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glühendem Hasse; möge der zweite Protest diese drohende Klippe vermeiden, mögen die Chorführer einsehen, daß das Glaubensobjekt ein sehr verschiedenes sein kann bei gleicher Innigkeit der Glaubenskraft, daß das Glaubensobjekt, nur eine menschliche Auflösung des Göttlichen, sich Anderen nicht aufdringen läßt, daß das eifrige und unduldsame Verfechten einer individuellen Ansicht ja die Glaubensfreiheit der Anderen gefährdet, daß in diesem Kampfe mithin das hohe Gut, um welches der Kampf entbrannte, verloren geht, um einen Göhen an seine Stelle zu sehen. Da wo das Objekt des Glaubens Sache des Einzelnen wird, da giebt es erst einen wahren Glauben, einen Glauben, der nicht am Worte hålt, aber am Geiste, da giebt es in der praktischen Ausübung der christlichen Lehre die Bethätigung der christlichen Liebe und die Erstrebung der ewigen Seligkeit durch ein Leben in Christo, da giebt es die wahre allge= meine christliche Kirche und die Gemeinschaft der Gläubigen, die da nie und nimmermehr wurzeln kann, wo man den Glauben in eine Formel bannt.

Und die Christkatholiken sollten Protestanten werden, sie sollten sich durch den Zuruf bethören lassen, daß sie ja in der evangelischen Kirche das alles finden würden, was sie suchten? Das Resultat, zu welchem der Protestantismus bis jest gekommen ist, die Anerkennung eines ewigen Fortschrittes als eines göttlichen Gesezes, der Freiheit der innern Ueberzeugung als eines göttlichen Rechtes, der Einigkeit im Geiste durch das Band der Liebe als eines Segens durch Christum: dieses Resultat be= steht nur als ein Optativus im Worte, es hat noch nie die allgemeine Anerkennung gefunden, es wird niedergehalten durch Staatseinrichtun= gen, es wird niedergehalten durch befangene Stimmführer, es wird vernichtet durch einen Theil der evangelischen Geistlichkeit selbst, der den Fortschritt nur anerkennt bis zur Concordienformel, der die Freiheit der innern Ueberzeugung im Symbolzwange knechtet, der die Einigkeit in der Liebe untergråbt durch Verdächtigungen Undersglaubender, der die Versöhnung mit dem Vater nicht in einem Gott wohlgefälligen Leben, sondern in einem blutigen Opfertode findet. Der Protestantismus der Wirklichkeit ist fern von dem Protestantismus in der Idee, und die Hoff= nungen auf ein rein evangelisch- kirchliches Leben sind uns noch so fern gerückt, daß sie nur wie Hoffnungssterne in unser jeßiges Leben hineinleuchten. Wir haben eine Kirchengemeinschaft ohne Einheit und ohne Einigkeit; wir haben eine Geistlichkeit, die aus der Gemeinde hinausgerückt, nicht mitten in den Gemeinden steht, kirchliche Staatsbeamte, die sich über die Gemeinde stellen; wir haben einen monarchisch-hierar chischen Priesterstand, eine von den Laien streng geschiedene Priestercorporation; wir haben Geistliche, die anders lehren müssen, als sie glauben (und doch, meint Luther, sei an einem Prediger nichts schåndlicheres, denn hinter dem Berge halten und nicht frei sagen, was seine Meinung ist, sonderlich wenn er amtshalber reden muß); wir haben eine Liturgie, die troß dem vielen Vortrefflichen, was sie enthält, weder

den Geistlichen noch den Gemeinden genügt, denn sie ist nicht aus der innern Nothwendigkeit und aus dem religiösen Bewußtsein des Volkes hervorgegangen; wir haben eine Verfassung, welche die Laien von der Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten ausschließt und sie ihres von den frühesten Zeiten der Kirche herstammenden Rechtes beraubt. Wie tief diese traurigen Verhältnisse in Preußen das Vertrauen zwischen den Geistlichen und den Gemeinden untergraben haben, haben wir nur zu schmerzlich Gelegenheit gehabt, bei der Abhaltung der Provin= zialsynoden zu beobachten; da war die Zahl derer, die mit Hoffnung auf die Versammlung blickten, eine sehr kleine, da haben die Resultate der Versammlungen auch jene Wenigen nicht mit inniger Freude erfüllt. Oder sollten die Begebnisse einer kurzen Vergangenheit, deren Zeugen die Katholiken waren, sie zum Eintritt in die evangelische Kirchengemeinschaft einladen, Begebnisse, die in Preußen die größten Widersprüche hervorriefen. War die Verfolgung der auf gutes historisches Recht sich stüßenden Lutheraner durch Polizei und alle Mächte der Gewalt während eines Ministeriums, das eine gleiche Glaubensrichtung offen begünstigte, war das Festhalten an den symbolischen Büchern der lutherischen Kirche von einer Behörde, die die Gültigkeit derselben durch die Union thatsächlich in Abrede gestellt hatte, nicht ein schwer lösbares Räthsel? Konnte der Widerspruch, der bald in der gebotenen, bald unterlassenen Verpflichtung der Geistlichen auf die symbolischen Bücher lag, der Widerspruch der gebotenen Kirchenlehre mit dem protestantischem Bewußtsein der Gemeinden, der Widerspruch, in den die Geistlichen mit sich selbst geriethen, für die Christkatholiken eine Auffor derung werden, sich der protestantischen Kirche anzuschließen? Es baut sich in der That ein neues Haus leichter zweckmäßig, als sich ein altes, allen Anforderungen genügend, umgestalten läßt. Das, was der Protestantismus als der Endpunkt seiner Bestrebungen aufstellt, was er aber heut noch vergebens bemüht ist, allgemein gültig anerkannt zu se= hen, das hat die christkatholische Kirche als Prinzip vorangestellt. Sie verlangt einen ewigen Fortschritt auch in der Anschauungsweise des Göttlichen, die Bethätigung einer christlichen Gesinnung in der Liebe, die Erfassung des Glaubens als einer innern freien Ueberzeugung, und als die äußere Form der Kirchengemeinschaft eine in der Gemeinde wurzelnde und aus ihr hervorgegangene Verfassung.

Der heilige Geist als Ceremonienmeister.

Das Concil zu Maçon sette im Jahre 585 in seinem 15. Canon Folgendes fest:,,Wenn ein Laie reitet und einem Eleriker begegnet, der ebenfalls reitet, so muß der Laie die Müße vom Kopfe ziehen und den Eleriker ehrerbietigst grüßen. Wenn aber der Cleriker zu Fuß geht und der Laie sişt erhaben zu Rosse, so muß dieser alsbald heruntersteigen

(ad terram defluat) und dem Eleriker die schuldige Ehre beweisen, damit Gott an beiden Freude und Wohlgefallen habe. Wer aber dieses Gebot, welches der heilige Geist vorgeschrieben hat (quae spiritu sancto dictante sancita sunt), übertreten wollte, der soll so lange, als es dem Bischof gefällig sein wird, von der Kirche, die er in seinen Dienern entehrt hat, ausgeschlossen sein." Also das Conc. Matisconense II. Mansi Tom. IX. p. 956.

Oberschlesien. Die handgreiflichen Demonstrationen in Posen, Neisse, Tarnowig 2c. gegen die Christkatholiken sind insofern für die Lehteren günstig zu nennen, daß sie, alles Andere abgerechnet, dieselben enger zusammenführen, daß sie ihnen zeigen, wie nothwendig es ist, daß eine festere und engere Verbindung zwischen den sämmtlichen Gemeinden sowohl, als auch zwischen den einzelnen Gemeindegliedern_eintrete, als sie bis jezt gewesen ist. Darum ist es durchaus an der Zeit, daß ein lebendiger Verkehr fortwährend unterhalten werde, so daß die zerstreuten kleineren Gemeinden, die noch nicht im Stande sind, einen eigenen Geistlichen zu unterhalten, nicht volle Monate lang ohne öffent lichen Gottesdienst sein dürften. Sich an die evangelischen Gemeinden anschließen, ist wohl lobenswerth und gut, genügt aber durchaus nicht. Da nun binnen Kurzem die Eisenbahn nach Oberschlesien fahrbar wird, so wäre es ja ein Leichtes, wenn wenigstens alle Monate einer der tuchtigsten Geistlichen die bestehenden Gemeinden besuchte. Um aber nicht ganz zurück zu bleiben in der Kenntniß des äußern und innern Fortschrittes der kirchlichen Bewegung, sowåre es den Gemeinden, die noch ohne Lehrer und Geistliche sind, sehr zu empfehlen, Lefevereine zu er richten, in welchen diejenigen Bücher, welche die betreffenden Tagesfragen behandeln, zu lesen wären. Ein solcher Verein existirt z. B. in Schlawenczik, in welchem Jedermann ohne Unterschied des Ranges und Standes und Religion Mitglied werden kann. Heinrich.

Miscelle. Zum Andenken an die schreckliche Nacht vom 24. Aug. 1572, wo Karl IX. den Henkern seine protestantischen Unterthanen das schreckliche tue! tue! zugerufen hatte, und voll Freude über die Vernichtung von 100,000 französischen Kehern feierte der römische Bischof Gregor XIII. ein großes Kirchenfest und ließ eine Siegesmedaille schlagen. Auf dem Avers dieser Medaille befindet sich das Bild des heiligen Vaters" mit der Umschrift: Gregorius XIII. Pont. Max. An. I., und auf dem Revers liest man: Vgonottorum. Strages. 1572; worunter man eine weibliche Figur mit Flügeln, in der linken Hand ein Kreuz, in der rechten das Schwert, die fliehenden Hugenotten, deren bereits eine Unzahl mit zerbrochenen Waffen am Boden liegt, verfolgen sieht. Wer darf sich nach solchem Vorgange noch über das Lob wundern, welches das (römische) schlesische Kirchenblatt den „charakterfesten" Bürgern von Tarnowik gespendet hat?

Ueber den Kampf der Vernunft mit der Unvernunft.

Böcke, zur Linken mit euch! so ordnet künftig der Richter:
Und ihr Schäfchen, ihr sollt ruhig zur Rechten mir stehn!
Wohl! Doch eines ist noch von ihm zu hoffen; dann sagt er:
Seid Vernünftige, mir g'rad gegenüber gestellt!

Githe.

Wie jedes zum Leben erwachte Zeitalter sich in Gegensågen bewegt, so daß der Fortschritt nur aus dem Widerstreite derselben hervortritt: so stehen wir Zeitgenossen der Gegenwart mitten in einem Kampfe, von dem wir die große Entscheidung der Zukunft erwarten. Wie im: mer, so sind auch heut die streitenden Parteien geistige Mächte; wie immer, so werden diese auch heute durch Menschen vertreten; denn nur im Menschen kommt der Geist zur Erscheinung. Der Unterschied gegen frühere Jahrhunderte ist nur der, daß heut zu Tage die Mittel, die in den Kampf gezogen werden, schlechterdings nur geistige sein dürfen, während man früher, so lange die Menschen ihrer selbst unbewußt fortlebten, das ganze Waffengerüst der sinnlichen Welt aufbot, um den Geist zu bekämpfen. Und das geschah auch nicht ohne Erfolg: Kerker, Foltern, Schwert und Scheiterhaufen sind vortreffliche Beweis: mittel, wo es darauf ankommt, einen Gedanken dadurch zum Schweigen zu bringen, daß man mit äußerer Gewalt die Menschen zum Schweigen bringt. Diese Zeit ist nun vorbei, so sehr auch mancher patriarchalisch gesinnte Freund der guten Presse darüber klagen mag. Gedanken lassen sich nicht einsperren, nicht foltern, nicht todtschlagen, nicht verbrennen das wissen jezt Alle, die es nur wissen wollen. Uber war man nicht schon früher hinter dieses Geheimniß gekommen? -Ohne Zweifel; denn man erfand Kerker und Schwert, eigens für den Gedanken geschaffen, denen er lange Zeit weichen mußte und oft noch weicht. Wer kennt sie nicht? Wortformeln schlugen den Gedanken in Banden, daß er kaum noch zu athmen vermochte und, dem Scheintodten gleich, eingefargt dalag und wenn er sich nicht einsargen ließ, erlitt er einen tödtlichen Streich von eigens dazu befoldeter Feder. Die Erfindung war schlau erdacht, aber Wortformeln und Federstriche sind doch auch nur äußere Gewaltmittel. Was geschah? Dort sprengte der Gedanke die Banden der Formel und zeigte sich vom Tode erwacht, verjüngt und lebendig fortwirkend; hier entging er dem tödtlichen Streich, um nach längerer Verborgenheit sicherer und dreister an das Licht zu treten. Es ist einmal so: der Geist ist frei von jeder äußeren Fessel, und man kann ihn nicht anders als durch ebenbürtige Waffen, nämlich durch Gedanken, bekämpfen. Geist gegen Geist das ist der gesehmäßige Kampf unserer Tage. So mogen die Kämpfer ihre Kräfte versuchen, so mögen die feindlichen Ge= genfäße des Zeitalters zu einer höheren Lebensansicht ausgeglichen werden. Jede andere Weise des Kampfes ist unrechtmäßig und ehrlos.

Betrachten wir die Gegensäge, in deren Dienst die Menschen sich be= fehden, nåher, so zeigt sich, daß immer der eine von beiden an geistigem Gehalt höher steht als der andere, daß deshalb jener eine lebendigere Kraft der Bewegung in sich trågt als dieser, und daß eben daher ihr Kampf sich entspinnt. Steigen wir zu immer schrofferen Gegensägen auf, so gelangen wir zuleht zu dem ewig unversöhnlichen, aus dem alle anderen denkbaren entspringen, zu dem des Geistes und des Ungeistes selbst. In practischer Beziehung zum Menschen als selbstständigem Wesen gedacht, ist dies der Gegensaß von Vernunft und unvernunft. So ausgesprochen, glaube ich, liegt derselbe auch dem geringsten Verständniß klar zu Tage; denn wer håtte nicht schon gegen Unvernunft zu kämpfen gehabt? Diese, die Unvernunft, pflegt man allgemein zu tadeln, ihr entschiedenes Gegentheil aber, die Vernunft, durchaus nicht ebenso allgemein zu loben, so daß man im Sinn der Leute sich genöthigt sieht, eine lobenswerthe und eine tadelnswerthe Vernunft anzunehmen. Die lettere wåre demnach der Unvernunft am Werthe gleich, so sehr dies auch dem gesunden Sinne widerspricht. Aber was ist nicht manchen Menschen möglich! So lange es ihnen beliebt, halten sie den Begriff eines Wortes streng fest: sobald aber die Folgerungen desselben ihnen unbequem werden, vertauschen sie ihn willkürlich mit einem bequemeren. Solche begriffsverwirrende Geister, oder eigentlich Ungeister, bringen dann eine Lüge nach der anderen in das Leben und machen es zum Widerspruch mit sich selbst. Es liegt also vor Allem daran, einen bestimmten Begriff von Vernunft festzustellen. Vernunft nenne ich den Drang im Menschen, sich als Einheit zusammenzufaffen und als solche zu begrei= fen. Was diese Selbsterfassung stört, ist Unvernunft. Ein drittes giebt es nicht. Vernünftig nenne ich also einen Menschen nicht gerade dann, wenn er den oder jenen meiner Einsicht zusagenden Gedanken äußert, sondern wenn ich daraus schließen kann, daß der Geist in ihm nach strenger Folgerichtigkeit, also nach Einheit strebt, daß er Alles, was seinem Wesen entgegen ist, so lange es ihm entgegen ist, als fremd aus sich herausweis't, und daß er nur das in sich duldet, was zu seinem geistigen Eigenthum und dadurch zu einem unveräußerlichen Theile seines Wesens geworden ist.

Der vernünftige Mensch hat in den meisten Fållen bereits zwei Stufen der Entwickelung überwunden, die früher ausschließlich ihre Herrschaft über ihn übten und ihn hinderten, sich selbst und die Außenwelt richtig zu fassen: es sind die des Verstandes und des Gefühles. Der erste bezog mit egoistischer Berechnung alle Wahrnehmungen in der äußeren Welt auf den materiellen Vortheil oder Nachtheil der Person, er macht also diese zum geheimen oder offenen Feinde aller übrigen Personen das andere zersplitterte die Persönlichkeit nach allen Richtungen hin: wo eine Unregung von außen stattfand, gab sie sich jedesmal selbst auf und zerfloß in nebelhafte Phantasiegebilde, die, ebenso

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