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oder Ägypten nach Libyen bis an die Säulen semitische Volksstämme führt oder selbst als Archaleus seinen Tempel in Gades gründet, Athene von Phönizien her nach Attika wandert und der weise Taaut in dem gelehrten Ägypten sein Königthum erhält." 1

Indessen, soweit es sich um semitisch redende Völker handelt, ist die Gemeinsamkeit der religiösen Anschauungen nicht bloß auf phönizischen Handelsverkehr, sondern auf die ursprüngliche Stammeseinheit zurückzuführen. Seine Wurzeln hat das phönizische Pantheon nicht nur mit dem der Syrier im Allgemeinen, sondern auch mit dem der Babylonier gemeinsam. Der Unterschied zwischen der phönizischen und babylonischen Neligion bestand hauptsächlich darin, daß in jener die Göttergestalten noch viel weniger scharf markirt und hierarchisch abgetheilt waren als in dieser, so daß sie häufig mit einander verwechselt wurden. Ferner tritt die astronomische Seite des Kultus mehr in den Hintergrund, während der wollüstige und blutdürstige Zug sich abstoßend hervordrängt. Da in dieser Beziehung der phōnizische Gößendienst mit dem aller Kanaaniten zu sammenfällt, so ist es nicht erforderlich, die einzelnen Stämme getrennt zu behandeln. Durch Hinzufügung oder Weglassung von ein paar Namen läßt sich das Bild des phönizischen Kultus leicht in das jeder anderen kanaanitischen oder syrischen Religion verwandeln.

Wie in den späteren Zeiten Babylons, so bildete auch bei den Phōniziern Baal den Mittelpunkt des ganzen Kultus. Die Bedeutung und hohe Stellung Baals erhellt sowohl aus den Angaben der heiligen Schrift, in welcher dem Dienste Jehovas so oft der Vaals-Dienst der Kanaaniten gegenübergestellt wird, als auch aus dem Umstande, daß die Griechen und Römer in Baal ihre höchste Gottheit wiedererkannten und ihn einfach als Zeus oder Jupiter bezeichneten. Sein Charakter ist ein siderischer, er ist Sonnengott. Darum legt ein Dichter dem von seinem indischen Zuge in Tyrus einkehrenden Bacchus folgende Worte an Baal in den Mund: „Du mit dem Sterngewande bekleidet, Weltgebietender, Helios, des sterblichen Lebens weitschallender Hirte, der du in kreisender Bahn deinen Lauf vollendest und den Sohn der Zeit, das zwölfmonatliche Jahr, hinrollend Kreis fortwälzest auf Kreis ... Du allleuchtendes Auge des Äthers, bringst mit vierspännigem Wagen den Winter nach dem Herbst, führest den Sommer herbei, wandelst den Frühling. Unhaltbar weicht, durch deine Feuergeschosse verfolgt, die Nacht, wenn du, sichtbar an der

1 Movers, Die Phönizier. Bonn 1841. I. S. 54 f.

Höhe, deine Rosse, die hochtragend den Nacken das Silbergeschirr ziehen, zum Laufe mit der Geißel forttreibst." 1

Baal heißt „Herr" und war gewiß in der ältesten Zeit nur eine andere Bezeichnung für El. Daher wird er auch später noch oft einfach El oder El Eljon, höchster Gott", oder Baal Samim, Himmelsherr", genannt. Zuerst wurde dann der Name von Gott auf die herrlichsten Werke Gottes, auf die Gestirne und besonders auf die Sonne, übertragen. Die Sonne war den Phöniziern sowohl wegen ihrer majestätischen Schönheit als wegen ihrer lebenspendenden Kraft zugleich Bild und Träger göttlicher Eigenschaften. Dann aber spaltete sich die Gottheit weiterhin nach ihrer schaffenden und zerstörenden Seite in gute und schädliche, oder nach ihrer aktiven und passiven Seite in männliche und weibliche Wesen.

Darin stimmt die phönizische Religion mit der babylonischen überein; eigenthümlich ist ihr dagegen das starke Vorwalten geographischer Beziehungen bei der Bildung neuer Göttergestalten. So gelten BaalPeor, Baal-Hermon, Baal-Zor und Baal-Tars als verschiedene Baalim, obschon doch die Namen weiter nichts besagen als Baal, insofern er auf verschiedenen Bergen oder in verschiedenen Städten verehrt wurde. Mit Recht sagt Lenormant, diese Art des götterbildenden Prozesses trete nirgendwo so klar hervor wie in Phönizien 2.

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Wie in Babylon dem Bel die Beltis, so steht in Syrien dem Baal die Baaltis zur Seite. Ihr Beiname ist Aschera, was etwa die Gütige" bedeutet. Sie wurde besonders in schattigen Hainen und auf grünenden Wiesen verehrt, weil sie die Göttin der hervorbringenden Natur war. Aus diesem Grunde waren ihr auch Thiere heilig, welche sich durch Schönheit oder Fruchtbarkeit auszeichneten, wie Fische, Tauben, Ziegen. Ihr Sinnbild waren hohe, gerade Säulen, welche ebenfalls Ascheren hießen. Sie wurde durch denselben greulichen Kult der Ausschweifung verehrt wie die Mylitta in Babylon. Die Derketo der Philister ist bloß dem Namen nach von Baaltis verschieden; nur war sie mehr Wassergöttin und wurde deßhalb mit einem Fischleib abgebildet. Ihr Gemahl war Dagon, d. h. Fischgott 3.

Obschon aber Baal der Gott der Naturkräfte überhaupt war, so wurde er doch unter diesem Namen hauptsächlich als wohlthätige Kraft

1 Movers, Die Phönizier. I. S. 182 f.

2 Lenormant, Manuel d'histoire ancienne. III. p. 127.
3 Vgl. Dunder, Geschichte des Alterthums. I. S. 328 ff.

aufgefaßt. Die Vertreter der verderblichen Mächte waren Moloch und Astarte.

Moloch heißt „König“. Er wird unter verschiedenen Namen verehrt, die „Feuerkönig“, „Feuerherr“, „Gottesfeuer“ bedeuten. Er ist das Feuer als verzehrendes, aber auch zugleich als heiligendes und reinigendes Element. Er wurde oft dargestellt als ein knieender Mensch mit einem Stierkopfe, in dessen glühenden Rachen Knaben und Mädchen als Opfer hinuntergerollt wurden. Um so angenehmer war dem Gotte dieses Opfer, je vornehmer die Kinder und je größer der Schmerz ihrer Eltern war. Diese Hingabe des Theuersten hatte einen doppelten Sinn: Zuerst sollte der Gott dadurch besänftigt und sein Zorn von Allen auf Einzelne abgelenkt werden. So ist es bekannt, daß die Karthager glaubten, die Belagerung ihrer Stadt durch Agathokles sei dem Zorne des Voloch zuzuschreiben, weil sie diesem so lange keine vornehmen Kinder mehr ge= opfert hätten. Zweihundert der edelsten Knaben wurden deßhalb dem Moloch zur Sühne als Speise gegeben. Von der andern Seite aber glaubte man, daß die Kinder durch das Feuer nur von der sterblichen Hülle befreit und mit der Gottheit zu unsterblichem Leben vereinigt würden. Deßhalb pflegte man den Tag der Kinderopfer als ein großes Freudenfest zu begehen 1.

Der weibliche Gegenpart, aber nicht die Gemahlin des Moloch, ist Astarte, im Grunde ganz dieselbe Gottheit, nur durch das Geschlecht unterschieden 2. Sie war eine jungfräuliche Göttin, die durch Ehelosigkeit und Entmannung geehrt wurde. Auch Blut floß an ihren Altären, und besonders angenehm war ihr das Opfer einer reinen Jungfrau. Ihre Priester pflegten sich unter rasenden Geberden den Leib zu zerschneiden und blutig zu zerschlagen. Bei den Philistern wurde sie hauptsächlich als verderbenbringende Kriegsgöttin verehrt. Ihr ist der Mond heilig, wie der Aschera der Venusstern.

Doch dachten sich die Phönizier die belebenden und die zerstörenden Götter durchaus nicht als völlig von einander geschieden. Vielmehr drückten sie die Einheit derselben dadurch aus, daß sie die wohlthätigen und verderblichen Seiten zu neuen Persönlichkeiten zusammenfaßten. Eine solche Persönlichkeit ist Melkart, der Schußgott von Tyrus. „Unser Herr Melkart, Baal von Tyrus," heißt es in einer Inschrift. Melkart

1 Movers, Die Phönizier. I. S. 327 ff.

2 Gößendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern, von Dr. Paul Scholz. Regensburg 1877. S. 259 ff.

ist der Gott, der die schädlichen Naturmächte überwindet, den grausamen Unhold Typhon (die Personifikation aller physischen und moralischen Übel in der Welt) bekämpft, Wasser und Meere von allen typhonischen Wesen säubert, die Meerenge von Gibraltar erschließt und sich dort die beiden Säulen Kalpe und Abyle errichtet. Demgemäß ist es nicht zu verwundern, daß die Griechen in ihm ihren Herakles erblickten. Sein im Glanze des Goldes erstrahlender Tempel in Tyrus war sehr alt und wurde von den Fremden hoch bewundert. Weil aber Melfart der Gott der im Winter ersterbenden und im Frühling neu erstehenden Sonne war, so baute man ihm auch Gräber, welche seine Nuhestätten bis zum Wiedererwachen waren.

Andererseits verleugnet Melkart doch auch die Natur des Moloch nicht. Auf seinen Altären wurde das ewige Feuer unterhalten, er erscheint häufig in Verbindung mit dem weiblichen Moloch, bei seinem Kulte fanden Kasteiungen und Blutsühnungen statt, wilde Thiere wurden ihm dargebracht, ja selbst Menschenopfer verschmähte er nicht. Diese Doppelnatur wurde mythisch dargestellt durch den Kampf der feindlichen Brüder Usov und Hypsuranius, die nur die verschiedenen Seiten des Melkart repräsentiren 1.

Wie Baal und Moloch wurden auch Aschera und Astarte zu einer Persönlichkeit verschmolzen. Es war dieß die Astarte von Tyrus, die aus einer jungfräulichen Göttin des Verderbens zu einer heitern Göttin geworden war, welcher man durch das Laster diente. Dieser Astarte war darum auch nicht der Mond, sondern der Planet Venus heilig. Die Mythe erzählt: „Astarte habe auf ihren Reisen durch die Welt einen vom Himmel gefallenen Stern (Venus) gefunden und ihn der heiligen Insel Tyrus geweiht, womit deutlich genug auf eine dem Begriff dieser Göttin ursprünglich fremde und erst später hinzugekommene Vorstellung hingewiesen wird." 2

Im Grunde ganz derselbe Gott wie Melkart war Adonis, d. h. "Herr". Adonis ist der Gott des Frühlings, welcher im Juni, wenn die Gluthwinde anfangen zu wehen und allen Pflanzenwuchs ersticken, durch den bösen Feuergott getödtet wird. Ebenso wenn im Herbste durch den strömenden Negen der Adonisfluß anschwoll und von der Erde ge= röthetes Wasser führte, dann war Adonis im Gebirge auf der Jagd

1 Movers, Die Phönizier. I. S. 395 ff.

2 Art. Phönizien bei Ersch und Gruber. S. 386 f

getödtet worden, und sein Blut färbte die Wellen. Heulen und Wehflagen erfolgte im Lande über den Tod des Gottes, man jammerte mit der Göttin Baaltis um den verlorenen Adonis, während im Frühjahr über seine Auferstehung allgemeiner Jubel herrschte. Adonis heißt auch Thammuz, d. h. „der (von der Baaltis) Getrennte", in Damaskus hieß er Hadad oder Hadad-Rimmon, auf Cypern Kyris, und außerdem trug er noch viele andere Beinamen 1.

Die Lokalgötter der verschiedenen phönizischen Städte wurden später zu einem System zusammengefaßt. Diese Götter, sieben an der Zahl, hießen Kabirim, „Mächtige“, denen noch der Esmun, d. h. „der Achte", hinzugefügt wurde. Diese acht Götter galten besonders als Beschüßer der Seefahrer, und deßhalb wurden ihre Bilder auf dem Vordertheil der Schiffe eingeschnigt. Sie hießen auch Sadykskinder oder Pätaken. Ihr Kult war ein Geheimdienst, der sich von Phönizien nach vielen andern Ländern ausbreitete. Es gab übrigens außer den bisher erwähnten noch eine ganze Menge untergeordneter Gottheiten, deren Aufzählung aber für unsern Zweck keine Bedeutung haben würde.

Es kann nun nach dem Gesagten gewiß kein Zweifel darüber be= stehen, daß die Religion der Phönizier als eine Naturreligion, d. h. als eine Vergötterung und Verehrung der Naturkräfte bezeichnet werden muß. Aber es wäre sehr weit gefehlt, wenn man das so auffassen wollte, als ob die Phönizier unpersönliche Wesen verehrt, also im Grunde doch gar keine Religion im eigentlichen Sinne des Wortes gehabt hätten. Vielmehr war ihnen der Begriff der persönlichen Gottheit mit den unpersönlichen. Erscheinungen der sichtbaren Welt in irgend einer Weise verbunden, über welche sie sich allerdings nie genauere Rechenschaft ablegten. Die Gottheit ist ihnen halb in die Natur versenkt, halb über dieselbe erhaben, aber immer ein Wesen, das mit Verstand und Willen ausgerüstet ist, zu dem man beten, das man beleidigen, das man versöhnen kann, von dem man Abwendung von Übeln und Zuwendung von Gnaden hofft.

Niemand hat wohl die phönizische Religion gründlicher durchforscht als Movers, auf dessen Untersuchungen bis heute noch die Gelehrten sich hauptsächlich stüßen. Er ist aber weit entfernt, in dem abstrakten All den Gegenstand dieser Religion zu erblicken, sondern behauptet vielmehr, „daß die mythische Ansicht von den Gottheiten, wornach sie nicht sowohl abstrakt als Kräfte, sondern als persönliche Wesen und zwar in mensch

1 Movers, Die Phönizier. I. S. 191 ff.

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