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bürgermeister von Brüncken und der Herr Oberprediger Nieter für ihre Pflicht, die Genehmigung darüber einzuholen.

Am 3. August c. reisten nach vorangegangener Einladung der dortigen Gemeinde die Vorsteher der hiesigen Gemeinde nach Magdeburg, um der dort stattfindenden Einweihung der neuen deutschkatholischen Kirche beizuwohnen und empfingen dabei von Johannes Ronge die Zusage, daß derselbe Freitags den 8. August hier in Halberstadt Gottesdienst halten wolle. Am 7. August Nachmittags 5 Uhr traf derselbe, begleitet von einer Deputation der hiesigen Gemeinde, die ihn bis Oschersleben entgegen geeilt war, von Braunschweig per Dampfwagen ein, und ward von der unabsehbaren Menschen-Menge, welche sich auf und an dem Bahnhofe versammelt hatte mit enthusiastischem Jubel begrüßt; in einem offenen Wagen nach dem Hotel Royal fahrend, wurde er von der ganzen Volksmenge unter fortwährendem Jubel und Lebehochs geleitet. In dem Gasthofe angekommen, ward er von 12 weißgekleideten Kindern begrüßt und mit einem Loorbeerkranze beschenkt; er nahm die Kinder mit auf den Balkon des Hauses und redete zur harrenden Menge, daß er sehr wohl wüßte, daß dieser großartige Jubel nicht seiner Person, sondern vielmehr der großen Sache gelte, deren Vertreter er wåre, als solcher danke er ihnen und lade sie zum andern Tage zum Gottesdienst ein. Am andern Morgen sollte der Gottesdienst um 6 Uhr in der Martini-Kirche beginnen, allein schon um 5 Uhr ergab sich, daß die Räume die andrängende Menschenmenge nicht fassen könnten und, daß es, um Unglück zu verhüten, nothwendig sei, den Gottesdienst ins Freie zu verlegen. Dies geschah nun auch, indem beschloffen wurde, auf dem Domplate sich zu versammeln. Hier wurde in aller Eile vor dem mit einem schönen Balkon geschmückten Hause des Forstsecretair Ritter ein Altar erbauet und der Balkon als Kanzel bestimmt.

An 10000 Menschen waren versammelt, mit inniger Andacht nahmen alle an der Liturgie Theil, welche von der Liedertafel kräftig unterstüt wurde. Hierauf bestieg Ronge den Balkon und sprach in einfacher, klarer, lauter und weithin verständlicher Rede über die Entwickelung der jezigen großen Reformation in den lehten Jahren, und bezeichnete den Lug und Trug, die Habsucht und Herrschsucht der ultramontanen Partei. Das heilige Abendmahl wurde diesmal also im Freien von 120 Mitgliedern bei größter Andacht der Umstehenden empfangen, und es ist hierdurch gezeigt, daß Gott nicht wohnt in Tempeln von Menschenhånden gemacht. Nach beendigter Feier des heiligen Abendmahls vollzog Ronge in der St. Martini-Kirche noch die Taufe des ersten Kindes in der hiesigen deutschkatholischen Gemeinde und beglaubigte diesenAct in dem der Gemeinde vom Magistrats-Registrator Bühring geschenkten ersten Geburts- und Taufregister durch eigenhändige Namensunterschrift. Halberstadt, den 14. August 1845.

Der Vorstand der deutschkatholischen Gemeinde. Schollmeier. Schneider. Schulze. Wangler.

Die christkatholische Bewegung

(Fortseßung.)

Um 1. August. Ronge predigt in Annaberg in der Hauptkirche. Ein Abgesandter aus Vilbel im Großherzogthum Hessen wendet sich an die Offenbacher Gemeinde wegen des Anschlusses an dieselbe.

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Lennep bereitet sich vor. 2. Erster Gottesdienst zu Naum= burg a. d. S. unter Beisein der evangelischen Geistlichkeit von Kerbler in der St. Othmarskirche abgehalten. 3. Einweihung der ersten christkatholischen Kirche zu Magdeburg durch Ronge; die Prediger Kerbler, Brauner, Nitschke assistiren. - Prediger Nitschke hålt Nachmittags seine Antrittsrede. Woinarski aus Malapane predigt in Glausche unter freiem Himmel in polnischer Sprache. Prediger Arnsdorf hålt seine Antrittspredigt in Potsdam. Die von Wigard ausgearbeitete Gemeindeverfassung der sächsischen Gemeinden wird in Leipzig berathen. Ezerski predigt in der evangelischen Kirche zu Bromberg; Dowiat predigt, von der Gemeinde berufen, im Freien. Der evangelische Consistorialrath Romberg erzielt ein Schisma, indem er Ezerski für seine pietistische Richtung bearbeitet. Der Pfarrer Maier zu Trechtelfingen in Hohenzollern-Siegmaringen tritt der Stuttgarter Gemeinde bei. -5. Gottesdienst zu Leipzig im Gewandhause. Ronge ordinirt den Prediger Eduin Bauer, früher Protestant. Die Gemeinde zu Graudenz verengert ihr Glaubensbekenntniß mit Bezug auf die göttliche Person Christi. Salmünster regt sich. 6. Ronge in Braunschweig. Die Landesregierung und der Magistrat haben der christkatholischen Gemeinde 300 Rthlr., christliche und jüdische Freunde über 700 Rthlr. auf 3 Jahre zugesichert. Seidel constituirt zu Marburg eine Gemeinde auf das Leipziger Glaubensbekenntniß. 7. Prediger Arnsdorf aus Potsdam hält zu Neurupin in einer rômisch-katholischen Kirche den ersten Gottesdienst ab. - Großartiger Gottesdienst in Braunschweig durch Ronge. - Erster Gottesdienst der Gemeinde zu Erfurt, in der evangelischen Predigerkirche unter Kerblers Leitung abgehalten. Berathungen der Dresdner Gemeinde über innere Angelegenheiten; Dr. Eduin Bauer als Prediger der sächsischen Gemeinden vocirt; Frau Professor Wigard tritt mit der Erklärung der Gemeinde bei, daß sie bei dem Symbolzwange der lutherischen Kirche dieser nicht mehr angehören könne. 8. Ronge predigt in Halberstadt. Protestanten begehen Excesse gegen einen römischen Fanatiker und dessen Haus, weil er Ronge mit einem Steine werfen wollte. Die Posener Gemeinde besteht auf Beibehaltung des Schneidemühler Glaubensbekenntnisses. 9. Vogtherr und Hofferichter führen zu Schweidnih den Prediger Jungnickel feierlich ein. Drei in Druck erschienene Predigten Czerskis werden zu Posen öffentlich verbrannt. — Zu Niedlingen

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in Schwaben bildet sich eine neue Gemeinde. In Görlik wird der Gemeinde die sekularisirte Annakirche eingeräumt; Ronge installirt den Prediger Förster, dessen Vater, ein protestantischer Geistlicher, ebenfalls Worte der Weihe spricht. 10. Erster Gottesdienst in Neisse durch Vogtherr. Gottesdienst der deutschkatholischen Gemeinde zu Berlin, im Hörsaale des Berlinischen Gymnasiums unter einem solchen Zudrange abgehalten, daß 10 Personen ohnmächtig wurden; 2 Trauungen, 6 Aufgebote und Beitritt mehrerer Familien. -Der Probst Post hat seine Pfründe in Kulm verlassen und liest in Schneidemühl christkatholische Messe. Woinarski predigt in Malapane. Ministerialerlaß in Kassel, die Christkatholiken betreffend, mit gleichen Bestimmungen wie der berüchtigte sächsische. Erster Gottesdienst der christlich-apostolisch-katholischen“ Gemeinde zu Wartenburg im Ermlande durch Grabowski unter freiem Himmel.

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Loose predigt in Worms. - Maier predigt in Stuttgart. Die Ulmer Gemeinde erläßt ein Absagungsschreiben an das römische Stadtpfarramt.-11. Ronge kehrt wohlbehalten von seiner beinahe sechswöchentlichen Missionsreise nach Breslau zurück. - Die Breslauer Gemeinde beschäftigt sich mit den auf der Provinzialsynode zu berathenden Gegenständen in einer besondern Versammlung. Czerski und Sänger aus Schneidemühl, so wie der lutherische Consistorialrath Romberg aus Bromberg kommen in Thorn mit dem Prediger Bernhard zu einer Conferenz zusammen, in welcher ein Gesuch an den Staat um Anerkennung auf Grund des Schneidemühler, mit der Augsburger Confession harmonirenden Glaubensbekenntnisses beschlossen und abgefaßt wird. Gemeinde zu Rödelheim. 12. In Friedland an der böhmischen Grenze hat sich unter Leitung Georges aus Landeshut eine Gemeinde constituirt. 13. Der ehemalige Dechant Winter wird in Kreuznach für die dortige Gemeinde und diejenigen von Wörrstädt und Alzey installirt. - 14. Erstes Begräbniß in Heidelberg; ein römischkatholischer Priester verrichtet das Gebet am Grabe. 15. Erste Provinzialsynode der Gemeinden Schlesiens und der Oberlausit zu Breslau. In Böhmen verbreiten Freunde des Christkatholizismus den Zuruf Ronges durch Einlage in die von den Pfarrern den Wallfahrern empfohlenen Tractåtlein. Der römische Bischof von Fulda, Leonhard, verflucht die Christkatholiken zu Hanau und Marburg und alle ihre Anhänger. -16. Provinzialsynode der schlesischen Gemeinden. Kaplan Riegger aus Ostrach in Hohen= zollern Siegmaringen schließt sich der Gemeinde in Ulm an. 17. Brauner und Arnsdorf halten den ersten Gottesdienst in Stettin im Hörsaal des Gymnasiums ab. Auch Czerski ist gegenwärtig, predigt zuerst, nach ihm Brauner. Die Spaltung zeigt sich. — Die rom. Katholiken in Posen sammeln Unterschriften zu einer Petition

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an den König, das Predigen in Posen dem Pf. Czerski zu untersagen. In Altenburg wird Robert Blum wegen Concessionirung der,,Blåtter für die Interessen der deutschkatholischen Kirche" in Berücksichti= gung der Leipziger Unruhen" abschläglich beschieden. — 18. Jungnickel predigt zu Reichenbach im Freien. 19. 3usammenkunft von 21 Abgeordneten Ost und Westpreußens zu Marienwerder und Annahme des vom Leipziger Conzil aufgestellten Glaubensbekenntnisses; Czerski ist nicht erschienen. 21. Erster öffentlicher Gottesdienst in Neiße in der dortigen evangelischen Kirche von Vogtherr und Ronge abgehalten. Pastor Wittig an der katholi schen Kirche zu Hamburg übergiebt der Magdeburger Zeitung seinen Absagebrief an Rom. Die Verläumdungen der Ultramontanen, als wenn die Deutschkatholiken die Stifter der Leipziger Unruhen gewesen wären, werden dadurch gänzlich wiederlegt, daß die Regierung dem Vorstande der dortigen Gemeinde, Robert Blum, die Wiederherstellung der Ruhe zum großen Theil zu danken hat. - Loose predigt in Mannheim; die Versammlung wird durch Gensd'armen gestört. - Dr. Scherr aus Gmünd tritt der Stuttgarter Gemeinde bei. 23. Der bisherige römische Priester Faß von Lockweiler ist Prediger der Gemeinde zu Saarbrücken geworden. - Stockach regt sich. — 24. Gottesdienst zu Königsberg in der Domkirche. Die Gemeinde zu Königshuld bei Oppeln hålt den ersten Gottesdienst durch Woinarski. Gemeindevorsteher Minsberg aus Bunzlau constituirt zu Sprottau eine Gemeinde. 25. Hofferichter predigt in Hirschberg; erste Taufe. Die drei Vorsteher der Gemeinde zu Braunschweig werden von dem Stadtmagistrate als solche vereidet. 27. Polizeipräsident Heinke zu Breslau publicirt im höheren Auftrage den Häuptern der katholischen Dissidenten" die ministerielle Generalverfügung vom 17. Mai, wogegen diese protestiren. Die Gemeinde zu Neumarkt erhält von einem Bürger Namens Wecker einen Begräbnißplaß geschenkt. — 28. Kerbler leitet den ersten Gottesdienst zu Heidelberg. 30. Die großherzoglich oldenburgische Regierung untersagt allen Civilstaatsdienern, sich Demonstrationen zu Gunsten der Deutschkatholiken anzuschließen. Der tarnowiher Pöbel demolirt das Gasthaus, in welchem Ronge eingekehrt war. Post predigt in Schwersenz, Czerski hålt polnische Messe, Sylvester assistirt beim Abendmahl.

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Julian Chownik Es bildet sich eine

tritt zu Mainz zur römischen Kirche zurück. Gemeinde zu Stolpe. 31. In Dresden Gemeinde- Versammlung und Einführung der neuerwählten 25 Vorsteher. Installirung Eduin Bauers, dessen erster Akt die Taufe zweier Ifraeliten und einiger Kinder. Die Gemeinde zu Bernstadt constituirt fich. Czerski installirt den Prediger Post in Rawicz zugleich für Posen, Lissa, Reisen und Fraustadt, Wittig, früher in Hamburg,

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predigt in Magdeburg.

Die berliner Protest-Christkatholiken halten eine Versammlung und berathen über ihr Glaubensbekenntniß.

Dr. Eduin Bauer.

(Aus einer biographischen Skizze von E. Gottwald.)

Aurel Reinhard Eduin Bauer, geb. den 7. Juli 1816, genoß bei seinem Vater, dem frühern Pfarrer Bauer zu Zadel bei Meißen, Unterricht und Erziehung bis zum 18. Jahre. In dieser Zeit widmete sich Bauer mit besonderem Interesse dem Gottesdienste und der Pådagogik, indem er dem Organisten sonntåglich beistand, den Choralge= sang studirte, kleine Reden in den Betstunden hielt, seinen Schwestern und bisweilen auch den Kindern der eingepfarrten Dorfschulen im Namen seines Vaters Religionsunterricht ertheilte, kein pädagogisches oder theologisches Journal, was sein Vater mithielt, ungelesen wieder aus dem Hause ließ, sich in einigen Auffäßen in der damaligen,,Sachsenzeitung" und,,Staatsbürgerzeitung" c. versuchte und bei einem selbst in's Leben gerufenen Vereine junger Lehrer den Vorsik führte. In den Jahren 1834-1837 seßte er seine Vorbereitungsstudien auf dem Gymnasium zu Freiberg fort, und wurde hier von seinem Rektor zum Inspektor eines Privat- Alumneums auf 14 Jahr erwählt. Ostern 1837 bezog er die Universität Leipzig und in den ersten acht Tagen seines Aufenthalts daselbst schrieb er die, erst 1838 erschienene Broschüre, ,,Klagelieder der Geistlichen."

Nachdem er Krug's sämmtliche philosophische Schriften und Kant's Kritik der reinen Vernunft zu Hause fleißig studirt, besuchte er die Vorlesungen der Professoren Wiener, Niedner, Theile, Großmann, Fleck und Anger und war ein Jahr lang Mitglied des von Dr. Krehl geleiteten Predigerseminars. Während seiner Universitätsjahre arbeitete er an mehren Zeitschriften, gab 1839 die sächsische Kirchenzei= tung" heraus, ohne daß selbst die Verlagshandlung seinen Namen kannte, und schrieb bei den kölner Wirren: ,,Repressalien, das einzige Mittel, um mit Rom fertig zu werden." Mit prophetischem Geiste hatte Dr. Bauer schon damals erkannt,,,daß der Kirche, nicht der protestantischen allein, sondern der ganzen christlichen Kirche, ein nicht unbedeutender Umschwung bevorstehe," und sprach dies in der ersten Nummer der von ihm begründeten sächsischen Kirchenzeitung 1839 aus.

Im Jahre 1840 verließ er, durch den Tod seines Vaters dazu genothigt, nach sehr wohl bestandenem Examen die Universität und ging auf kurze Zeit nach Zehren bei Meißen. Hier stand er dem Schnei der'schen Knabeninstitute als Vicedirigent vor, verwaltete in Abwesenheit des Diaconus Schneider dessen geistliche Stelle, soweit es ihm als Candidaten gestattet war, und übernahm jest erst, mit Nennung

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