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wenigstens fünf verschiedene, nur lose nebeneinander gesezte Theile zu unterscheiden (je einer für die Figuren zur Seite, je einer für die beiden Mittelfiguren und einer für den Altar), welche in die selbständig gearbeitete Umgebung hineingestellt sind. Diese Theilung der Arbeit erleichterte dem Künstler feine Aufgabe, erlaubte ihm tiefes und vollrundes Ausschneiden, ersparte viel Material und schüßte vor dem Reißen, das bei größeren Holzblöcken so schwer zu vermeiden ist.

Die Flügelgemälde des Marienaltares sind jünger als die Schnißereien. Aus den bei Pels erhaltenen Nachrichten ergibt sich, daß sie von Rudolph Loesen aus Antwerpen um 1555 gemalt wurden, der 36 Goldgulden, ungefähr 75 Xantener Mark, als Honorar erhielt.

Der Name eines Malers aus Antwerpen eröffnet eine weite Aussicht; denn er zeigt ein neues Kunstcentrum an, das neben Köln und Wesel oberhalb Xanten, und neben Harlem, Cleve und Kalkar am untern Rheinlaufe, dem Stifte seine Kunsterzeugnisse sandte. Bereits Seite 75 ist desselben Erwähnung gethan.

1513-1529 hatte Antwerpen durch Meister Adrian van Overbeeck die bedeutenden Altäre der hl. Anna und des hl. Joseph für das nicht weit von Xanten liegende Kempen geliefert und so eine Concurrenz gegen Kalkar eröffnet. Die Baurechnungen werden zeigen, wie es die Oberhand gewinnt und der Kirche des hl. Victor eine Reihe von Altären und Bildern sendet 1.

V. Die beiden oben beschriebenen Altäre der 10 000 Martyrer und der Mutter Gottes sind reich mit Gruppen ausgestattet und steigen hoch

1 Ueber die Malereien des Marienaltares schreibt* Pels II. p. 85: „Pro pictura duarum januarum altaris B. M. V. solvit Mag. Rudolphus de Wesalia 36 goltg. anno 1557." Dagegen gibt Scholten (Baurechnungen, S. VIII) die Notiz: Anno 1553 pictae sunt tabulae altaris B. Mariae virginis per Rudolphum de Antverpen condictum Loesen, existente magistro fabricae Everardo Maess." Da Macß sowohl 1553 als 1557 Fabrikmeister war, läßt sich aus seiner Amtsverwaltung die richtige Jahreszahl nicht ermitteln. Möglicherweise wurden die Flügel 1553 bestellt und 1557 mit dem Gelde, das ein Rudolph von Wesel der Victor= kirche schenkte, bezahlt. Vielleicht ist aber auch die Nachricht bei Pels zu emendiren in: solvitur Mag. Rudolpho, so daß Loesen von Antwerpen sich um 1557 in Wesel aufgehalten hätte. Die Contracte über die Altäre von Kempen sind in den Annalen des bistorischen Vereins für den Niederrhein XXV. S. 208 ff. abgedruckt und erläutert. Für die frühen Beziehungen des Kapitels zu Antwerpen sprechen zwei Stellen der Thesaurarie-Rechnungen. 1462. „Feci per Nicolaum Kremer Antverpiae comparari tapeta ante summum altare in choro reponenda 13 flor. Ren.“ 1564. „Curavi per Bernardum Duyden civem Antverpiensem 8 ulnas roet gebluympt karmesyn damast, quamlibet ulnam pro 3 flor. brabantinis, et flor. ed 21 stuv. brab., fac. 35 mrc."

auf. Drei spätere gothische Altäre der Victorkirche gehen auf das System des Antoniusaltares zurück, dessen Schrein nur Statuen enthält, mindern aber die Zahl der größeren Statuen auf drei herab.

Abbildung 5 zeigt das Schema des ersten dieser Altäre. In seinem innern Naume sind (bei A, B und C) die Bilder des Apostels Matthias, des Papstes Cornelius und des Bischofes Servatius aufgestellt. Unter dem Bilde des Hauptpatrones hat (in 1 und 2) die Verkündigung jene Stelle eingenommen, an der Jesse in den drei vorher beschriebenen Altären schläft. Hier ist also nicht mehr der menschliche Stammbaum Christi betont, sondern seine wunderbare Empfängniß vom Heiligen Geiste. Auf der Mitte des Schreines thront (bei 11) das Bild des Erlösers. Im

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Nande (in 3-8) und an den Mittelsäulen standen zehn kleinere Statuen, von denen sechs verloren gegangen sind. Erhalten blieben ein Bischof (in 5), die hl. Magdalena (in 6), der hl. Jacobus (in 7) und der hl. Rochus (in 8). Wandernde Antiquitätenhändler Juden, sagt das haben die immer geöffneten Kirchen des Niederrheines stark

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Volk ausgeraubt.

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Das Copialbuch des Altares erzählt in der naivsten Weise, wie zwei Stifterinnen den Altar mit Renten und Geräthen ausstatteten:

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1520. Beiltken (Sibylla) van der Schürkollick und Mechteld Ingelait, Geschwister, gaben zwei kupferne Leuchter mit drei Armen und mit zinnernen

Pfeifen, worauf man Wachskerzen seßt. Diese Leuchter sollen auf dem Altar stehen und bleiben. Außerdem schenkten sie einen kupfernen, ehedem in ihrem Zimmer befindlichen Kronleuchter (en metale hangende Kroen), der vor dem Altar hängen soll."

1523. „Was nach Vollstreckung des Testamentes der Beiltken übrig bleibt, soll für die Vollendung eines neuen Schreines auf dem neuen Altare hingegeben werden. Auch vermacht sie einen neuen Kelch mit Zubehör, Alben und Kaseln, die sie anfertigen ließ. Item hat Beiltken ihre beiden Ohrgehänge und ihren kleinen goldenen Ring geschenkt. Man soll diese Goldsachen verkaufen und vom Erlös ein Bild auf den neuen Altar machen lassen."

1525 war der Altar der Hauptsache nach vollendet, aber noch nicht geweiht. Erst 1531 wurde er polychromirt und mit Altarflügeln versehen. Darüber berichtet die Baurechnung also:

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1531. Item erstens dem Maler Theodorich (Scherre von Duisburg) für die Bemalung des Altares 30 Goldgulden, jeden zu 37 Weißlingen. Für dieß und für die Firnisirung (pro expoliatione) des Altares und des Bildes der Mathiasvikarie zahlte ich ihm auf Befehl des Herrn Dechanten, des Patrones des Altares, alles in allem 48 Mark 3 Solidi 3 Heller, die Mark zu 33 Heller.

Item beim Abschluß der Uebereinkunft über die Malereien (pro vinicopio) 13 Quart Wein, das Quart zu 28 Heller. Macht 1 Mark 3 Solidi 18 Heller.

Item für die beiden Bilder der Verkündigung der allerseligsten Jungfrau (die unten bei 1 und 2 in der Mitte des Altares stehen) dem Heinrich van Holt (dem Bildschnißer von Kalkar) 3 Philippsgulden, den Gulden zu 32 Weißlingen, und seinem Sohne (der die Bilder brachte) 5 Weißlinge und 2 Quart Wein zu 22 Heller. Macht zusammen 4 Mark 6 Solidi 20 Heller.

Item demselben (van Holt) für das Bild des Erlösers (das bei 11 oben auf dem Schreine steht) und für zwei kleine Bilder (im Schreine) noch 2 Philippsgulden, zu 33 Weißlingen, und seinem Sohne 7 Weißlinge und 1 Quart Wein zu 20 Heller. Macht zusammen 3 Mark 16 Heller.

Die Summe der Ausgaben beträgt zusammen 57 Mark 5 Solidi 12 Heller (die bezahlt wurden durch den Fabrikmeister Gerard von Haffen).“ 1544. Item für einen Schlüssel zum Schreine (capsa) des Mathiasaltars 311⁄2 Solidi.

Item bezahlte ich die Kiste, in welcher die von den beiden Stifterinnen dem Altare vermachten Altargeräthe liegen."

„1547 kaufte ich zur Verzierung des Mathiasaltares zwei leinene Tücher und drei Altartücher von Gebild mit Fransen für 21, Mark."

1549. „Item bezahlte ich für einen Kelch für den Mathiasaltar 14 Mark zu Händen eines Goldschmieds von Emmerich.“

Diese urkundlichen Auszüge gewähren wiederum ein sprechendes Bei

spiel für die Langsamkeit, mit der man noch im 16. Jahrhundert bei Ausstattung der Kirchen zu Werke ging. Der Altar ward 1520 errichtet, erst 1531 polychromirt und erst 1544 mit gemalten Flügeln versehen. Die Malereien zeigen auf der Evangelienseite (bei I), wie der hl. Matthias predigt, auf der Epistelseite (bei II), wie er gesteinigt wird. Die kleineren Bilder (III und IV) geben die Ursache seiner Erwählung, den Tod des Judas, und den Tempel, wohin der Verräther seinen Lohn wegwarf. Auf der Rückseite sind oben der hl. Cornelius und der hl. Ser vatius, unten der Hauptpatron mit dem hl. Petrus dargestellt. Leştere erscheint als Patron eines Xantener Canonicus oder Dechanten, welcher als Stifter neben ihm kniet, also die Flügelbilder geschenkt hat. Das Ver mächtniß der beiden Stifterinnen hat demnach nicht für den ganzen Schmuck ausgereicht, und die Flügelbilder thun dar, wie sehr mittelalterliche Werke aus dem Gemeinsinne der Zeitgenossen heranwuchsen und wie viele Factoren zusammenwirkten, um auch nur einen einfachen Altar fertigzustellen.

Die Handschriften melden nicht, ob Meister Heinrich van Holt von Kalkar, der nach den Urkunden fünf kleinere Statuen zum Altare lieferte, auch die drei großen Standbilder des Schreines fertigte. Es scheint unwahrscheinlich, weil die Falten der großen Bilder einfacher sind, als die der kleineren, obgleich auch nicht zu vergessen ist, daß derselbe Meister größere Bilder anders behandeln konnte, als kleinere. Meister van Holt hatte bereits 1514 die sieben Schlußsteine mit den Waffen des Herrn" für die westliche Hälfte der Gewölbe des Mittelschiffes gemeißelt. Meister Theodorich Scherre von Duisburg aber, welcher den Altar in Farben setzte, begegnete uns schon bei der Versilberung der Brustbilder des Hochaltares. Die Polychromie des Matthiasaltares bietet ein wohl erhaltenes Meisterstückt seiner Kunstfertigkeit und eröffnet einen nüglichen Einblick in die Grundsäße der spät-mittelalterlichen Decorationsmalerei.

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Bekanntlich lehrt einer der ersten Grundsäße der guten alten Heraldik daß Metalle, d. h. Gold und Silber, für die Gelb und Weiß eintreten dürfen, den Farben Roth und Blau entgegenstehen sollen. Schwarz, Grün und Grau werden selten angewendet. Ein goldener oder silberner Schild fordert einen farbigen Inhalt, und umgekehrt will ein rother oder blauer Grund einen goldenen oder silbernen Gegenstand tragen.

Dem entsprechend war der Grund des Martyreraltares Gold, auf das Blau oder Roth kam. Im Matthiasaltar dient Blau als Grundfarbe. Sie bedeckt den Hintergrund und die Kehlleisten. Auf dem blauen Grunde sind alle Ornamente und die Trennungsglieder, welche den Schrein in drei

Theile zerlegen, vergoldet.. Bei größeren Ornamenten, z. B. bei den Baldachinen über den Figuren, bleibt nur der Rand, womit sie von der Hauptfarbe abseßen, golden. Ihr Inneres wird blau oder roth. Bei den Fialen ist z. B. der Fuß roth, der Nand golden, das Innere des Leibes, welches tiefer liegt, blau, der Riese, d. h. das pyramidenförmige Haupt, blau und mit goldenen Blumen oder Krabben beseßt.

Damit die großen Figuren sich besser vom Hintergrunde abheben, dient bei ihnen Blau als zweite Farbe; die erste ist Roth. So beginnt die Kleidung der beiden Kirchenfürsten (B und C) mit einer weißen Albe und einer goldenen Tunicella, auf die sich ein rother Chormantel legt, deffen blaues Futter durch breite Goldborten von der rothen Außenseite getrennt ist. In ähnlicher Weise trägt die Mittelfigur über einem goldenen Kleide einen rothen Mantel mit goldenem Saume und blauem Futter. Stets wechseln also Metall und Farbe.

Soviel möglich, scheidet Gold das Rothe vom Blauen, wie blaue oder rothe Farbenpartien größere Goldflächen unterbrechen. Nach demselben Princip hat der Meister die Gewänder mit goldenen Blumen beseßt, die in bemerkenswerther Technik ausgeführt sind. Es ist nämlich auf dem rothen, blauen oder weißen Grund der Kleider zuerst ein Fünfeck aufgemalt, dessen Farbe etwas leichter ist, als die des Grundes. In diesem abgetönten Raum ist das Blumenornament in fester Masse mittelst einer Form aufgepreßt und zulezt vergoldet worden. Um dem Golde Wechsel zu geben und ihm alles Schreiende zu nehmen, hat Meister Theodorich den Grund der Blumen nicht flach, sondern wellenförmig gebildet und die größeren Gewandflächen, welche zu vergolden waren, mit Grübchen, vertieften Tupfen, versehen.

Herrscht somit im Schreine Blau mit Gold, in den großen Figuren umgekehrt Gold mit Roth, so hat die aus sechs ziemlich flachen Abtheilungen bestehende Predella einen rothen Grund mit vergoldeten Schnitzereien. Auch die innere Seite der Altarflügel sezt sich in Harmonie zum Schrein, indem dort rothe und blaue Farbentöne herrschen, die von gelben unterbrochen werden. So schließen die Flügel durch die mehr vereinten und gemischten Farben den Altar ab. Die Außenflügel haben Weiß zur Hauptfarbe, um einfach zu er scheinen und zur Fastenzeit zu passen, in der sie den Altar schließen. Die Farbenskala ist also:

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Viele ältere Emailarbeiten zeigen ähnlichen Wechsel von Farben und Gold. So besißt z. B. die Victorkirche einen kleinen Tragaltar, an dessen Seiten die Apostel unter Bogenstellungen sizen, welche auf Säulen ruhen. Dort ist der Schaft der Säulen 1, 3, 5, sowie das Kapitäl und die Basis der Säulen 2, 4, 6 grün; dagegen sind die Säulen 2, 4, 6, sowie Kapitäle und Basis bei 1, 3, 5 weiß. Die Heiligenscheine sind roth bei den Aposteln, welche die Stelle 1, 3, 5 einnehmen, weiß bei 2, 4. Weiterhin ist an den

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