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gedruckt, und sogleich in mehren hundert Exemplaren verkauft. Wåre vor oder während dieser Epoche die durch Ronges. Brief hervorgerufene Stimmung unter den Katholiken vorhanden gewesen, so hätte Brieg vielleicht zuerst dem Beispiele von Schneidemühl in der Bildung einer von Rom unabhängigen Gemeinde Folge geleistet, sobald Beer sich an die Spike stellte.

Diese Bemerkung wurde schon im vorigen Jahre in einem Brieger Artikel der Schlesischen Zeitung" gemacht, und rief seltsamer Weise eine Protestation des Pfarrers Beer hervor, auf die ihm das bekannte; ,,Si tacuisses" etc. wäre zuzurufen gewesen. Er erklärte nämlich in einem Inserate derselben Zeitung: in Brieg nie anders als in römischem Sinne gelehrt zu haben.

Im Leben der hiesigen Katholiken war diese Episode zu merkwürdig, als daß sie nicht eine Mittheilung verdient hätte. Die energische Vertretung des liberalen Priesters ließ auf Sympathien der Gemeinde für fein Princip schließen; es schien aber nur seiner Person gegolten zu haben; denn obgleich in unserer Zeit eine Anzahl freisinniger Katholiken bald hier, bald da ihren Beifall an der immer mehr verbreiteten Bewegung in ihrer Kirche äußerten, fehlte es doch sehr lange an irgend einer Aussicht, daß diese Gesinnung mit der Bildung einer christkatholischen Gemeinde nach außen hin Gestalt gewinnen werde, während nicht nur in den andern bedeutenden Mittelstädten Schlesiens, zu denen Brieg gehört, sondern auch in sehr kleinen Orten schon längst solche Gemeinden zusammengetreten waren. Eigentlich aber fehlte es, wie an so vielen Orten, an einer angesehenen geeigneten Persönlichkeit, welche sich an die Spiße der Bewegung zu stellen bereit war.

Da entschloß sich der hier lebende Literat Julius Krebs zu einem Versuche, diese Apathie der That zu brechen, und zwar vorläufig mit einer Vorlesung über das Wesen und die Erscheinung der christ katholischen Kirche, um zunächst zu einer persönlichen Annäherung der geistesfreien und der Reform günstigen Katholiken Gelegenheit zu geben, und diese kennen zu lernen. Als einen solchen Reformfreund bezeichnete man einstimmig den allgemein geachteten Landund Stadtgerichts- Rath Thiel, den Vater des Verfassers der Adresse an Ronge. Diesem theilte Krebs sein Vorhaben mit, und ersuchte ihn um seine Mitwirkung, welche Thiel auch mit Wärme zusicherte, und mit seinem Freunde, dem schon erwähnten Apotheker Werner, eine Besprechung über die zweckmäßigsten Maßregeln veranlaßte.

Zwei andere gebildete und die Reform aufs Innigste wünschende Katholiken, Calculator Kliche und Baumeister Hoffmann, schlossen fich bald diesem Comité an, an dessen Spiße Thiel sich stellte, und die nächsten Schritte geschahen nun mit Eifer, aber Vorsicht. Mit Vermeidung aller Oeffentlichkeit wurden nur Katholiken, und nur solche, bei denen man eine, geistesfreie Richtung voraussehen konnte, brieflich zur Theilnahme an der Vorlesung eingeladen, und hierzu von den

Stadtverordneten das Versammlungslocal derselben erbeten und erhalten.

Am 2. Juni Abends 5 Uhr sollte die Vorlesung stattfinden. Von den etwa dreißig Eingeladenen fanden sich nur Wenige ein, dagegen eine Anzahl aus der niedern Volksklasse, im Ganzen neunzehn Perfonen, und darunter mehre Frauen. Gerichtsrath Thiel eröffnete im Wesentlichen der Versammlung, daß der Zweck derselben für heute nur darauf gerichtet sein könne, in Folge der von Krebs zu haltenden Vorlesung, zu ermitteln, ob und wer von den anwesenden katholischen Glaubensgenossen seine Theilnahme an der vorliegenden großen und wichtigen Angelegenheit bestimmt oder unbestimmt aussprechen werde, weil von der größern oder geringeren Anzahl der Theilnehmer es lediglich abhänge, ob und welche fernern Schritte geschehen sollten, um in der Bildung einer hiesigen christkatholischen Gemeinde ein gemeinsames Ziel zu erstreben. Die in der Einladung zu der heutigen Versammlung unterzeichneten vier Katholiken wollten in diesem Falle gern die Einleitung übernehmen, sich dagegen vornweg verwahrt wissen, daß ihr Bestreben auf Proselytenmacherei hinauslaufe, zumal die sich bildende neue Kirche wahrscheinlich noch viele Drangsale zu bestehen, und große Hindernisse zu überwinden haben werde. Daher solle auch Niemand mit seiner Erklärung übereilt werden, und Jeder sich wohl prüfen, ob er einen Schritt thun könnte, den er hinterher zu bereuen haben würde.

Es folgte nun die Vorlesung, nach deren Schlusse Gerichtsrath Thiel die Aufforderung machte, sich über das Gehörte und seine Theilnahme an der Angelegenheit auszusprechen. Er that Dies zuerst, indem er auf die zwei wesentlichen Punkte hinwies, in denen sich die christkatholische Kirche von der römischen unterscheidet, auf die Glaubensfreiheit und Einfachheit der Gottesverehrung, und erklärte für seine Person, daß er der sich bildenden christkatholischen Kirche beitreten werde, und von der römischen hiermit ausscheide.

Fünfzehn Personen traten schriftlich dieser Erklärung bei, und nur drei suspendirten vorläufig ihre Unterschrift. So war der erste Schritt geschehen, der in den nächsten Wochen fortwährende Beitrittsmeldun= gen zur Folge hatte. Bei der zweiten, eigentlich constituirenden Verfammlung am 25. Juni war die Gemeine schon auf mehr als vierzig Personen gestiegen. Sie erklärten sich schriftlich zur Annahme des Leipziger Glaubensbekenntnisses, das ihnen von dem Pråses des Comité vorgelesen ward, und man schritt jezt zur Wahl von zehn Aeltesten, aus deren Mitte diese selbst in dem Gerichtsrath Thiel, Calcu= lator Kliche und Baumeister Hoffmann den Vorstand der Gemeinde erwählten.

Die ersten Geschäfte desselben, mit denen ihn noch die Plenarversammlung beauftragte, waren: die Anzeige bei dem römisch-katho= lischen Pfarramte vom Ausscheiden der neuen Gemeinde aus der alten

Kirche, und die Bitte um Aufnahme als Filiale bei der christkatholi schen Muttergemeinde zu Breslau. Der hiesige Vorstand überreichte dem dortigen die schriftliche Bitte persönlich, wurde mit größer Freude empfangen, und nach seiner Rückkehr mit brüderlicher Innigkeit von der Erfüllung des Gesuchs schriftlich in Kenntniß geseht. Bald darauf berief ein zweites Schreiben des Breslauer Vorstandes eine Deputation der Brieger Gemeinde zu der Provinzialsynode, welche am 15. und 16, August stattgefunden hat.

Inzwischen war man in Brieg auf die Abhaltung eines ersten Gottesdienstes, dessen Leitung die Gemeinde ausdrücklich durch Johannes Ronge wünschte, bedacht gewesen. Die Ministerial - Verfügung in Folge der Kabinetsordre vom 30. April, welche den Dissidenten den Mitgebrauch evangelischer Kirchen entzog, die schwankenden Gerüchte, die bald Furcht bald Hoffnung für die fernere Entwickelung der christkatholischen Sache erzeugten, bewegten auch hier die ihr zugewandten Herzen Monate lang unruhig, bis die Kabinetsordre vom 8. Juli die frühere königliche Entschließung in der bedingten Genehmigung des gastlichen Kirchengebrauchs ergänzte. Nun schien es der Brieger Gemeinde nicht mehr zweifelhaft, daß auch sie das Glück und die Weihe eines ersten Gottesdienstes erfahren werde. Es war hierzu die Begräbnißkirche St. Trinitatis vor dem Neisser Thore vom Magistrate als Patron erbeten, und, nach einer leicht beendigten Debatte dessel= ben mit einem Kirchenvorsteher, bewilligt worden, da kein anderes pasfendes Lokal vorhanden war. Die Stadtbehörden, sowie die protestan= tische Geistlichkeit und Einwohnerschaft, bezeigten überhaupt bei jeder Gelegenheit der Reformsache die günstigste thätige Gesinnung, und der protestantische Mühlenbesizer Hoffmann verehrte der Gemeinde als Zeichen seiner Theilnahme sogar einen silbernen Communionskelch mit Patene.

Johannes Ronge war unterdessen von seiner lesten Reise nach dem deutschen Norden zurückgekehrt, und hatte das frühere mündliche Versprechen seiner Leitung des Brieger Gottesdienstes wiederholt. Hierzu aber fehlte es noch an der bisher verzögerten Erlaubniß höhern Orts, und da es zuleht, bei Ronge's beständiger Berufung von andern Gemeinden und seiner nothwendig auf einen bestimmten Tag festgeseßten Abreise nach Stuttgart, zweifelhaft wurde, ob ihm die Herkunft nach Brieg noch möglich sein werde, so war Dr. Anton Theiner von dem Breslauer Vorstande zur Abhaltung des hiesigen Gottesdienstes bestimmt worden. Diese Nachricht, welcher die ersehnte Bestätigung der Oberbehörde voranging, erregte die größte Freude, deren Zuwachs nur doch denkbar war, wenn neben dem berühmtesten lebenden Theologen der katholischen Kirche auch Ronge, der jüngere gefeierte Refor= mator, der Brieger Gemeinde ihre kirchliche Weihe geben würde.

Um Dies noch möglich zu machen und zugleich beide Reformatoren abzuholen, reisten Gerichtsrath Thiel und Apotheker Werner, der mit

Ronge genauer bekannt war, Sonntags am 7. September mit dem ersten Bahnzuge nach Breslau, und begrüßten den hochverehrten Theiner. Jedoch war Ronge nicht anwesend. Man glaubte ihn in Freiburg, wohin er durch eine Estaffette beschieden worden war, wahrend er in der Umgegend Festenbergs verschiedene Taufakte verrichtete, worauf die Kinder zum Theil schon seit Monaten warteten. Rasch entschlossen fuhr Werner ihm nach Freiburg entgegen, und Thiel mit Dr. Theiner nach Brieg, wo er mit der verdienten Auszeichnung empfangen wurde.

Am andern Morgen um 9 Uhr war hier Alles bereit zum Gottesdienste, zu dem sich der Magistrat, die Stadtverordneten und Kirchenvorsteher, sowie die evangelische Geistlichkeit der Stadt und Umgegend zum Theil im Ornate eingefunden hatten. Ronge und Werner waren mit dem Morgenzuge der Eisenbahn nicht erschienen, und Dr. Theiner trat auf einem Blumenwege, den ihm junge Mädchen streuten, in das Gotteshaus und an den Altar. Zuerst durch eine Anrede des Pastor prim. Meiser, dann durch das Vorstandsmitglied Thiel begrüßt, begann er nach einem Einleitungsliede die Messe. Während derselben erschien plöglich zur freudigsten Ueberraschung am Altare noch Ronge mit dem jungen Prediger Dowiat aus Danzig, der ihn auf seiner Reise nach Stuttgart begleiten wollte.

Eben im Begriff, mit dem gewöhnlichen Morgenzuge abzufahren, war Ronge, der erst in der Nacht nach Breslau zurückkehrte, plöhlich durch eine polizeiliche Vorladung aufgehalten worden, worüber der Zug abging. Da der Aufhalt kaum eine Stunde dauerte, so hatte Werner sogleich einen Extrazug bestellt, der ihn in Begleitung der beiden Geistlichen zur größten Freude der Brieger noch früh genug hierher brachte.

Theiner hielt die Predigt ab; Ronge und Dowiat spendeten den Kelch bei der Communion, an der 116 Personen Theil nahmen. Dowiat begeisterte Alle durch eine Schlußrede, der zwei Taufhandlungen durch Theiner folgten. Ein festliches Mahl vereinigte die hochwürdigen Gåste bis zum Abende mit den protestantischen und katholischen Reformfreunden, und sie verließen unter tausendstimmigem Volksjubel mit dem Abendzuge Brieg. J. Kr.

Christkatholisches Schulwesen in Breslau.

Das Bedürfniß einer Schule für die christkatholische Gemeinde zu Breslau wird immer dringender gefühlt. Dennoch hat sich herausge stellt, daß die vorhandenen Mittel zur Errichtung einer Schule nicht ausreichen würden. Es ist deshalb in der Weltesten-Versammlung am 12. Septbr. der Beschluß gefaßt worden, eine Subscription unter den Mitgliedern der Gemeinde und wohlwollenden Freunden des Christkatholicismus zu eröffnen, um die nöthigen Ausgaben für die Schule

durch besondere jährliche Beiträge zu decken. Aber auch einmalige Ga= ben der Liebe werden natürlich mit vielem Danke angenommen werden. Nachdem dieser Beschluß Sonntags den 14. Septbr. von der Kanzel herab der Gemeinde angezeigt worden ist, sind bereits in den nächsten Tagen in der im Sekretariate der Gemeinde ausliegenden Liste mehre Beitrags-Unterzeichnungen erfolgt. Auch haben sich bereits zwei Da= men erboten, in der zu errichtenden Mädchenschule unentgeldlich Unterricht zu ertheilen.

Gedanken über das Schulwesen in der christkatholischen Gemeinde.

(3weiter Artikel.)

Die Schule ein Institut der Gemeinde.

Wenn sich das preußische Elementar- Schulwesen bei all den rühmlichen Anstrengungen, die zur Hebung desselben in den lehten Decennien gemacht wurden, sich doch nicht eines so günstigen Aufschwunges erfreut hat, als man erwartete, so ist ein Hauptgrund davon gewiß in der zwitterhaften Stellung zu suchen, welche die Schule zwischen verschiedenen Gewalten einnimmt. Denn bald erscheint sie als ein Institut des Staates, bald als ein Institut der Kirche, bald als eine Anstalt der Commune, und doch ist sie im Grunde genommen keines von dies sen Dreien. Der Staat erläßt die Verordnungen über innere und åuBere Einrichtung des Schulwesens, aber er sorgt nicht hinreichend für die Unterhaltung desselben; die Kirche liefert in ihren Geistlichen die Revisoren der Schulen, aber gezwungen, all ihre edlere Kraft ihrer eigenen festeren Gestaltung zuzuwenden, kann sie nur stiefmütterlich sorgen für die Tochter, die sie einst mit warmer Mutterliebe pflegte; die Commune endlich, welche größtentheils aus ihren Mitteln für die Existenz der Schulen sorgt, darf sich der inneren Weiterbildung des Schulwesens nicht annehmen. Es ist schon sehr mißlich, zweien Herren gehorchen zu müssen; die Schule aber ist noch mehrern dienstbar. Staat, Kirche, Commune, Patron ertheilen Befehle, verlangen Gehorsam, und die Schule und ihre Diener wissen nicht, an wen sie sich halten, wem zunächst sie folgen sollen. Denn daß die vielen Herien, welche über die Schule gebieten, nicht immer im Einklange operiren, daß hier und da die Königl. Behörden anordnen, was die städtischen nicht ausführen können, daß der Revisor ein Anderes will, als die Commune, diese ein Anderes, als der Patron 2c., darf hier nach den vielen, öf= fentlich erhobenen Klagen über dergleichen Uebelstände und Mißhelligkeiten nicht erst durch besondere Belege dargethan werden. So viel steht durch das Urtheil der wohlmeinendsten und umsichtigsten Pädagogen und Schulfreunde fest, daß es um unser Schulwesen besser aussehen würde, wenn eine Einheit in der Verwaltung stattfånde. Viele Stimmen ha

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