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Frreligiosität aber ist widersinnig und unsittlich und darum mit den härtesten Strafen zu belegen (Ges. 901 ff.).

Die platonische Philosophie ist also durch und durch religiös. Getragen von einer erhabenen Ahnungskraft, schwingt sie sich hinauf zur Welt der Ideale, um in dem höchsten und schönsten derselben die letzte Ursache alles Seins, den Grund der Ordnung, die Quelle der Wahrheit, das letzte Ziel unseres Strebens zu finden. Plato ist ein Geist, der durch seine gewaltige Größe alle griechischen Gottesleugner mitsammen weit aufwiegt, und dieser Geist bezeugt uns, daß nur Unverstand oder Bosheit eine Wahrheit bestreiten kann, die sich dem mehr reflexionslosen Denken des gewöhnlichen Mannes ebenso leicht ergibt, wie sie sich dem Philosophen stets als letzte Konsequenz alles logischen Denkens unabweislich aufdrängt.

Ist die mit Mythen und Metaphern verblümte Lehre Platos der Erklärung bedürftig und sogar widersprechender Erklärungen fähig, so spricht uns die ruhigere und einfachere Darstellung seines Schülers Aristoteles um so mehr durch ihre Klarheit an. Bei dem „Meister aller, die wissen", nimmt die nüchterne Kunstsprache die Stelle der Mythen ein; es verschwindet die dichterische und rhetorische Darstellung, und der Gedanke tritt im Gewande der trockensten Prosa auf. Steigt Plato von der Höhe der allgemeinen Idee herab zur Betrachtung der einzelnen Thatsachen, so steigt Aristoteles umgekehrt von den gegebenen Thatsachen hinauf zur Höhe der allgemeinen Idee. Plato ist aprioristisch und deduktiv, Aristoteles vorwiegend aposterioristisch und induktiv, Platos Anschauungen sind oft höher und erhabener, des Aristoteles Beweisführungen sicherer und gründlicher. Natürlich müssen sie sich bei ihrer entgegenkommenden Methode in der Mitte oft begegnen, und nur je nachdem der Eine mehr oder minder herab-, der Andere mehr oder minder hinaufkommt, bleiben sie auch in ihrer Lehre mehr oder minder von einander geschieden. An dem Dasein eines überweltlichen, persönlichen Gottes hat Aristoteles so wenig wie Plato gezweifelt, und seine Beweisführungen sind zum Theil dieselben.

Auch er schließt von dem Vorhandensein der Bewegung auf eine lezte Ursache derselben; denn wollte man kein erstes bewegendes, unbewegtes Prinzip annehmen, so müßte man Ein Bedingtes aus dem andern erklären bis in's Unendliche. Das ist aber widersinnig (Phys. 8, 5). So kann z. B. nicht das Fleisch aus der Erde, die Erde aus der Luft, die Luft aus dem Feuer u. s. w. entstehen ohne Ende. Existirt kein absolut Erstes, das keiner Ursache bedarf, so besteht in der ontologischen Ordnung überhaupt keine Ur

sache, da alles Bedingte nur Ursache werden kann durch ein Absolutes, das die Bedingung verwirklicht; und in der logischen Ordnung besteht keine Wissenschaft, da wir in einer unendlichen Reihe nie zu einem letzten Grunde kommen können; zu wissen aber glauben wir erst dann, wenn wir die leßten. Gründe erkannt haben. Darum ist es klar, daß es ein lehtes Prinzip gibt, und die Ursachen der Dinge nicht in's Unendliche gehen (Metaph. 2, 2).

Sodann läßt sich nicht leugnen, daß wir in der Natur eine ähnliche Zweckmäßigkeit wahrnehmen, wie in einem gut geordneten Heere (Metaph. 12, 10); ohne ein ewiges, übersinnliches, unveränderliches Wesen wäre aber eine solche Ordnung unmöglich (Metaph. 11, 2). Ordnung setzt nämlich einen Zweck voraus, und zwar zuletzt einen höchsten Zweck, der nicht mehr um eines andern willen da ist. Hebt man diesen Zweck also auf, so bleibt keine Vernunft mehr in der Natur der Dinge (Metaph. 2, 2).

Ein weiterer Beweis für das Dasein Gottes ergibt sich aus dem Saze, daß die Wirklichkeit ihrer Natur nach früher sein muß, als die Möglichkeit; denn das Mögliche wird wirklich durch die Vermittlung eines andern Wirklichen, wie Einer gebildet wird durch die Vermittlung eines andern Gebildeten. Da nun alles Materielle und Werdende seiner Natur nach potenziell ist, so muß all diesem eine reine Wirklichkeit als Ursache vorausgehen (Metaph. 9, 8 u. 12, 6).

Auch hält Aristoteles dafür, daß die Bewegung ewig sei, und schließt daraus folgendermaßen: Die Bewegung kann nicht entstehen und nicht vergehen, da sie immer war. Wenn jedoch ein bewegungsfähiges Wesen existirt, ohne in Aktualität überzugehen, so findet natürlich keine Bewegung statt. Eine Substanz aber, die potenziell ist, kann aus sich nicht zur Wirklichkeit übergehen. Also muß ein Prinzip existiren, dessen Wesen Aktualität ist (Phys. 8, 6).

Dem Sinne nach gleich, wenn auch der Form nach verschieden, ist die populäre Beweisführung, die uns Cicero aus einem verlorenen Dialoge des Aristoteles erhalten hat: „Gesetzt, es gebe Leute, die immer unter der Erde gewohnt hätten in guten und prächtigen Behausungen, welche geschmückt seien mit Bildsäulen und Gemälden und mit allem ausgestattet, was den für glücklich Gehaltenen in reichem Maße zu Gebote steht; gesezt ferner, die seien nie auf die Erde gelangt, hätten aber durch ein dunkles Gerücht vernommen, es gebe eine Gottheit und Göttermacht. Da auf einmal öffnen sich ihnen die Schlünde der Erde, und sie können heraufsteigen aus ihren verborgenen Sitzen zu den von uns bewohnten Gefilden. Wenn die so plöglich die Erde und die Meere und den Himmel sähen und die Größe der Wolken, und der Winde Macht erkännten, und zur Sonne aufblickten und deren Größe und Schönheit und Wirksamkeit wahrnähmen, daß sie den Tag schafft, indem sie ihr Licht über den ganzen Himmel ergießt, und wenn dann die Nacht die Länder in Dunkel hüllte,

und sie schauten nun den ganzen Himmel mit Sternen besäet und geschmückt und das wechselnde Licht des zu und abnehmenden Mondes und all der Gestirne Auf- und Niedergang und ihren ewig gleichen und unveränderlichen Lauf, wenn sie das sähen, wahrlich dann würden sie glauben, daß es Götter gebe und daß dieß alles der Götter gewaltiges Werk sei." 1

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Gott also ist es, von dem Himmel und Erde abhängen, er ist ewig und ungeworden (Metaph. 12, 6), er bewegt, ohne bewegt zu werden, er existirt mit Nothwendigkeit, so daß er Nichtsein und Anderssein ausschließt. Er lebt beständig ein Leben der vollendetsten Seligkeit. Sein Erkennen ist das höchste und beste. Was unsere Vernunft Großes zu besißen scheint, das kommt der göttlichen Intelligenz in weit höherem Maße zu. In der Gottheit ist Leben; denn die Thätigkeit des Erkennens ist Leben, und Erkennen. ist Thätigkeit. Reine und absolute Thätigkeit ist ihr bestes und ewiges Leben. So sagen wir, daß Gott ist ein lebendes, ewiges, bestes Wesen, und daß Leben und ununterbrochene, ewige Dauer ihm zukommt; denn das ist das Wesen Gottes." über alle Materie ist Gott erhaben, unräumlich, untheilbar, unzeitlich, unbegrenzt, leidenslos, unveränderlich (Metaph. 12, 7), er ist ein einiges und einziges Prinzip (Metaph. 12, 8), bei ihm sind Denken und Gedachtes nicht verschieden, sondern er ist das Denken seiner selbst die ganze Ewigkeit hindurch (Metaph. 12, 9); er ist allmächtig, denn mit Recht sagt Agathon: Gott kann Alles, nur nicht Geschehenes ungeschehen machen" (Eth. Nikom. 6, 2); er ist allweise, denn Gott und die Natur thun nichts vergebens" (De coel. 1, 4); es hat zwar auch Gott die Fähigkeit, minder Gutes zu thun, er ist aber nicht minder gut, weil er das nur wäre, wenn er das minder Gute wirklich auswählte" (Top. 4, 5); er ist allgegenwärtig, ,,denn was Heraklit zu seinen Besuchern gesagt haben soll, die sich scheuten, ihm zu nahen, weil sie ihn in einem Bäckerhause sizen sahen, um sich zu wärmen (er hieß sie nämlich ohne Scheu hinzutreten, denn, sagte er, auch hier sind unsterbliche Götter), dasselbe müssen wir bei der Naturforschung beobachten. Alles müssen wir ohne Ekel behandeln, da in allen Naturdingen Gott gegenwärtig ist" (De part. anim. 1, 5). Wir sagen freilich, daß die eigentliche Wohnung Gottes der Himmel ist (De coel. 1, 9), weil er dort seine Wirksamkeit am meisten äußert (Phys. 8, 10).

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Gott ist die einzige Ursache von allem, was existirt, dem Vergänglichen sowohl als dem Ewigen (Metaph. 11, 2), er ist das erste und vorzüglichste Prinzip (Metaph. 11, 7). Die erste Ursache aber ist diejenige, die den Dingen das Sein verleiht (Metaph. 4, 1). Er konnte zwar den Geschöpfen kein unveränderliches Sein gewähren, darum gab er dem Universum seine Fülle, indem er eine ewige Zeugung schuf" (De gen. et cor. 2, 10), also anstatt des beständigen Seins ein beständiges Werden. „Als

1 Cicero, De nat. deor. 2, 37.

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und der

darum Jemand (Anaxagoras) die Behauptung aufstellte, wie den lebenden Wesen, so wohne auch der Natur ein vernünftiger Geist inne als Ursache der Welt und ihrer ganzen Ordnung, da kam er mir vor wie ein Nüchterner gegenüber den bedachtlosen Neden der Früheren“ (Metaph. 1, 3). Gott ist also der einzige Herr aller Dinge, der, wie der Feldherr das Heer Familienvater das Hauswesen, so die Natur mit Weisheit ordnet und das gesammte Sein nicht schlecht regiert (Metaph. 12, 10); er ist unser größter Wohlthäter; denn wie die Eltern für die Kinder, so ist er für uns die Ursache der Existenz (Eth. Nikom. 8, 14).

Gott ist auch der Grund der moralischen Ordnung, und deßhalb ist von den Dingen, ohne die ein Staat nicht bestehen kann, „an erste Stelle zu sehen der Kult der Gottheit und das Priesterthum" (Polit. 7, 8). Wenn ein Mensch der ihm von Gott verliehenen Vernunft folgt und in diesem Sinne ein wahrhaft Weiser ist, so wird er auch glücklich sein; denn „ein solcher muß Gott überaus theuer sein. Sorgen nämlich die unsterblichen Götter für die Menschen, wie dieß ja der Wahrheit gemäß ist, so müssen sie doch wohl die größte Freude an dem haben, was das Beste und ihnen am meisten verwandt ist (das ist aber die Vernunft), und sie müssen allen, welche die Vernunft lieben und hochschäßen, Belohnungen und Gnaden verleihen, da solche Menschen eben das thun, was den Göttern lieb ist, indem sie sich fleißig in sittlich guten Handlungen üben. Das gerade ist aber Weisheit. Also wird der Weise am meisten von Gott geliebt und ist in dieser Beziehung der Glücklichste" (Eth. Nikom. 10, 9).

Daß Aristoteles an dieser Stelle sagt, Gott liebe die Vernunft am meisten, darf uns nicht wundern; denn da die Seele immateriell ist und mithin nicht aus der Materie hervorgehen kann, „so erübrigt nur, daß sie von Außen komme und etwas Göttliches sei" (De anim. gener. 2, 3). Weil aber die Seele ein unkörperliches, geistiges Wesen ist und somit rein geistige Thätigkeiten hat (De anima 3, 4 sqq.), so kann sie auch vom Leibe getrennt werden und muß nach dem Tode fortbestehen (De anima 1, 1). Wie sich übrigens Aristoteles die Fortdauer im Jenseits vorstellt, ist aus seinen noch vorhandenen Schriften nicht klar, so daß wir uns an dieser Stelle auf weitere Erörterungen nicht einlassen können.

Aus dem Gesagten geht indessen deutlich genug hervor, wie thöricht es ist, den Aristoteles zum Materialisten oder Pantheisten stempeln zu wollen. Ganz richtig sagt F. A. Lange: „Der Gegensatz gegen den Materialismus gipfelt in Plato, den hartnäckigsten Widerstand gegen materialistische Anschauungen leistete das aristotelische System“ und „dieser (pantheistischen) Anschauung steht bei Aristoteles eine transcendente Gottesidee gegenüber" 1. Lange als kritischer Materialist ist hier gewiß eine unverdächtige Autorität.

1 Geschichte des Materialismus. 2. Aufl. Iserlohn 1873. 1. Buch. S. 44. 64.

Ziehen wir unsere Schlüsse:

Das Griechenthum, welches nach Aller Geständniß in vorchristlicher Zeit in natürlichen Dingen die höchste Bildungsstufe erreicht hat, glaubt mit solcher Zähigkeit an das Dasein persönlicher Götter, daß kaum irgend ein Grieche die Existenz Gottes einfach hin zu leugnen wagte.

Dieses Volk zeigt troß der starken Entstellung seiner religiösen Ideen eine ausgeprägte monotheistische Tendenz als Rückerinnerung an einen frühern Standpunkt. Die größten hellenischen Geister haben den Gottesbegriff in einer Weise entwickelt, daß man ihre Lehre trotz aller an= klebenden Mängel mit Recht als eine Art Christenthum vor Christus bezeichnet hat.

4. Die Römer.

Da die römische Theologie (nicht Mythologie) mit der griechischen vollkommen identisch, und die römische Philosophie fast nur ein Ableger der griechischen ist, so genügt es, dieselbe mit wenigen Worten zu berühren.

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Zeus stellte sich den Nömern vorzüglich unter der Idee des „himmlischen Vaters", Jupiters, dar. Die häufig vorkommende Nebenform Diespiter müßte uns alle etwa noch obwaltenden Zweifel an der vollkommenen Gleichheit dieses Gottes mit dem Vater Zeus" benehmen. Jupiter ist der höchste Gott Himmels und der Erde, „welcher der Menschen und Götter Geschicke, welcher Meer und Land und Welten lenkt zu jeder Zeit. Nichts ist größer als er, nichts ihm ähnlich oder vergleichbar" 1. Von ihm stammen Götter und Menschen 2; er ist Aller König3; er verursacht Regen (J. pluvius), Bliz, Donner (J. fulgurator, tonans), kurz alle Naturerscheinungen; er ist der Beschützer des Hauses und der Familie (J. penetralis) und als Jupiter Optimus Maximus der eigent= liche Gott des römischen Staates, vor dessen Ansehen und Verehrung alle anderen himmlischen Mächte weit zurücktreten müssen, so daß der schon bei den Griechen beobachtete monotheistische Zug hier viel deutlicher und schärfer hervortritt.

Die weibliche Seite der gleichen Gottheit erscheint in der Femininform Juno (= Diuno). Diese Göttin, „die da Königin ist über die Himmlischen, des Jupiter Schwester und Gemahlin“ 5, fällt sachlich mit

1 Horat. Od. 1, 12. Vgl. Virgil. Aen. 1, 229 sq. Buc. 3, 60 sq.

2 Virgil. Aen. 1, 254.

Horat. Od. 1, 12.

3 Ibid. 1,

65.

5 Virgil. Aen. 1, 46 sq.

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