden 3.

1 Das bedeutendste bis jezt in Europa bekannt gewordene sanskritische Geschichtswerk ist Kalahanas Geschichte der Könige von Kaschmir, in's Französische übersezt und erklärt von M. A. Troyer. Das Werk entstammt dem zwölften Jahrhundert unserer Zeitrechnung und behandelt die Herrschergeschlechter von 1182 v. Chr. bis 1125 n. Chr.

2 Vgl. Geschichte des Alterthums, von M. Dunder, 5. Aufl., Bd. III. S. 24. • Über die eigentliche Bedeutung des Wortes Veda im Sinne der Inder vgl.

Die Mantra-Literatur, von A. Ludwig. Prag 1878. S. 15 ff.

Pesch, Der Gottesbegriff.

1

Der Rigveda, sagt Professor Monier Williams, ist das älteste Buch der Welt (ausgenommen vielleicht einige Theile der Bibel), ein Buch, welches seit 3000 Jahren bei einem großen Theil des arischen Stammes den Glauben gebildet, die Gebete eingegeben, die Sitten geregelt, dem Leben seine Gestalt verliehen hat. Und noch bis heute bietet sich uns das merkwürdige Schauspiel dar, daß Millionen Inder vom Pendschab bis zum Kap Comorin, von Bombay bis Assan, obschon sie den verschiedensten Stämmen angehören, in getrennten Kasten und Verbindungen leben, andere Gesetze und Gewohnheiten haben, dennoch alle vereinigt sind durch das gemeinsame Band des Rigveda, den sie als ihr tägliches Gebetbuch gebrauchen und aus dem sie Abschnitte zu wiederholen pflegen als ein Morgen- und Abendopfer für den Einen Gott, den sie alle nach seinen mannigfachen Offenbarungen verehren 1.

Ehe jedoch die Einzelheiten dieses wichtigen Buches uns beschäftigen, nimmt eine Thatsache von mehr allgemeiner Bedeutung unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Dem Veda nämlich verdanken wir die Möglichkeit, den gemeinsamen Gottesbegriff aller indogermanischen Stämme bis zu seinen ältesten Spuren hinauf zu verfolgen. Das Stammwort dyu zur Bezeichnung der Gottheit findet sich nicht nur im Sanskrit (deva), sondern auch im Griechischen (Aɛós, böotisch =Zeós, Deós, für ursprüngliches deivos), im Lateinischen (deus, Jupiter für Dyu-pater sanskritisch Dyaus-pitar), im Gothischen (Tius), im Lithauischen (diewas), im Let= tischen (dews), im Altpreußischen (deiws) u. s. m. 2

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Dyu enthält ursprünglich die Bedeutung „leuchten, strahlen“ 3. Obschon nun ein so dehnbarer Begriff sich mit Leichtigkeit auf Vielerlei anwenden läßt, so bezeichnet doch dyu als Substantiv in der wirklichen Sprache Indiens hauptsächlich Himmel und Tag; in der verstärkten Form deva aber ist es jener Name für die Gottheit, den die Indogermanen alle in der einen oder andern Gestalt bis auf den heutigen Tag in ihren Sprachen bewahrt haben. „S Alle diese Völker haben nur dieß einzige

"

1 The place which the Rig-veda occupies in the Sandhya, and other Daily Religious Services of the Hindus. By Monier Williams. Abhandlungen des Berliner Orientalisten-Congresses vom Jahre 1881. II. S. 158. Der Rigveda kann übrigens nur dann als das älteste Buch der Welt bezeichnet werden, wenn man das Wort Buch betont; denn sonst dürften ihm die ägyptischen Schrift= werke den Rang streitig machen.

2 Vgl. Pott, Etymologische Forschungen, I. S. 101.

3 R. Roth in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, I. S. 66 ff.

Wort für Gott und keinen einzigen Namen ihrer vielen einzelnen Götter allesammt gemeinschaftlich.“ 1

Diese Gottesbenennung muß mithin „schon vorhanden gewesen sein, ehe die Vorfahren jener uralten Völkerrassen in Sprache und Religion sich sonderten, ehe sie ihre gemeinsamen Weidepläße verließen, um in verschiedenen Richtungen (südlich, westlich) weiterzuwandern, ehe sie ihre Schafhürden in die Mauern volkreicher Städte verwandelten" 2. Und umgekehrt, da die verschiedenen Völker in der Bildung der einzelnen Göttergestalten und Götternamen so gänzlich von einander abweichen, so sind diese Namen und Gestalten kein ursprüngliches, aus dem gemeinsamen Baterhause überkommenes Erbstück, sondern jüngere Bildungen, die erst auftauchten, als die frühere Einheit vollständig zerrissen war.

Aus diesen Thatsachen ergibt sich der ebenso naheliegende als sichere Schluß: Vor ihrer Trennung kannten die Völker indogermanischer Zunge wohl einen Gott, aber keine Götter; bei ihnen ging der Glaube an den Einen Gott dem Götterglauben und dem Gößendienste geschichtlich voraus. Gerade die bedeutendsten Gelehrten auf dem Gebiete der Sprachwissenschaft erkennen diesem Schlusse strenge Beweiskraft zu. Ganz natürlich; denn wenn sich aus der Gemeinschaftlichkeit eines Wortes der ursprüngliche, dem Worte zu Grunde liegende Begriff und die uranfängliche Anschauungsweise nicht herausfinden läßt, so ist die ganze vergleichende Sprachforschung in die Luft gebaut. Daher dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Vertreter dieser Wissenschaft mit solcher Entschiedenheit für die Richtigkeit derartiger Schlußfolgerungen einstehen 3.

Deva ist also der einzige ursprüngliche Gott der Indogermanen; das hat als einer der gewichtigsten Zeugen der Veda bestätigt. Aber wie! der Veda und der Glaube an Einen Gott, welche größere Widersprüche lassen sich wohl denken? Wer zum ersten Male einen Blick in die vedische

1 Th. Benfey in der Encyklopädie von Ersch und Gruber, Art. Indien, 6. 159.

2 Die Wissenschaft der Sprache, von Dr. M. Müller. Deutsche Ausgabe. I. S. 396.

3 Was die Frage anbelangt, ob jener früheste Zustand der religiösen Anschauungen wirklich Monotheismus im strengen Sinne, oder aber sogenannter Henotheismus gewesen sei, so hoffen wir bei einer andern Gelegenheit darauf zurückzukommen. Ganz sicher falsch aber und den Thatsachen widersprechend ist die Behauptung Tieles, die ursprüngliche Religion der Indogermanen sei „Polydämonismus“ gewesen. Vgl. Tieles Compendium der Religionsgeschichte. Berlin 1880. . 120.

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