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Nur in der Freiheit gedeiht die Wahrheit, und nur bei der Wahrheit wohnt die Liebe. Vertheidiget, geliebte Brüder, die Freiheit unserer Kirche, damit die Liebe in ihr weile rein und ungetrübt bis an das Ende der Tage!

Im Namen Gottes, des Allmächtigen, und unseres Heilandes und Erlösers, Jesu Christi, senden wir Euch treuen Brudergruß.

Dresden und Leipzig, den 15. Juli 1845.

Die Vorstände der deutsch-katholischen Gemeinden: Fr. Wigard. Fr. Schmidt. Emanuel Faulhaber. Moris Bauschke. Robert Blum. Dr. Earl Hottenroth. Joh. Nep. Tróndlin. Joh. Tscharrmann.

Christkatholische Theologen und Prediger.

Fortseßung.

Bis zum 25. Juli.

Schreiber (durch Versehen S. 64 übergangen), Woidzinski, Edinger, Nitschke, Loose, Keilmann, Jungnickel, Vorwerk, Zimmer, Karner. Gesammtzahl 33, von denen 10 früher Protestanten waren.

Christkatholische Erklärung in der protestantischen Schwesterkirche.

Mit stets wachsender Zuversicht ist seit Jahren innerhalb der evangelischen Kirche eine Partei hervorgetreten, welche, klein an der Zahl, be= deutend nur durch äußere Stüßen, den freien, lebendigen Glauben fesseln will an die starren Dogmen und Formeln vergangener Jahrhunderte. Fern und fremd den lebendigen Entwickelungen der Zeit, stellt sich diese Partei jenen gesunden, schönen Bewegungen, welche das kirchliche Leben der Gegenwart_ergreifen 'und treiben, entschieden feindselig entgegen, strebt immer kühner und unverhüllter, leider nicht ohne Erfolg, nach außerer Herrschaft über das gesammte kirchliche Leben und maßt sich die Autorität eines Glaubenstribunals an, Andersdenkende als Unchristen und Religionsveråchter denuncirend, richtend, ja sogar von der Gemeinschaft der Kirche ausschließend.

Solchem unevangelischen Treiben gegenüber sehen wir unterzeichnete protestantische Christen uns in unserem Gewissen zu der Erklärung verpflichtet, daß wir in jenen Bestrebungen nicht den Ausdruck der Kirche, sondern nur den einer Partei erblicken. Weit entfernt, die Berechti= gung irgend einer auf das Evangelium gegründeten Glaubensrichtung unsererseits in Frage zu stellen, protestiren wir, eingedenk unseres ge= schichtlichen Namens, entschieden gegen die Anmaßung jener Partei und erklären, unerschütterlich festhalten zu wollen an den großen Errun

Für chriftkatholisches Leben. Erster Band.

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genschaften der Reformation, an dem Recht der freien Forschung in der heiligen Schrift, an der unveräußerlichen, durch keine Macht zu verkůmmernden Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Wir erkennen die unabweisbare Nothwendigkeit an, daß das tief empfundene Bedürfniß nach einer Ordnung der Kirche, welche hinreichende Bürgschaft gewährt für die protestantische Freiheit der Individuen, befriedigt werde, daß jener Zustand der Gebundenheit aufgehoben werde, welcher die evangelische Kirche hindert, sich des von der Wissenschaft und dem Leben der Gegenwart getragenen Glaubens bewußt zu werden und die ihr feindlichen Elemente durch eigene Kraft zu überwinden.

Wir vertrauen, daß dieser öffentliche Ausdruck unserer innersten Gesinnung und Ueberzeugung Anklang finden werde in den Herzen der großen Mehrzahl evangelischer Christen, als Zeichen, daß ein dreihundertjähriger, theuer erkaufter, geistiger Erwerb noch unverloren sei, als Gewähr dafür, daß dieser auch unsern Nachkommen unverkümmert erhalten bleibe.

Breslau, den 21. Juni 1845.

(Folgen die Unterschriften). Vorstehender offenen Erklärung für Glaubens-, Gewissens- und Lehr-Freiheit traten vierhundert Einwohner Breslau's aus allen Stånden bei.

Das Streben nach religiöser und kirchlicher Freiheit ist ein gemeinsames geworden in der katholischen und evangelischen Kirche. Der wahre Protestantismus, welcher sich als freies individuelles Denken und Auffassen der christlichen Religionswahrheiten kund giebt, ist von der Apostel Zeiten herab nicht erstorben, sondern hat sich als eigentliches Lebenselement des Christenthums zu allen, auch den finstersten Zeiten des Papstthums behauptet und Bahn gebrochen. Dieses Lebenselement, der Geist des Christenthums, welcher sich am reinsten und höchsten in dem Stifter desselben ausgesprochen hat, ist es auch allein, worauf seine Katholicitat beruht, die man fälschlich in Bekenntnissen, Formen und Ceremonien suchte, welche stets hinter der Zeit, ihrer Bildung und Ge= staltung zurückbleiben werden. Das sechszehnte Jahrhundert steht in dieser Beziehung als eine große Warnungstafel für alle Zeiten da, welche den freien Geist, der alle Fesseln sprengt, in das knöcherne Gehaufe der Dogmatik einzwängen wollen, anstatt ihn mit dem Fleische und Blute der lebendigen Menschheit zu verbinden. Luther und die anderen Reformatoren jener Zeit haben wie die römischen Våter zu Trident ihren Nachkommen in den Bekenntnißschriften und Concilsacten schlimme Vermächtnisse hinterlassen, welche das wahre, lebendige Christenthum lange genug aufgehalten haben. Aber die Zeit ist gekommen, wo diese alten Testamente des Geseßes annullirt werden müssen durch jenes ewig neue Testament, welches Christus allen Menschen in seinem göttlichen Geiste hinterlassen hat. Dieses theure Vermächtniß zu vertheidigen, hat sich vornehmlich das deutsche Volk aufgemacht von der

Saar und dem Rhein bis zur Weichsel und dem Pregel, von den Quellen der Oder bis zum Meeresstrande, Katholiken wie Protestanten, alle von einem Geiste beseelt, zu zeugen von der rechten Kindschaft Gottes, welche die Menschen frei macht durch Jesum Chriftum.

Die Christkatholiken sind stolz darauf, in diesem Kampfe um die heis ligsten Güter der Menschen zuerst mit der That durch Zertrümmerung der unchristlichen römischen Dogmatik, durch Lösung der tausendjährigen Fesseln des Papstthums, durch Bildung freier Gemeinden vorangegangen zu sein. Mit Freude blicken sie auf den nacheifernden Willen ihrer protestantischen Brüder, auch ihrerseits aus den symbolischen Büchern des Lutherthums in die freie Gotteswelt des Evangeliums hinauszuflüchten, den papiernen Bann zu zerreißen, der sie seit Jahrhun derten gefesselt hielt, und freie Kirchengemeinschaften zu schaffen im Lichte der Zeit und des christlichen Lebens. Keine äußeren Stüßen, seien sie auch noch so hoch und so stark, werden im Stande sein, den religiösen Fortschritt der Gegenwart zu hemmen. Das frische Grün einer Lebendigen Gegenwart wird die alten Burgen einer abgelebten Vergangenheit überziehen und die Verließe, in welchen sie den Geist gefangen hielten, zersprengen, daß die helle Sonne der Erkenntniß hineinschei= nen und die lichtscheuen Fledermäuse heraustreiben kann.

Seit jener,,breslauer Erklärung vom 21. Juni", von etwa 400 willenskräftigen Männern unterzeichnet, haben sich ihr schon Tausende aus allen Städten der Provinz angeschlossen; auch auf das Land ist sie gedrungen, und der Landmann wirft auf einen Augenblick die Hacke aus der Hand, um durch seinen Namen ein Zeugniß abzulegen, daß der Geist des Evangeliums auch in ihm nicht geschlummert habe, sondern allen Rückwärtsern zum Troß sein Werk der Erleuchtung in stiller Brust unaufhaltsam betrieben habe. Noch Tausende werden sich pronunciren. Und überall, in alle Provinzen Preußens, in alle Staaten und Ländchen Deutschlands wird die breslauer Stimme dringen und Nacheiferung erwecken und finden.

Erster Gottesdienst der chriftkatholischen Gemeinde zu Neumarkt.

Als ich Montag den 30. Juni, als am Tage dieser Feier, in Neumarkt eintraf, kam mir das Gerücht entgegen, daß der Pfarrer Ronge nicht kåme, er sei erschossen worden! Ich eilte in die Städt, um von einem Freunde zu erfahren, was an dem Gerücht sei; dieser enthob mich bald dieser Besorgniß durch die erfreuliche Mittheilung, daß Herr Pfar= rer Ronge auf dem Bahnhofe glücklich angelangt sei und jeden Augenblick in der Stadt erwartet werde. Ich will deshalb aus diesem Gerücht keinen neuen Beweis dafür ziehen, wie in unsrer Zeit Glaubenswuth,

welche Opfer fordert, nur zu oft noch die Stelle der edlen Glaubenskraft, die sich gern zum Opfer für die Wahrheit darbringt, vertritt.

Doch eine andere Drohung hatte alle edlen Herzen in Neumarkt mit Besorgniß und Abscheu erfüllt:,,daß nämlich die evangelische Kirche eher in Flammen aufgehen, als daß Pfarrer Ronge sie betreten solle!" Dieses Gerücht mußte schon einige Wahrscheinlichkeit haben, weil sich der Magistrat der Stadt veranlaßt gefühlt hatte, des Nachts das Gotteshaus durch zuverläßige Bürger bewachen zu lassen.

Ich ging mit einigen Freunden durch die Massen des Volks in den Gartensaal des Herrn Dr. Moll, wo eben Herr Pfarrer Ronge an den geschmückten Altar trat, um seine ihn im Halbkreis umgebende Gemeinde zu begrüßen. In diesem Moment trat der Gemeindevorsteher Herr Müller vor, und hielt im Namen der Gemeinde einen rührenden Gruß an Herrn Pfarrer Ronge, der, aus bewegter Brust gesprochen, auf alle Gegenwärtige tiefen Eindruck machte. Herr Pfarrer Ronge dankte kurz und wandte sich an die Gemeinde mit Preis gegen Gott, daß dieser Tag für ihn, für sie gekommen sei. Alles hing an seinen Lippen, und ich gestehe gern, daß ich oft mehr hingerissen, aber nie tiefer bewegt wurde, als durch die Worte dieses jungen Priesters, die einfach, aber aus einem Herzen voller Reinheit und Glaubensfülle gesprochen, zum Herzen drangen. Mehreren Männern aus der jungen Christengemeinde sah ich Thränen aus den Augen fallen. Nach dem Amen reichte ich einem derselben meine Hand; der Christkatholik ergriff sie, drückte sie herzlich und in sein Auge trat eine Seele voll Glück. Nein, es ist keine teuflische Komödie, ihr Låsterer, dachte ich, es ist ein göttliches Schauspiel, eben so erhebend als beseligend, zu sehen, welche Macht die Wahrheit in einfachem Wort aus reinem Herzen übt.

Nun sezte sich der Zug in Bewegung nach der Kirche. Die Schußoder Ehrenwache der Bürger ging voran; ihr folgte eine Reihe weiß gekleideter und mit Blumen geschmückter Mädchen; dann Ronge, be= gleitet von Magistratspersonen. Gegen die Kirche hin hatten sich die Massen des Volkes aufgeschichtet, hier fürchtete ich Störung; doch zur Ehre des menschlichen Herzens blieb Alles ruhig -die Heiligkeit des Augenblicks hatte selbst die irren Geister bewältigt.

Das Gotteshaus seufzte unter der Last der Menschen, doch kein Laut, keine Bewegung störte den Vortrag des Redners. Mein Ohr blieb an der Rede, doch mein Auge schweifte umher vom Redner zum Volke, von diesem zu ihm. Das Auge des Jünglings voll Geist und Seele, sein ruhiges Wort voll Klarheit und Würde, seine fast schüchterne Bescheidenheit in der Action, der fromme Muth auf seiner Stirn, bei den Ermahnungen, das fremde Glaubensjoch abzuwerfen, einen guten Kampf zu kämpfen, Glauben zu halten und den begonnenen Lauf zu vollenden, die Begeisterung in seinen Zügen, als er verkündete, daß das Reich Gottes auf Erden, auf wahre Gottes- und ungefärbte Bruderliebe gegründet, wie das Evangelium keine Bürde, sondern ein Trost für die Armen sein solle. Die

tiefe Begeisterung der Gemeinde durch die Kraft der Wahrheit, ohne phantastische Entzückungen, o, es war ein Bild, in dessen Mitte der Friede ruhte, der nicht von dieser Welt ist, aber wohl auf diese Welt kommen kann! Nach dem Gottesdienste versammelten wir uns zu einem Mittagbrote. Ja, es war ein Festessen, aber nicht, wie bei Euch, die Ihr diese heilige Sache der Wahrheit und des deutschen Volkes höhnend mit einer Komödie beginnen und einem Festessen schließen laßt, bildete das Essen das Fest, sondern der Geist des Evangeliums, welcher uns den König ehren, das Volk lieben lehrt, und den Menschen bei irdischer Mahlzeit auffordert, Gott Dank darzubringen, dadurch, daß er sich für alles Edle durch die Kraft der brüderlichen Liebe begeistere. Nichts war vorbereitet, alles war Schöpfung des Augenblicks, wodurch die Unterhaltung der Gäste unterbrochen wurde, um den Ausdruck gemeinsamer Gefühle zu vernehmen.

Herr Major Baron 3. ergriff zuerst das Wort und brachte in begeisterter Rede das Wohl des Königs aus, der sein Volk befreit durch sei= nen Geist, und es segnet durch sein Herz. Es folgte kein donnerndes, aber ein treues und wohl empfundenes Hoch. Dann erhob sich ein Bürger im wahren Sinne des Worts, und sprach zur Versammlung: ,,Dem Ehrenmann, den wir in unsrer Mitte schauen, dem Mann ein Hoch, der sonder Furcht und Grauen, und wahrheitstreu von Roma's Fesseln sprach; der muthig sie und kräftig sie zerbrach! der sich befreit von dieser Knechtschaft Joch, dem deutschen Mann ein freudig Lebehoch!" Ich spreche nicht von der Begeisterung, die sich bei diesem Trinkspruch allgemein erhob, ich habe sie ganz getheilt sondern nur von der Bescheidenheit Ronge's, mit welcher er jeden Dank, jede Anerkennung von sich abwies, und beides der Sache Gottes übergab, dessen Diener er sei. Diese Bescheidenheit eines von göttlicher Wahrheit begeisterten Jünglings ließ mich den Contrast gegen die eines servus servorum dei ganz empfinden. Ein Gegenstand zu lehrreichen Betrachtungen!

Dieser Moment schien der Schöpfer eines dritten Spruchs zu sein, der den Schlußstein dieses Festes machte; er lautete in ungebundener Rede ungefähr, wie folgt: „Meine Herren! Wir kämpfen einen harten Kampf, den Kampf des Geistes um die Freiheit des Gedankens und des Glaubens! Wer ist der Held? Du, Jüngling! das Schwert der Wahrheit in der Rechten, in Deiner Linken des Friedens Palme! Ein geistiger Winkelried der neuen Zeit, rufst Du uns zu: „Kommt, Brüder, ich will euch eine Gasse machen!" Wir folgen Dir, entschlossenen Muths in treuem Herzen. Doch was wärest Du, Jüngling, ohne diesen Geist der Zeit? Ein Prediger in der Wüste tauben Ohren, und Deine Saat, sie wäre eine Saat voll Blut auf drei Geschlechter! Du få'st den Frieden - auf den Geist der Zeit! Darum Gott die Ehre und dem Volk ein Hoch! Es war drei Uhr und unser Ronge mußte scheiden! Alles drångte sich an ihn, und jeder wollte ein Wort der Begeisterung oder der Liebe ihm auf den Weg nach Königsberg geben.

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