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lichen Formen gedacht wurden, in der phönizischen Religion durchaus vorwalte", und er bemerkt mit Recht, in allen heidnischen Religionen schwankten die beiden Auffassungen der Gottheit, als einer die Natur beherrschenden Persönlichkeit und als einer mit der Natur identischen Kraft, beständig ineinander 1. Wäre die heidnische Religion nicht in irgend einer Weise Vergötterung der Geschöpfe, so wäre sie keine abgöttische Religion; wäre sie aber die Verehrung unpersönlicher Wesen, so wäre sie überhaupt keine Religion.

Derselbe Gelehrte findet auch in der phönizischen Religion ein beständiges Hinabsinken von einem höhern Standpunkt auf einen niedrigern. „Wenn sie (die phönizische Religion) von Alters her uns als Vergötterung der Natur, ihrer Kräfte und Geseze erscheint, so sind wir doch weit ent fernt, sie und damit alle Religion des Semitismus für Naturreligion von Haus aus zu erklären. Dieß war die phönizische ebenso wenig ursprünglich wie die hebräische. Wir werden an seinem Orte den Spuren nachgehen, die sich namentlich in dem Entwicklungsgange der Ideen vom Baal oder El bedeutsam hervordrängen, und es wird sich zeigen, daß der Gott des monotheistischen Hebraismus der höchste Gott auch aller übrigen Stämme der Semiten war und blieb, daß jedoch der Naturdienst die reinere Gottesidee einer älteren Religionsstufe allmählich verdunkelt, aber nie auch in der phönizischen Religion völlig vertilgt hat."2 Die Stufen der Entartung waren nach Movers folgende: Von der Verehrung des wahren Gottes zur Verehrung der Natur, zur Zersplitterung des göttlichen Wesens in den einzelnen Naturkräften, zur Anthropomorphisirung, zur Mythologie und damit zu allen Thorheiten und Greueln des Heidenthums 3.

Wollen wir nun noch kurz die verschiedenen Weisen zusammenstellen, wie die Phönizier ihre Götter ehrten, so finden wir wieder eine große Ähnlichkeit mit den Babyloniern. Zunächst zeigt schon die Bildung mancher Orts- und Personennamen die große Verehrung, die besonders Baal genoß. Es genügt, an die bekannten Namen: Adherbal, Hasdrubal, Hannibal, Heliogobal, ferner Baalath, Baal Hermon, Baal Thamar, Baalbek u. s. w. zu erinnern.

Die Phönizier bauten ihren Göttern zahlreiche Tempel, womöglich auf Bergen, sonst auf künstlichen Anhöhen. Gold und kostbare Steine

1 Movers, Die Phönizier. I. S. 149 ff.
3 Vgl. Art. Phönizien bei Ersch und Gruber.

2 A. a. D. S. 168.
S. 381 ff.

wurden dabei nicht gespart. In dem innersten Heiligthum, zu welchem nur die Priester Zutritt hatten, standen die Bilder der Hauptgötter. In feierlichen Prozessionen wurden die Bilder an hohen Festen umhergetragen. Der Zudrang der Fremden war oft ein sehr starker, da die Kolonien Abgesandte mit reichen Opfergeschenken schickten, und auch sonst Schaaren von Pilgern herbeiströmten, um Gelöbnisse zu erfüllen und Gnaden zu erflehen.

Zahlreich war die Tempel-Dienerschaft, welche in eigentliche Priester und Hierodulen, d. h. niedere Tempel-Diener und Dienerinnen, geschieden war. Ein Theil derselben hatte die Tempelmusik zu besorgen, welche bei manchen religiösen Feiern eine große Rolle spielte und oft darauf angelegt war, die Zuhörer in Begeisterung und heilige Raserei zu verseßen.

Weihrauchopfer wurden auch in den innersten Tempelräumen dargebracht, blutige Opfer aber nur am Eingange. Zuweilen waren bei einem einzigen Opfer mehrere hundert Priester beschäftigt. Ein bestimmter Antheil von den Opfergaben gehörte den Priestern. Von den Menschenopfern und anderen Kulthandlungen war schon oben die Rede 1.

Knechtische Furcht vor der Gottheit und ungezügelte Lust bildeten die hervorstechenden Eigenschaften der phōnizischen Religion, die darum abstoßender und widerlicher erscheint als die Religion irgend eines andern gebildeten Volkes. Und doch ist auch diese Religion ein Zeugniß für das unabweisbare Bedürfniß des Menschenherzens, über sich einen höchften Herrn und Gebieter anzuerkennen, von dem man sich abhängig weiß, auf den man seine Hoffnung setzt, zu dem man seine Zuflucht nimmt, der allein im Stande ist, unserm Wünschen und Verlangen zu genügen, kurz, der all den Unzulänglichkeiten abhelfen muß, welche wir in uns selbst und der uns umgebenden Natur allenthalben entdecken.

4. Die Araber.

Südlich an die Kanaaniten stoßen die Völker Arabiens, welche schon seit den frühesten Zeiten in viele unabhängige Stämme getheilt waren, an deren Spitze der Reichste, Tapferste oder Älteste als Anführer stand.

Berühmt geworden sind die Araber besonders seit dem Auftreten Mohammeds, des Stifters des Islam. Wir werden uns indessen mit

1

Vgl. Art. Phönizien bei Ersch und Gruber S. 417 ff.

dieser Neligion hier nicht beschäftigen; denn daß die Moslems Einen höchsten Herrn Himmels und der Erde verehren, ist weltbekannt. Auf dem Teppich, der ihr größtes Heiligthum, die Kaaba in Mekka, bedeckt, ist ihr religiöser Wahlspruch eingestickt: „Kein Gott ist außer Gott, und Mohammed ist Gottes Prophet." Der Koran aber beginnt mit den Worten: Gelobt sei Gott, der Herr des Weltalls, der gnädige, der barmherzige" u. s. w. Die Anhänger Mohammeds können wir also ohne weitere Untersuchung als Zeugen für das allgemeine Gottesbewußtsein anführen.

Es handelt sich hier nur um die Religion der vor-islamischen Araber. Viel wissen wir über dieselbe gerade nicht; denn die mosleminischen Schriftsteller hüten sich, über den Zustand der Unwissenheit“, wie sie die vormohammedanische Zeit nennen, allzu viele Worte zu verlieren.

Schon lange vor Mohammed war die Kaaba in Mekka der Hauptsitz des arabischen Kultus. Dort waren die 360 Gößen sämmtlicher Stämme aufgestellt. Das vornehmste unter diesen Götterbildern aber war Hubal, eine menschliche Figur aus rothem Stein mit einer goldenen Hand, die sieben Pfeile hielt.

Doch war bei den Arabern noch das Bewußtsein lebendig, daß Hubal nicht von Anfang an der Gott der Kaaba war, sondern von Norden her eingeführt, erst allmählich zu seiner hohen Stellung gelangte 1.

Wer aber war der ursprüngliche Gott der Araber? Die Antwort auf diese Frage kann nicht zweifelhaft sein, wenn man Abraham als Stammvater der Araber anerkennt; denn „damit ist zugleich die Annahme gegeben, daß in früherer Zeit der Monotheismus, und zwar der absolute, nicht der relative, in Arabien geherrscht haben müsse. Wie lange er sich in seiner ursprünglichen Reinheit erhalten, in welcher Zeit eine Trübung dieses monotheistischen Gottesbewußtseins eingetreten sei, wird sich historisch nicht mehr bestimmen lassen, da alle wirklich ges schichtlich beglaubigten Anhalte hierfür fehlen“ 2.

Nur die eine Thatsache steht fest, daß alle arabischen Überlieferungen und alle arabischen Geschichtschreiber behaupten, der Kultus des Allah sei von Ismael nach Arabien gebracht worden und habe mithin seit den ältesten Zeiten dort bestanden. So erklärt sich auch, warum in den Inschriften aus dem siebenten und achten Jahrhundert v. Chr. so häufig

1 Osiander, Studien über die vor-islamische Religion der Araber (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. VII. S. 493 f.).

2 L. Krehl, Die Religion der vor-islamischen Araber. Leipzig 1863. S. 5.

Zusammensetzungen mit Allah als Eigennamen vorkommen. Gerade die Verehrung Allahs wollte Mohammed wieder herstellen; und schon vor ihm hatte sich eine Sekte gebildet, welche die Aufgabe verfolgte, die von Ismael überkommene Religion von den späteren gößendienerischen Zuthaten zu säubern. Der Gott Ismaels aber war kein anderer als der in den Inschriften des steinigen Arabiens häufig erwähnte El oder Al 1.

Darum warf auch Mohammed seinen Landsleuten nicht vor, daß sie Gott nicht gekannt hätten, sondern daß sie ihm Genossen gaben, da doch Gott keine Genossen haben kann, sondern Alles von ihm geschaffen ist (Sure 7, 189 ff.).

Zu diesen Genossen Gottes machten die Araber vorzüglich die Gestirne. Die Kinder der Wüste hatten an den Himmelsleuchten die sichersten Wegweiser auf ihren unstäten Fahrten; der südliche Glanz der Sternenwelt mußte einen gewaltigen Eindruck auf ihr empfängliches Gemüth machen, und die Überzeugung von dem großen Einfluß der Himmelskörper auf die Erde konnte den Zug zum Sterndienst nur vermehren. So nahm der Polytheismus in Arabien einen astronomischen Charakter an, wie das überhaupt in Vorderasien so vielfach der Fall war. Sterndienst herrschte ja auch am Euphrat und Tigris, wie in Syrien und Phōnizien. Aber, sagt Lenormant, „in dieser Klasse von so offenbar verwandten und so klar gekennzeichneten Neligionen war die arabische die gröbste, ungebildetste, durch den Aberglauben des Volkes am meisten entstellte; wie sich das übrigens bei dem Kulturzustande der arabischen Bevölkerung naturgemäß erwarten läßt" 2. Daher mahnt Mohammed: „Zu den Wundern Gottes gehören Tag und Nacht, Sonne und Mond; bete also weder die Sonne noch den Mond an, sondern Gott, der sie geschaffen hat“ (Sure 41, 37).

Die Sonne wurde unter verschiedenen Namen, als Bil, Naman, Yathaa u. s. w., verehrt; ihrer äußern Erscheinung nach aber war sie die Göttin Shams. Die Sonne war eben unter allen Gestirnen das herrlichste und einflußreichste und wurde darum Anfangs als Siz und Erscheinungsform der Gottheit, später aber als die vorzüglichste, das ganze Naturleben beherrschende Gottheit selber aufgefaßt. Der Gott Dusara oder Dulsara bei den nabatäischen Arabern ist auch wohl nur eine Bezeichnung für die Sonne 3.

1 Vgl. F. Lenormant, Manuel d'histoire ancienne de l'Orient. III. 2 Lenormant, l. c. p. 350.

p. 351. 385.

3 Krehl, a. a. D. S. 45. 53

Neben der Sonne wurde der Mond unter dem Namen Sin verehrt, ferner die übrigen Gestirne, jedoch in der Weise, daß jeder Stamm ein Gestirn oder auch mehrere zu seiner besondern Schußgottheit auserfor. So der Stamm Tasm die Hyaden, denen man regenbringende Kraft zuschrieb; die Stämme Lahm und Gudam den Jupiter als eine wohlthätige, den Menschen Glück bringende Macht. Den Canopus sah man im Gegentheil als verderblich an und führte auf seinen Einfluß ansteckende Krankheiten und schlimme Kälte zurück; daher seine Verehrung bei dem Stamme Tajji 1.

Der Planet Venus hatte einen Tempel in Sanaa, der Hauptstadt Yemens. Dieser Tempel hieß Beit Ghomdan und trug die Inschrift: „Ghomdan, wer dich zerstört, wird dem Tode verfallen sein.“ Der Kalif Othman zerstörte ihn und wurde später ermordet, was die Araber als eine Erfüllung dieser Drohung deuteten 2. Weil von einigen Stämmen der Sirius besonders verehrt wurde, so hebt der Koran eigens hervor, daß Gott auch der Herr des Sirius sei (Sure 53, 50). Der Saturn, der Merkur, die Plejaden u. s. w. waren ebenfalls Gegenstände des Kultus.

Indessen an diesen Gestirngöttern hatten die Araber mit der Zeit nicht mehr genug. Sie verehrten Genien, Heroen und Gegenstände der sichtbaren Natur, besonders Bäume und Steine. Die großartigste, an den ärgsten Fetischismus grenzende Vielgötterei, die sich hieraus entwickelte, war im Anfange in dem Maße nicht vorhanden, da bei manchen Gott= heiten nachgewiesen werden kann, daß sie im Beginne nur eine örtlich beschränkte Verehrung genossen. Jeder Stamm, jeder Ort, ja jede Familie hatte ihre besonderen Schutzgeister. Vielfach wurde derselbe Gegenstand hier unter diesem Namen, dort unter jenem verehrt. Nach und nach aber wurden den verschiedenen Namen auch verschiedene Bedeutungen unterschoben, diese Wesen zu einem Kultus vereinigt, und so entstand jenes gewaltige Götterheer, das schon Pocock in seinem Specimen historiae Arabum vor uns aufmarschiren läßt. Es ist aber um so weniger der Mühe werth, diese Aufzählung hier zu wiederholen, als vielfach außer dem Namen der Götter nichts auf uns gekommen ist.

Der Koran spricht von „Engeln", welche die Heiden unter dem

1 Ebds. S. 9-25.

2 Observations sur le Mahométisme, traduites de l'anglais de G. Sale (bei Pauthier, Les livres sacrés. I. p. 470).

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