ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

welche der Priester zu sprechen hat, nach Maßgabe der Feste und besonderer Orts- und Zeitverhältnisse die Möglichkeit einer Abänderung und eines Wechsels. Wir möchten hier, als einen wesentlichen Zusaß, auch die der Abkürzung des Ganzen verlangen. Denn eine Liturgie von einem Umfange von mehr als 20 Seiten möchte mit den dazwischen gestreuten vielen Gesången der Gemeinde mindestens einen Zeitraum von 2 Stunden in Anspruch nehmen, was den Gottesdienst, wenn man die Predigt dazu rechnet, auf eine ungewöhnliche Länge hinaus dehnen würde. Denn, wenn wir dem Verfasser auch einräumen, daß,,fromme Gebete" ein wesentliches Attribut dieser Feier sein mögen, so segt er doch auch selbst deren,,Wesen und Bedeutung zugleich in den Vortrag des göttlichen Worts zur christlichen Belehrung und zur Erhebung des Gemüths zu Gott und dem Erlöser behufs der gläubigen Aneignung des Verdienstes Christi." Und manmag sagen, was man will, der eigentliche Mittel- und Brennpunkt der tieferen Erbauung durch Trost, Lehre und Ermahnung, ist nächst in der Feier des heiligen Abendmahls doch wohl unstreitig in der zusammenhängenden Kanzel-Rede des Predigers zu suchen, so viel auch Gesang und Gebet in gemeinsamer Wechselwirkung zwischen ihm und der Gemeinde zur Anregung religiösen Gefühls beitragen mögen. Wenn demnach die christ-katholische Kirche im Unterschied von der reformirten diese lettere berücksichtigen, dann aber auch dem Altardienste nicht, wie die römische, allzu viel Recht und Zeit einräumen will, so müssen Altardienst und Kanzelvortrag eben als gleichberechtigt erscheinen, und wenigstens dem einen nicht so viel Zeit gewidmet werden, daß der andere bei dem gewöhnlichen Umfange der Feier leide. Zudem möchten wir auch nicht übersehen, daß, ohne dem schönen Organismus des Ganzen der vorliegenden Meßordnung zu nahe zu treten, einzelne Gebete, welche nicht von Repetitionen freigesprochen werden können, füglich weggelassen und manche Responsorien und Antiphonien der Gemeinde, welche ohnehin zu lang für das Gedächtniß sind, abgekürzt werden könnten.. Wir wollen uns über diese Behauptung rechtfertigen und etwas genauer in das Einzelne eingehen. Die Meßordnung enthält eigentlich zwei Haupttheile: 1) Die Gebete und Responsorien vor und nach der Predigt bis zum Heilig (S. 17—26) und 2) die eigentliche Feier des Abendmahls (27 b. E.). So schön im ersten Theil S. 19 und 20 bei dem Sündenbekenntniß die wechselseitige Fürbitte um Vergebung von Seiten des Priesters und der Gemeinde erscheint, und so ächt christlich dieser Act zu nennen, so möchte er doch bedeutend dadurch verkürzt werden und an seinem wesentlichen Gehalt nichts verlieren, wenn hier zwischen Priester und Gemeinde Flehen und Versicherung der Vergebung mit dem Worte,,Wir“ als gemeinsam dargestellt und mit Einem abgethan würden, zumal die Wiederholung derselben Worte eher den erbaulichen Eindruck schwächt. Eben so scheint das Gebet S. 21 ziemlich isolirt dazustehen und zum Theil Repetitionen früherer

[ocr errors]

--

Gedanken zu enthalten. Die beiden, herrlichen Uebergangsgebete zum Heilig, S. 25 und 26, stehen außer in den leßten Worten, wie uns bedeuten will, in keinem innern Zusammenhange mit dem Beginn des Abendmahls, daher die Feier auch mit dem eigenthümlichen Anfange einleitet:,,Abermals, lieben Brüder und Schwestern" ein 3 weites, zu dem eigentlich kein Erstes vorhanden. Wir glauben, die eigentliche Meßfeier stånde in organischerem und logischerem Zusammenhange mit dem Gebete S. 24. Wie ferner das allgemeine Kirchengebet und die von S. 29-33 sehr gedehnten besonderen Fürbitten zwischen die Vorbereitung der Gemeinde S. 27-29 und den Genuß des Abendmahls derselben oder des Priesters) S. 36 hinpassen, mag uns nicht recht einleuchten, sowie auch das Schlußgebet (S. 37 unten) wohl mehr eine Wiederholung bereits dagewesener Ideen genannt wer= den kann. Die Responsorien der Gemeinde erscheinen, wie S. 34u. 35 theils zu lang, theils dürften sich durch manche Zusammenziehungen und Verkürzungen in den Allocutionen des Priesters eine gute Zahl beheben lassen, ohne daß dem Zusammenhange und der Würde des Ganzen Eintrag geschieht.

Bei diesen Bemerkungen, welche allerdings mehr die äußere Anordnung und die mögliche Ausführbarkeit der vorliegenden Liturgie im Auge behalten, mag es einstweilen sein Bewenden haben. Als Laien in der Sache steht es uns nicht zu, mit dem Verfasser über anderweitige Gründe zu rechten, welche ihn bewogen, gerade so und nicht anders sein Werk zu gestalten, zumal wir keinen Falls mit seinen historischen Forschungen nur im Entferntesten in die Schränken treten. mögen. Aber einige wohlgemeinte Winke für die praktische Anwendung und allgemeinere Einführung dieser liturgischen Arbeit lagen uns am Herzen, da aufrichtig gesagt, in ganzer Form, wie sie uns vorliegt, wohl schwerlich oder erst nach langer Zeit eine gänzliche Aneignung derselben von Seiten der christ-katholischen Gemeiden zu erwarten steht. Zudem wollten wir, da bis jeht keiner der Seelsorger solcher Gemeinden öffentlich über dieses Actenstück der neuen Kirche sich hat vernehmen lassen, nur zu weiteren Besprechungen darüber anregen. Vor allen Dingen aber wird es nöthig sein, daß über die Erbaulichkeit dieser Meßordnung die Stimmen der Gemeinden vernommen wer= den, und dies dürfte auf keine andere Woise geschehen können, als daß man, um mich des Ausdrucks zu bedienen,,, einen Versuch" über die Durchführung derselben im öffentlichen Gottesdienste macht. Die berliner Gemeinde hat dies bereits gethan. — Modificationen nach Zeit und Ort könnten dann immer erfolgen, so wie ich überhaupt es bezwei= feln möchte, daß es bei unseren Bedürfnissen und der großen Theils auch durch die Predigt herbeigeführten Erbauung der christ-katholischen

* Ueber diesen wichtigsten Incidenzpunkt der beregten Meßliturgie behalten wir ans noch einige spätere Bemerkungen vor.

Gemeinde nöthig sei, die ältere Meßordnung im ganzen Umfange ,,als stehend und unveränderlich" anzunehmen. Vielleicht unterwerfen diese wichtige Angelegenheit Theologen, die im liturgischen Fache erfahrener sind, weiteren Besprechungen, um gerade hier einen Anknůpfungspunkt für die Einigkeit im Wesentlichen zu finden, die wahrlich bei aller Mannigfaltigkeit in Nebendingen der guten Sache höchlich Noth thut.

Breslau, den 23. Juli

L.M.

Offenes Sendschreiben an den Berausgeber des

Propheten.

Hochgeehrter Herr! Sie haben im Juli-Heft Ihres geschäßten Blattes in dem Artikel: „der Uebertritt von Protestanten zur deutsch-katholischen Kirche, insbesondere von Kandidaten der protestantischen Theolo= gie, uns, die wir als protestantische Theologen den freien christ-katho= lischen Gemeinden beigetreten sind, einen Vorwurf gemacht, der fast wie eine Verdächtigung aussieht, und den mit aller Kraft zurück zu weisen, ich als Mann von Ehre mich gedrungen fühle. Der Muth ist des Mannes Schmuck. Sie sprechen uns denselben ab. „Wer“ sagen Sie in Bezug auf uns S. 44 2. Das Verzagen habe ich noch nie gekannt, ich habe immer das christliche Vertrauen bewahrt, daß Gott aus den Wirren des kirchlichen Lebens unserer Zeit seine Kirche mit neuer Glorie werde hervorgehen lassen, und ich habe mich nicht getäuscht. Ich kenne nur eine Kirche, die Kirche des freien evangelischen Geistes; zu ihr habe ich mich bekannt, seitdem ich mich überhaupt mit Bewußtsein zu einer Kirche bekenne, sie ist immer meine Heimath gewesen. Ihr zu einer außeren Gestaltung zu verhelfen, die dem Ideal entspricht, das ich von ihr im Herzen trage, betrachte ich als meine, als die Aufgabe jedes christlichen Theologen. In dem, was man die evangelische Kirche nennt, habe ich die wahre Kirche nicht gefunden, und Sie gestehen selbst, daß sie es nicht ist. Was ist nun männlicher und muthiger: mit Sehnen und Seufzen nach dem Besseren die Zeit zu vergeuden, oder frisch die Hand ans Werk zu legen und den Bau zu beginnen? Sollen wir fortgehen in dem schläfrigen Gange, in dem die evangelische Kirche in einem 300jährigen Bestehen ihrem Ziele entgegenschreite, und immer nur träumen, nur wünschen und hoffen? oder sollen wir nicht vielmehr handeln, handeln in dem frischen Geistes- und Thatendrange, der das 19te Jahrhundert so hoch über seine Vorgänger erhebt? Das Reden, das Protestiren hilft nicht allein. Ich bestehe auf der That.,,Kraft und Willen" sagen Sie,,,hat der Protestantismus in drei Jahrhunderten bewährt" und doch? Ich glaube er hat viel zu viel studirt, viel zu viel geschrieben, viel zu viel geredet und viel zu wenig mit månnlicher Kraft und ernstem, entschiedenem Willen gehandelt.,,Er

ist zum Arbeiten geboren." Wohl nun so arbeite er doch endlich, so entledige er sich doch endlich all der hemmenden Fesseln, die ihn abhalten, der Kirche Christi zu ihrer wahren Gestalt zu verhelfen. Und wenn er dies endlich wollen wird, und ich habe es ja an mir selbst erfahren, daß er es will, wird er dann nicht eben das thun müssen, was ich und Andere gethan haben, wird er nicht helfen müssen an dem Bau der allgemeinen christlichen Kirche, an dem wir uns bereits mit so viel Lust, so viel Freudigkeit betheiligt haben? Kommt's auf den Namen an? Sind wir darum ausgeschieden aus der wahren Kirche, weil wir nicht mehr evangelisch unirte Christen heißen, weil wir uns ChristKatholiken nennen? Noch einmal, ich habe meine Heimath nicht verlassen, ich bin nur selig, recht mitten in ihr mich zu befinden auf ihren lichtesten Höhen. Der Christkatholicismus ist für mich kein neuer Welttheil, in den überzusiedeln mir ein starker Entschluß nöthig gewesen wäre. Diejenigen freilich, welche die evangelisch unirte Kirche in ihrem jezigen Bestehen als erste Heimath betrachten, müssen uns wie Auswanderer und sich auf dem Boden, auf dem wir stehen, wie Fremdlinge ansehen. Mögen sie bleiben in der Heimath, in der es nach ihrem eigenen Zugestehen traurig genug aussieht, mögen sie sich begnügen mit dem,,mühselig errungenen Gewinne von 300jähriger Arbeit," wir wollen mehr und wir haben bereits mehr. Wir steuern nicht erst nach einem Lande,,,von welchen kaum noch die Küsten zu fester Kunde gekommen," wir haben das Land bereits betreten und in ihm die Muttererde geküßt. Und selbst wenn wir bisher die evangelische Kirche als unsre wahre Heimath betrachtet, in ihr aber uns unbehaglich fühlend unsern Blick in die Ferne gelenkt håtten, eine neue Heimath zu suchen, würde man uns doch wenigstens den Vorwurf der Feigheit nicht machen dürfen. Kühner erscheint mir der Schiffer, der ohne Sorgen sich dem Meere überläßt im Vertrauen auf die eigene Kraft und auf Gottes Hilfe, als der, der mit der Frage ernster Sorge sein Schiff betritt, ob es ihn nicht an eine fremde unwirthbare Küste führen werde. Sie sagen selbst, hochgeehrter Herr,,,wer wird auch sogleich alle Eventualitåten berechnen wollen!" und doch stellen Sie immer neue Bedenken auf. Wir haben vielleicht nicht so viel bedacht, aber wir haben gehandelt, mit Besonnenheit und nicht ohne prüfenden Blick in die Zukunft gehandelt und wir dachten so uns als Männer zu bewähren. Nennen Sie nun hinfort unsere Handlungsweise wie Sie wollen, aber wir bitten, sprechen Sie uns den Muth nicht ab. Hofferichter.

[ocr errors]

Ober-Censur-Gerichtliches Erkenntniß.

Durch O. C. G. Erkenntniß vom 1. Juli wurde für folgende Stelle des Seite 11 beginnenden Aufsages die Armenpflege,"

,,da dieselbe gegen die Vorschriften der Censur - Instruction, welche ,,hier allein maßgebend ist, nicht verstößt,"

die hierorts mit Hinblick auf die Verhältnisse in der Provinz versagte Druckerlaubniß ertheilt. Die Leser werden demzufolge gebeten, Seite 24 hinter den Worten „aus ganz äußeren Gründen“ geneigtest einschalten zu wollen:

Jene dem Staate gefährliche Bestrebung aber angenommen, bliebe weiter die Frage, in wiefern ihr etwas im Leben der Zeit und in dessen Bedürfniß zum Grunde liege, welches ein Streben jener Art begünstige und ihm Allgemeinheit der Theilnahme verheiße.

In Deutschland ist etwas dieser Art nicht wirklich vorhanden, denn alle Unzufriedenheit, als Zeichen disharmonischer Verhältnisse, beruht hier theils auf wirklicher, rettungsloser Betriebsstockung, wo allerdings die Gesammtheit bis zu Eröffnung neuer Erwerbsquellen direct aushelfen muß, theils auf dem Fortschritt der wahren, wünschenswerthen und vom Staate selbst bezweckten Fortbildung des Volks.

Mit dieser ist ein Bewußtsein der natürlichen Menschenwürde und der gerechte Wunsch, die Mittel zur Fortbildung sich zugänglicher zu sehen, einiger Muße zum Gebrauche derselben zu genießen und bei der unverkennbaren Gleichheit des persönlichen Werthes nicht_im_allzugrellen Contraste gegen diejenigen zu stehen, welche Pracht, Lurus, Müßiggang und Wohlleben gleichsam zur Schau tragen, verbunden.

Die große Menge derer, welche an den contrastirenden Folgen ihrer fortgeschrittenen Bildung leiden, wird nie einem Complotte beitreten, aber sie wird Druck und Unzufriedenheit fühlen, sie wird jene Prachtvollen nicht lieben, wohl aber beneiden, sie wird ihr Almosen nur mit Bitterkeit empfangen, sie wird die Hand, welche es ihr reicht, vielleicht küssen, aber nicht mit Brudergefühl drücken, sie wird also in unchristlicher Gesinnung den Reichen gegenüberstehen, sie nicht in der Gemeinde, der sie angehört, finden mögen und die Aussprüche Christi, welche gegen die Reichen lauten, als ein Verdammungs- Urtheil der bes stehenden Weltordnung betrachten. Diesem Boden entsproßt die Unchristlichkeit im Gebiete der arbeitenden, aber gebildeten Volksklassen. Wer diesen Trost giebt, hat Vielen Trost gegeben; wer diesen Quell innerer Unzufriedenheit verstopft, hat sich nicht blos um seine Mitbrůder, er hat sich auch um die Ruhe der Staaten verdient gemacht.

Die Aufforderung zu solchem Wirken liegt aber im Bedürfnisse der Reichen eben so sehr, als in dem der Unbemittelten oder Armen, sobald sie beide das Verlangen einer christlichen praktischen Gemeinschaft fühlen und in der Gemeinde zu befriedigen streben.

Der Reichere tröstet schon den Mitbruder, wenn er nur dessen Gefühl nicht ferner durch die Contraste des Ueberflußes und des Mangels, des ungestörten Genußes und der nothgedrungenen Bildungslosigkeit verleht. Indem er dieses thut, wird er unvermerkt sich seines Ueberflußes, als eines unbrauchbar werdenden Gutes bewußt werden, er wird in die Lage der Mutter kommen, die, nachdem sie ihr Kind geboren hat, den Ueberfluß des bisher verbrauchten Blutes zu ihres

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »