ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Instrument Roms zu erklären, wenn Sie nicht zum Schlusse eine große Wahrheit ausgesprochen, und mich damit noch einmal an sich irre gemacht hätten, indem Sie sagen: Die Gott und Weltanschauung sei in jeder Religion die wesentliche Grundlage, und eine künftige Religion könne nur pantheistischer Natur sein. Da haben Sie also den= noch eine eigene subjective Ueberzeugung und Gesinnung aufgestellt, wenn auch nicht entwickelt! Woher aber wissen Sie denn, daß diese nicht auch die unsrige ist?

Erster Gottesdienst zu Jerschendorf.

J. Kr.

Welch reges

Jerschendorf bei Neumarkt, am 28. Sept. Leben in unserem sonst so stillen Dörfchen! Wagen an Wagen kommt herangefahren, und Menschen pilgern auf allen Fußpfaden herbei! Auch der Kreislandrath erscheint in voller Galla mit zwei Gensd'armen: warum dieses Alles?

Es hatte sich vor einiger Zeit hier eine christkatholische Gemeinde ge= bildet, heut wollte sie ihren ersten Gottesdienst feiern und erwartete hierzu Herrn Prediger Vogtherr aus Breslau. Unser Dorf besigt eine Kirche, welche ihm vor mehreren Jahren durch den Kreislandrath als Eigenthum übergeben, aber bis jeht noch nicht benüßt worden war, weil die Gemeinde in der Nachbarschaft eingepfarrt ist. Da aber die Kirche leer und unbenüßt dastand, so wünschte die ganze Gemeinde, daß der Gottesdienst der christkatholischen Gemeinde in diesem Gotteshause abgehalten werde und gab, so wie die Gutsherrschaft, ihre schriftliche Einwilligung dazu. Allein der Pastor Schulz in Metschkau und der Superintendent Thilo in Striegau hatten es sehr unwillig aufge= nommen, daß in dieser Kirche christkatholischer Gottesdienst stattfinden sollte, und zur Verhinderung desselben die nöthigen Schritte gethan. Als nun die Gemeinde vernahm, daß sie nicht in ihre festlich geschmückte Kirche hineindürfe, brach ihr Unwillen aus, da sie sich in ihrem guten Rechte zu befinden meinte, wenn sie von ihrem bisher unbenüßten Eigenthume einmal Gebrauch machte; sie forderte auch in der That Herrn Prediger Vogtherr auf, den Gottesdienst in der Kirche abzuhalten. Allein dieser hatte, wie ich höre, schon auf dem Bahnhofe zu Stephansdorf ein Schreiben des Landraths empfangen, wonach er den Gottesdienst nicht in der Kirche abhalten dürfe. Als er nun hier ankam, wurde er liebevoll empfangen. Den Eingang des Dorfes zierte eine Ehrenpforte mit der Inschrift,, Willkommen!" In der Mitte des Dorfes befand sich eine zweite und dicht vor der Kirche eine dritte Ehrenpforte, wo die Schulmädchen und eine sehr große Menschenmenge seiner harrten. Die bekränzten Mädchen bildeten eine Doppelreihe, und eines derselben trat vor, begrüßte Herrn Prediger Vogtherr mit einigen gefühlten Worten und überreichte ihm ein Gedicht. Prediger

Vogtherr antwortete, indem er die versammelte Gemeinde mit herzlichen Worten anredete, sie aber auch zugleich zur Ruhe ermahnte. Da ihm so= fort die Gegenwart des Landraths und der Gensd’armen, welche den Eingang in die Kirche beseßt hielten, angezeigt wurde, so begab er sich zu er sterem, um mit ihm Rücksprache zu nehmen. Unterdessen verlangte die Ge= meinde stürmisch den Eingang in ihr Eigenthum, indem Einzelne sagten, bis jest habe sie Niemand, weder Pastor noch Superinten= dent zum Besuch der Kirche aufgefordert, und jeßt, wo sie selbst frei= willig hineingehen, wo sie nach vielen Mühen endlich einmal einen Gottesdienst in ihrer Kirche feiern wollten, da dürften sie nicht; das sei ihnen nicht erklärlich. Prediger Vogtherr hatte während dieser Zeit erfahren, daß die Kirche nicht gegeben werden würde, und beschwichtigte die Gemeinde; die Gemeinde bestand aber darauf, daß Gottesdienst ge= halten werden solle, was sich in Ermangelung eines Lokales nur im Freien thun ließ. Die Gutsherrschaft erlaubte daher sofort den Plak vor dem Schlosse am Eingange in den Garten; man beeilte sich, einen Altar zu errichten es wurde ein Tisch auf ein Gestell gebracht und hinter ihm an der Mauer des Gartenhauses ein Altarblatt von schwarzem Kattun in der Mitte mit einem darauf gehefteten weißen Kreuze befestigt. Zu beiden Seiten stand eine Säule, mit weißem Zeuge drapirt, und ein Kreuz, 4 Leuchter, eine Bibel und ein Kelch schmückten den improvisirten Altar. Das Volk hatte sich vor der Kirche gelagert und wollte immer noch in die Kirche. Vogtherr ging nun hin und stellte der Versammlung vor, daß sie sich dem polizeilichen Befehle fügen müsse; dann trat er selbst den Weg zu der polizeilich nicht zu schließenden Kirche unter Gottes freiem Himmel an, und unter Thränen folgte ihm die Gemeinde von ihrem Gotteshause zu jenem Altare, von welchem ihr bald Trost und Beruhigung werden sollte. War es auch schmerzlich für die Ge= meinde, von ihrer Kirche ausgeschlossen zu sein, so war es auch wieder erhebend, unter dem herrlichen blauen Dome die Herzen zum Alvater zu richten.

[ocr errors]

Die Liturgie begann, und die Schulkinder fangen die Responsorien, freilich ohne Lehrer, denn dieser hatte kurz vor dem Sonntage ein Schreiben von seinem Schulrevisor, dem bereits erwähnten Pastor Schulz, erhalten, worin ihm die Theilnahme am Gottesdienste und die Leitung des Gesanges bei demselben streng untersagt, ja die Nichtach= tung des Befehles mit strenger Ahndung belegt war. Der Urme folgte auch, und hatte sich schon des Morgens hinüber nach Metschkau in die Kirche begeben. Da dieses die Gemeinde erfuhr, schickte sie ihm einen Wagen nach, allein derselbe kam leer zurück. Doch hatten sich andere Lehrer aus der Umgegend eingefunden, welche den Gesang gemeinschaft= lich leiteten.

--

Herr Vogtherr hielt eine begeisterte und begeisternde Predigt. Eine heilige Stunde war gekommen, eine Stille fondergleichen, der herrliche blaue Himmel, freundlicher Sonnenschein und solch ein Redner!

[ocr errors]

Da flossen Worte des Lebens! Ja solch eine Rede mußte die verhärtetesten Herzen erschüttern, und nach dem Gottesdienste konnten die Leute, welche von fern gekommen waren, sich von ihrem Erstaunen nicht erholen, da sie den Gottesdienst ganz anders gefunden, als er ihnen daheim von ihren Pfarrern und Pastoren war beschrieben worden.

Rührend war die Abendmahlsfeier, welche beinahe von der ganzen, 96 Glieder zahlenden Gemeinde begangen wurde. Kein Auge blieb trocken, als sie unter Gottes freiem Himmel hinknieten, um die Geg= nungen des neuen Bundes zu empfangen. , es war ein unvergeßlicher Anblick, Greise und Jünglinge mit so innigem Verlangen dem Tische des Herrn sich nahen zu sehen. Vogtherr sehte ihnen zuvor nochmals die Wichtigkeit des Schrittes auseinander, fragte sie, ob sie ihr Vorhaben auch reiflich erwogen hätten und ob sie in Wahrheit und um der Wahrheit willen in die allgemeine christliche Kirche aufgenommen zu werden wünschten. Ein freudiges, feierliches Ja tönte zum Himmel, Alle fühlten sich glücklich, einer Gemeinde beigetreten zu sein, die da einig ist in der Liebe. Nach vollendetem Gottesdienste reichte Prediger Vogtherr noch einer kranken Person das Abendmahl.

Die heilige Feier ist nun vorüber, sie wird aber Allen heilig bleiben. Die ältesten Leute gingen mit großer Rührung nach Hause und hielten den Tag für den glücklichsten ihres Lebens und priesen Gott, daß er sie denselben erleben ließ. War die Menge am Anfange des Tages durch die Versperrung der Kirche schmerzlich aufgeregt, so war sie jest freudig beruhigt, einem solchen Gottesdienste beigewohnt zu haben. Nach allen Richtungen hin sah man Menschen nach Hause strömen, die so manches Samenkorn mitnahmen, um es daheim auszusäen, wo es unter Gottes gnådigem Beistande auch aufgehen und Frucht tragen wird hundertfältig.

Die Gutsherrschaft, welche das Wohl der jungen Gemeinde von ganzer Seele will, hatte Herrn Prediger Vogtherr zu Tische geladen. Nachmittags sahen wir ihn wieder abfahren; der innigste Dank für seine bewiesene Liebe, und der herzlichste Wunsch, ihn recht bald wieder zu sehen, folgte ihm nach. Ach, die Gemeinde steht so allein und verlassen, und der Feind zieht aller Orten umher. Doch getrost: der Herr ist mit uns, wer will wider uns sein?

Zum Schluße noch einige Fragen, die wir nicht unterdrücken können. Warum suchte man die Gemeinde, welche Achtung vor dem Gesek be= sigt und sie bewiesen hat, nicht auf gütlichem Wege zu belehren? Warum stellte man erst eine Stunde vor dem Gottesdienste vor die festlich geschmückte Kirche Gensd'armen, eine Maßregel, welche das Volk erbitterte und es zu Ungefeßlichkeiten, die indessen durchaus nicht vorgekommen sind, aufreizte? Daß man Gensd'armen an die Kirchthür stellte, bewies dem Volke, daß man seiner Gefeßlichkeit nicht traue, und doch war es sich keiner Ungeseßlichkeit bewußt. Solches thut nicht gut.

Es bedurfte nur einiger innigen Worte des Predigers Vogtherr, und die große versammelte Menge besiegte ihren Schmerz und kehrte zur Besonnenheit zurück.

Hat ferner ein evangelischer Pastor das Recht, dem Lehrer einer Gemeinde zu befehlen, ihrem Gottesdienste nicht beizuwohnen, und ihm im Uebertretungsfalle mit Amtsentsehung zu drohen? Worauf ist dieses vermeintliche Recht begründet? Und glaubt etwa der Herr Pastor, daß ihm ein solches Auftreten der Gemeinde und ihrem Lehrer gegenüber die entfremdeten Herzen wieder zuführen wird? Dieses können nur Handlungen der Liebe. Gehorsam läßt sich wohl noch erzwingen, Liebe nimmermehr.

An der Stelle, wo der Gottesdienst im Freien abgehalten worden ist, wird, wie es heißt, zur Erinnerung für Mit- und Nachwelt eine Marmortafel angebracht werden. Fernere Gottesdienste im Freien werden. hoffentlich nicht mehr Statt finden.

Römische Bestrebungen in Oberschlesien.

M.

Der glückliche, von den römischen Geistlichen nicht geahnte Fortgang der neuen Reformation mußte natürlich Gegenmaßregeln der Geistlichen hervorrufen, um ihre Heerden vor allzugroßem Abfall zu schüßen. Mit Strenge glaubte man anfangs verfahren zu müssen; auf den Kanzeln und im Beichtstuhl wurde mächtig gegen die,,neuen Heiden" geeifert; die wunderlichsten Gerüchte über Ronge und den Christkatholicismus wurden geflissentlich unter dem niedern Volke verbreitet; Traktåtchen aller Art wurden ausgetheilt und nicht ungewöhnlich war es, den Landmann auf dem Felde lesend anzutreffen. Das Lehtere wurde so stark getrieben, daß mehrere muthmaßlich darüber verrückt wurden. War es dennoch nicht zu hindern, daß Einige aus den Gemeinden zum Christkatholicismus übertraten, so entblödete man sich auch nicht, von heiliger Ståtte herab dieselben auf die empörendste Art zu verdächtigen und bei dem Volke in Mißkredit zu bringen, wie solches namentlich in Rudenau auf die auffallendste Weise geschah. Da dies Alles nichts half und fogar handgreifliche Demonstrationen erfolglos blieben, so ist man in neuerer Zeit auf den Gegensah verfallen: man ist nämlich außerordentlich freundlich und zuvorkommend gegen die Christkatholiken, geht mit ihnen um und sucht sie durch freundliche Gespräche in die Arme der römischen Confession zurückzubringen, wie solches in Kosel, aber ohne Erfolg, versucht wurde. Das Hauptaugenmerk ist auf das noch gläubige Volk gerichtet, indem man die Prozessionen wieder so feierlich als möglich zu machen sucht. So wurden in Ujeft die Heiligenbilder mit neuen Anzügen versehen, Bilder, die wegen ihrer Häßlichkeit und auch, um das Volk von der Anbetung derselben zurückzubringen, schon vor vielen Jahren von dem verstorbenen Erzpriester Schneider zurückgestellt

[ocr errors]
[ocr errors]

worden waren, sind jeßt durch die jüngere Geistlichkeit, namentlich durch Vicarius Gach, troß der dringenden Abmahnung des Pfarrers wieder hervorgeholt und der Prozession vorausgetragen worden. Man beabsichtigt sogar auf Betrieb des Vicarius Gach, eine Fundation für die Abhaltung solcher Prozessionen zu errichten. Wirksamer, als die He= bung der Prozessionen, möchten sich aber erweisen die geringeren Accidenz-Gebühren, welche die Geistlichkeit auf Anrathen des Fürstbischofs zurückgesezt hat; und sollte es sich bestätigen, daß auch die Wirthinnen. unter 50 Jahren abgeschafft werden müssen, so ist nicht zu leugnen, daß dadurch dem Volke viele Aergernisse weniger gegeben werden und es mehr von dem Abfall zurückgehalten werden wird. Sonderbar aber findet man das Mittel, sich statt der Uhrketten der Rosenkränze zu bedienen, um dem Volke als fromm und rechtgläubig zu erscheinen. Damit werden die vornehmen Herren, die dergleichen äußere Frömmigkeit zur Schau tragen, wie weiland die Pharisker, sich äußerst lächerlich machen, wie ich vermuthe. Auch daß Witt genannt von Dörring romisch (laut öffentlichen Blättern) geworden ist, wird die Sache der Romlinge weniger fördern, als man sich vielleicht eingebildet hat, da der genannte Witt v. Dörring nicht eine solche Autorität ist, daß sein Beispiel Nachfolge haben sollte. Der Ausspruch:,,Die katholische Kirche verliert blos die Spreu, der Protestantismus aber die Körner," ist hier in keine Anwendung zu bringen, und Witt's öffentlicher Uebertritt eine ganz gleichgültige Sache.

Die schlechte Presse.

Die Presse stammt von Teufelskunst
Denkt nur an Doktor Faust —
Drum fehlt ihr allgemeine Gunst;
Sie gleichet einer Feuersbrunst,
Die, mächtig lodernd, um sich greift,
Durch Häuserreihen zündend streift
Und jäh zum Himmel braust.

Die Presse liebt den Tagesglanz,
Ist nicht des Dunkels Magd;
Die Wahrheit ist für sie Instanz.
Ihr flicht sie gern den Siegerkranz;
Doch für die Faschingsmummerei
Ist plump und träg sie, schwer wie Blei,
Kurz, schlecht, wie schon gesagt.

Sie kehrt sich nicht an Macht und Stand,
Sie huldigt nur dem Recht,

Wirft Keinem in die Augen Sand;
Sie trägt der Wahrheit Fackelbrand,
Des Lichtes Funken streut sie aus
Von Ort zu Ort, von Hauf zu Hauf'.

Drum ist sie

[ocr errors]

wirklich

[ocr errors]

schlecht.

Heinrich.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »