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gemacht, als wenn sich geistige Zustände eines Volkes so ohne Weiteres machen ließen. Sie werden und sind das Produkt nicht Eines Mannes, nicht Eines Tages, nicht Eines Jahres, nicht vieler Jahre, sondern das von tausend und aber tausend für denselben Zweck Jahresreihen hindurch wirkender Ursachen. Versuche es nur, Du, welcher Du Dich zu der obigen Meinung bekennst, und predige eine Idee und sieh, ob und in welchem Maaße Dir die Welt zufallen wird. Ein Volk ist keine Violinsaite, die man beliebig auf und abwärts schrauben und spannen kann; es hat vielmehr zu jeder Zeit seine eigene Stimmung. Nur wer diesen Ton findet, der wird Etwas leisten.

Das zeigt sich wieder recht deutlich bei der gegenwärtigen Reform in der katholischen Kirche. Scheinbar ward sie durch den Brief aus Laurahütte hervor gerufen, aber nur scheinbar; in That und Wahrheit lebte der Geist der Reform schon im Volke. Ronge traf den Ton, und kaum war derselbe angegeben, als er in ganz Deutschland wiederklang. Nur daher ist der große Fortschritt zu erklären, den der Christkatholicismus der vielen Hindernisse ungeachtet, die ihm von allen Seiten entgegengestellt worden sind, in der kurzen Zeit seines Bestehens gemacht hat, nur daraus die Begeisterung, mit der die Apostel desselben auf ihren Rundreisen in allen Gegenden unseres Vaterlandes aufge= nommen und gefeiert worden sind; nur daraus erklärt sich endlich die Bereitwilligkeit, mit der die ohnehin genug belasteten und für allerhand andere wohlthätige Zwecke in Anspruch genommenen Bürger die neuen Gemeinden auf die mannigfaltigste Art zu unterstüßen suchen. Man öffnete ihnen die Kirchen oder andere Räume zu ihren Gottesdiensten, bewilligte ihnen jährliche Beiträge zu ihren Gemeinde- Einrichtungen und zur Anstellung von Lehrern ic.

Auch der jungen Gemeinde in Hirschberg ist der Sonnenschein der Liebe Seitens der Nichtkatholiken auf recht erquickliche Weise zu Theil geworden. Bei den mannigfachsten Anlässen hat sich die Theilnahme für sie auf das Lebendigste ausgesprochen. Ein Beispiel dafür ist uns erst in den lezten Wochen gegeben worden. Ungeachtet aller der christkatholischen Gemeinde bereits gewordenen Unterstügungen, ist dieselbe bei der Unbemitteltheit der Mehrzahl ihrer Mitglieder immer noch nicht im Stande, allen Ansprüchen zu genügen, welche die Gegenwart an sie macht, die Einrichtungen zu treffen und zu unterhalten, deren sie bedars. Von dem Gefühl, zu helfen, durchdrungen, forderten zwei Damen unserer Stadt, Frau Bürgermeister Hertrumpf und Frau Major v. d. Marwig, ihre Mitbürgerinnen zu Geschenken für die junge Gemeinde auf, es möchten diese in Geld, weiblichen Arbeiten, oder in Schmuckund Wirthschafts- Sachen bestehen. Ihr Aufruf fand die lebendigste Theilnahme. Alle diese Gegenstände sollten dann erst ausgestellt und darauf vertauscht werden. Bis zum Tage der Verlosung, den 3. Okt., gingen nun für diesen Zweck ein: Teppiche, gehäkelte Tücher, Sticke

reien aller Art, Leinewand, Schuhe, Hauben, Schlummerkissen, Börsen, Etui's, mancherlei Taschen, Strümpfe und Strumpfbänder, Wäschleinen, Bürsten, Handschuhe, Bücher, Tassen und andere PorzellanSachen, Gläser und Glasbilder, Hausgeräthe u. s. w. Aus Kreuznach fandte Graf Haslinger, welcher früher einmal hier wohnte, die Figur Ulrich's von Hutten eine sehr passende Gabe ein. ein. Nebst den Geschenken waren noch über 66 Rthlr. baares Geld gespendet worden, worauf man gar nicht gerechnet hatte. Bei diesen Gaben haben sich auch Arme, sogar römische Katholiken betheiligt. Die Ausstellung währte 5 Tage, nåmlich vom 28. Sept. bis 2. Okt. und fand in einem großen Zimmer des für die Sache des Christkatholicismus wie für die der protestantischen Lichtfreunde in der edelsten Weise thätigen. Herrn Major v. d. Marwig statt. Ueber 200 Besucher sind dort eingetreten, um sich der auf mehreren Tafeln und Tischen in bunter Mannigfaltigkeit bei geschmackvoller Anordnung ausliegenden Gegenstånde betrachtend zu freuen.

Am 1. Okt. fand sich, in einem Papier eingeschlagen, eine wohl erhaltene silberne Medaille auf den låneviller Frieden mit der beiliegenden. Schrift: Was ich habe, gebe ich Dir; Gott segnet auch das Schärflein. Friede sei mit Dir, sprach einst der Herr. Meinen Frieden geb' ich Euch, spricht Christenliebe. Herr, gieb uns Allen Deinen Frieden!"

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Es wurden 1522 Lose zu 5 Sgr. abgesezt, wobei sich auch viele Auswärtige betheiligten. Die Zahl der ausgegebenen Lose würde noch eine größere sein, wenn die am Berlosungstage noch vielseitig verlangten hätten verabreicht werden können. Die Einnahme, einschließlich der baaren Einsendung beträgt über 320 Rthlr., eine für Hirschberg bedeutende und keinesweges erwartete Summe.

Während der Ausstellung stand ein Teller zu freiwilligen Beiträgen zum Ankauf von Winter- Kartoffeln für die årmsten Christkatholiken aus. Auch hier sind über 12 Thlr. eingegangen, welche ihrer Bestim= mung gemäß verwandt werden sollen.

Durch die am 3. Okt. stattgefundene Verlosung wurden durch die Launen des Zufalls die Gaben, wie sich das denken läßt, sehr wunderbar vertheilt, und Mancher bekam ein Schlummerkissen, der keins be= durfte, oder ein Stück Seife, der sagen konnte: Ich bin schon gewaschen. Auch die Verlierenden machten kein verdrießlich Gesicht.

Die große, alle Erwartungen übersteigende Theilnahme an der Sache beweiset auf's Neue, daß im Volke der Geist der Glaubensfreiheit lebt, daß es von allem und jedem Gewissensdrucke frei sein will. Ein Volk, das von dem verbotenen Baume dieser Freiheit gekostet hat, ist durch kein Mittel in das vorgespiegelte Paradies des ge= dankenlosen Glaubens an Priesterwort zurück zu führen.

R.

Offenes Sendschreiben an einen gewissen
Breslauer Bürger.

Ihre Beiträge zu einer Kritik der neuen deutsch-katho= lischen Glaubensbekenntnisse," in Breslau bei Eduard Trewendt erschienen, fordern zu einer Beleuchtung, wenn auch nicht zu einer Antikritik heraus. Daß ich Ihre Kritik, troß des unwürdigen Tones darin, einer solchen Beleuchtung würdige, mag Ihnen immerhin als Beweis meiner theilweisen Anerkennung Ihrer Schrift dienen. Ja, obschon sich fast unwiderstehlich die Lust in mir regt, Ihnen in derselben ironisch verhöhnenden Sprache zu begegnen, deren Sie sich gegen fremdes Heiligthum bedienen, will ich es doch unterlassen, denn ich denke noch früh genug daran, wie wenig es dem Kritiker, besonders bei hochernsten Gegenständen, ziemen will, sich als lustige Person hören zu laffen.

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Gleich die erste Zeile Ihrer Schrift enthält eine prunkende doppelte Unwahrheit. Sie sagen nåmlich: Nachstehende flüchtige Bemerkungen sind in rein kritischem Sinne niedergeschrieben." Was die Flüchtigkeit betrifft, so soll dies doch nur andeuten: Ihr werdet gleich auf der zweiten Seite bei dem Eitate und so fort*) erstaunen, wie gelehrt ich bin, während ich doch diese Bemerkungen nur ganz flüchtig gemacht habe. Natürlich würde ich die katholische Bewegung sogleich pulverisiren und ecrasiren, sobald ich mit dem ganzen Fond meines Wissens herausrückte. Erlauben Sie mir, Bester, an Ihrer Flüchtigkeit einen bescheidenen Zweifel. Ich bin vielmehr überzeugt, daß das Schriftchen Ihnen blutsauer geworden ist, und ich kann nur den Zeitaufwand auf die von Ihnen unternommene dennoch sehr oberflächliche und daher unnüße Arbeit bedauern. Die gelehrte Zuthat dabei war ein ganz entbehrlicher Ballast, sobald Sie, Ihrer Erklärung zufolge, in rein kritischem Sinne wohlthätig auf die Gestaltung der neuen Kirche einwirken wollten. Bei dem sinkenden Autoritätenglauben gilt die Ostentation mit Citaten immer weniger in Schriften, die es mehr mit der selbstständigen Idee zu thun haben. Man will dort den eigenen Geist, die eigene Meinung des Verfassers kennen lernen, nicht aufgewärmte Ansichten anderer Autoren aus früherer Zeit und aus andern Verhältnissen, wåren sie auch noch so gediegen. Daß dies nicht ohne Einschränkung gesagt ist, versteht sich von selbst; im Ganzen aber könnten Sie sich Herrn O. Peters in Liegniß, der den Angriff auf das christkatholische Glaubensbekenntniß mit weit mehr Selbstständigkeit ausführte, zum Muster nehmen.

*) Auf 29 Seiten citiren Sie: Muratori, Bahrdt, Fischer, Schelling, Hegel, Kant, Wieland, Venturini, Brenecke, Bretschneider, Hahn, Jakob Böhm, Strauß, Ariftoteles, Cicero, Tycho de Brahe, Copernicus, Seyfried, Mädler, Steffens, Horaz ic. alle so durcheinander, wie deren Werke in mancher Antiquarbuchhandlung Liegen.

Ihr rein kritischer Sinn, mein Herr Breslauer Bürger, ist die zweite Unwahrheit. Ihr moquanter, suffisanter, man möchte fast sagen: blasirter Ton paßt schlecht zu einer Kritik, mit der Sie bei unserm neuen Kirchenthume theils bildend, theils lauternd und reinigend auftreten wollen. Wir Christkatholiken haben unsere Glaubens- und Wissensbe= kenntnisse durchaus nicht so schroff und starr abgeschlossen, daß wir nicht eine competente Kritik derselben beachten sollten; aber allerdings, wenn nicht eine wohlmeinende, doch eine der Sache angemessene, also nicht die Ihrige.

Jeht zu Ihrer Kritik unseres Glaubensbekenntnißes selbst. Wie oft soll es denn noch ausgesprochen werden, daß ein solches uns an sich sehr unwesentlich erscheint. Die Apostel und ersten Christen haben gar kein Symbol gehabt, und sobald ein solches in der Kirche aufges nommen wurde, war es auch um den Frieden der Kirche geschehen. Aus dem glaubensfrischen Christenthume der That war das theologische unfruchtbare des Buchstabens geworden, was seinen Unfrieden bis in unsere Tage erstreckt hat. Die Nothwendigkeit eines Symbols ging für uns nur aus der Stellung zum Staate und zu den übrigen Religionsparteien hervor, und es wurde so allgemein als möglich abgefaßt, um, statt der chimärischen, nur mechanisch ausgesprochenen Einheit im Glauben, das bisher noch nicht gekannte köstliche und doch für eine allgemeine christliche Kirche so höchst nöthige Gut der thätigen Glaubenseinigkeit zu bewahren. Mir selbst genügt das Symbol weder in seiner breslauer noch leipziger Fassung vollkommen, aber ich konnte und durfte es dennoch als das meinige unterschreiben, weil ich, Kraft der zugestandenen Glaubensfreiheit, das ausgesprochene Minimum nach meiner Ueberzeugung ergänzen konnte, und im Bewußtsein dieser Freiheit werden es Tausende unterschrieben haben.

Sie tadeln die Unvollständigkeit dessen, was wir in seiner vorläufigen Unvollständigkeit grade als heilsam für die christkatholische Sache angesehen haben. Dabei aber haben Sie Recht mit der Bemerkung, daß wir, mit dem äußerlichen Aufbau unserer Kirche zu sehr beschäftigt, uns auf speculativ-dogmatische Spitfindigkeiten nicht einlassen können: aber der Himmel mag uns auch in Zukunft davor bewahren, und er wird es, denn wir hören auf die große Warnerin Geschichte. Wir wåren des reformatorischen Zeitalters nicht werth, wenn wir es nicht thåten.

Sie faseln, der innere Kern und Geist fehle unserer Kirche zur Zeit noch, wir warteten darauf noch, und knüpfen daran die Bemerkung: ,,Sollten sie vielleicht vergeblich darauf warten? Soll etwas lebendig Organisches entstehen, da wächst die Schale mit dem Kern. Lehterer hat vor ersterer immer eine Priorität. Ist die Form eher fertig, als der Inhalt, so wird dieser sie bald zertrümmern, wenn sie nicht zu ihm paßt."

Sie würden Recht haben, wenn wir den Kern erst zu suchen oder zu schaffen hätten. Das könnte dann auch vielleicht nicht binnen acht Mo

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naten geschehen, und ålter ist ja die christkatholische Kirche nicht. Uber der Kern unsers Glaubens ist ja gegeben durch Jesum Christum, auf den unser Bekenntniß lautet, und unsere Aufgabe ist, in der,,von der christlichen Idee durchdrungenen und bewegten Vernunft" diesen Fruchtkern zu einem fruchtbringenden Lebensbaume zu entwickeln, mit andern Worten: Dem Christenthume der That endlich in der Geschichte die Gestalt der Wahrheit zu geben, und nicht mit leeren unfruchtbaren Theorien ferner die Zeit zu verderben.

Spaßhafter Weise stellen Sie sich freilich an, als wären Sie so schwerfällig von Begriffen, daß Sie mit der von der christlichen Idee durchdrungenen und bewegten Vernunft" gar keinen bestimmten Begriff zu verbinden wüßten, und Sie schöpfen tief aus Ihrem antiquarischen Wissensbrunnen, um den Sah in weitläufigen gelehrten Expositionen so lange hin und her zu zerren, bis Sie einen sublimen Unsinn daraus gemacht haben. Auf Ihre Katechismusfragen, wie wir den Sah verstehen, antworten wir nicht, und nehmen lieber vor Ihrer confusen Anschauungsweise den Verdacht auf uns, damit,,Phrasen aus der neuern Philosophie bewußtlos eutnommen zu haben.“

Ihrer Kritik fehlt offenbar die Gesinnung, sowie das Princip, da man aus ihren Angriffen nicht recht entnehmen kann, ob sie aus einer unrichtigen objectiven Anschauung der katholischen Kirchenreform überhaupt, oder aus subjectiver Feindseligkeit gegen den Christkatholicismus geschehen. Vielleicht hatten Sie auch nur die Absicht, auf dem neuen Terrain mit Ihren albernen Wigen als lustige Person zu debütiren, und nebenher Ihre kecken Behauptungen und Ihren blendenden Wissenskram bewundern zu lassen.

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Oder ist es nicht albern, wenn Sie bewißelnd behaupten, die christkatholische Kirche habe in ihrem Gottesdienste von Altar und Kanzel herab den bisherigen,,Du-Comment" zuerst abgeschafft, weil Ronge seine neue erste Gemeine mit Sie anredete? Ist Ronge die christkatholische Kirche, oder muß diese sich nach seinen Eigenthümlichkeiten richten? Passen solche Noten unter solchen Tert? Ist es ferner nicht keck, ja frech, unsern Reformatoren Geistes- und Wissensarmuth vorzuwerfen, weil sie mit rascher Thatkraft ihrer Brüder Erlösung vom römischen Joche erfolgreich betrieben, und ein neues Kirchenthum begründeten, ohne sich von Ihnen (!) vorher über das Hegelsche System examiniren, ein Glaubensbekenntniß abfassen, und die Beibehaltung der Tradition oder den Uebertritt zu den Protestanten anrathen zu laffen?!

Wären Sie übrigens nicht so überaus wißig und abgeschloffen suffifant, so könnten wir vielleicht von Ihnen, und Sie von uns noch Etwas lernen. So aber wäre es schade um jedes specielle Eingehen auf Ihre Kritik, welche, Ihrer Versicherung im Eingange ungeachtet, nichts weniger als rein kritisch, also nicht parteilos ist. Ich würde Ihnen ohne Bedenken die Ehre anthun, Sie für das geschickteste literarische

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