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eines ähnlichen Erfolges erfreut haben. Ist somit die philosophische Bedeutung Platos nicht zu leugnen, so ist doch von der andern Seite seine Lehre über das Dasein und Wesen Gottes so bekannt, daß wir uns mit einer kurzen Skizzirung derselben begnügen können.

Plato bestreitet mit aller Energie die Vorstellungen des Volkes über das Wesen der Gottheit. Homer und Hesiod, sagt er, sind sehr zu tadeln, daß sie so unsinnige Götterfabeln erdacht haben, gerade wie ein Künstler Tadel verdient, der einen Gegenstand kopiren soll und anstatt der Kopie eine Karikatur liefert. Dichter, welche den Göttern menschliche Schwächen zuschreiben, sollte man in einem guten Staate gar nicht dulden (Rep. 377 ff.). Es ist zwar nicht möglich, den volksthümlichen Götterglauben ganz abzuschaffen, weil nicht Alle der reinern Erkenntniß fähig sind; denn den Schö pfer und Vater der Welt zu finden, ist schwer; wenn man ihn aber auch gefunden, so ist es unmöglich, ihn Allen zu verkünden“ (Tim. 28). Deßhalb muß für die Mehrzahl der Bürger der alte Volksglaube beibehalten, aber doch von unmoralischen Zuthaten gereinigt werden (Rep. 376 ff.).

Was Plato selbst von den herrschenden Mythen denkt, deutet er mit beißender Ironie im Timäus an: „Über Wesen und Entstehen der übrigen (der Volks-) Götter zu reden, ist mir zu schwer. In dieser Beziehung müssen wir jenen glauben, welche früher darüber gesprochen haben, da die ja Nachkommen der Götter sind, wie sie sagten, und ihre Vorfahren doch wohl gekannt haben müssen. Sprößlingen der Götter darf man unmöglich den Glauben versagen; denn Mittheilungen über Familienverhältnisse muß man Anstands halber schon Vertrauen schenken" (Tim. 40).

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Also für die Götter der Mythe hat Plato keine Beweise, wohl aber für den Schöpfer und Vater des All". Zunächst ist es die vielgestaltige Bewegung des Universums, die ihren lehten Grund nicht in der starren Materie haben kann, sondern nothwendig auf ein lebendes, sich selbst bewegendes Wesen, eine „Seele“, zurückgeführt werden muß. Ein höchstes Vernunstwesen steht über der Welt und theilt allen Himmelskörpern ihre Bewegungen mit (Gef. 893 ff.).

Wenn wir ferner die Ordnung betrachten und die Zweckmäßig= keit, die im Weltall herrscht, so müssen wir daraus auf einen „königlichen. Geist" schließen, der Allem gegenwärtig ist und Alles nach seiner Weisheit lenkt (Phil. 30). Wenn es darum auch den Anschein hat, als ob diejenigen, welche sich mit der Astronomie beschäftigen, gottlos werden müßten, indem sie Alles aus nothwendig wirkenden Ursachen und nicht aus der Leitung des nur Gutes bezweckenden göttlichen Willens herleiten, so muß doch bei tieferem Eindringen gerade das Umgekehrte geschehen, indem es dann klar wird, daß die leblose Materie nur durch das Walten eines höheren Geistes mit solch zutreffender Gesetzmäßigkeit zu wirken vermag (Ges. 967).

Auch kann die Materie ihrer Natur nach nicht aus sich sein; denn das Weltall „ist sichtbar und tastbar und hat einen Körper. Alles Sinnenfällige aber, das vermittelst der Sinnenerkenntniß lediglich der Mei

Pesch, Der Gottesbegriff.

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nung zugänglich ist (nicht dem wahren Wissen), offenbart sich als etwas Werdendes und Gewordenes. Das Gewordene aber muß nothwendig aus irgend einem Entstehungsgrund geworden sein“, also einen Schöpfer haben (Tim. 28).

Noch aus anderen Gründen beweist Plato das Dasein Gottes. Doch es ist für unsern Zweck nicht nöthig, alle Beweise hier zusammenzustellen und zu prüfen. Es genügt uns, Platos Meinung in dieser Sache zu wissen.

Fragen wir nun, welches die Eigenschaften Gottes sind, so wird uns geantwortet: Gott ist einer (Polit. 296), ein reiner Geist; nur „weil wir Gott nicht sehen und nicht klar aufzufassen vermögen, darum dichten wir ihm einen Leib an" (Phädr. 246): natürlich, wenn schon die Seele in ihrem reinen Zustande durchaus körperlos ist (Phädr. 67), also um so viel mehr die Gottheit; Gott ist ewig (Tim. 37), von ihm gilt kein "war" oder „wird sein", sondern nur ein „ist" (Tim. 38); er ist unsichtbar und kann nur von dem denkenden Geiste erfaßt werden (Tim. 28); er kann sich nicht verändern, weder zum Bessern, da er schon alle Vollkommenheit besißt, noch zum Schlech tern, da dieses seiner Natur widerstrebt; er ist wahrhaftig und kann weder sich noch Andere betrügen; er ist ganz gut, und die Ursache alles Guten und nur des Guten (Rep. 379); er ist das höchste, selbstgenügsame Wesen (Phädr. 100), das Maß aller Dinge (Ges. 716); aus neidloser Güte hat er die Welt zu seinem möglichst getreuen Nachbild gemacht (Tim. 29 ff.) und lenkt dieselbe auf das Weiseste (Ges. 902) durch seine Alles vermögende Macht (Ges. 715); seiner Alwissenheit ist nichts verborgen (Ges. 901); er straft die Bösen und belohnt die Guten (Ges. 716); kurz, er ist ein unendlich vollkommener Geist (Rep. 381), das Höchste im Reich der Erkennt niß (Rep. 517). Doch eben weil er so vollkommen ist, darum vermögen wir arme Menschen uns nur analoger und bildlicher Redeweisen zu bedienen, wenn wir von ihm sprechen, und man darf sich nicht wundern, daß die Aussagen auch der Weisesten nicht selten unklar und widerspruchsvoll sind (Tim. 29).

Mithin läßt sich in Platos Philosophie die Überzeugung von der rein geistigen, absolut vollkommenen, persönlichen, frei waltenden Existenz Gottes nicht verkennen, eines Gottes, zu dem man um Hilfe flehen kann, ja an den jeder vernünftige Mensch sich in allen wichtigen Anliegen mit der Bitte um Beistand wenden sollte (Ges. 893; Tim. 27). Der platonische Gott handelt gerade wie der christliche nach dem ewigen Gesetze, das nicht über ihm steht, sondern im innersten Wesen seiner unendlich heiligen Natur begründet ist. Wie der christliche Gott, wenn er schaffen will, Alles gut machen muß, so auch der Gott Platos. Wie weit aber Plato bis zum eigentlichen Begriff der Schöpfung vorgedrungen, läßt sich allerdings schwer sagen; denn man kann weder annehmen, daß er das Dasein einer ewigen Materie neben Gott gelehrt, noch daß er die Welt schlechthin als Geschöpf Gottes

und die ewige Materie bloß als den leeren Raum aufgefaßt habe, ohne mit anderen klar ausgesprochenen Ansichten seines Systems in Widerspruch zu treten. Jedes Citat, das der einen Meinung günstig scheint, läßt sich wohl durch ein anderes entgegengesetztes kraftlos machen, so daß wir in diesem Falle von dem Begriff der Schöpfung am besten einfach abstrahiren.

Also abgesehen von der Schöpfung, untersuchen wir kurz das Verhältniß der Idee Gottes zur Idee des Guten. Beide sind identisch. Wie nämlich im Reiche der sichtbaren Dinge die Sonne mit ihrem Lichte Alles überstrahlt und allem Sichtbaren seine Sichtbarkeit verleiht, so existirt auch in der Welt des wahrhaft Seienden (der ewigen Ideen) Eine Idee, die jedem Denkbaren seine Wahrheit, jedem Denkenden seine Denkkraft gibt. Das ist die Idee des Guten, die Ursache der Erkenntniß und der mit dem Verstande erfaßbaren Wahrheit. Schwer ist diese Idee zu begreifen; wer sie aber einmal erkannt, der muß sagen, daß sie die Ursache alles Rechten und Schönen ist. Nicht nur alle Wahrheit, sondern auch alles Sein rührt von ihr her, während sie selbst an Würde jede andere Wesenheit überragt (Rep. 508 f. 517). Da nun Gott die höchste Ursache von Allem ist (Rep. 597), so ist die Idee des Guten von Gott nicht verschieden.

Das Gute an und für sich ist gewiß ein unpersönlicher Begriff, und daher lassen sich leicht aus dem platonischen System Aussagen über dasselbe herausreißen, die einer pantheistischen Deutung fähig sind. Von der andern Seite aber kann nur Voreingenommenheit in dem persönlichen Gott, von dem Plato an so vielen Stellen nicht nur in den mehr popu= lären, sondern auch in den streng wissenschaftlichen Dialogen redet, einen deus ex machina erblicken. Wollen wir bei Plato Pantheismus vorausseyen, so müssen wir ihn vieler evidenter und ganz unnöthiger Widersprüche mit sich selber zeihen. Fassen wir ihn aber in theistischem Sinne auf, so lassen sich alle Dunkelheiten befriedigend lösen. Das Richtige dürfte Zeller getroffen haben: „Plato redet oft genug in persönlicher Weise von der Gottheit, und wir haben kein Recht, darin nur eine bewußte Anbequemung an die religiösen Vorstellungen zu sehen. Auch alles das, was er über die Vollkommenheit Gottes, über die göttliche Vorsehung, über die Fürsorge der Götter für die Menschen sagt, macht durchaus

1 Vgl. Die Philosophie der Griechen, von Dr. E. Zeller. 2. Theil. 3. Aufl. Leipzig 1875. E. 603 ff. Zeller vertheidigt die Auffassung der Materie als „bloßer Form der Materialität, der Form des räumlichen Daseins und der Bewegung“.

nicht den Eindruck, als ob er dabei philosophische Ideen mit Bewußtsein in eine ihm selbst fremd gewordene Sprache überseßte, sondern den, daß er den religiösen Glauben selbst theile und im Wesentlichen für wohlbegründet halte. Aber er macht nirgends einen Versuch, diese religiösen Vorstellungen mit seinen wissenschaftlichen Begriffen zu vermitteln und die Vereinbarkeit beider nachzuweisen . sondern beruhigt sich bei dem allgemeinen Gedanken, daß beide dasselbe besagen. Die Schwierigkeiten, welche dieser Gleichsetzung so verschiedenartiger Dinge im Wege stehen, scheint er nicht bemerkt zu haben, wie dieß ja so manchem Philosophen vor und nach ihm begegnet ist." 1

Wegen dunkler Ausdrücke Plato für einen Pantheisten ausgeben zu wollen, wäre gerade so ungerecht, als ihn für einen Polytheisten zu halten, weil er so oft von Göttern redet. Er thut dieß, wenn er sich auf den Standpunkt der gewöhnlichen Leute stellt, um diesen durch Anbequemung an ihren Sprachgebrauch verständlich zu werden (z. B. Ges. 893 ff.).

Ferner bezeichnet er die Gestirne als Götter. Um nämlich die Gesetzmäßigkeit ihrer Bewegungen zu erklären, legt er ihnen Seelen bei und bezeichnet diese als die edelsten und vernünftigsten aller geschaffenen Wesen, aber trotzdem sind diese eben doch nur Geschöpfe Gottes“, „sichtbare und geschaffene Götter", wie es im Timäus (40) heißt. Diese „Götter“ läßt Plato vom Weltbildner also anreden: „Göttersöhne, deren Bildner ich bin, als der Vater von Werken, die, durch mich entstanden, auch nur durch meinen Willen unzerstörbar sind; denn alles, was gebunden wurde, kann auch aufgelöst werden. Allein eine gutgefügte, vortreffliche Bildung auflösen, wäre vom Bösen. Deßhalb seid ihr zwar, weil ihr geworden, nicht unsterblich und schlechterdings unauflöslich; aber ihr sollt nicht zerstört werden und das Todesgeschick nicht kosten, weil ihr an meinem Willen ein besseres und stärkeres Band habt, als jene Bänder sind, durch die ihr bei euerem Entstehen zusammengefügt wurdet“ (Tim. 40).

Im Gegensatze zu diesen geschaffenen Göttern sind die Ideen die wahren und ewigen Götter. Da jedoch auch sie sich in ihrer Wechsel

1 E. Zeller, Die Philosophie der Griechen. 2. Theil. 1. Abth. S. 600 f. Ähnlich sagt Zeller in seinem Grundrisse der Geschichte der griechischen Philosophie (Leipzig 1883), S. 139: „Platos eigene Religion ist jener philosophische Monotheismus, für welchen die Gottheit mit der Idee des Guten, der Vorsehungsglaube mit der Überzeugung, daß die Welt das Werk der Vernunft und das Abbild der Jdee sei, die Gottesverehrung mit der Tugend und Erkenntniß zusammenfällt, und in demselben Sinne sind auch seine populären Äußerungen über Gott oder die Götter

gehalten."

beziehung zu einander und in ihrer Wirksamkeit als bedingt erweisen und ihr Sein von der Idee des Guten empfangen (Phäd. 97), so sind sie unter allen Umständen nicht unabhängig von dieser zu denken. Im Übrigen ist das Verhältniß der Ideen zu Gott in der platonischen Philosophie so unklar, daß der Streit darüber heute noch nicht beendet ist. Darum können wir diese Frage ebenso außer Acht lassen, wie die nach der Natur der Dämonen, da aus den Äußerungen Platos nicht einmal ersichtlich ist, ob er selbst an solche Zwischenwesen glaubte.

Was die menschliche Seele anbelangt, so ist diese nach Plato von Gott ausgegangen und kehrt auch zu Gott wieder zurück. Nach dem Tode findet ein Gericht statt; alle, die außergewöhnlich rein und gottgefällig gelebt haben, gelangen zu einem unkörperlichen Dasein, dessen Schönheit mit Worten nicht zu beschreiben ist. Die mittelmäßig Guten haben noch eine Läuterung zu bestehen und empfangen dann den Lohn für ihre Verdienste. Strenger sind schon die Strafen jener, die große Verbrechen begangen, aber noch während ihres Lebens bereut haben. Die unverbesserlichen Sünder vollends werden in die Hölle gestoßen und nie daraus erlöst werden (Phädr. 111 f.)

Wie jedoch alle hierher gehörigen Mythen und die Seelenwanderungslehre des Plato zu erklären und mit einander zu vereinbaren sind, das dürfte sich nicht so leicht bestimmen lassen. Ernst war es dem Philosophen jedenfalls mit der Lehre von der Unsterblichkeit, die an den verschiedensten Stellen ausführlich bewiesen wird. Ebenso wird sich seinem Glauben an die Vergeltung im Jenseits eine dogmatische Bedeutung durchaus nicht absprechen lassen, da er diese Lehre wiederholt als seine eigene wohlbegründete Meinung vorträgt (Nep. 612 ff. Phädr. 107).

Im Zusammenhange hiermit steht die Anweisung, das ganze Streben des Menschen müsse ein Ringen nach Entkörperung, eine stete Vorbereitung auf den Tod sein; denn der Körper ist es, der uns an der vollen Erreichung unseres höchsten Gutes, der möglichsten Ähnlichkeit mit Gott, hindert (Theat. 176). Zwar erblickt Plato schon das wahre Glück in diesem Leben in der Ausübung der Tugend (Rep. 353), aber zugleich schaut er in derselben das einzige und sichere Mittel, zur Vereinigung mit Gott und darum zur vollendeten Glückseligkeit zu gelangen; denn der tugendhafte Mensch ist schon während seines Lebens ein Freund Gottes und ein Gegenstand seiner Liebe und seiner Segnungen, und er wird nach dem Tode seines Lohnes sicher nicht verlustig gehen (Rep. 612 ff.).

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