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zu gewagt, ja sie schilt ihn ohne Weiteres eine gottlose Vermessenheit, und kann nicht müde werden, einerseits zu verdammen, andererseits mit den salbungsvollsten Sprüchen Gott unseren gemeinsamen Vater --als einen eitlen Herrscher zu schildern, dem der verworfene“ Mensch fich nur auf dem Wege einstudirter Etikette und durch Bevorwortung der am himmlischen Throne angestellten Ober- und Unterceremonienmeister nåheren dürfe. Sie bannen den Menschen mehr und mehr von dem Angesichte Gottes hinweg, indem sie ihn auf ihre eigene stellvertre tende Machtvollkommenheit verweisen. Frei herausgesagt: die Vernunft allein führt den Menschen zu Gott, die Unvernunft aber wenn es einen geben könnte zum Teufel. In der Idee des Teufels hat sich die Unvernunft ihren Gott geschaffen: da sie mit dem wahren lebendigen Gotte nichts zu thun haben wollte, bedurfte sie eines Wesens, in welchem sie die ganze Fülle ihrer Ungereimtheiten, ihrer Widersprüche und Schlechtigkeiten offenbaren, mit einem Wort: ihr eigenes Ebenbild im Ideal aufstellen konnte.

Und nun schreit, ihr Bekenner dieses Kultus, schreit alle Mächte der Unterwelt zusammen, daß sie euch beistehen im Kampfe gegen die Vernunft! Ruft ohne Scheu euer Uch und Wehe über Kinder und Kindeskinder, über Schule, Kirche und Staat, über Gegenwart und Zukunft aus! verlåumdet nach Kräften, wiederholt immer und immer die gewohnte Lüge: daß aus der Vernunft alle Uebel entspringen, thut es — wir bitten euch darum; denn je unverdrossener ihr schreit, je sinnloser ihr tobt, desto kräftiger entfalten sich um euch her die Schwingen der Vernunft, bis sie mit ihrem strahlenden Gefieder ein immer weiteres Gebiet eures alten Unsinns überdecken und in den Schooß der Nacht begraben. Neiße, den 30, Juli 1845.

Römischer Aberglaube.

Ein Freund übergab mir in diesen Tagen ein römisches Amulet, welches er aus Albendorf, einem bekannten vielbesuchten Wallfahrtsorte erhalten hatte. Eine Beschreibung dieses seltsamen Dokumentes menschlicher Beschränktheit sei mir hier gestattet; weitere Betrachtungen darüber anzustellen, bleibt dem Leser unbenommen.

Das Amulet ist ein langer, mit dem Wachs geweihter Kerzen reichlich betropfter Papierstreifen von 5 Fuß 21 Zoll Länge und 3 Zoll Breite. Auf diesem Papierstreifen befinden sich 10 an einanderstoßende, etwa 6 Zoll in der Länge messende Felder, welche zusammen eine Långe von 5 Fuß 10 Linien (Rheinisches Maaß) haben.

Auf dem ersten Felde befindet sich ein roher Holzschnitt, welcher das bekannte Jesuitenzeichen J. H. S. (Jesus hominum salvator), über

welchem sich ein Kreuz erhebt und unter welchem sich ein brennendes Herz befindet, darstellt. Dahinter stehen die Worte:,,Nach dem wahren und gerechten Original abgemessene wahrhafte Långe unsers lieben Herrn Jesu Christi, wie er auf Erden und an dem hl. Kreuz gewesen ist, Diese Långe ist gefunden worden zu Jerusalem bei dem heiligen Grabe, als man hat gezählet 1655. Pabst Clemens VIII.*) hat obgemeldetes bestätiget."

Das zweite Feld enthält nun folgende anpreisende Worte:,,††† Gelobet sey der allersüßeste Name Jesus, und seine heilige Långe in Ewigkeit. Amen. Wer diese unsers lieben Herrn Långe bei sich trägt, oder in seinem Hause hat, der ist gesichert mit göttlicher Hülfe vor allen seinen Feinden, die seyn sichtbar oder unsichtbar, vor allen Straßenräubern, vor allerlei Zauberei ist er sicher, behütet und bewahret, und es wird ihm auch kein falsches Gericht schaden; auch wenn eine schwangere Frau solche bei sich trägt, oder zwischen der Brust umbindet, die wird ohne große Schmerzen gebähren, und es wird ihr nicht mißlingen in ihrer Geburt."

Drittes Feld: In welchem Hause die Långe unsers Herr Jesu Christi sich befindet, in demselben wird und kann nichts Böses darinnen bleiben, und kein Donner, Bliß und Unwetter kann ihm schaden, auch soll es vor Feuersgefahr und Wassersnoth bewahret bleiben. Gesegne dich Christenmensch alle Morgen früh mit der Länge Jesu Christi, und bete für die ganze Woche alle Sonntage 5 Vater unser, 5 Ave Maria und einmal den Glauben, zu Lob und Ehren der heiligen 5 Wunden unsers Herrn Jesu Chrifti; und wer die Länge Christi will haben, der muß es wenigstens im Jahre einmal lesen, und wenn er es selbst nicht lesen kann, von andern lesen lassen, oder wenn er Niemand haben kann, der sie ihm vorliest, so bete er im Jahre 3 Rosenkränze, den ersten am Charfreitag, den zweiten am Freitag vor Pfingsten, und den dritten am Freitag vor Weihnachten, so wirst du christlicher Mensch das ganze Jahr mit der Länge Chri="

Viertes Feld: sti allezeit darum gesegnet sein, auf dem Wasser und auf dem Lande, bei Tag und Nacht, an dem Leibe und an der Seele in alle Ewigkeit. Amen.

Jest heben sich an in der Jesu Christi Länge die schönen Gebetlein von dem heiligen Vater Francisci und lauten also: Herr Jesu Christi! ich befehle mich dir als christkatholischer**) Mensch durch deine heilige Länge, mein Leib und Seel, mein Haus und

*) Hierbei ist das Wunder nicht zu übersehen, daß der römische Bischof Cle= mens VIII., welcher schon am 5. März 1605 gestorben war, die Indulgenzbulle, mit welcher er die Bestätigung der im Jahre 1655 aufgefundenen wahren Länge Jesu erließ, im himmlischen Rom oder römischen Himmel dekretirt haben muß. **) Vor dem Christkatholicismus des Amulets behüte uns der Himmel.

Hof und die Meinigen, heut und diese acht Tage und Nächte in dein heiliges Wort Gottes, das alle') Priester sprechen,"

Fünftes Feld:,,vor welchem du dich verwandelst, durch das Wort in Fleisch und aus Wein in Blut. Ich befehle mich christlicher Mensch heut und diese acht Tage und Nächte, o Herr Jesu Christi! in deine heilige Gottheit, und deine heilige Menschheit, und in dein heiliges Blut, und in deine heilige Gegenwärtigkeit. Herr Jesu Christe! ich befehle mich heut und alle Tage und Nächte, mein Fleisch und Blut, mein Leib und Seel, mein Leben und meine Glieder in deinen göttlichen Frieden. Herr Jesu Christi! ich bitte dich, daß du mich mit deiner -heiligen Länge allezeit behüten und bewahren wollest vor allem Unglück und Gefängniß, allen schädlichen Wunden und Lästerungen, vor Feuersgefahr und Wassersnoth, vor allen Straßenräubern und allen bösen Uebeln;"

I. N.

A

I

Sechstes Feld:,,beschirme mich und meinen Feldbau, mein Getreide, meine Wiesen R. I. und Gärten, alle meine Früchte und mein

†M. O. S. †

Jesus

Maria

Joseph

C. +

+

M

A

Vieh, mein Hab und Gut. O Herr Jesu Christi! ich bitte dich, daß du mir armen fündigen Menschen mit deiner heiligen Långe wollest alles dieses beschüßen und bewahren, vor aller Zauberei, Blik und Donner und Joachim Hagelwetter, auch allen schwangern Frauen eine fröhliche Geburt verleihen. O du mein getreuer Gott und Herr! durch deine heilige Lange lasse uns deine Güte und Barmherzigkeit finden."

und

Anna

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Siebentes Feld:,, Herr Jesu Christe! ich bitte dich, daß du mich mit deiner heiligen Långe allzeit verbergest, behütest und bewahrest, heut und diese acht Tage und Nächte, in deine heilige verborgene Gottheit, da sich die hohe Gottheit verborgen in diese Menschheit, als du dich verbergest in des Priesters Hand, unter dem Schein wahrer Gott und Mensch. Herr Jesu Christe! ich bitte dich, daß du mich verbergest zwischen deinem Rücken und dem heiligen Frohnleichnam"). + Herr Jesu Christe! ich bitte dich, daß du mich verbergest in deine heiligen fünf Wunden, und mich abwaschest mit deiner heiligen Långe, und mit deinem heiligen rosenfarbenen Blut. Die heilige Dreifaltigkeit sey mein Schild, Schuß und Schirm vor allen meinen Feinden, sie"

Achtes Feld:,,mögen sein sichtbar oder unsichtbar. Im Namen Gott des Vafters, des Sohtnes und des heiligen Geifstes. Amen. Gott der Vafter ist mein Mittler, Gott der Sofhn ist mein Vor

*) Man gestatte uns, daran zu zweifeln.

**) Gehört denn der Rücken nicht auch zum Leichnam?

geher, Gott der heilige Gefist ist mein Beistand, und welcher dann stärker ist, als die heiligen drei Namen, und die heilige Länge Christi, derselbe komm und greife mich an.

Da helfe mir Gott der Vafter, Gott der Sofhn, und Gott der heilige Getist, Amen. Und auf den Segen Jesu Christe meines lieben Seligmachers vertraue ich christlicher Mensch, der beschüße und führe mich in das ewige Leben. Amen.

Neuntes Feld: Jesus Nazarenus Rex Judæorum. 3u Gott und unser lieben Frauen, hab ich christlicher Mensch meine Hoffnung und Vertrauen. Wenn mein Gott will, so ist mein Ziel, darauf ich christlicher Mensch mit der Länge Jesu Christe allezeit darin hoffen, trauen und sterben will, in alle Ewigkeit, zur ewigen Freude und Seligkeit, Amen.

Jesus, Maria, Joseph. Bete alle Sonntage 5 Vater Unser, 5 Ave Maria und einmal den Glauben, zu Ehren der heiligen fünf Wunden Jesu Christi.

Zehntes Feld: Christus vincit, † Christus regnat, † Christus imperat, pax Domini nostri Jesu Christi, virtus sacratissime passionis, ejus signum S. † Integritas B. M. V. Benedictio Sanctorum et Electorum, titulus Salvatoris nostri in Cruce:

I. N. R. I. Sei mir friedlich wider alle meine Feinde, sie seien sich= tig oder unsichtig, davor behůte mich der heilige Mann, der den Tod am Kreuze nahm. Die heilige Länge Christi stärke mich, die heilige Länge Christi behüte mich, bis er mich nimmt nach diesem Leben zu sich. Im Namen Gott des Vafters, und des Sohtnes, und des heiligen Geifstes, Amen. SS.

Hiermit schließen die Worte des Amulets, welches eine wahrhaft abgöttische Verehrung der „heiligen Långe Christi“ vorschreibt. Ich möchte übrigens gern wissen, durch welchen Saß des tridentinischen Concils die Verehrung der Länge" Christi gerechtfertigt werden mag, da sie doch weder Gott selbst, noch Jesus, noch Maria, noch ein Heiliger, noch eine Reliquie eines Heiligen, noch ein heiliges Bild ist. Vielleicht vermag mich ein römischer Theolog darüber zu belehren.

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Behusch.

Miscelle. Im Jahre 1805 gab der römische Bischof Pius VII seinem Nuntius zu Wien eine Instruction, in welcher folgendes vorkommt:,,In Rücksicht der Fürstenthümer und Lehne ist es eine Regel des canonischen Rechts, daß die Unterthanen eines keherischen Fürsten von allen Pflichten gegen ihn entbunden bleiben, freigesprochen von aller Treue und Lehnspflicht. In Wahrheit, wir sind in so unglückliche Zeiten gefallen, zu einer solchen Erniedrigung für die Braut Jesu Ehristi, daß es ihr nicht möglich ist, so heilige Marimen in Ausübung zu bringen, noch nůßlich sie ins Gedächtniß zurück zu rufen, und daß sie gezwungen ist, den Lauf der gerechten Strenge gegen die Feinde des Glaubens zu unterbrechen." Vergl. Beiträge zur Geschichte der kath. Kirche im 19. Jahrh. 2. Aufl. v. Paulus. Heidelberg 1823. S. 37,38.

Die Gründung der christkatholischen Gemeinde

zu Brieg.

Das erste öffentliche und sehr gewichtige Wort in der Kirchenreform sprach in Brieg der Candidat der Philologie, Heinrich Thiel, und zwar in der mit kräftigem Wahrheitsgeiste abgefaßten und im ,,Briegischem Wochenblatte“ erschienenen Aufforderung zu einer Adresse an Ronge. Die Adresse selbst, von demselben Verfasser, lag zur Unterschrift vor in der Apotheke des Herrn Werner, eines gesinnungsvollen, für jeden Fortschritt begeisterten und allgemein geachteten Prote= stanten, und erhielt zwar über hundert Unterschriften, indeß nur dem kleinsten Theile nach von Katholiken. Um selben Tage, wo Ronge vom Weihbischofe Latussek die Excommunication erhalten hatte, überreichten Heinrich Werner und Heinrich Thiel ihm persönlich die Adresse von Brieg, und damit hatte dieses Vorspiel des reformatorischen Dramas ein Ende; ja man behauptete, daß in Brieg bei vorherrschendem Indifferentismus überhaupt kein eigentlich günstiges Terrain für die kirchliche Bewegung anzunehmen sei.

Dieser Behauptung widersprachen indeß gewisse Erfahrungen an der römisch-katholischen Gemeinde, deren Zahl sich auf einige Tausend, das schwache Drittheil der Einwohnerschaft, beläuft. Der vor dem jezigen Erzpriester Künzel im Amte gewesene Erzpriester Beer hatte nämlich nichtsweniger als römische Sympathien gezeigt, wohl aber durch sein ausgezeichnetes Predigertalent, durch seine confessionelle Toleranz und große religiöse Liberalität, sowie durch seine persönliche Liebenswürdigkeit und gesellschaftliche Tournüre, endlich durch seine Liebe zu Kindern, sich die allgemeine Zuneigung in einem hohen Grade erworben. Er war in seinem Lehren und Leben der katholische Priester sans gêne, und es konnte nicht fehlen, daß er dabei mehre Blößen gab, welche einige streng römisch gesinnte Fanatiker, seine Feinde, aufzufinden und vor dem damaligen Bisthumsverweser aufs Gehässigste darzustellen wußten. Wie kräftig auch der größte Theil der Gemeinde sich für ihn verwandte, blieben doch die Folgen der Denunciation nicht aus, besonders da ein bekannter Herr, Ritter des error in objecto, Beers persönlicher Feind war. Der lebenslustige Erzpriester ward unter Degradation auf die einsame geringe Pfarrstelle nach Rothschloß und später nach Nimptsch verseht. Während seines Prozesses und bei seinem bevorstehenden Abgange von Brieg aber zeigte sich erst recht die Liebe seiner Pfarrkinder und die Theilnahme der ganzen Stadt an seinem Schicksale. Pasquille, Kahenmusiken, eingeworfene Fenster, eingeschlagene Fensterlåden und ähnliche rohe Demonstrationen des Pöbelhasses mußten seine Feinde erfahren; dem Scheidenden aber wurde sein Abschied durch Ehrenmusik, Fackelzug und auf jede erdenkliche Weise zu einem Triumphzuge gemacht. Seine Abschiedspredigt wurde

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