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ein echter Bürger im großen Gottesreiche sei. Vor Allem ist darauf zu sehen, daß der Unterricht nicht mit dem 14ten Lebensjahre abge= brochen werde, weil nach Zurücklegung dieses Alters die Bildungsstufe unmöglich schon erreicht sein kann, welche für das Leben der Gegenwart im bürgerlichen Verkehr erforderlich ist. Es ist grade nicht nothwendig, daß alle Schüler bis zu einem späteren Lebensjahr in der Schule festgehalten werden, wenn auch gewünscht werden muß, der Aufnahmeakt der= felben in die Gemeinde der Erwachsenen erfolgte in einem Alter größerer Verstandesreife. Aber nothwendig erscheint es, daß für die Jugend beiderlei Geschlechts, welche aus der eigentlichen Volksschule entlassen worden ist, eine angemessene Fortbildungsanstalt eröffnet werde. Es wird hinreichen, wenn die Jugend beider Geschlechter, jede in ihrer Weise, wöchentlich eine gewisse Anzahl Unterrichtsstunden erhält, wobei sie immerhin der bürgerlichen Thätigkeit bereits angehören kann. Diese Stunden sind von großer Bedeutung, sowohl in negativer, als positiver Hinsicht; sie wirken nicht allein dem Vergessen des Früherlernten entgegen, sie bauen auch auf dem gelegten Grunde weiter.

Der Raum erlaubt allerdings hier nicht, jeden Punkt in Ausführlichkeit abzuhandeln. Es war nur die Aufgabe: Andeutungen zu geben, die im Laufe der Zeit zu näherer Besprechung gelangen werden. Noch ist ja kein Jahr verflossen, seit der Brief von Laurahütte geschrieben worden ist; unmöglich kann Alles in Einem Jahre geschehen. Aber so viel ist gewiß, daß die Volksschule in den christkatholischen Gemeinden praktischer mit dem Leben, inniger mit dem Hause verbunden werden muß, als es mit den Volksschulen der andern Confessionen der Fall ist. Eben so wenig wie der Geistliche, sich im Alleinbesig der Religion glaubend, einen Gegensas zur Gemeinde bildet, eben so wenig wird es der Lehrer, von dem jest herrschenden Vorurtheil ausgehend, er sei im Alleinbesiß der Pädagogik. Es wird zwischen den Altären und der Schule ein le= bendiger Wechselverkehr stattfinden; es wird nicht nur der Spezial-Revisor etwa alle Vierteljahre als Beamter die Schule besuchen, auch die andern Mitglieder des Schulvorstandes werden zuweilen ins Lehrzimmer treten, um zu sehen, wie die künftige Generation gebildet wird. Damit die Schule aber eine wahre Gemeindeanstalt und nicht ein Institut sei, was bloß denen gehört, die eben Kinder darin haben, wird-von Schulgeld nicht die Rede sein dürfen. Sie bildet für Alle; der von ihr ausgehende Segen gehört dem Ganzen; daher werden auch Alle für ihre Erhaltung verpflichtet sein. Jest sagt der Egoismus:,,Was geht mich die Schule an, ich habe kein Kind darin.“ Solche Ansichten darf die neue Gemeinde nicht aufkommen lassen.

Hiermit schließen wir für heut die Darlegung unserer nicht maßgebenden, sondern nur zur Besprechung der Schulangelegenheiten anregenden Ansichten.

Sonst wie jetzt.

Wenn ich das Streben und Gebahren gewisser Theologen, wie es sich neuerdings kund giebt, betrachte, fållt mir immer ein, was Friedrich der Große über diese Art Menschen, an welchen es auch damals nicht fehlte, an Voltaire schrieb (Rheinsberg, 4. Nov. 1736). Es lautet:,,Sie haben immer die Absicht, sich eine despotische Autorität über die Gewissen anzumaßen; und das ist schon genug, um sie zu eifrigen Verfolgern aller derer zu machen, die mit edler Kühnheit die Wahrheit entschleiern. Ihre Hand ist immer mit dem Bliße des Anathema's bewaffnet, um das erträumte Phantom der Irreligion zu Boden zu schlagen, das sie ohne Unterlaß bekämpfen. Sie predigen Demuth (eine Tugend, die sie in ihrem Verhalten nie zeigen), nennen sich Diener eines Gottes des Friedens und haben doch ein Herz voll Haß und Ehrfucht. Schon ihr Betragen allein, das ihrer Moral so wenig entspricht, könnte, wie mich dünkt, ihre Lehre in Mißkredit bringen. Der Charakter der Wahrheit ist ganz anders; sie bedarf keiner Waffen, um sich zu vertheidigen, und keiner Gewaltthätigkeit, um die Menschen zum Glauben zu bringen. Sie braucht sich nur zu zeigen, und sobald ihr lebhaftes Licht die Wolken zerstreut hat, worin sie verborgen war, so ist sie ihres Triumphes ficher." Und wie nahm er sich des durch Ignoranz, Fanatismus, Uberglauben und blinden Religionseifer so arg verfolgten Philosophen Wolf an, indem er sagt:,,Des Herrn Wolf's würde ich mich gewiß nicht mit so vieler Wärme angenommen haben, wenn ich nicht gesehen hätte, daß Leute, die sich vernünftig nennen, Galle und Gift auf diesen Philosophen ausgegossen, der frei zu denken wagt; daß diese Leute ihre blinde Wuth weit genug treiben, um jemand zu hassen, ob sie gleich keinen andern Grund davon anzugeben wissen, als den, daß er anders denkt als sie; und daß sie zu eben der Zeit das Andenken eines Bösewichts, eines Treulosen, eines Heuchlers erheben, dessen ganzes Verdienst darin besteht, daß sich seine Denkungsart nicht von ihrer eigenen unterscheidet." So klagt er das Jahr darauf (Ruppin, 16. Juli 1737) in einem Briefe an denselben: In Deutschland fehlt es nicht an abergläubischen und fa= natischen Leuten, die hartnäckig auf ihren Vorurtheilen bestehen, im hochsten Grade boshaft und um so weniger zu bessern sind, da sie bei ihrer stupiden Ignoranz gar nicht philofophiren können. Man hat in der That Ursache, in der Gesellschaft solcher Menschen behutsam zu sein." Heinrich.

Ueber das Verhältniß des Christkatholicismus zum Protestantismus.

(Von Dr. Bruno Schindler.)

Der zweite große Protest gegen Rom ist geschehen; wie verhält er sich zu dem ersten Proteste, welchen Luther vor bereits 300 Jahren aufge=

stellt? dieß die Frage, deren Beantwortung die folgenden Gedanken eines Laien nicht erschöpfen, nur berühren sollen.

Der Protestantismus sei Schuld an dem Abfallen der Gläubigen von Rom, in seinem Schooße würden die Empörer gepflegt und gehegt, von Protestanten werde das Verderben bringende Werk verbreitet und die ganze Reform sei ein schlecht verhehlter Uebertritt zum Protestantismus, ruft eine nicht kleine Zahl der römischen Katholiken; und in der That ist der Grundzug des Protestantismus der Protest gegen allen Zwang in Glaubenssachen; war sein erster Schritt die Negation gegen menschliche Zuthat zu den heiligen Wahrheiten der Schrift, erlangte er seine höhere Bedeutung in der Proklamation der Nothwendigkeit eines unendlichen Fortschrittes des menschlichen Geistes in seiner Totalität: so ist er allerdings, und nur er allein, der Schöpfer der Reform. Der Einfluß des Protestantismus auf die rómische Kirche läßt sich nicht in Abrede stellen, und eine allzugroße Zahl der römischen Katholiken sind bereits Protestanten, obschon sie noch im Schooße der Kirche weilen, ja ohne es selbst nur zu ahnen. Sie fangen an, von dem göttlichen Rechte der Selbstprüfung Gebrauch zu machen, die Sagungen der Kirche erschei= nen ihnen nicht in dem Lichte eines reinen Christenthums, der abgöt= tische Cultus verliert seine erbauende Kraft, der Druck der Hierarchie wird ihnen unerträglich, und indem sie gegen ihr Gebot die Bibel ergrei fen, werden sie unwillkürlich dahin getrieben, in jene Worte des Bischofs von Meißen Johann VI. einzustimmen: Ich finde in der Bibel eine ganz andere Religion, als wir heute haben." Da schwingt sich der freie Geist dahinauf, woher allein das Licht kommen kann, zu Gott, unser aller Vater, und streift die Fesseln der Menschensagungen ab; da geht die Lehre von einer Kirche, die allein selig mache, unter in der Liebe zu den auch anders gläubenden Nächsten, und die Frömmigkeit wird eine wahre und fruchtbringende; da stehen sie ferner nicht still, sondern schreiten in der Zeit auch mit der Zeit fort, und nehmen nicht nur Theil an dem allgemeinen Fortschritte des Geschlechts, sondern helfen ihn selbst= thätig auch fördern. Alle diese vom Geiste des Protestantismus Getra= genen und Gehobenen sehnten sich nach einer Umgestaltung der starren, sich überlebt habenden Formen der Kirche, aber theils waren sie sich ihrer Stellung zur Kirche nicht klar bewußt, theils scheuten sie ihren Austritt aus derselben als einen nicht nothwendigen und doch bedeutsamen Schritt, theils war das Treiben in der protestantischen Kirche nicht geeignet, sie mit Vertrauen dahin zu ziehen, wo sie eine größere Zerrissenheit sehen, als im eigenen Hause, theils waren sie indifferent und gehörten der Kirche schon gar nicht mehr an, ohne doch das Bedürfniß nach einer Kirchengemeinschaft zu fühlen, theils waren sie bequem und meinten, sie wåren ja ewig glücklich, wenn das wahr sei, was ihnen die Kirche zu glauben beföhle, sie verloren nichts dabei, wenn es nicht wahr sei, während sie, wenn sie aus der Kirche heraustråten, alles verloren, wenn die Kirchenlehre wahr sei, aber nichts gewonnen, wenn sie nicht wahr

sei, theils, und das war ihrer eine große Zahl, waren sie mit sich und ihrer Ansicht von der Kirche im Klaren, aber das Gefühl ihrer Ohnmacht hielt sie ab, das laut zu bekennen, was sie erkannt. Allen diesen winkt jezt die Freiheit; sie scharen sich aus ganz Deutschland zu einer großen, christlichen Familie um das erhobene Panier der Glaubenseinheit, die eben nur in der Glaubensfreiheit wurzelt; sie vertauschen nicht Glaubensfagung mit Glaubenssaßung, sondern indem sie negirend alle Zusåße des Menschenwerkes von sich weisen, wird ihnen das Christenthum nicht eine Glaubensform, sondern eine Handlungsnorm. Es ist dies der zweite große Protest gegen Rom, wie könnte er ohne den ersten entste= hen, auf dessen Haupte er ja beginnt. Der Protestantismus hat allerdings den Grund des Vaticans schon untergraben, denn Protestantismus und Papismus sind sich entschieden entgegengeseht; hier ein passives Fürwahrhalten, dort ein lebendiger Ueberzeugungsglaube; hier ein vermittelndes Priesterthum, dort ein Volk der Kinder Gottes; hier eine rein äußerliche Gottesverehrung, dort eine Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit; bier eine Anbetung des Gekreuzigten, dort eine Vererehrung des Auferstandenen; hier Furcht vor Papst und Kirchenbann, dort wahre Gottesfurcht; hier ein Walten des heiligen Geistes in der Aufstellung des Dogma, dort ein Walten des heiligen Geistes im Leben. Aber der Kampf zwischen Freiheit und Knechtschaft hatte sich beruhigt, bis Rom es versuchte, neues Terrain zu gewinnen und den bis jest nur defensiv geführten Kampf in eine Offensive zu verwandeln: da entbrannte im eigenen Heerlager der Zorn der Geknechteten, und der frei geborne menschliche Geist, der nur bei Freiheit des Denkens und Glaubens sich zur Gottåhnlichkeit entwickeln kann, rüttelte aufs Neue an den erstarrten Formen einer mittelalterlichen Vergangenheit. Da fållt in dem Kampfe freilich eine Zacke nach der andern von der Tiara, da fållt Colibat und Ohrenbeichte, da fållt Reliquienverehrung und Hostienan= betung, aber die Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit ist geblieben.

So wahr der Ausspruch ist, daß sich Alles im Leben wiederhole, so ist es doch eben so wahr, daß keine Zeitperiode der andern gleicht, denn jede ist der Ausdruck einer bestimmten, nie wiederkehrenden Entwickelung der Geschlechter. Wenn daher auch zwei Zeitepochen manche Aehnlichkeiten beim ersten Anblicke darbieten, so schwinden dieselben bei nåherer Beleuchtung, und jede bewahrt sich ihre Individualität. So haben beide Reformationszeiten ihre Dunkelmånner und ihre Lichtfreunde, ihre Freischaaren und ihren Religionshaß, aber es bleibt ein lächerliches Bemůhen, da Parallelen zu ziehen, wo keine vorhanden sind. Der erste Protest trat nur gegen einzelne Mißbräuche der Kirche negirend auf, es kam Luther nicht in den Sinn, sich von der Kirche zu trennen; lange suchte er noch eine Wiedervereinigung mit dem Papste, selbst die Augsburg'sche Confefffon wurde nur in der Absicht abgefaßt, der Wiedervereinigung der neuen Lehre mit der römischen Kirche die Bahn zu brechen, bis das

Tridentiner Concil jede Wiedervereinigung unmöglich machte. Der zweite Protest beginnt mit der Lossagung vom Papste und stellt jede Vereinigung von vornherein in Abrede, er kämpft nicht gegen einzelne Mißbrauche der Kirche, er faßt das Christenthum von der entgegengeseßten Seite auf, indem er die Liebe über den Glauben stellt. Während Luther sich mit seinen Schriften an den Adel deutscher Nation wandte, wendet sich Ronge an das deutsche Volk, während Fürsten und Adel Luther unterstüßten und in der Befreiung der Geister vom knechtischen Zwange sich freier fühlten in ihrer Stellung zu Kaiser und Papst, zittern heute die Fürsten über die Freiheit der Geister, fürchtend, daß wenn die eine Bande loser würde, auch an andern Banden gerüttelt werden könnte, während die Völker doch nichts wollen, als daß jeder mündig werde, in seinem Glauben selig zu werden, und daß er frei werde vom Joche des Gewissenszwanges, wie er schon frei wurde vom Joche des Feudalismus. Während Luther die Bibel als einzige Quelle des Glaubens annahm, trat er doch mit der Art und Weise ihrer Auffassung nur bis in die so= genannten apostolischen Zeiten zurück, er nahm einen Theil der Tradition in sich auf, er bestimmte eine gewisse Deutungs- und Auslegungsform als die allein richtige, gründete darauf sein scholastisch-dogmatisches Sy= stem, gab dies für reine Bibellehre, und forderte für dieses sein System den Glauben seiner Anhänger. Die neue Reform verschmäht es, irgend eine Form der menschlichen Auffassung der heiligen Schriften als die allein wahre und richtige an die Spike ihres Bekenntnisses zu stellen, sie geht zurück bis zur Bibel selbst, deren Geist, nicht deren Wort, ihr zur Basis des Glaubens wird; sie verwirft nicht die Dogmen als individuelles Bewußtsein des aus der Bibel geschöpften Glaubensschabes, wohl aber als die bindende Glaubensnorm ihrer Kirchengemein= schaft; fie drängt alle, die ihr folgen, hin zu der reinen Quelle der Bibel, aus diesem Borne Trost zu schöpfen und Hoffnung und Regeln für alle Fålle des Lebens, während die erste Reform die Bibel nur gelten läßt, insofern fie mit den Ansichten der symbolischen Bücher übereinstimmt. Sollte in der christkatholischen Kirche ein Symbol aufgestellt werden, welches allen Christen die Möglichkeit bot, sich der Kirche anzuschließen, so mußte es sich auch von jeder Deutung, von jedem Worte fern halten, was als symbolisches Schiboleth gebraucht werden konnte, die dogmatischen Sabungen irgend einer Partei daran zu knüpfen, es mußte, die Freiheit des menschlichen Geistes auch bei dem Lesen der heiligen Schriften anerkennend, nicht schon einer eregetischen Auffassung das Uebergewicht über andere zusprechen. Das Leipziger Concil würde den Sohn Gottes ruhig in der Fassung seines Symbols beibehalten haben, knüpfte sich nicht an dieses Wort eine Jahrhunderte hindurch dauernde Verirrung des menschlichen Geistes, und wäre der Sohn Gottes der Kirche nicht sehr selten der Sohn Gottes der Bibel gewesen. Der erste Protest vergaß sich sehr bald wieder, als er sich positiv zu gestalten anfing, und trennte sich bei den ersten Versuchen zur Einigung im Dogma bis zu

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