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Sie schont kein Privilegium,
Ist Jedem gleich gerecht.
Sie stöbert alten Moder um,

Rührt Spren und Kern im Sieb' herum;
Sie hält die Wache an dem Thor',
Und lugt auf jedes Eselsohr-

Ist nicht die Presse schlecht?

Auch reizet sie zum Kriege an,

Zu Kampf und zum Gefecht.

Zwar führt sie keine Partisan',

Bricht nicht mit Schwert und Dolch sich Bahu:

Und doch trifft sie, wie Wetterstrahl,

Der Feinde wuthentbrannte Zahl

Drum ist die Presse — schlecht.

Wer ferner sie noch loben wollt',
Wär' mir ein rechter Hecht.
Sie steht in keines Pfaffen Sold,
Verschmäht der Dunkelmänner Gold,
Trägt nur des freien Geist's Panier,
Drum schreit man auch, voll Rachbegier,
Die Presse, sie ist — schlecht!

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Wenn fünfzig Jahre vorüber gegangen sein werden, und diejenigen nicht mehr auf dieser Erde wandeln, welche die christkatholischen Gemeinden gründeten, da werden ihre Kinder und Kindeskinder, die Erben der jeßigen geistigen Eroberungen zu wissen begehren, wie Alles geschehen sei, welchen Männern und welchen Verhältnissen sie ihre freie Gottesverehrung, fern von jedem Glaubens- und Gewissenszwang, der jest noch so viele Menschen unglücklich macht, zu verdanken haben. Es ist daher sehr wünschenswerth, daß ein öffentliches Zeugniß, welches von allen Mitlebenden und Mithandelnden still

schweigend beglaubigt wird, über die Entstehung und Entwickelung der einzelnen Gemeinden entweder in diesem der christkatholischen Sache ausschließlich gewidmeten Werke, oder in Monographien niederge= legt werde.

Görlik ist im Besiß einer solchen Monographie, welche unter dem Titel:,,Constituirung der deutschkatholischen Gemeinde zu Görlig und erster öffentlicher Gottesdienst derselben" zum Besten der Gemeinde bei G. Heinze u. Comp. 1845 erschienen ist. Andere Quellen für eine Geschichte der Görlißer Gemeinde sind ganz besonders die beiden zu Görlis erscheinenden Lokalblätter:,,der Görliger Anzeiger" und,,die Görlizer Fama." Aus diesen entnehmen wir folgende Hauptzüge der Bildungsgeschichte der Görlißer Gemeinde:

Um 21. März 1845, Charfreitag und zugleich Frühlingsanfang, versammelten sich eine Anzahl katholischer Christen von Görliß in einem Privathause, wo der Königl. Land- und Stadt- Gerichts - Kanzlei-Director Dittrich folgende Worte an sie richtete:

,,Lieben Freunde und Brüder!"

,,Innerer Drang des Geistes, festbegründete Ueberzeugung und die Anregung, welche mir von Seiten einiger Mitglieder unserer gegenwärtigen Versammlung wurde, lassen mich es wagen, einige Worte an Sie zu richten. , könnte ich diese Worte kleiden in der Rede kunstreiche Form; o könnte ich sie Ihnen zurufen mit der Gewalt des Sturmwindes, wenn er dahin fährt über Land und Meer, oder könnte ich ihnen geben die Stimme des Donners, wenn er rollend über unsern Häuptern die Majestät und Macht des Herrn verkündet; - o könnte ich sie ausströmen lassen gleich dem ersten warmen Frühlingshauche, um in Ihren Herzen, meine Brüder, zu erwecken die Liebe für die hohe und heilige Sache, wegen welcher wir uns in dieser ernsten Stunde hier zusammenfinden. Doch der Herr, der Allmächtige, wird meinen schwachen Lauten Eingang verschaffen in die Tiefe Ihrer Herzen, wo Sie ja Alle längst im Stillen den Entschluß vorbereiteten, den wir jest laut aussprechen wollen; den wir aussprechen und bekennen wollen vor Gott und aller Welt. Hochwichtig ist unser Entschluß, meine Brüder, und folgenreich! Nicht unsern Glauben als Christen wollen wir verläugnen und ablegen, nein, meine Brůder! aber die Form wollen wir åndern und zerbrechen, die bisher unsern Glauben in starre Fesseln zwängte; eine neue Form wollen wir unserm Glaubensbekenntnisse geben, welche freie Bewegung gestattet; eine Form, die in Vernunft und in Liebe wurzelt. christkatholische Kirchengemeinde wollen wir begründen, die, frei von römischer Hierarchie nur auf Christi Wort gebaut und aufgerichtet, uns für unsere Lebenszeit den Weg zu einem glückseligen Leben und Ster ben lehren und bewahren soll. Zu einer solchen Gemeinde wollen wir uns heute constituiren und uns dazu verpflichten durch Wort und

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Handschlag und Unterschrift. Zwar dürfen wir es uns nicht verhehlen, daß dieser Schritt mancherlei und vielfache Schwierigkeiten im Gefolge hat; aber wir bauen auf die Hülfe des Herrn, die Gerechtigkeit unserer guten Sache und vertrauen unserm festen Willen und hoffen nach Mühe und Fleiß den schönsten Lohn. Für heute mögen Schwierigkeiten und Bedenken ruhen; wir werden solche in künftigen Berathungen erwägen; heute gelte es nur, durch Abgabe unserer freien und ungezwungenen, darum aber auch ungeheuchelten Erklärung, den Grund zu legen zur christkatholischen Gemeinde in Görlig. Dazu gehört vornåmlich:

-

1) daß wir in kirchlicher Beziehung uns lossagen von Rom und der Gewalt des Papstes;

2) daß wir unsern Glauben gründen - nicht auf Menschensahungen, sondern allein auf die heilige Schrift, die überall freie Forschung gestattet und nicht leere Gebetsformeln, unnüße Bußübungen und zwecklose Casteiungen, sondern Werke der Liebe und Humanität für die Frucht des Glaubens und der Religion des Christen erklärt;

3) daß wir unsern Christenglauben nur durch Taufe und Abendmahl äußerlich zeigen, und legteres, so wie es Christus eingeseßt, in beiderlei Gestalten genießen;

4) daß wir unsern Gottesdienst in unsrer uns allen verständlichen Muttersprache halten und also Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten und verehren können;

5) daß wir nur dem liebenden Vater im Himmel unsere Fehler und Sünden bekennen, ihm Reue und Besserung geloben und also der Ohrenbeichte nicht bedürfen;

6) daß wir alle Menschen als Kinder eines Vaters und darum als Brüder und Schwestern betrachten, mithin den Bund der Herzen nicht verdammen, welchen Gatten und Gattinnen verschiedener Confessionen mit einander geschlossen, ihn vielmehr als eine rechte und gültige Ehe in Ehren halten und anerkennen;

7) daß wir unsern Religionslehrern und Seelsorgern die Segnungen und das Glück des ehelichen Lebens und des Familienverbandes nicht länger vorenthalten, also den Cölibat für aufgehoben erklåren und dadurch verhindern, daß der angehende Seelsorger sein Amt als Heuchler antrete, indem er ein Gelübde abzulegen genöthigt ist, gegen dessen Erfüllung seine Menschennatur streitet; 8) daß die Form unserer Gottesverehrung zweckmäßigen Reformen unterworfen werden könne und zu diesem Behuf alle unsere kirchlichen Angelegenheiten von den Gemeinden selbst und nicht von einer geistlichen Oberbehörde geleitet werden, und in dieser Bezie hung nur die Anordnungen der von Zeit zu Zeit abzuhaltenden allgemeinen Concilien Geseßeskraft haben;

9) daß Ablaßkram, Heiligen und Reliquien - Verehrung als unzuLåsfig und unchristlich erklärt werden.

Wollen wir, meine Brüder, dies als die für jeht aufzustellenden Hauptpunkte unserer künftigen Gemeindeordnung anerkennen und gelten lassen, so werden wir uns würdig denjenigen Brüdern und Schwe= stern anschließen, die an vielen Orten unsers Vaterlandes mit lobenswerthem Beispiel uns vorangegangen sind.

Einst wollte Rom über unser Vaterland die Herrschaft gewinnen durch Ueberredung und Waffengewalt, da griffen unsere Vorfahren muthig zum Schwerte und schlugen mit kräftigen Streichen die frechen Eindringlinge hinaus aus deutschen Gauen. Rom's Weltherrschaft ging unter im Laufe der Zeit, doch über den umgestürzten Thron der Imperatoren und Cåfaren erwuchs eine weit gefährlichere Macht, welche den Geist in Fesseln legte und die Leuchte auszulöschen trachtete, die Gott der Herr selbst dem Menschengeschlechte angezündet hat, und womit er den Menschen zu seinem Ebenbilde stempelte. Laßt uns darum, meine Brüder, ebenfalls das Schwert ergreifen, das Schwert des Geistes, und mit scharfen Schlägen uns die geistige Freiheit gewinnen! Die Christenheit feiert heute das Erinnerungsfest: daß Christus das Menschengeschlecht einst erlöste aus tiefster Schmach und Erniedrigung; - daß er von ihm nahm die Geistesnacht und Licht brachte in die Finsterniß; laßt uns, meine Brüder, ebenfalls heute unser Erlösungswerk beginnen! - Des Winters eisig Kleid deckt noch Feld und Flur; doch schon steht der Frühling gerüstet, die Eisrinde zu brechen; bald schmückt des Frühlings junges Grün und der Blumen bunte Menge die Nähe und Ferne und erquickt das Auge und erfreut das Herz. Auf, meine Brüder, last auch uns einen Frühling schaffen für unsern Geist und für unser Gemüth; - den Frühling eines reinen Glaubens, der ewig jung bleibt und ewig schön, und der, wenn die irdische Sonne sinkt, uns zum Lande seliger Vollendung geleitet."

Mit inniger Bewegung wurde dieser Vortrag aufgenommen, und als darauf der Vorsißende fragte: ob man Willens sei, auf diese Grundzüge auch in Görlig eine christkatholische Gemeinde zu begründen? da entquoll jedem Herzen ein tiefempfundenes,,Ja!" Nun folgte der Vortrag des Glaubensbekenntnisses der christkatholischen Gemeinde in Breslau, welches auch für die Görlißer Gemeinde angenommen und von den Anwesenden unterzeichnet wurde.

Nachdem bald darauf, am 25. März, Johannes Ronge bei seiner Durchreise nach Leipzig auch Görlig berührt hatte, erfolgte am 30ften Mårz die zweite constituirende Versammlung im Sihungssaale der Stadtverordneten. Zum Vorstande und zu Aeltesten wurde an diesem Tage gewählt: der Königl. Land- und Stadt-Gerichts-Kanzlei-Director Dittrich, Stadt- Kammerei-Haupt: Kassen - Buchhalter Illmann,

Kaufmann Krause, Glasermeister Seiler, Kaufmann Temmler, Raths-Keller-Pachter Schmidt. Zuvor hatten sich noch eine bedeutende Anzahl neuer Mitglieder der Gemeinde angeschlossen.

Nachdem sich die Gemeinde auf diese Weise äußerlich und innerlich befestigt hatte, fehlte ihr nur noch die Weihe des ersten öffentlichen Gottesdienstes, dessen sie sich recht bald zu erfreuen haben sollte, da Johannes Ronge auf seiner Rückreise von Leipzig in Görlik zu diesem Zwecke weilen wollte. Von allen Seiten und namentlich von den städtischen Behörden empfing die Gemeinde Zeichen der innigsten Liebe, und der Magistrat bewilligte die Dreifaltigkeitskirche zum Gebrauch für die bevorstehende gottesdienstliche Feier. Um Morgen des 10. April traf Johannes Ronge in Görlig ein und wurde überall mit Zeichen aufrichtiger Freude empfangen.

Der für die deutschkatholische Gemeinde so wichtige 11. April war angebrochen, und das Gotteshaus, worin die feierliche Handlung vor sich gehen sollte, hatte bereits mehr denn 4000 Menschen aller Stånde und Confessionen, darunter Mitglieder königlicher und städtischer Behörden und viele evangelische Geistliche der Stadt und Umgegend, in sich aufgenommen, während noch Hunderte vergebens nach Einlaß strebten. Da erschien Johannes Ronge, begleitet vom Pastor ord. der Dreifaltigkeitskirche, Haupt, und dem Vorstande der hiesigen deutschkatholischen Gemeinde, Land- und Stadt-Gerichts-Kanzlei-Director Dittrich, in der Kirche, begab sich nach kurzem Aufenthalte in der Sakristei an den Altar und wurde hier von genanntem Vorstande mit folgenden Worten angeredet:

,,Bis hierher, mein hochverehrter Herr Pfarrer, habe ich Sie ge= leitet, weil Ihnen der Weg hierher fremd und unbekannt war, nun stehen Sie in heimathlicher Region, im Heiligthum des Herrn, wo Sie uns das reine Gotteswort verkündigen wollen."

Wenn das menschliche Leben manchen Augenblick darbietet, wo der Mund nicht Worte findet, die Empfindungen zu schildern und auszu= drücken, die tief und innig das Herz bewegen, so gehört für mich unstreitig der jezige Augenblick zu jenen Momenten."

,,Durch das mir mittelst Wahl zugefallene Amt dazu berufen, stehe ich hier in Gottes Heiligthum an der Seite des würdigen Mannes, dessen starkes und kräftiges Wort erklang durch Deutschlands Gauen und selbst weit hinaus über die Grenzen dieses Reiches; ich stehe an der Seite des Mannes, der auch uns heute zurufen will ein Wort des Friedens und der Liebe, und durch dessen Hilfe für uns heute die legte Schranke fallen soll, die uns bisher noch an unsern geistigen 3wingherrn band. Das ist ein großer, ein erhebender Augenblick!"

,,Und was ich empfinde, das fühlen auch alle die, welche sich zur jungen Christengemeinschaft hier bekennen, das fühlt gewiß die ganze zahlreiche Versammlung!"

,,Dich aber, Du neue Gemeinde, Dich frage ich hier vor Gottes

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