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Lebens-Rettung in Milch verwandeln muß und nun sich zu dem hilfs= bedürftigen Säugling wendet, daß er sie von dem ihr völlig unnügen, ja gefährlichen Reichthum an Milch befreie.

Wenn nun die Mildthätigkeit in organischer Weise eben so zum Bedürfniß der Reichen würde, wie der Genuß milder Gabe und brüder= licher Hilfe ein Bedürfniß der Armen ist, und wenn die Religion ihren Seegen darüber spräche und Christi Gebot darüber einschårfte, — hieße das nicht der sittlichen Natur des Menschen in christlicher Weise nach bestem Wissen und Gewissen zu Hilfe kommen und Gottes Gebot erfüllen?

Wenn ein Reicher in seinem Testamente eine Einrichtung tråfe, nach welcher seine Schäße vielen seiner Mitbürger nüßlich würden, seine Kinder aber dabei nicht Mangel litten, sondern nur genöthigt wären, sich durch die Entwicklung ihres Geistes und ihrer körperlichen Anlagen dem Staate und den Mitbürgern nüßlich zu machen, statt daß sie sonst das Recht gehabt haben würden, nach dem vielleicht lange ersehnten Tode des Vaters ihren Antheil an dessen Gute ganz zu verprassen und dann gar nichts zu haben, würde das Gefeß diese bei dem Rechte des müßigen Verprassens erhalten und den Erblasser für einen Thoren und Unväterlichen erklären, dessen lehte Verordnung umzustoßen sei?

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Es ist möglich, daß ein solcher Spruch nach dem Buchstaben bestehender Geseze zu Gunsten der Söhne erfolgte. Sofern aber diese so weit gingen, daß sie den todten Vater eines stråflichen Communismus anklagten, weil er seine Familie um eines höheren Ganzen willen hinderte, dem Mammonsdienst oder der Ueppigkeit zu fröhnen, so würde sich das für schwerlich ein Geseztitel, ja nur ein Gesetzbuchstabe anführen lassen.

Das Beispiel von dem verunglimpften Vater und von der des Säuglings bedürftigen Mutter paßt auf alle Fälle, in welchem die christliche Milde wahrhaft und auf organische Weise werkthätig wird.

Nie und nirgends kann in solchen Dingen von einer straffälligen Tendenz die Rede sein. Die Tendenz ist vielmehr gut, denn sie geht aus von Christus, das Straffållige aber fehlt gänzlich, denn an die Stelle des Geheimnisses und der Gewalt treten Oeffentlichkeit und das Gott wohlgefällige Bedürfniß der freien Milde und brüderlichen Hilfe.

Sendschreiben an alle deutsch-katholische Gemeinden des Vaterlandes.

Geliebte Brüder und Glaubensgenossen!

Durch einige Zeitungen lief in den legten Tagen die Kunde, Herr Pfarrer Czerski zu Schneidemühl habe ein Rundschreiben an die deutsch-katholischen Gemeinden erlassen, in welchem er sich gegen die

Beschlüsse der Leipziger Kirchenversammlung, sowie gegen alle Gemeinden und Personen erklärte, welche dem Schneidemühler d. h. einem sogenannt positiven Bekenntnisse nicht anhingen.

Wir hielten dieses Sendschreiben für eine Erfindung oder ein Machwerk der Jesuiten, ersonnen, um einen scheinbaren Zwiespalt in der jungen Kirche zu verkünden, schwache Gemüther zu ängstigen und Urtheilsunfähige irre zu leiten. Wir nahmen an, daß man Czerskis Name zu diesem schnöden Werke gemißbraucht habe; denn, nachdem derselbe auf der Leipziger Kirchenversammlung zugegen gewesen, zwar gegen den zweiten Sah des allgemeinen Bekenntnisses: Ich glaube an Jesum Christum, unsern Heiland“ anfangs einigen Einspruch erhoben, dann auf die Beseitigung desselben ihn aber mit angenommen, wie alle Andern mit „Ja“ gestimmt und die allgemeinen Grundfäße und Be= stimmungen," in welchen das Bekenntniß mit enthalten ist, ebenfalls mit angenommen und unterschrieben hat, konnten und durften wir ihm eine solche Handlungsweise nimmermehr zutrauen. Wir konnten und durften dies um so weniger, als Herr Czerski nicht allein während der Kirchenversammlung sich in zahlreichen Privatgesprächen billigend über die freiere Auffassung des Christenthums ausgesprochen, sondern auch im brieflichen Verkehre, welcher der Kirchenversammlung vorherging, dieselben Ansichten geäußert und hier wie dort gewissermaßen entschuldi. gend auf den Bildungszustand seiner Gemeinde und seiner Umgebungen hingewiesen.

Wir haben uns in Herrn Czerskis offenem und redlichem Charakter nicht getauscht, denn nachdem das

Sendschreiben an alle christlich- apostolisch-katholischen Gemeinden von Johann Czerski, Pfarrer der christlich-apostolisch-katholischen Gemeinde zu Schnei

demühl

durch den Buchhandel uns zugekommen, erkennen wir, daß dasselbe keineswegs gegen die Vertreter der freiern Auffassung des Christenthums innerhalb der deutsch-katholischen Kirche gerichtet ist und sein kann. Abgesehen davon, daß Herrn Czerskis Bestreben für Liebe und Eintracht es nimmermehr zugegeben haben würde, daß er einen feindlichen Schritt gegen die überwiegende Mehrheit der Anhänger der jungen Kirche gethan hätte, ohne vorher einen Einigungsversuch zu machen, so zeigt der Inhalt des Sendschreibens deutlich, daß er nicht gegen uns gerichtet sein kann.

Herr Czerski eifert gegen ein Bekenntniß, in welchem das eben, weshalb es ein christliches Bekenntniß genannt, mit Stillschweigen übergangen, d. i. Christus selbst, der allein das Fundament unseres Glaubens ist;" gegen Menschen, die unbegreiflicherweise „Iefu Christo die Gottheit abzusprechen sich erkühnen, die diese Gottheit läugnen, und sich nicht gescheut haben, an dem Grundecksteine unseres Glaubens und am Fundamente des Christenthums zu rütteln; welche die Brüder

mitten aus dem Christenthum in die dürren Sandflächen des Heiden thums führen möchten, u. s. w.“ Das Alles aber ist weder auf der Leipziger Kirchenversammlung, die auch Herr Czerski nirgend genannt hat, noch in irgend einer deutsch-katholischen Gemeinde geschehen, das kann und wird innerhalb der deutsch - katholischen Kirche niemals geschehen. Wir bekennen Christus, den Heiland und Erlöser, freudig und jubelnd, mit gläubigem Herzen und heiliger Ehrfurcht. Wir wissen nicht, gegen wen Herrn Czerskis Vorwürfe gerichtet sind, aber wir erklären es offen vor aller Welt für eine schändliche Verläumdung, für einen jesuitischen Bubenstreich, wenn man dieselben auf uns anwendet. Gegen wen auch Herrn Czerskis Schreiben gerichtet sein mag, ob er dasselbe aus eigenem Antriebe geschrieben hat, oder das durch Gutmüthigkeit verblendete Werkzeug römischer oder protestantischer Jesuiten gewesen ist, wir erwarten, daß er jeden Zweifel in dieser Beziehung löst und es in seinem eigenen Interesse offen vor aller Welt ausspricht, daß er niemals fähig sei, heute zu verdächtigen, zu entstellen und zu verdammen, was er wenige Wochen vorher mit seinem Wort und seiner Unterschrift vor ganz Deutschland bekannt hat.

Wir fühlen indessen bei dieser Gelegenheit das Bedürfniß, uns über die vielbesprochene Frage von der Persönlichkeit Christi, vom schlichten Standpunkte des Laien aus, auszusprechen: sobald das Christenthum einigermaßen erstarkt war und nicht mehr um sein äußeres Dasein zu ringen hatte, entstanden in seinem Schooße zwei abweichende Ansichten über die Persönlichkeit Christi, welche im langen Laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder auftauchten und in diesem Augenblicke noch die theologische Wissenschaft und die praktische Kirche spalten. Die Einen fassen Christus troßdem, daß er an vielen Stellen der heiligen Schrift sich selbst auf das Entschiedenste dagegen ausgesprochen hat als menschgewordenen Gott auf und berufen sich für diese Ansicht auf viele Stellen der heiligen Schrift, von welchen sie den Blus thendust bildlicher Darstellung abstreifen, um sich an das nackte Wort zu klammern; die Andern sehen in Christus nur den verheißenen Messias, den Gottgefandten, den Heiland und Erlöser, berufen sich für diese Ansicht auf mindestens eben so viele Stellen der heiligen Schrift und machen in Bezug auf die widersprechenden Stellen, den in der ganzen Bibel vorherrschenden, der Zeit, dem Volke und dem Orte, wo sie entstanden, so ganz eigenthümlichen, bildlichen Ausdruck geltend. So lange Rom sich die Unfehlbarkeit in Glaubenssachen mit Erfolg anmaßen konnte, kämpfte es mit Bannflüchen, Feuer und Schwert, Krieg und Verheerung gegen die lettere Ansicht, ohne sie jemals überwinden zu können. Tausende wurden geschlachtet, Hunderttausende fraß der Krieg, ganze Völker wurden ausgerottet und weite Lånder verwüstet um der Gottheit Christi willen aber diese wurde nicht fest= gestellt, weil sich die Wahrheit nicht durch frevelnde Gewalt behaupten läßt.

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Die weltbeglückende Reformation, welche Roms verderbliche Gewalt brach, faßte, wie das in den Verhältnissen ihres Werdens und im da maligen Bildungszustande der Völker vollkommen begründet ist, in den Bekenntnißschriften die Lehrsäge des Glaubens in fast römischer Strenge und Wortdienstbarkeit auf und schuf dadurch der thatsächlich errungenen Gewissensfreiheit eine schwere Fessel. Aber kaum hatte auch sie ein festes Dasein gewonnen, als in ihrem Schooße dieselben Richtungen, die oben angedeutet sind, sich geltend machten und mit allen Waffen einander bekämpften.

und seht um Euch, geliebte Brüder, in diesem Augenblicke, welches der Zustand der christlichen Kirche ist! In der römischen: Ueberzeugung und Gewissen gefesselt, wie immer, der Geist geknechtet, der freie Ge= danke geachtet, Wissenschaft und Forschung todt oder gänzlich dienstbar, und die Sagungen sündiger Menschen herrschend statt der Gebote der Freiheit und der Liebe des allmächtigen Gottes und seines Gesandten: Jesus Christus. In der protestantischen Kirche zwei Parteien schroff und feindlich gegen einander stehend; hier wenige Verstockte, ringend nach römischer Geistesknechtschaft und todtem Wortglauben mit tyrannischer Priesterherrschaft, nur stark durch ihre geschichtliche Grundlage und mächtigen, äußern Schuß; dort die große Mehrzahl der gebildeten Geistlichen und Laien, ringend nach protestantischer Geistesfreiheit und der Herrschaft des göttlichen Geistes der heiligen Schrift. Und, wenn Ihr diese Thatsachen nicht läugnen könnt, so vergesset nicht, daß die ungeheuere Masse der Gleichgiltigen und Theilnahmlosen, welche Ihr in beiden Kirchen erblickt, nur dadurch entstanden ist, daß die Saßungen der Kirche eben nicht mehr vereinbar sind mit der fortgeschrittenen Bildung der Zeit; vergesset nicht, daß die hin und wieder erzwungene oder erkünstelte Kirchlichkeit bei näherer Betrachtung sich als auf ganz andern Grundlagen beruhend darstellt, als auf Ueberzeugung und Bedürfniß, und daß sie daher vielfach Heuchler schafft und nåhrt.

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Was mußte nach diesen unläugbar vorliegenden Thatsachen eine Kirche thun, die das göttliche Gebot der Liebe an ihre Spike stellt, die eine wirklich katholische, d. h. allgemein christliche Kirche sein will, eine Ståtte für den Frieden, ein Vereinigungspunkt für die Jahrhunderte getrennten Bekenntnisse und Parteien, in welchem die Verheißung der heiligen Schrift: Es wird Ein Hirt sein und Eine Heerde!" der= einst zur Wahrheit werden könne? Sie mußte, erkennend den Gang der Geschichte und die Ergebnisse der Wissenschaft, zum Urchristenthum zurückkehren und aus ihrem Bekenntnisse Alles ausschließen, was einen großen Theil der Christen der neuen Kirche fern halten mußte. Unser Heiland hat von den Seinen nichts verlangt, als den Glauben an Gott und Christum; weder Christus noch die Apostel haben irgend ein Bekenntniß aufgestellt, und erst als die Menschen den heiligen Geist der Christuslehre fassen wollten in eine Formel, kam der Unfriede und der Haß in die Kirche der Liebe.

Mußte nun aber die neue Kirche nach den jeßigen Verhältnissen und schon dem Staate gegenüber, ein Symbolum aufstellen, so durfte dieses wenigstens nur ein Kleinstes von Lehrsägen enthalten, deren Anerkennung sie von jedem Christen fordert. Das hat die leipziger Kirchenversammlung gethan, nachdem die breslauer Gemeinde - welcher die gesammte deutsch-katholische Christenheit dafür ewig dankbar sein muß jene einfachen Såge klar und scharf hingestellt hatte. In diesen einfachen Såhen liegt ihre Zukunft, ihre Kraft, ihre Siegesgewißheit, ihre Weltherrschaft. Deshalb greifen römische und protestantische Finsterlinge, erkennend die unwiderstehliche Allgewalt des einfachen Bekenntnisses, auch dasselbe gemeinsam an aufs Heftigste. Haltet Ihr, geliebte Brüder, um so inniger daran fest. Unsere Kirche ist vernichtet, sobald Ihr aus unserem Bekenntnisse eine neue Zwangsjacke für den Menschengeist machen lasset.

Aber wenn Ihr in unserem Bekenntnisse das Kleinste der Såge anerkennt, deren Annahme wir vom Christen fordern und etwas anderes soll und darf unser Bekenntniß nimmer sein so sprechet Euch mit aller Entschiedenheit dagegen aus, daß dasselbe die ganze Summe unseres Glaubens enthalte. Wir haben es so laut erklärt, daß nur die absichtliche Taubheit es überhören kann, daß wir die heilige Schrift, die ganze heilige Schrift als die Grundlage unseres Glaubens anerkennen. Wiederholen wir diese Erklärung laut und feierlich; aber erklären wir auch eben so laut, daß wir nur das reine volle Gotteswort als diese anerkennen, nicht todte und erstarrende Formeln, die pharisåische Priesteranmaßung uns als Lehrsåße aufdrången will. Wir bekennen Christum, den Grundstein des beseligenden Christenthums, den Heiland und Erlöser, den göttlichen Lehrer der Liebe und Tugend, wir bekennen ihn mit reiner Liebe und treuester Hingebung; aber wir lassen uns dieses göttliche Musterbild eines wahrhaften Christen nicht verkümmern durch pfåffische Spißfindigkeiten und weisen das Schattenbild zurück, in welches Geistesbeschränktheit ihn umgestalten will.

Sehet, geliebte Brüder, wie der lichtblaue, sternbesåete Himmel, ein weites herrliches Gotteshaus, sich wölbt über dem Haupte aller Menschen. Ob das schlichte Gemüth ein Kristallzelt darin erblickt, oder der Gelehrte ein unendliches Meer ursprünglich schwarzer Gase, oder gar einen unermeßlichen leeren Raum er ist für alle gleich schön, erhebend und wundervoll. Und unter demselben bauen die Menschen ihre Hütten, Palåste, Dörfer und Städte nach Bedürfniß und Zweckmäßigkeit. So laßt unser weites einfaches Bekenntniß das unermeßliche Zelt sein, welches sich über die ganze Christenheit wölbt. Und unter dem= selben baue jeder Christ und jede Gemeinde sich das Gebäude des Glaubens nach Bedürfniß und Ueberzeugung. Über nie, nie maße sich der Einzelne an, die ganze Christenheit einzwången zu wollen in das Haus seines beschränkten Bedürfnisses.

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