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geneigt sein möchte. Doch die Entwickelungs-Geschichte der christkatholischen Gemeinden wird es von selbst beweisen, daß diese geschilderten Verhältnisse überall vorhanden waren und überall wiederkehrten. In dem gegenwärtigen Auffage soll dieser Gesichtspunkt festgehalten werden, und nicht die bestimmte Hinweisung, sondern die factische Darlegung der Thatsachen wird dafür sprechen, daß nicht Mißtrauen an der guten Sache, sondern untergeordnete, oft kleinliche, aber sehr natürliche Rücksichten bisher über die Meisten mehr Gewalt geübt haben, als die freie Erkenntniß und das Gefühl des Rechts.

In Glogau ward das gewaltige Feuer-Signal, welches Ronge aus Laurahütte im October 1844 hören ließ, erst Mitte oder Ende November vernommen. Die Wirkung war hier zuerst aber keine alarmirende; das Ereigniß beschäftigte die Menschen nur als eine Tagesbegebenheit, welche werth sei, besprochen zu werden. Mehr Aufsehen machte Czerski's That, natürlich, weil man dort genöthigt wurde, zu denken, zu begreifen, hier aber nur die leichte Mühe vorlag, sein subjectives Urtheil abzugeben. Dazu kommt, daß am hiesigen Ort, wo das numerische Verhältniß der Katholiken zu den Protestanten etwa wie 1 zu 4 ist, beide Confeffionen lange im ruhigen Beisammensein gelebt hatten, vergessend aller påpstlichen Breve und Bullen, die einen solchen Frieden für einen Krieg gegen die alleinseligmachende Kirche erklären; und ferner, daß zufällig hier zu den eifrigen Bekennern der römischen Kirche Potenzen ge= hörten, die durch ihre Stellung für das gesellschaftliche Leben gewichtig waren, und dies Gewicht auch nach allen Kräften geltend zu machen sich bestrebt haben.

Den größten und zunächst fast einzigen Wiederhall fand die Stimme aus Laurahütte bei den Protestanten; und ist das nicht natürlich? Ja, fie haben beigetragen zu der Entwickelung der religiösen Bewegung, freudig und thatig; aber sie dürfen es gestehen und sich der Art und Weise niemals schämen; nicht diese brüderliche Theilnahme, sondern ein ruhiges, gleichgültiges Verhalten gegen die ihnen so innig Verwandten würde für sie ein Vorwurf sein. Diese Ueberzeugung hat der Verfasser dieser Zeilen, der selbst Protestant ist, hier aussprechen zu müssen geglaubt. weil sie, obgleich eine persönliche, es ist, die ihn leitete, als er nach reiflicher Ueberlegung sich entschloß, seine Meinung über das, was sich vorbereitete, zur That werden zu lassen und dafür mitzuwirken, so viel er nach seinen geringen Kräften vermochte; dessen Erwähnung zu thun er wohl freilich, wie man wohl begreifen wird, gern sich überhoben såhe, doch aber nicht umhin kann, da es sich hier um Geschichte, nicht um subjective Neigung oder Abneigung handelt. Und es muß jest gerade eine Aufgabe sein, schon, um das Geschehene in's rechte Licht treten zu lassen, der Lüge und Verdächtigung ihre Maske abzureißen und durch die That zu beweisen, daß nicht, wie man gern glauben machen will, Ueberredung und Nöthigung von Seiten der Protestanten eine

Begebenheit hervorgerufen hat, die ihren Ursprung tief im Innern des Herzens und Geistes nahm.

Am 20. und 21. Januar erschienen in den hiesigen beiden LokalBlåttern Aufrufe*) zur Unterstüßung der Schneidemühler Gemeinde; sie sind dadurch bekannter geworden, daß sie später durch die breslauer Zeitungen veröffentlicht wurden, und durch das Ober-Censurgerichtliche Erkenntniß vom 31. Januar eine gewisse Bedeutung für die religiöse Bewegung selbst erhielten, indem hier zum ersten Male eine anerkennende Stimme einer hohen Staatsbehörde in dieser Angelegenheit laut wurde. Der Sammlung für den hiesigen Ort unterzog sich mit lobenswerther Uneigennüßigkeit der Buchhändler Wagner hierselbst, der Nachtheile nicht achtend, die ihm daraus erwachsen konnten und auch wirklich erwachsen sind.

Håtte man die so veranstaltete Collecte für ein Barometer der Theilnahme an der Bewegung der Gegenwart nehmen wollen, so würde man freilich einen Grund gefunden haben, über den niedrigen Grad dieses Interesses zu erstaunen und an dem glücklichen Fortgange der Sache zu verzweifeln. Die öffentlichen Nachweisungen der eingekommenen Beiträge müssen fast vor dieser Oeffentlichkeit Scheu tragen, so geringe sind sie im Verhältniß zu der Einwohnerzahl der Stadt und dem Vermögen derselben. Doch die hieraus von den Feinden des Unternehmens vielleicht geschöpften Hoffnungen und ihre Schadenfreude sollten bald zu Schanden werden. Ein unter höchst anerkennungswerther Mitwirkung des anwesenden Schauspiel-Direktors Nachtigall und seiner Ge= sellschaft am 1. März von dem Verfasser dieses Auffages veranstaltetes Concert zum Vortheil der Collekte ergab ein Resultat, das selbst die kühnsten Erwartungen übertraf. Mag es sein, daß Schaulust und Neugierde für Viele hier einen Sporn abgab, dennoch bleibt wohl genug übrig, was darauf deuten ließ, Glogau werde sich von der begonnenen guten Sache nicht ausschließen. Das Concert, in dem größten städtischen Lokale Statt findend, war so überfüllt, daß Niemand Herr der freien Bewegung seiner Arme, geschweige des ganzen Körpers war; hunderte mußten vom Besuche abstehen, was am Meisten für den wohlthätigen Zweck selbst zu bedauern war, da oft der dreifache Betrag für das Entree mit Freuden geboten wurde. Was nun nicht im Saale Plak fand, hielt sich auf Flur, Treppen und auf der Straße vor den Fenstern des Saales auf. Nach einem Gerücht sollten von gewissen Seiten Demonstrationen gegen diese Fenster unternommen werden, dies war in der Stadt bekannt geworden; es wurden deshalb polizeiliche Maaßregeln getroffen, und die neben dem Concert-Lokale befindliche Hauptwache unter dem Gewehr gehalten. Es blieb jedoch zum größten Glücke bei der Drohung, da die aus solchem Unfug möglicher Weise entstehenden Folgen bei dem gedrängt vollen Hause nicht abzusehen

*) Von dem Verfasser dieses Berichts.

D. H.

gewesen wären. Daß aber gerade bei der untersten Volksklasse hiedurch die Theilnahme für das, was vorging, nur mehr aufgeregt wurde, ist klar, da Viele erst durch solche Umstände mit der Sache selbst bekannt wurden und Gelegenheit fanden, Meinungen zu hören und zu äußern. Einige Tage vor dem Concert schon fing denn auch ein tieferer Sinn, als der gewöhnliche für Neuigkeiten und interessante Vorfälle, sich zu zu regen an. Schreiber dieses erhielt am 24. Februar eine Zuschrift ohne Namen,,,mehrere katholische Christen" unterzeichnet, in welcher er aufgefordert wurde, am Sonntag den 2. März eine Versammlung zur Bildung einer christkatholischen Gemeinde auszuschreiben, auch das für Schneidemühl bestimmte Concert zum Besten der demnächst entstehenden Glogauer Gemeinde zu veranstalten. Natürlich konnte auf beide Anforderungen nicht eingegangen werden. Die Gründe für verweigerte Zweckånderung des Concerts liegen auf der Hand; daß die andere Aufforderung in Betreff der zu berufenden Versammlung ebenfalls zurückgewiesen wurde, war nicht minder nothwendig, da der, an welchen sie erging, Protestant war und nicht den Schein eines Prose= lytenmachers auf sich ziehen durfte, ihn auch, wie hiermit öffentlich verfichert wird, durch Wort oder Handlung niemals verschuldet hat, so sehr man sich auch Mühe gegeben, ihn dessen verdächtig zu machen.

Die versagende Antwort auf dies gestellte Verlangen erfolgte durch die öffentlichen Blåtter am 28. Febr., jedoch mit der Andeutung möglicher Veranstaltung eines zweiten Concerts, welches denn auch am 12. März für die in Glogau entstehende Gemeinde Statt fand.

Schon im nächsten Blatt vom 4. Mårz erging eine nicht unterschriebene Anzeige an hiesige Katholiken, daß, wer Mitglied der christkatholi= schen Kirche werden wolle, sich da und da in einer bestimmt angegebenen Wohnung zur Namenszeichnung melden könne. Der Mann, welcher den Muth zu diesem Unternehmen hatte, ist der hiesige Maurerpolirer Kothe, ein einfacher, schlichter Charakter, aber ehrenwerth in jeder Beziehung, offenen Sinnes und bieder von Gemüth. Es hat an Nachstellung und Verunglimpfung seiner Person nicht gefehlt; aber gerühmt muß von ihm werden, daß er dennoch keinen Augenblick gezögert hat, das angefangene Werk muthig fortzusehen. Bald fanden sich andere achtungswerthe und geachtete Männer zu ihm; wir nennen den Calcu= lator Hertrampf, Instrumentenbauer Pfeiffer, Senator Schädler, Dr. Linke, Registrator Höppner und Lotterie-Einnehmer Förster. Nach mehreren vorbereitenden Zusammenkünften und inzwischen erfolgten, wenn auch noch sehr spärlichen Beitritts-Erklärungen meist von Månnern aus dem Volk, fand die erste constituirende öffentliche Versammlung Dienstag den 25. März in dem vom Magistrat bereitwillig dazu gewährten Rathhaus-Saale Statt; in derselben wurde das breslauer Glaubensbekenntniß angenommen und zugleich beschlossen, den Calcu= lator Hertrampf noch denselben Tag als Deputirten der Glogauer Ge

meinde zum Concil nach Leipzig abzusenden, woselbst seine Ankunft aber zu spåt erfolgte, und ihrer daher wohl auch in den öffentlichen Blättern nicht Erwähnung gethan ist.

Die Leitung der nunmehr entstehenden Verhältnisse, namentlich in Bezug auf öffentliche Vorträge bei den Versammlungen übernahm zus meist Dr. Linke, ein Mann, der durch Eifer für die Sache und eine treffliche Rednergabe viel Gutes geleistet hat. Daß man von der anderen Seite nicht müßig war, den Fortgang der Bewegung zu hemmen, versteht sich von selbst. Doch ergriff man hier ein klügeres Mittel, zum Zweck zu kommen, als an andern Orten. Statt gegen die Abtrůnnigen von den Kanzeln zu donnern, woran es zwar auch nicht gefehlt hat, zog man es vor, Kraft des Seelsorgeramts in die Häuser Verdächtiger zu gehen, und durch Zwiegespräche eine That, zu hintertreiben, die als ein Schritt zur Hölle geschildert ward, und so, oft schon beschlossen, wieder unterblieb. Dies und der Einfluß einiger durch hohe Stellung im bürgerlichen Leben ausgezeichneten Persönlichkeiten, dazu der Umstand, daß eben dies für die gewöhnliche Anschauung so viel bedeutende Gewicht der äußern Geltung in der Waagschale der jungen Gemeinde fehlte, hat es bewirkt, daß ungeachtet aller als gewiß vorauszusehenden, ja von Vielen offen bekannten Sympathie für diesen Aufschwung des Geistes dennoch der öffentliche Beitritt nur langsam erfolgt, und in Glogau ge= genwärtig nicht mehr als 200 Seelen zur neuen Kirche sich bekennen. Der erste Gottesdienst derselben wurde unter dem Zudrange von 67000 Zuhörern am 2. Mai von Ronge in der großen evangelischen Kirche abgehalten und hat seitdem wiederum drei Mal unter Ruprecht's priesterlicher Function, zulegt am 7. Juli, an demselben Ort und bei zahlreicher, lebendiger Theilnahme Statt gehabt. Noch verdient Erwähnung, daß die hiesige Freimaurer-Loge einige Mal ihren Saal freundlich zu den kirchlichen Versammlungen hergegeben, dagegen das Consi storium in Breslau den erbetenen Hörsaal des evangelischen Gymnafiums verweigert hat.

So weit ist die Sache gediehen und in der That weit genug, um bei demnächstiger Anerkennung durch den Staat, womit alle Bedenklichkeiten von selbst schwinden würden, den günstigsten Fortgang in Aussicht zu stellen. Die Stimmung der Bürgerschaft ist entschieden zu Gunsten der Gemeinde und hat sich durch einstimmige Bewilligung der Kirche und durch materielle Beihülfe rühmlich bewährt, indem durch Beschluß des Magistrats und der Stadtverordneten der jungen Gemeinde auf 3 Jahr eine jährliche Summe von 150 Thlr. bewilligt ist, und außerdem durch freiwillige Beiträge eine Unterstügung vermittelt wird, die für den Augenblick die Höhe von beinahe 500 Thlr. erreicht hat, so daß bei der mit Nächstem zu erwartenden Anstellung eines Geistlichen für Glogau, in Verbindung zu einer Parochie mit Freistadt, Grünberg, Neusalz, Steinau, Köben, Lüben und anderen umliegenden Städten, der Gemeinde

ein Capital von 650 Thalern wird überwiesen werden können. Möge dieselbe zur Förderung der eigenen Sache jezt nur vornehmlich dahin wirken, daß die Berufung eines Geistlichen sobald wie möglich erfolge. Glogau, den 16. Juli 1845.

Julius Koeller.

Einige Bemerkungen zu Theiners Meßfeier.

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So oft wir dem Gottesdienst der hiesigen christ-katholischen Gemeinde beiwohnten, ergriff uns in dem einfachen Gotteshause eine tiefere Rührung bei dem Gedanken: „Auch hier hat sich der Herr ein neues Lob zugerichtet." Viele gestehen sich gewiß mit uns ein: „der innige, volltönige Gesang der Gemeinde, das eigens für diese componirte: „Heilig, heilig" haben sie nicht selten zu Thränen bewegt". Dennoch konnten wir uns nicht verhehlen, daß auch hier, wie in manchen andern Stücken, noch viel zu thun sei. So einfach die Anlage der Liturgie für die gottesdienstliche Feier ist, und so sehr sie zur wahren Erhebung des Herzens beiträgt, so vermißten wir doch darin den eigentlichen, organischen Zusammenhang und die fortgehende Wechselwirkung zwischen Priester und Gemeinde; denn außer dem von Seiten lekterer oft wiederholten „Amen“ und einigen mit dem Vortrage des ersteren nur wenig in Verbindung stehenden Liederversen möchten sich keine weitere Betheiligungen der Versammlung an der Vollziehung der Agende aufstellen lassen. Höchst erwünscht mußte es daher erscheinen, als Theiner seine,,Meßordnung" herausgab. Freilich war diese zunächst im Auftrage der berliner Gemeinde geschrieben; aber es stand zu erwarten, daß auch die übrigen sich daran nach Maßgabe betheiligen dürften, um darin einen gemeinsamen, vereinigenden Mittelpunkt auch der Liturgie zu finden, wie sie einen solchen großen Theils bereits für ihr Glaubensbekenntniß angenommen. Der Auftrag, einen solchen, wie ihn der Verfasser selbst nennt,,,Entwurf" aufzustellen, konnte gewiß keinem würdigeren Manne zu Theil werden, als Theiner, der durch seine gründlichen historischen und liturgischen Studien am meisten berechtigt ist, über das, was der reinen Feier des einfachen Gottesdienstes urchriftlicher Zeit angemessen erscheint, zu entscheiden. Zu diesem Vorrechte seines Urtheils brachte der würdige Mann noch, wie eben aus seiner,,Meßordnung" sich ergiebt, so viel ästhetischen Sinn, so viel religiöse Gemüthstiefe und kirchliche Poesie, daß wir im Allgemeinen nach dem vorliegenden Werkchen anzunehmen haben, die Aufgabe konnte in keine bessere Hand gelegt werden.

Allein Theiner nennt diese seine Arbeit nur einen „Entwurf“ und hat darin Alles zusammengestellt, was er zur vollständigen Meßfeier nach den besten Quellen für erforderlich erachtete; er hat zwar darin ,,die allgemeine Ordnung und Reihenfolge der einzelnen Acte als stehend und unveränderlich" angenommen; vindicirt aber zugleich für die Gebete,

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