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werth und noch mehr. Dann aber ließe er sich nicht weiter von ihr blicken, und wenn er ihr auf der Straße begegnete, so kennte er sie nicht mehr. Würden wir sagen, daß er liebe oder geliebt habe, und würde sie ihm nicht den Brief zurückgeben, den Thaler aber behalten, wenn sie dessen bedurfte, und dabei denken: wenn mir doch oft solche Thaler kamen, ich wollt' doch nicht fragen, von wem sie kåmen.

Was uns dieses Beispiel im Kleinen und alltäglichen sagt, gilt von der Liebe im Ganzen, im Großen, von der Bruderliebe unter den Menschen, welche die Menschen unter einander verbindet durch Wohlgefallen an einander, wie sie beisammen, und einander gut und zum Besten wirksam für einander sind, und wie sie in dieser gemeinschaftlichen Freude über ihr gemeinsames Gedeihen alle mit heitern und strahlenden Augen zum Himmel blicken, von dessen Freuden sie sich hier durch das Rechtthun gegen einander, durch das Trachten nach,,Gottes Gerechtigkeit“ einen Vorschmack verschafft haben.

Damit komme ich denn auf das, was ich Euch, lieber Brüder, eigentlich sagen wollte. Ihr habt wohl bemerkt, daß ich unter dem Bilde vom schlechten Liebhaber das Almosengeben verstanden habe, unter dem Werke der Liebe, der Bruderliebe, aber die Armenpflege verstanden wissen will.

Der Mensch, der allein steht, jeder Mensch, der allein steht, ist arm; die Armuth, die Noth der Verlassenheit, der Einsamkeit treibt ihn in die Gemeinde, die Liebe, die ihm diese Noth bereitet, sucht die Bruderliebe in der Gemeinde.

Das klingt ganz sublim und dazu sehr bequem, und ist ganz und gar ein Gemeinplag. Wie es aber mit den meisten Gemeinplågen geht, daß sie leicht und unverfänglich erscheinen, so lange man's nicht immer ernsthaft mit ihnen nimmt, daß sie aber gar viel Bedenkliches in sich tragen, wenn Einer die Sache ernsthaft angreift und zu der Wahrheit des gemeinpläßlichen Gedankens spricht: da hast du mich, Herrin! Gebeut, was soll ich thun? - so finden wir's auch hier.

Im Menschenleben gewinnt Alles seine Wahrheit, und die Wahrheit trågt alle ihre Gewande öffentlich vor Aller Augen. So ist denn jenes allgemeine religiöse Lebensbedürfniß in der Gemeinde auch ferner da als ein besonderes Leibesbedürfniß, als factische und gemeinhin ausschließlich sogenannte Armuth oder richtiger als Hilflosig= keit. So gewiß jenes Leibesbedürfniß mit in den Kreis des religiösen Lebens, des Lebens der Bruderliebe aufgenommen ist, muß es auch, im Leben des Ganzen mit empfunden, ein Leibesbedürfniß Aller sein, und wie Jeder seinen eigenen Leibesbedürfnissen mit Vergnügen abhilft, so kann er sich auch das Vergnügen nicht rauben lassen, die Kraft der Gesammtheit in allen einzelnen Fållen wirksam, und die Hilflosigkeit durch eine Hilfe, die als die Macht einer Gesammtheit jederzeit stårker als die eines Einzelnen und ihres Erfolgs gewisser ist, immer mehr aus dem Kreise seiner Gemeinde verschwinden zu sehen. Im Gefolge der

Hilflosigkeit liegt aber ein Heer von geistigen und leiblichen Mängeln und Gebrechen, welche eben so viele Gegner des Reiches Gottes auf Erden sind.

Es ist also Pflicht der christlichen Gemeinde, daß sie die Hilflosigkeit zu verbannen strebe aus christlicher Bruderliebe. Hilflosigkeit aber wird nicht verbannt durch Almosen, sondern nur durch Hilfe.

Laßt uns Almosen geben, daß die Våter der Stadt sie vertheilen; sie werden's wohl machen. Dabei bleiben natürlich unsre Herzen kaltz wir geben dem Kaiser, was des Kaisers ist und denken nicht weiter daran; die es empfangen, denken auch nicht an uns, und hören nicht unsern freundlich theilnehmenden Rath und die Vermahnung des Pfarrers, wenn der Hilfsbedürftige mit in den Rath der Armenkommission gezogen würde und diese nun, nachdem sie ihn gehört håtte, mit ihm rathschlagte, wie ihm zu helfen sei, und sich von da ab mit ihm beschäftigte, bis sie erkannt hätte, daß sie ihm leiblich und geistig geholfen -oder so gar nicht zu helfen sei und man's anders versuchen müsse.

Der Hilfsbedürftige soll aber von selbst kommen und sich zur Hilfe melden; Keiner soll vor ein Sitten- oder Hilfsgericht citirt werden können. Denn es giebt Vieles, was in dem Innersten einer Person verschlossen liegt und vor Gott recht ist, vor den Menschen aber scheint, anders sein zu müssen. Wolltet Ihr's aber von Außen antasten, so würdet Ihr eine Seele zerstören.

Wo aber die Hilflosigkeit blos im Leibe liegt, im Alter und in Gebrechlichkeit oder Krankheit, da fühlt sich die Gemeinde selbst alt oder gebrechlich und krank und bedarf des Arztes oder doch der Pflege und Ernährung, damit der Geist frei bleiben und sich ohne Sorge und Angst um die Noth des Tages im Lichte des Himmels spiegeln könne. Die aber in solchem Zustande sind, bedürfen des Arztes und der Arznei: ein Krankenhaus muß jede Gemeinde haben und ihren Krankenarzt, und die Kranken müssen nicht selten von Gemeindegliedern besucht

werden.

Die aber Nahrung bedürfen und sie nicht erwerben können, Kleidung, Obdach, die sollen finden, wessen sie bedürfen. Was die Ernährung und Kleidung der nicht ganz Siechen betrifft, so mögen da unsre Frauen mithelfen. Wenn sich z. B. je sieben oder acht Familien zusammen thåten und diesen einige Kostgånger zufielen, welche an bestimmten Tagen ihre Gäste wåren*), so würden diese auch weiter sorgen, daß sie fein fåuberlich zu Tische kamen und kein Ungeziefer mit in's Haus bråchten. Die guten Hausfrauen und Köchinnen aber würden an diesen Tagen bessere Suppen kochen, als die Inhaber der Urmenvers köstigungstische. Dabei gåbe es denn vernünftigere Reden und Fragen und Vorschläge zu gründlicherer Hilfe.

*) Nicht etwa auf der Schwelle des Hauses oder auf den Vorpläßen, höchstens in einem Winkel der Küche, sondern am Familientische des Mittags.

Die aber gesund und nicht hungrig und nur des Genusses der Verbrüderung bedürftig sind, die sollen sich des miteinander freuen und untereinander immer mehr bekannt und vertraut werden"), das Leben lieben und den Tod nicht fürchten. Amen.

Ich sehe, daß Einige von Euch lächeln, aber freundlich und wohlmeinend, wie Brüdern ziemt. Diesen sage ich auf ihre Gedanken: ich kenne das Land Utopien wohl und weiß sogar, wo es liegt. Aber ich habe ein Muster vor mir, das auch das Eure ist: Christus. Christus spricht: Ihr sollt vollkommen sein, wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist. Ein schweres Gebot, sprechen wir Alle, eine unerschöpfliche Aufgabe. Über Er hat's gesagt und will, daß wir's versuchen! So auch mit jedem andern Gebote, das eine göttliche Aufgabe enthält.

Doch Ihr Andern-lieben Brüder, warum sehen Manche von Euch so bedenklich und schütteln mit Besorgniß das Haupt?,,Communismus," hört ich recht, flüstert Ihr leise. Seht, ob ich das lateinische Wort recht hörte! Also Communismus -,,die Leute könnten sagen, dies sei Communismus,"—sie haben's schon gesagt? Was haben sie damit gesagt?

Weil Christus sich Gottes Sohn nannte, entsegten sich die ehrlichen unter den rechtgläubigen Juden, und die ränkesüchtigen und boshaften Schriftgelehrten und Vorgeseßten stimmten ein und riefen: „Er låstert Gott, kreuziget ihn!" Und sie gingen zu dem römischen Landvoigt, der ein ehrlicher Heide war und von der ganzen Sache nichts verstand, und riefen nochmals: „er låstert Gott, kreuziget ihn!" Und als dieser Jesum fragte: bist du Gottes Sohn?" so antwortete dieser:,,du sagst's!" Und sie kreuzigten ihn. Dies geschah, weil Niemand, außer den Falschen und Boshaften, den Sinn der Worte verstand, und Jeder nur wußte, was das bedeute!,,kreuziget ihn!"

Und wenn uns nun Einer fragtė: „seid Ihr Communisten?" und wir antworteten:,,Du sagst's!" würde uns der, der da Macht hat, würde uns Se. Majestät der König kreuzigen lassen, oder auch nur weniger huldreich auf uns blicken? Ich sage nein! Ich glaube fest daran, Er that' es nicht.

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Das kommt aber Alles von der bösen Gewohnheit, daß wir lateinisch und griechisch reden, was wir nicht, oder nicht recht verstehen, wo wir geradezu und ehrlich deutsch reden könnten, das wir wohl verstehen. Wir haben's schon früher erfahren. Allgemeine christliche Kirche, oder Gemeinde," heißt auf deutsch ganz buchstäblich, was das Zwitterwort ,christkatholische," das noch obendrein sprachwidrig zusammengesezt ist, halb griechisch halb deutsch sagt; katholisch heißt zu deutsch: allge= mein und nichts weiter. Denkt Einer etwas Underes dabei, so mag

*) Es wird daher gut sein, nicht allzugroße Gemeinden zu bilden, oder die größeren wieder auf angemessene Weise in Abtheilungen zu bringen,

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er's thun — wir können und wollen aber seine Sprach- und Denkschuld nicht büßen.

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Gerade so ist es mit dem Worte Communismus. Das Wort kommt her von communis, welches auf gut Latein genau das bedeutet, was wir meinen, wenn wir im Deutschen sagen gemein (im guten Sinn) oder gemeinschaftlich. Und wenn wir daraus das Wort: Gemeine" oder „Gemeinde" bilden und dieses lieber im Latein, als auf Deutsch ausdrücken wollten, so würden wir sagen müssen: communio oder communitas, das Princip aber der Gemeinde, das Gemeindliche oder das gemeinschaftliche Wesen und Leben könnte in schlechtem Latein Communismus heißen. Es liegt aber die Darstellung der lebendigen christlichen Gemeinde und das Leben in derselben in dem Wesen des Christenthums; die christliche Gemeinde ist ein Gewächs, das aus dem Grabe Christi hervorsproßt, gehegt und gepflegt von Hohen und Niedern durch viele Jahrhunderte; und jezt sollte ein mißliebiges Wort die Zukunft des Reiches Gottes hemmen und in ihrem Wirken aufhalten können? Laßt uns solches nicht fürchten, so wirds um so weniger geschehen. Geschähe es aber dennoch, so wäre es ein trübes Zeichen der Zeit und die Macht eines Blendwerks, das selbst die erleuchteten Lenker der Staaten für eine kurze Zeit in die Irre führen könnte. Die, die da schreien: kreuziget sie! würden dennoch nicht siegen.

Wir wissen nicht, ob es etwas giebt, das Communismus heißt und. ganz etwas anderes bedeutet als unsere Gemeinde will und meint, etwa Krieg statt des Friedens, 3wietracht statt der Eintracht, Tod statt des Lebens. Wir überlassen Andern, das zu untersuchen. Aber wir glauben nicht daran, schon um des Namens wegen, der gerade das Gegentheil von solchem Unfrieden, oder nur von Verschwörung und dergleichen befagt, was eher Discordismus oder sonst wie heißen sollte.

Wir wünschen die Brüder durch Liebe für die Erde wie für den Himmel zu beseeligen. Was uns daran hindert, ist unser Feind, nicht wir sind seine Feinde. Wir sind nur Feinde, oder vielmehr Gegner der 3wietracht. Wenn eine Kirche, ein Staat, irgend eine Gesellschaft der Menschheit, wenn irgend ein Einzelner feindlich dastånde gegen Wenschenwohl und Menschenglück, so wären wir deren Gegner. Wir würden gegen sie kämpfen und sie mit Liebe uns erobern, und wåre dieses Ziel erreicht, wäre es erreichbar in seiner vollen Aufgabe, freilich dann wåren Alle einig, dann priesen wir Alle Gott, wie aus einem Munde, dann liebten wir Alle einander wie aus einem Herzen, dann wirkten wir Alle wie aus einem Willen zur Begründung des Reiches Gottes auf Erden. Dann wäre freilich die große Conspiration, die Gott geboten hat, vollbracht. Sehet nun selbst das Gott gefällige Wort der Einmüthigkeit, wie es in der fremden Sprache (als conspiratio) doppelsinnig angewendet wird für den reinen, treuen, christlichen Bürgerfinn, wie für die geheime Verschwörung!

Wie wir aber reden und handeln, offen und ohne Hehl, wie wir uns eine Kirche wünschen, so weit wie die Welt, in der wir vor Allen unvers hohlen unsere Sünden bekennen, aber auch unser Licht leuchten lassen dürfen so lasset uns auch den Doppelsinn der Verlåumder und der Denuncianten nicht fürchten.

Vorschläge zu einigen Saßungen, die Armenpflege betreffend. 1) Die Gemeinde sammelt in verschlossenen Kistchen an den Thüren ihrer Betsåle Gaben und Geld für die Armen. Diese übergiebt sie der städtischen Armenversorgungs-Anstalt zur bestmöglichsten Verwendung ohne besondere Bezugnahme auf die Armen ihres eigenen Gebiets.

2) Die Gemeinde sammelt innerhalb ihres Kreises freiwillige Subscriptionen zu einem Armen-Fonds, und legt alle möglichen Ersparnisse aus ihren übrigen Etats in denselben Fonds. Sie hat, wie wir wissen, bereits durch Herrn Ronge die Grundlage eines besondern Creditfonds.

3) Zur Verwaltung dieses Fonds wird eine Commission ernannt. 4) Zu dieser Commission müssen außer den Pfarrern Mitglieder aus allen Klassen der Staatsbürger, welche in der Gemeinde enthalten sind, gewählt werden.

5) Der Zweck dieser Commission ist: Hilfe zum Auf- und Fortkommen hilflos Gewordener im oben angegebenen Sinne, dann Verpflegung der Kranken und Nahrung und Kleidung Derer, die sich selbst nicht mehr helfen und nicht durch Familien verpflegt werden können. 6) Jedes Mitglied, das nach §. 5. der Hilfe und Unterstüßung bedarf, kann sich an den Vorstand der Commission wenden, dem es vorläufig sein Bedürfniß angiebt. Der Vorstand bereitet durch eigne Untersuchung die Momente des Antrags vor und ladet dann das hilfsbedürftige Mitglied zu einer Sigung der Commission, wo es sich vertraulich außern und worin das Nöthige beschlossen, zuerkannt oder doch eingeleitet werden kann. 7) Kranke werden auf's Schnellste der nöthigen Pflege im eigenen oder in einem städtischen Hospitale, oder in ihrer Wohnung übergeben und bis zur Genesung unterstüßt.

8) Die verheiratheten Frauen bilden, je sieben bis acht, Kostvereine, machen davon dem Hilfscomite Anzeige, und dieses kann demgemäß eine gewisse Anzahl Kostgånger an jeden Kostverein anweisen, wobei sich von selbst versteht, daß dieser Exceptionen zu machen hat, doch nicht ohne Grunde.

9) Die Commission hat die Erfolge ihrer einzelnen Beschlüsse zu überwachen und zu seiner Zeit für jeden einzelnen Fall zu entscheiden, ob der Zeitpunkt eingetreten sei, in welchem Hilfe oder Verpflegung aufhören kann.

Für christkatholisches Leben. Erster Band.

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