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und ich mache den Freunden der Zucht und Ordnung nur die erfreuliche Meldung, daß die 3 gebildet sein wollenden Individuen, welche dem Baron von Reisswig so muthvoll in der Nacht vom 15-16. Juni die Fenster eingeworfen haben, ihrer gerechten Strafe entgegen sehen. Zum Vorstand der christkatholischen Gemeinde wurden außer dem Herrn Ba= ron von Reisswig die Herren Christ, Lustig, Neugebauer, Rettig und Warmann erwählt. In der 3. Versammlung hielt Vogtherr, in der 4. Hofferichter den Vortrag; zur 2. und 5. war kein Prediger erschienen, sie waren blos constituirend.

Zwischen der ersten Versammlung und dem ersten Gottesdienst verstrich ein Zeitraum von mehr als zwei Monaten. Der Grund dieser langen Zögerung lag theils darin, daß Ronge es sich ausdrücklich vorbehalten hatte, den ersten Gottesdienst abzuhalten, er selbst aber meist auf Reisen begriffen war, anderntheils und hauptsächlich machte die Erlangung der evangelische Kirche große Schwierigkeiten. Zwar war eine mit 231 Unterschriften bedeckte Petition der Protestanten an das evangelische Kirchen-Collegium wegen Bewilligung der Kirche eingeriecht werden, aber der Herr Superintendent.-Verweser Mehwald glaubte, durch das Ministerial-Rescript gebunden zu sein, und die Petition wurde, begleitet und unterstüßt von einem Schreiben des Kirchen-Collegii, an die Regierung in Oppeln geschickt. Da erschien inzwischen die KabinetsOrdre d. d. 8. Juli, und weil es polizeilichen Bedenken unterlag, den Gottesdienst im Freien abhalten zu lassen, so wurde endlich, nach langem Hoffen und Harren, die Kirche erlaubt.

Zwei unmittelbar aufeinander folgende Festtage feierte Neiße, Mittwoch den 20. August versammelten sich die protestantischen Freunde hiesiger Stadt und Umgegend in dem Saluz'schen Gartensaal, und Herr Justitiarius Theiler, welcher der Versammlung unter Uhlich in Breslau beigewohnt hatte, sprach mit Wärme und Gefühl, und suchte den ausgewählten Kreis der aus den gebildetsten Ständen bestehenden Zuhörer auf den Standpunkt zu führen, von welchem aus die Bewegungen unserer Zeit in der evangelischen Kirche aufgefaßt werden müßten, und warum eine Reform durchaus vernunftgemäß und nothwendig sei. Am darauf folgenden Lage, den 21. August, fand der erste christkatholische Gottesdienst in der evangelischen Kirche statt. Schon am Tage zuvor herrschte hier reges Leben, die Gasthäuser waren von Fremden angefüllt, unter denen sich besonders die Gräfenberger in bedeutender Menge eingefunden hatten. Vogtherr war Tages zuvor mit der Post angekommen und fand bei Baron von Reisswig gastliche Aufnahme, Ronge aber war von Grottkau aus zu seinem Freunde, Grafen von Reichenbach, nach Waltorf gereist, wo er übernachtete, und erst am Tage des Gottesdienstes in Neiße anlangte.

Um 9 Uhr sollte der Gottesdienst beginnen, und schon nach 8 Uhr war die Kirche, welche mit Kränzen festlich geschmückt war, in allen Räumen überfüllt. Zwanzig Jungfrauen empfingen Ronge und bei

der Orgel ersten feierlichen Tönen trat er mit Vogtherr vor das Altar. In der Schles. Ztg. stand erwähnt, daß Mehwald sie dahin geleitet habe, dem ist aber nicht so: er war während des ganzen Gottesdienstes nicht in der Kirche zu sehen, und hatte sich nur so en passant auf ein halbes Stündchen, nicht einmal in seiner Reverende, in der Sacristei blicken lassen. Mit großer Bereitwilligkeit dagegen hatten der Kapellmeister Puschmann, so wie sämmtliche Lehrer der evangelischen Elementar-Schule, namentlich die Herren Jåkel, Steinhorst, Tir und Teuber im Verein mit mehren Dilettanten die Leitung der Musik und des Gefanges übernommen, denen dafür der wärmste Dank gezollt werden muß.

Die Kanzelrede hielt Vogtherr über das Thema: Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm.“ Der belehrende und erbauende Vortrag des für die gute Sache so begeisterten Redners gewann ihm Aller Herzen, hatte man doch lange nicht eine so gediegene Predigt von heiliger Ståtte herab vernehmen können. Gegen 80 Personen empfingen hierauf das heilige Abendmahl, vor dessen Austheilung Ronge in herrlichen Worten auf den würdigen Genuß desselben aufmerksam machte. Eine Ansprache Ronge's an die neue Gemeinde, auszuharren in Geduld und keinen ihrer Brüder Noth leiden zu lassen, endete die erhabene Feier, von der einst noch den spätesten Geschlechtern erzählt werden wird.

Die Feier des Tages, welche vom Himmel durch das schönste Wetter begünstiget wurde, ging ohne Störung vorüber, es waren auch von Seiten der Commandantur wohlweise Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um etwaigen Uebergriffen des aufgehezten Gesindels vorzubeugen. Die Augsburger Postzeitung hat sich allerdings in ihrem Gallenfieber über diese militairischen Anordnungen mit den Worten ausgelassen: ,,Kein Militair, kein Rongeanismus!" allein wer konnte trauen? Wer mußte nicht nach den Vorgången bei Ronge's erster Anwesenheit noch Schlimmeres befürchten? Von den Magistrats - Mitgliedern, die alle römisch-katholisch sind, war troß der an sie ergangenen Einladung von Seiten der christ-katholischen Gemeinde Niemand erschienen, und auch von den Stadtverordneten hatten sich nur Wenige eingefunden. Ja, so weit geht der von der Geistlichkeit nicht zurückgehaltene Fanatismus, daß die Frau des Posamentiers K., welche es übernommen hat, milde Spenden für die grauen Schwestern zu sammeln und die Frauen zu weiblichen Handarbeiten aufzufordern, der Frau des Conditor B. eine von ihr zu diesem Zweck verfertigte Börse zurückschickte, weil sie dem ersten Gottesdienst der Christkatholiken beigewohnt habe.

Der 2. christkatholische Gottesdienst, verbunden mit Abendmahlsfeierlichkeit, fand Montag den 1. September statt; Vogtherr predigte wieder, und Vorwerk assistirte ihm bei der Liturgie. Den 3. Gottesdienst am Montag den 22. September hielt der Candidat Schliebs ab. Die Gemeinde zählt gegenwärtig 155 Nummern, darunter sind

mehre, welche dem Bauernstande angehören. Zu bedauern ist es, daß Mehwald sich den Christkatholiken nicht im mindesten hold zeigt, und ihnen nicht erlaubt, den Gottesdienst Sonntags abzuhalten. Warum dieses? Wenn der Wille da wäre, so würde auch die Ausführung nicht schwer fallen, um so mehr, da der Nachmittagsgottesdienst, welchen Mehwald am Sonntage abhält, nach der Stiftungs-Urkunde nicht an diesem, sondern an einem Tage in der Woche abgehalten werden soll. Die christ-katholische Gemeinde bewirbt sich daher jeht um die Garnifonkirche, an welcher Herr Divisions Prediger Marcks angestellt ist, von dessen freundlichem Zuvorkommen sie das Beste hoffen darf.

Wohl ist die Gemeinde noch in ihrem ersten Wachsthum, aber der Segen des obersten Baumeisters, der sie bisher hat alle Gefahren überwinden lassen, wird ihr Gedeihen gewiß ferner leiten. An unserm Muthe und an unserer Beharrlichkeit soll es nicht fehlen.

Δ

Petition protestantischer Bürger in Stuttgart. Hochpreisliches K. Ministerium des Innern! Wir, die unterzeich= neten protestantischen Bürger hiesiger Stadt bitten um Bestätigung der vom hiesigen Stiftungsrathe den Deutschkatholiken zur Abhaltung eines Gottesdienstes eingeräumten St. Leonhardskirche. Zu dieser Bitte wer den wir veranlaßt durch die Erwägung, daß dieselben dieser Gnade um so mehr würdig sind, als sie laut ihres Glaubensbekenntnisses, wie wir alle, Protestanten sind, die sich von der römischen Kirche losgesagt, zur einzigen Quelle ihrer Lehre die heiligen Schriften des alten und neuen Testamentes angenommen und die Grundwahrheiten des Christenthums aller christlichen Confeffionen als Inhalt ihres Glaubensbekenntnisses aufgestellt haben, und fest daran halten. Wir erkennen sie als Christen und als Brüder, als Bekenner des. ältesten Katholicismus an, und nehmen keinen Anstand, sie als Glaubensgenossen, als wahre, ächte Christen zu begrüßen; wir betrachten sie als Protestanten gegen das Papst= thum, aber nicht als Protestanten gegen das Christenthum. Wir geben uns der Hoffnung auf Gewährung unserer Bitte um so mehr hin, als wir auf die bekannte Duldung Eines 2c. Ministeriums vertrauen, welche dasselbe allen Bekennern des Christenthums angedeihen läßt, und verharren u. s. w. (Folgen die Unterschriften.)

Die Gemeinde zur Jerschendorf.

Neumarkt, den 16. September. Schon långst war von Seiten fast allerevangelischen Grundbesißer des Dorfes Jerschendorf der Vorstand der christ-katholischen Gemeinde Neumarkt aufgefordet worden, die nöthigen Schritte zu thun, um den Anschluß des gedachten Dorfes an die christkatholische Gemeinschaft zu bewerkstelligen.

*) Kaplan Fischer umgürtete sich am 14. September mit einem Strick um den Leib und, eine Stange in der Hand, einen Pilgerstab vorftellend, führte also die Prozession nach Wartha an.

Vor einigen Tagen empfing der Vorsteher der Gemeinde Neumarkt schriftlich die erneute Aufforderung, mit dem am 16. in Neumarkt fungirenden Geistlichen in Jerschendorf zu erscheinen und die Constituirung der Gemeinde daselbst vorzunehmen.

Dem Gesuche zufolge begab sich Herr Prediger Vogtherr mit den Vorstehern der Neumarkter Gemeinde in das zwischen Neumarkt und Striegau belegene Dorf und hielt an die zahlreiche, von Männern und Frauen gebildete Versammlung eine Ansprache in schlichten, aber klaren und herzlichen Worten.

Er zeigte zuvorderst, was die christ-katholische oder allgemein christliche Kirche wolle. Sie nenne sich eine allgemeine; nicht weil schon die Christen von nah und fern ihr angehörten, sondern weil sie das Wort des Heilands: Es wird einst eine Heerde und ein Hirte sein" der Erfüllung entgegen führe und eine Einheit erstrebe. Im Glauben

"

d. h. in dem bloßen Hin- und Annehmen gewisser Sagungen sei diese weder je gewesen, noch überhaupt denkbar. Dafür zeugten Jahrhunderte einer traurigen Vergangenheit, die erbitterten Kämpfe und Verfolgungen im Schooße der christlichen Kirche; dafür lege die Erfahrung der Gegenwart vollgültiges Zeugniß ab. Einheit sei nur möglich durch die glaubenskraftige That; nur erreichbar durch ein gemeinschaftliches Ringen und Leben im Sinne Jesu Christi. Christi Sinn sei aber die Liebe, die vertrauende, die duldsame und doch nach immer höherer Vervollkommnung strebende. Diese Liebe kümmere sich nicht um den Namen, ob sie evangelisch, katholisch, reformirt, oder sonst wie heiße; sie wolle nur eine christliche sein, wie die Gemeinde derer, die in Christo ihr Heil und ihren Frieden suchen. Dieses Suchen und Fortschen sei aber das Recht und die Pflicht eines Jeden, der es mit sich und seinen Brüdern redlich meine; um so mehr, als zwar in der Bibel, aber nicht Alles in der Bibel,,Gottes Wort" sei. Ja, dieses Forschen in der Schrift" nach dem Sinne Jesu Ehristi sei um so unerlåßlicher, als von der frühesten Zeit bis auf die spåtern Jahrhunderte der klügelnde Verstand die einfache Lehre des Heilands gar oftmals in einer unverståndlichen, unbegreiflichen gedreht, und mit der geschaffenen Unklarheit auch den Fortschritt im christlichen Leben gebunden habe, der nur da ge= deihe, wo durch die Klarheit der Lehre das ganze Gemüth erfaßt und fortgerissen wird zu einem Handeln nach den aus der erfaßten Wahrheit fich bildenden Grundsägen. Darum sei denn eine Prüfung alles dessen nothwendig, was bisher in den Kreis des Glaubens gezogen werden sei; eine Prüfung, welche nicht allein das Recht, sondern auch die Pflicht eines Jeden erheische, der, gleich den Gliedern der christ-katholichen Gemeinde, Jefum Christum als Meister und seine Lehre als Richtschnur seines Lebens anerkenne. Das gewissenhafte Erforschen dessen, was als ungetrübtes Wort des Herrn zu bewahren sei, müsse die Aufgabe sein, die einem Jeden vorgezeichnet werde. Je größere Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit aber in diesem Unternehmen verlangt werden müsse,

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desto lauterer sollen auch die Beweggründe dazu sein. Wo Sinnlichkeit oder moralische Bequemlichkeit der Maßstab sei, mit dem man messe, da werde auch das Streben ein vermessenes werden, wo aber die Redlichkeit und ein ernster Eifer uns treibe, da erblühe selbst aus dem Irrthume, in dem man ohne Willen gerathen sei, ein reicher Segen, nåmlich das Jagen nach Wahrheit, das Trachten nach dem Gottesreiche. Und dieses Trachten sei ja das Erste, was Christus befiehlt, wenn er spricht: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes 2c.

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Allein dies christliche Ringen werde gar oftmals erschwert. Leider habe dies der Redner in der evangelischen Kirche und an sich selbst er= fahren. Dort seien durch die bindenden Symbole Gehåge gelegt und Schlagbäume errichtet; die freie Passage des strebenden Geistes sei erschwert; in sich selbst habe der Redner den schmerzlichen Kampf ge= kämpft, der zwischen schlichter, offener Ehrlichkeit im Erkennen und Fühlen und zwischen dem Sichverstecken und Schleichen der ångstlichen Sorgeums tägliche Brodnicht ausbleibt. Die Symbole haben ihm auferlegt, Wahrheiten, ja sogenannte Grundwahrheiten zu lehren, die er nicht zu glauben, geschweige denn zu lehren vermöge. Und wenn er nun sehe, wie auch in der Mitte der Versammlung ein Aehnliches gefühlt worden sei, so wolle er zwar keinesweges den Schritt mißbilligen, den man vorhabe, aber er müsse Alle und einen jeden einzeln warnen vor Uebereilung oder Unredlichkeit. Beides bestrafe sich selbst. Man måge sorgfältig erwågen, daß zwar Keinem die Aufnahme in die christ-katholische Gemeinschaft verweigert werden dürfe, daß aber nur die redliche Ueberzeugung Frieden" bringen könne. Man folle wohl bedenken, daß, weil wir noch im Bestellen des Ackers begrif= fen seien, man noch nicht sogleich werde ernten können, sondern daß man noch rustig zu såen, und vielleicht im Schweiße des Angesichts werde zu arbeiten, wenn nicht gar zu kämpfen haben. Endlich wolle man nicht übersehen, daß auch pekuniåre Opfer späterhin gefordert werden könnten, die größer ausfallen dürften, als die bisher gebrachten und daß man wegen mancherlei geringer und bedeutender Kalamitåten hier den Spott, dort den Hohn der Welt werde ertragen müssen. Nach solchen ernsten und dringend ans Herz gesprochenen Worten forderte Herr Prediger Vogtherr die versammelte Gemeinde auf, der Wahrheit die Ehre zugeben und ihren reiflich erwogenen Entschluß zur That werden zu laffen. Der größere Theil der Gemeinde erklärte sofort seinen unwiderruflichen Beitritt; die übrigen erbaten sich Bedenkzeit. Hieraufwurde ein provisorischer Vorstand angeordnet, den neuen Gemeindemitgliedern nochmals die Pflicht herzlicher Liebe und Wohlwollens gegen Jedermann, vornehmlich auch gegen die noch unentschlossenen nachbarlichen Brüder anempfohlen, und der innigste Segenswunsch im Gesange eines passenden Liederverses ausgesprochen. Alle Anwesende waren sichtlich erschüttert und fühlten die ganze Schwere der Stunde. Im Dorfe befindet sich übrigens eine der Gemeinde gehörende, bis jeßt darum nicht benügte

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