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inschriften genannt. An der Entzifferung derselben hat sich erst unser Jahrhundert mit Erfolg versucht. Man hatte aber noch nicht lange an= gefangen, diesen Inschriften seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, als man die Entdeckung machte, daß manche derselben drei verschiedene „Alphabete" enthielten. Bei genauerer Untersuchung stellte sich dann weiter heraus, daß die verschiedenen „Alphabete“ auch verschiedene Sprachen ausdrückten, und daß es mithin in Persepolis, Babylon u. s. w. dreisprachige Inschriften gebe. Eine der berühmtesten oder vielmehr einfachhin die berühmteste und wichtigste derselben ist die von Heinrich Rawlinson abgeschriebene und erklärte Inschrift von Behistan (Bagastana, zwischen dem 47. und 48. Länge- und 34. und 35. Breitegrad), in welcher Darius I. seine Waffenthaten verherrlicht. Diese Inschrift enthält drei Spalten, deren erste in altpersischer Sprache geschrieben ist. Dieselbe wurde in's Deutsche übersetzt und erklärt von Fr. Spiegel 1. Die dritte, stark beschädigte Spalte enthält denselben Bericht in assyrischer Sprache. Dieser Text wurde von Jul. Oppert eingehend untersucht, ergänzt und mit hebräischer Umschrift und französischer Übersetzung versehen 2.

In welcher Sprache aber ist die zweite Spalte geschrieben? Es ist, antworten die Gelehrten fast einstimmig, „die Sprache der nicht-arischen Meder oder der Skythen im weitesten Sinne dieses Wortes, d. h. jener zahllosen tatarisch-finnischen Völker, welche das Innere Asiens bewohnten ... Oppert vermuthete zuerst, daß diese Sprache das Idiom der Skythen darstellen könne. H. Rawlinson hatte denselben Gedanken, und M. Norris schloß sich vollständig an. Heutzutage scheint es sicher, daß dieses Idiom die Sprache der unter dem Namen Skythen oder Turanier zusammengefaßten tatarisch-finnischen Völkerschaften ist, welche auch die nicht-arischen Meder einschließen, ohne daß man ganz genau alle einzelnen Stämme angeben könnte, welche in jenen entlegenen Zeiten zusammen= wohnten und dieselbe Lebensweise hatten". So Joachim Menant 3.

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Andere haben dagegen entschiedenen Widerspruch gegen die turanischen Meder erhoben. Den turanischen Medern sprechen wir nach dem Vorgange von Mar Duncker jede Wirklichkeit ab," sagt P. Delattre, S. J., in einer von der königlichen Akademie von Belgien gekrönten Abhandlung

1 Die altpersischen Keilinschriften, S. 2 ff. 75 ff.

2 Expédition scientifique en Mésopotamie. Paris 1863. Tom. 2. chap. 5. p. 198 sqq.

3 Les écritures cunéiformes. 2e éd. Paris 1864. p. 6. 135.

über das Volk und das Reich der Meder 1. Er hält das vorgebliche Turanisch für die Sprache der Bevölkerung von Anshan, und dieses hinwiederum für einen Theil von Elam oder Susiana auf dem linken Tigrisufer. Andere, wie Guyard und Halevy, gehen noch weiter und behaupten, die zweite Spalte der dreisprachlichen Inschriften enthalte reines Assyrisch, nur in anderen Schriftzügen.

Mit Bestimmtheit kann also die Frage bis jetzt nicht beantwortet werden, welcher Völkerfamilie die sogen. Turanier angehörten. Desto bestimmter dagegen läßt sich die andere Frage beantworten, ob dieses Volk, welchem Stamme es auch angehören mag, eine Religion gehabt und Götter verehrt habe.

Es sind allerdings nicht die medischen, sondern die mesopotamischen Turanier, mit denen wir uns hier wegen ihrer Beziehung zu den semitischen Assyriern und Babyloniern zu beschäftigen haben, jene Turanier, welche man als das Volk von Akkad oder Sumer zu bezeichnen pflegt. Von diesem akkadischen Volke haben die semitischen Bewohner Mesopotamiens ihre Keilschrift überkommen. Wir haben also ein sehr altes Kulturvolk vor uns, dessen Name schon im zwölften Jahrhundert v. Chr. nur mehr im Gedächtnisse lebte. Diese alten Bewohner von Akkad, oder nach einer andern, wahrscheinlichern Annahme von Sumer, hatten ihren Erben aus dem semitisch-kuschitischen Stamme mit ihrer Schrift auch ihre Bücher, ihre Wissenschaft, kurz das ganze Besitzthum ihrer Civilisation hinterlassen und so durch Babylon auf die Entwicklung ganz Vorderasiens einen mächtigen Einfluß ausgeübt. Noch im 8. Jahrhundert v. Chr. gab es in manchen Bibliotheken chaldäischer Städte eine Anzahl heiliger akkadischer Bücher, welche der priesterlichen Wissenschaft zur Grundlage dienten. König Sargon I. (721–704 v. Chr.) ließ diese Bücher sammeln und mit Übersetzungen versehen, und seine Nachfolger setzten das Werk fort. Später besorgte Assurbanipal (667-647 v. Chr.) eine Abschrift der akkadischen Schriften, welche sich hauptsächlich in der Bibliothek zu Erech befanden. Die abzuschreibenden Thontäfelchen waren damals schon so alt, daß die Abschreiber oft die alterthümlichen Schriftzeichen nicht mehr verstanden. In diesem Falle behielten sie einfach die vorgefundenen Zeichen bei, während sie das Übrige in die damals übliche Schrift umsetzten. Manchmal schrieben sie auch zu Stellen, die nicht mehr leserlich waren,

1 Le peuple et l'empire des Mèdes. Bruxelles 1883. p. 7. Vgl. Über die Keilinschriften zweiter Gattung, von Dr. A. D. Mordtmann (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, XXIV. S. 76 ff.).

die Bemerkung verwischt“ hinzu. Ein Theil dieser Abschriften wurde von Layard entdeckt und befindet sich jetzt im Britischen Museum. Unter den Abschriften sind zahlreiche Hymnen zu Ehren der Hauptgötter, so daß wir hier wiederum ein zuverlässiges Zeugniß über die Neligion eines bedeutenden Volkes in den ältesten Zeiten der Geschichte haben 1.

Aus diesen Hymnen, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Rigveda „chaldäischer Veda" genannt wurden, geht hervor, daß die ältesten Dynastien als ihre Hauptgottheit den Uruki, Ur oder Aku (assyrisch Sin), d. h. den Mondgott betrachteten. Sein Name findet sich als Bestandtheil in zahlreichen Eigennamen wieder. Nach ihm wurde die Hauptstadt des Landes einfach Ur genannt; es ist das jene Stadt, aus welcher Abraham auf Gottes Geheiß auswanderte.

An diesen Mondgott ist einer der besterhaltenen Hymnen gerichtet. Wir geben denselben im Auszug nach der Übersetzung von Friedr. Delizsch 2, wobei zu bemerken, daß die Assyrier für das akkadische an ur ki „Gott, der die Erde erleuchtet", den Namen Nannaru, „Erleuchter“, eingesezt haben.

„Herr, Führer der Götter, welcher im Himmel und auf Erden allein erhaben;

Vater Nannar, Herr der himmlischen Heerschaaren,

Vater Nannar, Herr von Ur, Führer der Götter,
Vater Nannar, Herr der Krone, Schöpfer,

Vater Nannar, der die Herrschaft majestätisch vollführt;

Barmherziger Erzeuger von Allem, der bei den lebenden Wesen eine hellglänzende Wohnung aufrichtet;

Vater, Erbarmer, Wiederbringer, dessen Hand des ganzen Landes Leben erhellt;

Vater, Erzeuger der Götter und Menschen, der du die Wohnung erhöhst und gründest Alles, was gut ist;

Der du zur Herrschaft berufst, das Scepter verleihst, der bis in ferne Tage das Schicksal bestimmt;

Fürst, Thatkräftiger, dessen Herz weit ist und Niemanden nachträgt;
Herr, der entscheidet die Entscheidung über Himmel und Erde.
Im Himmel wer ist erhaben? Du allein bist erhaben!

Auf Erden wer ist erhaben? Du allein bist erhaben!

Dein Befehl wird im Himmel verkündet, die Engel des Himmels werfen nieder ihr Antlig.

1 Nach Fr. Lenormant, Les premières civilisations. Paris 1874. Vol. 2. p. 147 sqq.

2 Im Anhang zu H. Delitzschs Übersetzung der chaldäischen Genesis von G. Smith. Leipzig 1876. S. 281 ff.

Dein Befehl wird auf Erden verkündet, die Engel der Erde küssen den Boden.

Dein Befehl ergehet auf Erden, so wächst das Gras;

Dein Befehl läßt im Schwange gehen Wahrheit und Recht.

Herr, im Himmel an Herrschaft, auf Erden an Leitung unter den.

Göttern, deinen Brüdern, hast du nicht deines Gleichen.

König der Könige, der keinen Richter über sich hat,

Deinem Tempel sei gnädig,

Der Stadt Ur sei gnädig! ..."

Nächst dem Mondgotte Uruki wurde der Sonnengott Ud (assyrisch Samas) am meisten verehrt; er war Stadtgott von Larsam und von Sippar. Er wird angerufen als „Herr, Erleuchter der Finsterniß, barmherziger Gott, der aufrichtet den Gebückten (?), schüßet den Schwachen. O Gott, es blicken zu dir auf und freuen sich die weithinwohnenden Menschen. Du bist der Gerechte im Himmel, der Beständige; du bist, der Acht hat auf die Saßung der Länder. Die Gerechtigkeit erhebet ihr Haupt, du bist der höchste Richter des Himmels und der Erde.“ 1

Die Akkadier hatten aber außer Urufi und Ud noch eine Menge anderer Götter 2. Jedoch sind die an dieselben gerichteten Hymnen in einem sehr mangelhaften Zustande auf uns gekommen. Überdieß werden uns die einzelnen Gottheiten bei den Babyloniern und Assyriern wieder begegnen. Es möge darum das Mitgetheilte genügen, um zu zeigen, daß auch das alte, nicht-semitische Volk, welches auf die späteren Welt= reiche Mesopotamiens einen so bedeutenden Einfluß ausübte, unbedenklich in die Reihe der Zeugen für das allgemeine Gottesbewußtsein eingefügt werden kann.

2. Die Affyrier und Babylonier.

Da die Assyrier und Babylonier die ersten Vertreter des Semitismus sind, die uns begegnen, so legt sich ganz von selbst die Frage nahe, welches Wort wohl im Semitischen diejenige Stellung einnehme, die Dyu im Indogermanischen behauptet. Hatten überhaupt die semitischen Stämme eine gemeinsame und nur Eine Allen gemeinsame Gottesbenennung? Wenn ja, so müssen wir den Schluß wiederholen, den wir früher gemacht haben. Wir sagten: Inder, Griechen, Römer u. s. w. haben Einen gemeinsamen Namen für Gott. Da aber nach den Gesezen der Sprach

1 Delizsch, a. a. D. S. 284 f. Lenormant, Les premières civilisations. II. p. 165.

2 Dieselben sind besprochen bei Lenormant 1. c. p. 169 sqq.

wissenschaft dieses Wort nicht bei jedem Volke unabhängig entstanden, sondern vielmehr nur einmal gebildet worden ist, so müssen alle diese Völker dasselbe aus einem gemeinsamen Heiligthume mitgebracht haben. Ist diese Beweisführung zutreffend, so muß man auch gestehen, daß, falls der gleiche Grund sich bei den Semiten vorfindet, der Schluß kein anderer sein kann.

Nun aber steht es außer allem Zweifel, daß es Ein Wort gab, mit welchem alle Semiten die Gottheit bezeichneten. Dieses Wort ist El, babylonisch Ilu, arabisch Allah u. s. w. Mögen auch andere Gottesbezeichnungen weit verbreitet gewesen sein, so war doch das Wort El allein zu allen Zeiten und bei allen semitischen Völkern als Gottesname (sei es nun als nomen appellativum oder als nomen proprium) be= kannt; ja nirgendwo war die Erinnerung ganz erloschen, daß El ehemals der einzige Gott der Väter war.

In Betreff dieses „den. Assyriern, Kanaanäern und Himjariten (Arabern) von ältester Zeit her gemeinsamen Gottesnamens" bemerkt Friedr. Delitzsch 1, „daß die älteste erreichbare Namensform gewiß das durch ein und ein halbes vorchristliches Jahrtausend hindurch zu verfolgende babylonisch-assyrische Ilu ist, welches nur in ganz besonderen Fällen Eigenname eines speziellen Gottes ist, sonst stets wie hebräisch El allgemein,Gott bedeutet". Schon früher hatte Movers gesagt: „El ist zuerst oberste und einzige Gottheit, gewiß der El Eljon (höchster El) des Melchisedech, wohnend über der sichtbaren Welt als Lichtwesen in den ätherischen Regionen, aber auch ein in sichtbarer Gestalt gütig zu den Menschen sich herablassendes Wesen, sie belehrend und durch sein geschriebenes Gesetz Anweisung gebend zum frommen Leben . . . Dieß ist der El Schaddai (der Allmächtige), wie ihn die Genesis bekannt macht ... Seine Verehrung erhielt sich in den Familien der israelitischen Patriarchen, während sie durch die Entstehung des chaldäischen Zabäismus (Sterndienst) und durch die Verbindung mit dem syrischen Naturdienst immer mehr bei den verwandten Volksstämmen getrübt ward ... Will man also nach allen geschichtlichen Analogien urtheilen und etwa das Verhältniß der persischen und assyrischen, der germanischen und nordischen Religion vergleichen, so wird man schon von vornherein zu der Annahme sich bestimmen lassen, daß die höchste Gottheit aller anderen semitischen Völker, El, ursprünglich dieselbe war, welche auch von den Israeliten

1 Wo lag das Paradies? Leipzig 1881. S. 165.

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