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in seiner Weise zu verehren, wenn man nur nicht diese Art der Verehrung zu einem integrirenden Theile des Cultus stempelt, ja wohl gar zur Bereicherung der seelsorgerlichen Finanzen auf Kosten des ar men, bethörten Volkes ausbeutet. Daß solches aber mit maßloser Frechheit betrieben worden, ersieht man 'aus folgendem aus des Verfassers Darstellung herausgezogenen Reliquien - Inventario. Aufgefunden und zur Verehrung des Gläubigen ausgestellt wurden nämlich: Zwanzig und mehr Röcke Christi, große Quantitäten vom Blute Christi, Zähne, Haare und Thränen(!) des Erlösers, die Vorhaut (!!) Christi, Stücke von der Krippe, Wiege, den Windeln und dem Hemde Christi, die Säule, an die er sich im Tempel gelehnt, die 6 Wasserkrüge von der Hochzeit zu Kana, den Wein in denselben, Stücke vom lehten Abendmahl, den Kelch von eben daher, Schuhe, Schürz tuch und Schweißtuch Christi, die Marterwerkzeuge, Schwanz des Esels, auf dem der Herr in Jerusalem einzog, zahllose Kreuzpartikeln, kleine und große Quantität von der Milch Marias, ihre Haare, Hemden, Kleider, Kämme, Schleier und Trauring, Leiber von Heiligen, welche wunderbare Kräfte enthaltendes Blut, Del, Wasser, ausschwißten. Bei der sogenannten Erhebung der Heiligen kam es vor, daß man eine solche Leiche abwusch, und frevelhaft den Genesungsbedürftigen davon zu trinken gab. Endlich erzählt der Verfasser noch den mannigfachen Unfug, der mit den blutenden Hostien und Wunder thuenden Bildern getrieben wurde. Doch genug über diese Gråuel, die der Verfasser selbst gewiß nur mit Ueberwindung hergezählt hat. Mit Recht aber wird hervorgehoben, daß es nicht an frommen und weisen Bischöfen gefehlt hat, die solchem Unfuge entgegentraten. Nikolaus von Eusa 1450, die Verordnung des Bischofs Konrad von Breslau 1446, das Konzil von Trient geben Beläge dafür. Die Ultramontanen haben also kein Recht, von,,der ewigen, historischen, die Zufälligkeiten der Menschensahung überragenden Einheit" ihrer Kirche zu sprechen; denn die Geschichte zeigt grade, daß zu allen Zeiten die Edleren und Besseren sich dem påpstlichen Treiben entgegen geseht haben. Auch kann die Identität des alt Hergebrachten mit dem Wahren und Rechtmäßigen vor dem Richterstuhle der Vernunft nicht be= stehen. Uebrigens läugnen wir die Ewigkeit des Ultramontanismus nicht, insofern es ewig schwache Seelen geben wird, welche, in den Widersprüchen dieses Lebens befangen, sich selbst aufgeben, den freien Geist in sich ertödten, damit er sie nicht mehr beunruhige, und sich in jene Weihrauchwolke stürzen, in der sie der Arm eines ehrgeizigen Priesters auffångt; und an Ehrgeizigen, die sich über der geistigen Schwäche ihrer Mitmenschen einen Thron errichten wollen, wird es auch in Ewigkeit nicht fehlen.

Es folgt nun in dem Hefte unseres Theiner Einiges über die Abhaltung des Gottesdienstes in lateinischer Sprache. Als Gründe ihrer Einführung werden die Habsucht und Unwissenheit der niederen Geistlichkeit und die Herrschsucht des Papstes nachgewiesen. Auch wird die

erbauliche Teufel - Austreibung aus Lebendem und Leblosem erwähnt. Der Verfasser geht dann zu der den Geistlichen aufgezwungenen Ehe= losigkeit über; bemerkenswerth ist dabei, wie während der Einführung derselben die Ehe als etwas Unsittliches, Unheiliges dargestellt, spåter aber gerade die Ehe, welche nach dem canonischen Geseze nur durch die gegenseitige Zustimmung der Gatten vollzogen wird, von der priesterlichen Genehmigung und Einsegnung abhängig gemacht wurde. Belåge dafür werden aus der Vergangenheit und Gegenwart beigebracht. Die Kategorien und Begriffe der Ultramontanen sind überhaupt so absolut verschiebbar, daß die Physiker in Wahrheit ein Unrecht begehen, jene nicht unter die Zahl der elastischen Fluida aufzunehmen. Sehr interessant ist in vorliegendem Werke die Erzählung des Widerstandes, den die Einführung des Côlibats bei dem Volke und den Geistlichen gefunden. Wir erfahren hierauf, wie die påpstlichen Verodnungen über die gemischten Ehen nur einen Theil der kezerverfolgenden Sahungen Roms ausmachen, und werden sehr erbaut zu hören, wie das Erscheinen einer jeweiligen, verhältnismäßigen Toleranz seitens der Kurie seinen Grund in der ,,dissimulatio" hat. Wir sehen ferner die Opfer, der Verkeßerung an uns vorüberziehen, und werden zum Schluß an die Streitigkeiten der Kurie mit Preußen und die Intriguen gegen Sedlnişki erinnert. Wir lesen dann noch manches Treffende und Belehrende über die Beichte, den Antheil der Gemeinden an der Reform der Kirche und das Verhältniß des Ultramontanismus zum Staate. Auch über den Adel deutscher Nation findet sich in Theiners Buche eine sehr beherzigenswerthe Stelle: Es würde dem Adel wohl angestanden haben, das Prinzip ,,der Ehre, das er sich insbesondere beilegt, und den Anspruch, die ,,sicherste Süße des Thrones, der Wohlfahrt und des Friedens des Va= ,,terlandes zu sein, neuerdings geltend zu machen, und für Glaubens,,freiheit und christliche Duldung ritterlich in die Schranken zu treten. ,,Der Adel hat eine schöne Gelegenheit, feine Standesvorzüge als Stů ,,hen des Thrones glänzen zu lassen, verabsäumt, als ander westlichen ,,und östlichen Grenze des Reichs das Priesterthum die rohe Masse an ,,sich zog und den Geseßen des Staates offen Hohn sprach.“

Schade ist es, daß der hohe Preis des Heftes, 18 Sgr. für 118 Octav-Seiten splendiden Druckes, der Verbreitung desselben unter dem Volke ein bedeutendes Hinderniß ist. Dem Vernehmen nach hat Herr Dr. Theiner verhältnißmäßig nur ein geringes Honorar von seinem Buchhåndler (Teubner in Leipzig) erhalten, so daß die Schuld ganz auf lesteren fällt.

Die christkatholische Bewegung in Tarnowik.

Wenn der Indifferentismus, der Materialismus und alle die mannigfachen Hemmschuhe des geistigen Aufschwungs in den legten Des cennien unseres Jahrhunderts eine fast allgemeine, mehr oder weniger verbreitete Lethargie, einen tiefen, einen nimmer endenwollenden Geis

stesschlummer hervorriefen, so war dies wohl namentlich in Oberschle= fien, in der seit jeher für alles geistige Regen und Streben so durchaus unzugänglichen Provinz Preußens, der Fall. Um so mehr verdient darum die sich nunmehr auch hier geltend machende kirchliche Bewegung Beachtung, Unterstügung und Pflege, da sie sich sonst kaum allge= meinere Geltung und Verbreitung verschaffen dürfte. Denn noch immer sind ihre Träger nur einzelne, hoch über dem oberschlesischen Natio= naltypus stehende Persönlichkeiten. Im Volke, in der Masse, ist die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer Kirchenreform noch lange nicht genug aufgegangen. Immerhin aber ist auch bei dieser das Nachdenken erregt, die Neigung zu hören und zu sehen, zu vergleichen und Schlüsse zu ziehen, schon jest vorhanden. Thöricht wäre es jedoch, an diese Wahrnehmung allzusanguinische Hoffnungen zu knüpfen. Dem im Materialismus begrabenen Oberschlesier kann schon darum das Wesen, der Inhalt des Christkatholicismus nicht so bald einleuchten, als er ihm viel zu viel Geist, dafür aber zu wenig Form bietet. Ihm, der nicht reflectirt, den man gewöhnt hat, die Form stets für das Wesen selbst zu halten, kann nur wieder, wenigstens von vornherein durch die Form demonstrirt werden. Aus diesem Grunde ist auch für den gewöhnlichen Oberschlesier die Aufhebung der Stolgebühren in der christkathol. Kirche von der äußersten Wichtigkeit. Denn grade hierin liegt, dem Volke gegenüber, fast der einzig verwundbare Fleck der oberschle. fichen römischkathol. Geistlichkeit. Diese Demonstration ist eine Demonstration ad oculos, denn der Oberschlesier begreift seinen materiellen Vortheil eben so gut, wie umgekehrt einen dergleichen Nachtheil. dies nur beiläufig, um eines Theils den Standpunkt zu bezeichnen, von dem aus vorläufig auf die Masse in Oberschlesien zu wirken ist, theils um zur Würdigung des hier unter den schwierigsten, mißlichsten Verhältnißen dennoch für die gute Sache bereits Geschehenen beizutragen.

Unter so schwierigen Verhältnissen möchte man es in der That ein Wunder nennen, daß sich grade in dem äußersten, geistig stumpfsten und versunkensten Zipfel Oberschlesiens, in Tarnowiß, ein offenes und lebhaftes Interesse für die begonnene Kirchenreform kund gab, dem schon in kurzem eine That, ich meine die Constituirung einer christkatholischen Gemeinde folgte. Allen Anfeindungen, Verkeßerungen und Verfluchungen zum Troß existirt dieselbe nun schon beinahe 4 Monaten, zahlt 150 Mitglieder und hat bereits dreimal feierlichen öffentlichen Gottesdienst abgehalten, den das erste und zweite Mal die Prediger Wieczorek und Woynarski, das dritte Mal aber Professor Szatkowicz und Prediger Wieczorek leiteten. Seit der ersten Entstehung der Gemeinde bethätigten auf jegliche Weise die hiesigen Protestanten, fast nur Beamte und den höheren Ständen angehörige Einwohner, die lebhafteste Theilnahme an der heiligen Sache. Sie hielten dieß um so mehr für ihre unerläßliche Pflicht, als auch sie, hier mehr, als an= derwärts, von der Verkeherungstheorie und dem Verhalten der römisch

katholischen Geistlichkeit gegen Andersglaubende, zu leiden und zu ertra= gen hatten. Großen Theils in gemischter Ehe lebend, fanden sie mannichfache Veranlassung zur Unzufriedenheit mit dem römischkatholischen Klerus. Von Altar und Taufstein der römischen Kirchen gleichsam als Geächtete zurückgewiesen, konnten sie das Erwachen des Geistes und das brüderliche Entgegenschlagen der Herzen einzelner ihrer katholischen Mitbrüder nicht anders als mit Jubel und Freude begrüßen. Und wohl erwägend, daß inmitten des feindlichen Lagers die kleine Heerde ohne Hirt sehr bald zersplittert, zerstreut und zuleht in die Irre verscheucht werden könnte, opferten sie gern und willig auf dem Altare christlicher Bruderliebe nach Kräften ihr Scherflein zur festeren, äußeren Begründung der jungen Gemeinde. Fast 500 Rthl., an von ihrer Seite auf drei Jahre gezeichneten jährlichen Beiträgen, sichern gegenwärtig deren Existenz nach Außen, und machten es möglich, daß schon unter dem 14. Juli c. ein eigner Seelsorger gewählt und vocirt werden konnte. Die Wahl war auf Herrn Wieczorek, einen der polnischen und deutschen Sprache gleich mächtigen Prediger, gefallen, der nach dem einstimmigen Wunsche der Gemeindeglieder auch alsbald hier seinen Wohnfig nahm. Bis hierher war die Gemeinde fortwährend im Wachsthum begriffen, und für deren ungestörte Entwickelung nur wenig Besorgniß vorhanden. Denn wenn auch die hiesige römische Geistlichkeit in der Kirche öffent= lich und beiden allsonntåglichen Versammlungen im Schulgebäude privatim mit allen Waffen des Schlesischen Kirchenblattes gegen die reformatorische Bewegung zu Felde zog, so legte man dieser Polemik doch nur wenig, leider vielleicht zu wenig Gewicht bei. Daß indeß die hiesige ultramontane, alias,,charakterfeste" Partei der Entwickelung des historischen Dramas nicht müßig zuzusehen gesonnen sei, machte sich sehr bald, schon nach dem zweiten, hier von den Christkatholiken abgehaltenen Gottesdienste bemerklich, was auffallender Weise der hiesige Magistrat in seinem amtlichen Bericht in No. 214 der Breslauer und Schlesischen Zeitungen über die bei Herrn Prediger Ronge's Unwesenheit in Tarnowih stattgehabten traurigen Ereignisse nicht nur total ignorirt, sondern im Gegentheil die Behauptung aufgestellt hat, daß früher auch nicht die geringste Veranlassung zu Befürchtungen irgend einer Art vorhanden gewesen. Es wird sich aus dem Folgenden zeigen, ob der wohllöbliche Magistrat der freien Bergstadt Tarnowiß der Wahrheit getreu berichtet hat. Es war Montag den 15. Juli c., als sich des Morgens eine Menge den verschiedenen Gewerken angehöriger Bürger versammelte und die unverkennbare Absicht an den Tag legte, die beiden vom Sontage her hier noch anwesenden Prediger Wieczo= rek und Woynarski im äußersten Falle selbst mit Gewalt aus der Stadt zu bringen. Dem Bürgermeister, der hiervon Kunde erhielt, gelang es jedoch, die aufgeregten, oder in der Sprache des Kirchenblattes,,charakterfesten" Bürger für diesmal noch zu beschwichtigen, obwohl dem Herrn Kreislandrath hiervon Anzeige zu machen, ihm hinreichende

Veranlassung vorhanden schien. In deren Folge hielt dieser lettere eine öffentliche ernste Ansprache an die Repräsentanten der Bürgerschaft und machte darin dieselben auf die Folgen irgend eines ungesehlichen Verhaltens von Seiten der römisch gesinnten Bürgerschaft ge= gen die Christkatholiken auf unumwundene Weise aufmerksam. Der dritte Gottesdienst der christkatholischen Gemeinde ging nunmehr ohne die geringste Störung vorüber, und schon glaubte man sich zu dem festen Vertrauen berechtigt, daß öffentliche, grobe Demonstra= tionen von Seiten der ultramontanen Partei hier kaum noch zu befürchten stånden. In dieser Hoffnung erging denn unter dem 4. August auch von dem hiesigen christkatholischen Gemeindevorstande die Einladung an Herrn Prediger Ronge, dem lang gehegten Wunsche der Gemeinde endlich zu willfahren, und die Installation des Herrn Wieczorek selbst übernehmen zu wollen. Herr Prediger Ronge sagte dies bereitwillig zu und versprach zum 30. August in Tarnowiß einzutreffen. Daß dies nun wirklich geschehen, und was sich bei dieser Gelegenheit in der freien Bergstadt Tarnowiß zugetragen, haben bereits die Zeitungen größtentheils der Wahrheit getreu berichtet, weshalb ich hier mehr das Geschehene kurz zusammen zu fassen und etwaige, noch bis jezt unerwähnte, aber doch immerhin characteristische Nebenumstände zu erwähnen mich veranlaßt finde. Den 30. August, Abends 74 Uhr fuhr Herr Prediger Ronge, von Laurahütte kommend, in Begleitung seines Bruders und des Herrn Rendanten Schwerdtfeger von Laurahütte durch das Krakauer Thor unbemerkt in Tarnowiß ein und stieg, eben so unbemerkt, im Gasthause zu den 6 Linden, am Ringe gelegen, ab, wo ihn alsbald Herr Prediger Wieczorek und der Vorstand der hiesigen Gemeinde herzlich willkommen hießen. Darauf versammelten sich um ungefähr 8 Uhr einige der christkatholischen Sache treu ergebene Freunde auf dem Korridor vor dem von Herrn Prediger Ronge bewohnten Zimmer zu einem kurzen, diesem zu Ehren veranstalteten Abendständchen. Herr Ronge bedankte sich dafür in wenigen aber herzlichen, die Umstehenden tief ergreifenden Worten, und die Sånger entfernten sich, nach einem 3maligen, Herrn Ronge ausgebrachten Lebehoch, eben so still als sie gekommen waren. Da von dem beabsichtigten und nunmehr ausgeführten Ständchen im Publikum vorher Nichts verlautet hatte, und dasselbe noch überdem im Innern des Hauses gebracht worden war, so fanden sich auch nur wenige Neugierige dabei ein, und die Befürchtung, einen Auflauf hierdurch zu veranlassen, war fonach eine ungegründete. Da plöglich ertönte um 93 Uhr von der römischen Pfarrkirche her das sogenannte Sterbeglöckchen, auf dessen Ruf eine Schaar von mehreren Hundert Menschen vom Gleiwißer Thore her, wo überhaupt der Sammelplag gewesen zu sein scheint, aus den Nebengassen und den Häusern der Stadt nach dem Ringe strömte, vor dem Gasthause zu den 6 Linden Posto faßte und nach dem muthmaßlich verabredeten Rufe -,,es lebe Friedrich Wilhelm IV.!" ein heftiges Bombardement mit mit=

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