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Außerdem trugen die Achämeniden kein Bedenken, wenigstens aus politischer Klugheit den Göttern der unterjochten Völker ihre Huldigung dar: zubringen, wie z. B. Cyrus in einer babylonischen Inschrift seinen Sieg über Babylon der Gnade des Merodach, des Schutzgottes der Stadt, zuschrieb. Dieser Zug zum Polytheismus wurde immer stärker. So wurden zur Zeit der Christenverfolgungen unter Sapor die Christen „als Verächter der Götter" angeklagt, die da lehrten, „man müsse nur Einen Gott verehren, keineswegs aber die Sonne und das Feuer anbeten". Ein zum Christenthum befehrter Perser aber hebt ausdrücklich hervor, von jezt ab wolle er nur Einen Gott verehren. Dafür wurde ihm sein Haupt abgehauen und im Tempel der Anahita zum abschreckenden Beispiel aufgestellt. Nach alledem dürfte kaum ein Zweifel obwalten, daß im VerLaufe der Zeit bei den Persern der praktische Polytheismus die abstrakte Erkenntniß von der Einheit Gottes überwucherte. Im Avesta selbst sind der mythologischen Züge für die einzelnen Wesen, die man verehrte, nur sehr wenige. Alle guten und nüßlichen Dinge werden vielmehr noch als Wirkungen des Ahuramazda und in ihren Beziehungen zu ihm betrachtet. So ist das Feuer der Sohn Ahuramazda's (Yaç. 1, 38), der dasselbe benutzt, um den Ahriman zu bekämpfen (Vend. 8, 250), die Sonne sein Auge (Yaç. 1, 35) u. s. w., so daß, wer diese Wesen verehrte, im Grunde deren Schöpfer und Herrn selber verehrte.

Später aber trat der Schöpfer immer mehr hinter dem Geschöpf zurück. Zur Sasanidenzeit wurde von allen Bewohnern des persischen Reiches durch einen königlichen Erlaß vom Jahre 348 für die Sonne Anbetung, für Wasser und Feuer bloß Verehrung gefordert. Die Christen aber, welche behaupteten, die Sonne sei nur ein Geschöpf und kein Gott, wurden zum Tode verurtheilt. Dieses starke Hervortreten des Sonnenkults, in welchem die Sonne häufig an die Stelle des höchsten Gottes tritt, ist ein Zeichen, daß die Sasanidenzeit den Standpunkt der ethischen und geistigen Begriffe vom Wesen des Göttlichen nicht mehr in jener Reinheit der frühern Zeit festzuhalten vermocht hat, ein Zeichen der Veräußerlichung der persischen Religion." 2

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Anknüpfend an die großentheils von außen her eingedrungenen mythologischen Bestandtheile bildeten sich in Persien verschiedene Sekten, von denen die der Zervaniten die bemerkenswertheste ist. Zrvana

1 Assemani, Acta SS. Martyr. Oriental., p. 95. 112. 181.

2 R. Napp in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft,

XIX. S. 72.

akarana kommt schon im Avesta vor und bedeutet die „unendliche Zeit“. Wahrscheinlich ist dieser Begriff babylonischen Ursprungs und ein Ableger des sogen. „alten Bel". Man glaubte vielfach, mit Hinweisung auf diese Gottheit die iranische Religion als eine pantheistische bezeichnen zu dürfen. Allein „wer von den Urkunden des Avesta selbst Einsicht nimmt, der wird nicht läugnen können, daß Zrvana akarana keine sehr hervorragende Rolle im iranischen Kultus haben könne. Am wichtigsten scheint mir, daß er bei der ganzen Opferceremonie, zu der alle möglichen Gottheiten und Genien herbeigerufen werden, gar keine Stelle hat“ 1. „Zrvana akarana ist ein späterer störender Eindringling, der innerhalb des Parsismus nicht einmal zur vollständigen Anerkennung gekommen ist.“2 Der Bundehesch aber und die späteren Schriften fassen das Wort als ein Attribut des Ormuzd auf. Sogar bei den Zervaniten spielt Zrvana eine mehr theoretische Rolle, während der Kultus dieser Sekte hauptsächlich in einer Verehrung der Gestirne bestand, die man als gute Geister betrachtete.

Wir müssen somit sagen, daß die iranische Religion troß ihrer ursprünglich so hohen geistigen Gestaltung manche Schwächen in sich aufgenommen hatte, die sie jeder tiefern Erfassung unzugänglich machten und sie darum allmählich ihres veredelnden Einflusses beraubten. Die üppige Sittenlosigkeit am Hofe der letzten Achämeniden und die Nachahmung derselben im Volke war die Fäulniß, welche das Perserreich im Innern zerfraß, so daß es bei dem ersten Anstoße von außen machtlos zusammenbrach. Persische Sittenlosigkeit bei vielem Religionsgepränge wurde sprüchwörtlich; und es war ja gerade diese moralische Erschlaffung der Perser, auf welche Alexander seinen Eroberungsplan aufbaute.

Nach der Zerstörung des Reiches durch die Araber wanderten die der Religion Zoroasters treu gebliebenen Parsen aus und ließen sich zum großen Theil an der Westküste Vorderindiens nieder. Von dort wird uns über die heutigen Parsis mitgetheilt: Ihre Religion scheint auf den ersten Anblick nur unversöhnliche Gegensätze zu enthalten, da ein Theil mit aller Zähigkeit an ihren alten Gewohnheiten und Überlieferungen festhält, ein anderer sich der modernen europäischen Kultur anzupassen bestrebt ist, während ein dritter unschlüssig in der Mitte schwankt und

1 Fr. Spiegel, Avesta, II. S. 217. Vgl. M. Duncker, Geschichte des Alterthums, IV. S. 120 f.

2 Fr. Spiegel in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, VI. S. 79.

auf Neformen zur Wiederherstellung ihrer alten ursprünglichen Religion dringt. Äußerlich oder dem Namen nach hängen indessen alle zusammen. und wollen,Zoroasterianer', Anhänger und Verehrer Zoroasters sein, wie sie in dem bekannten Parsi-Grundsatz aussprechen: Ein Parsi kann Alles thun und dulden, nur Eines nicht apostasiren von der Lehre Zoroasters. Die Lehre Zoroasters ist aber gerade der Punkt, der im Leben der heutigen Parsis unklar und dunkel ist. Faktisch besteht die von den heutigen Parsen in Bombay beobachtete Lehre in einem äußern Ceremonienwesen, in äußeren Reinigungen, in Gebeten und Opfern von Wohlgerüchen u. dgl.; außerdem aber haben sie auch viele Hindu-Gebräuche angenommen, die in manchen Beziehungen den Grundlehren Zoroasters widersprechen, wenigstens insofern sie von der großen Masse sogen. orthodorer Parsis ausgeübt und verstanden werden. Es ist gar kein Zweifel vorhanden, daß das gewöhnliche Volk in Abgötterei, Naturdienst und Aberglauben verjunken ist" 1.

Fassen wir auch hier das Resultat unserer Untersuchungen kurz zusammen:

Die iranische Religion ist in ihrem innersten Wesen Monotheismus, der aber in seiner Geschichte in einem Prozeß steten Sinkens begriffen ist2.

3. Die Griechen.

Der Gang der Untersuchung führt uns weiter nach Westen und zeigt uns dort ein Volk, welches seine Beziehungen zu den orientalischen Stammesverwandten so ziemlich vergessen hat. In der Geschichte und Sage der Griechen würden wir wohl kaum die nöthigen Anhaltspunkte finden, die uns auf ihre ursprüngliche Heimath hinweisen. Im Gegen= theil, wenn ein Asius von Samus sagt: „Dem göttergleichen Pelasgus entsproßte auf hochbelaubtem Gebirge die schwarze Erde, damit der Sterblichen Geschlecht sei" 3, so ist damit ziemlich klar angedeutet, daß das Gedächtniß an die Einwanderung aus Asien im Volke erloschen war.

Da kommt uns die Sprachforschung zu Hilfe und läßt uns keinen Augenblick darüber im Zweifel, daß wir hier einen Zweig der indo

1 Katholische Missionen. Freiburg 1874. S. 118 f.

2 Eingehend behandelt diese Frage über den ursprünglichen Monotheismus der Franier F. Robiou in dem schon citirten Artikel der Revue des Questions historiques, XXVII. p. 51 ss. 3 Pausanias VII. 1, 4.

germanischen Völkerfamilie vor uns haben. Wörter für Vater, Mutter, Bruder, Nind, Schaf, Pferd, Hund, Hans, Thüre, Mühle, Schiff, Nuder, ferner Pronomina, Präpositionen, grammatische Endungen, alle diese und andere Bezeichnungen sind dem Griechischen und Sanskrit gemeinsam. Hieraus läßt sich nicht nur auf die Verwandtschaf: im Allgemeinen, sondern auch im Besondern auf den Grad der Kultur schließen, den diese Völker vor ihrer Trennung erreicht hatten, und, was für uns viel bedeutsamer ist, auf die uranfängliche Gleichheit ihrer religiösen Ideen; denn auch die Sprache der Mythologie weist uns unverkennbar auf den gemeinsamen Ursprung hin.

Dadurch indessen unterscheidet sich dieses westliche Volk von seinen öftlichen Brüdern, daß es in einer viel spätern Periode der Entwickelung in die Geschichte eintritt. Wir sehen das praktische Leben ebenso gut wie das theoretische Wissen bereits in einer Weise ausgebildet, die uns nur schwache Spuren der Entstehung aus früheren Zuständen erkennen läßt. Die Religion ist längst vollendeter Polytheismus, und das Wesen der Gottheit ist mit einem mythologischen Schleier umwoben, durch welchen die eigentliche Idee nur mehr unklar durchschimmert. Die Phantasiegebilde und den tiefer liegenden Gedanken zu unterscheiden, ist unsere Aufgabe. Nicht die Geschichte der einzelnen Göttergestalten interessirt uns, sondern das Wesen dessen, was der Grieche „Gott" nannte. Die Mythologie kommt nur als Unterlage der Theologie in Betracht. Es ist nämlich offenbar, daß der Grieche den Gottesgedanken schon irgendwie entwickelt haben mußte, ehe er Himmel, Sonne u. s. w. Götter nennen konnte, und erst dadurch, daß jener Begriff auf einen Gegenstand an= gewandt wurde, dem ein derartiges Prädikat nicht zukommen konnte, entstand Abgötterei. „Eine mythologische Religion setzt ebenso eine vernünftige Religion voraus, wie ein kranker Körper einen gesunden... Die Mythologie hat in das Gebiet der alten Religion hinübergegriffen, sie hat ihr zu Zeiten fast die Lebensluft geraubt, und dennoch können wir durch das üppige giftige Unkraut der mythischen Phraseologie hindurch noch immer einen Blick auf jenen Stamm gewinnen, um welchen dasselbe wuchert und an dem es sich hinaufwindet, und wir sehen dann ein, daß es ohne diesen Stamm nicht einmal jenes Schmarozerleben fristen könnte, welches man fälschlich für eine freie und unabhängige Lebensfähigkeit gehalten hat." 1

1 M. Müller, Wissenschaft der Sprache, S. 386 f.

Bei unserer Untersuchung müssen wir naturgemäß eine doppelte Periode unterscheiden, die uns gleichsam das Kindes- und Mannesalter der Hellenen darstellt. Wir sehen nämlich voraus, daß in Griechenland ein vorolympischer Titanen-Kult nicht existirt hat; denn der Sturz des Titanenreiches ist nach Nägelsbach „nicht das Bild einer geschichtlich vor sich gegangenen Glaubens- und Kultusänderung, sondern dichterische Motivirung des Regiments der Olympier" 1, indem der Dichter die Entstehung seiner Götterwelt, wenn nicht endgiltig erklären, so doch weiter in die dunkle Vergangenheit zurückversehen wollte. Darum brauchen wir das Reich des Kronos keiner näheren Betrachtung zu unterziehen, sondern beginnen mit der Religion des Volkes, wie wir diese hauptsächlich aus den Werken der Dichter kennen lernen, und wenden uns dann zu den Religionssystemen, die wir in den zahlreichen Schriften der beiden bedeutendsten Philosophen niedergelegt finden.

Also zuerst die Religion des griechischen Volkes. Was denkt ein homerischer Mensch sich, wenn er das Wort „Gott" ausspricht? Die Antwort lautet: Er denkt sich ein übermenschliches persön liches Wesen, das er aber in seiner Vorstellung nicht über alle menschliche Beschränktheit zu erheben vermag. Die Gottheit ist die potenzirte Menschheit, nach der guten wie nach der schlimmen Seite.

Wie die Menschen, sind die Götter mit Leiblichkeit bekleidet, aber an Größe und Herrlichkeit der Gestalt überragen sie weit die Erdensöhne. Als Ares unter dem Steinwurf der Athene zusammenbrach, da „bedeckte er im Fall sieben Morgen Landes“ (Jl. 21, 407). Poseidon erhebt seine Stimme, wie wenn neuntausend oder zehntausend Männer aufschrieen, zum Kampf anrennend" (Jl. 14, 148).

1 Nägelsbach, Nachhomerische Theologie. Nürnberg 1857. S. 102. Ebenso Preller, Griech. Mythologie. I. Bd. 2. Aufl. Berl. 1860. S. 5. 37. Doch ist diese poetische Motivirung nicht so aufzufassen, als ob die Dichter vollständig neue Göttergestalten ersonnen hätten; vielmehr benußten sie die schon längst vorhandenen Typen, um dieselben in ein geordnetes System zu verweben, das vorher entweder gar nicht oder doch nicht in dieser Klarheit existirte; nicht Götter, sondern die Theogonie haben Homer und Hesiod den Griechen gemacht" (Herod. 2, 53). Dabei bleibt es aber immerhin wahr, daß nicht Kronos und Uranos, sondern Zeus und die Olympier specifisch griechisch sind, und daß sie allein von jeher das Object des eigentlich hellenischen Kultus bildeten. In der Gesammtheit der indogermanischen Götterwelt aber kennen wir Zeus und Uranos, d. h. Dyu und Varuna (?), bereits als verschiedene Prosopen derselben Gottheit (vgl. Uranos, Okeanos und Kronos, von M. A. Strodl. München 1875).

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