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heiligem Angesicht, willst Du als deutschkatholische Gemeinde in Gör lig angesehen sein? Willst Du, daß der deutschkatholische Gottesdienst durch den gegenwärtigen Pfarrer Herrn Johannes Ronge abgehalten werden soll? Antworte laut und deutlich!"

"Ja!" erscholl es einstimmig aus Mund und Herzen der Ge

meinde..

So beginne denn Dein heiliges Werk, mein theurer lieber Johannes," fuhr der Redner fort, und der Segen des Herrn ruhe auf dieser Stunde, der Segen dessen, der da lebet und regieret in Ewigkeit! Amen."

Und nun folgte eine erhebende gottesdienstliche Feier, geleitet von Johannes Ronge, welche allen Gemeindegliedern unvergeßlich bleiben

wird.

Nachdem die Gemeinde durch Zutritt der Gemeinden aus den Nachbarorten Seidenberg, Reichenbach u. s. w. so weit erstarkt war, daß das Bedürfniß, einen eigenen Seelsorger zu besigen, lebhaft gefühlt ward, hatte man anfänglich die Absicht, gemeinschaftlich mit Lauban, Löwenberg, Greifenberg und Lähn einen solchen anzustellen, weil die Kräfte der einzelnen Gemeinden eine solche Vereinigung erforderten. Wie schwierig aber für einen noch so kräftigen und tüchtigen Mann das Predigtamt und die Seelsorge in einem so weiten Sprengel sein würde, blieb nicht verborgen und wurde von allen Seiten erkannt. Da ge= schah es, daß die evangelischen Mitchristen in den Städten, gewiß aus lauterer Freude über das neue Werk, welches die so lange getrennten, und in den heiligsten Dingen von ihnen abgesonderten katholischen Brüder in ihre Arme zurückführt, der Noth ihrer christkatholischen Mitbrüder gedachten, gedachten, daß was sie an ihnen thun, nicht zum Fluch, sondern zum Danke gereichen würde, daß die Gabe der Liebe von denselben mit Freuden und Erkenntlichkeit, nicht aber mit romischem Stolze, als ein gebührender Tribut für die alleinseligmachende Herrscherin, aufgenommen werden würde; und allenthalben in hiesiger und den Nachbarstädten verwilligten die Vorsteher und Vertreter der Stadtgemeinden den Kräften des Gemeinvermögens angemessene Beiträge zu den Kosten, mit welchen die Anstellung von Seelsorgern ge= schehen könne. So verwilligte die hiesige Stadtverordneten-Versammlung ihren christkatholischen Mitbürgern aus eigenem Antriebe einen jährlichen Zuschuß von vierhundert Thalern (vorläufig auf zehn Jahre), und ein Gleiches geschah in Lauban und andern Schwestergemeinden. Wurde hierdurch eine große Sorge der neuen Gemeinde gemildert, fo trübte sich der Himmel wieder auf einer andern Seite. Es war, wie schon früher mehrfach erwähnt worden ist, beschlossen worden, den Christkatholischen zur Ausübung des Gottesdienstes die Hospitalkirche oder Kapelle zum heiligen Geist zu verstatten. Nach höherer Unordnung wurde jedoch verboten, den katholischen Dissidenten, ehe sie die Anerkennung des Staates erhalten haben würden, evangelische Kirchen Für christkatholisches Leben. Erster Banb.

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zum Mitgebrauch zu überlassen. Die neue Gemeinde hielt inzwischen ihren Gottesdienst im Schulsaale der Töchterschule, welcher aber weder geraumig genug, noch sonst angemessen dazu war. Doch wo man aufrichtig helfen will, finden sich leicht mit Gottes Hilfe zur guten Sache auch die rechten Mittel.

Die Annenkapelle, welche ein reicher Kaufmann, Namens Hans Frenzel, im Jahre 1508-1512 auf seine Kosten erbaute und welche dessen Sohn, Joachim Frenzel von Königshain und Liebstein, nach Ableben des Vaters dem Rathe zu Görliß überließ, war vor einigen Jahren, zu Zwecken hiesiger Volksschulen, såcularisirt und aus der Zahl der Kirchen gestrichen worden. Dieses nun weltliche Gebäude, der Stadt als freies Eigenthum zustehend, wurde den Christkatholischen zum Mitgebrauch eingeräumt und auf diese Weise ein Haupthinderniß beseitigt und die Möglichkeit eröffnet, nunmehr einen Geistlichen anzustellen.

Die Weltesten der Gemeinde wendeten ihr Vertrauen dem Candidaten Hermann Förster aus Görisseifen bei Löwenberg zu, welcher hier nicht fremd (er empfing seine Schulbildung auf hiesigem Gymna= fium) von Allen, die ihm nåher standen, als würdig zu dem wichtigen Amte empfohlen wurde. Nach vollzogener Wahl durch die Gemeinde sollte nun zu seiner öffentlichen Einführung und Einsehung geschritten werden. Johannes Ronge hatte versprochen, hierbei selbst gegen= wärtig zu sein und kam daher auf seiner großen Reise von Königsberg über Berlin, Halberstadt, Leipzig am 9. d. M. hier an, um Sonn tags, den 10. d. M., die Ordination zu vollziehen.

So konnte der erste Gottesdienst in der Unnenkirche mit der feierlichsten Handlung der neuen Gemeinde gehalten werden. Die ehrwürdigen Räume, ein Denkmal bürgerlichen Gemeinsinnes, strahlten in erneutem Glanze; die seit Jahrhunderten verblindeten hohen Fenster waren gereinigt, die Mauern des kühn gewölbten Schiffes der Kirche gesäubert und Kanzel und Altar einfach, aber würdig und schön, zum Theil mit Gaben christlicher Brüder ausgestattet worden. Die Theilnahme der Einwohnerschaft ließ sich voraussehen, und wenn die Räume der Kirche noch dreifach größer gewesen wären, sie würden die Massen der Zuströmenden nicht gefaßt haben. Aus der Nähe und Ferne waren Gåste vorhanden; die Gemeinden zu Dresden und Lauban hatten Des putirte gesendet. So, von einer großen Menge von Theilnehmern umringt, feierte die neue Gemeinde die Einführung ihres ersten Seelforgers. Die Ordination vollzog Johannes Ronge, wobei ihm Prediger Båthig und der würdige Vater des neuen Seelsorgers, Pfarrer Förster aus Görisseifen, assistirten. Tief ergreifend war die Anrede des Vaters an seinen Sohn, und unvergeßlich bleibt diese ganze Handlung, die ohne Prunk und Pomp, ohne äußeren Glanz und Herrlichkeit, dennoch in ihrer Wahrheit und Reinheit keine Seele unerschüttert, kein Auge trocken ließ. Hier verspricht im Kreise seiner Gemeinde

der neue Seelsorger vor Gott und seinem Gewissen, seiner Gemeinde ein treuer Lehrer, ein wahrer Freund in Leid und Freud', und ein Vorbild im Leben und Wandel zu sein; hier wird er so ganz ihr eigen und fie die Seinige, - ein schöner, durch kein Mysterium getrübter, durch keinen Mißton gestörter Bruderbund. -- Auf die Ordination folgte sodann der Gottesdienst und die Antrittspredigt des neuen Seelsorgers über die Cardinaltugenden des Christen: Glaube, Hoffnung und Liebe. Nach dem Gottesdienste und genossenem heiligen Gedächtnißmahle wurden zwei Kinder getauft. Bei einem derselben war Johannes Ronge Taufzeuge; auch wohnte er nachher in der evangelischen Hauptkirche einem Laufen als Zeuge bei. Nach den kirchlichen Handlungen in der Annenkirche brachte Ronge der Gemeinde noch die Grüße vieler Schwestergemeinden, dankte allen denen, welche die hiesige neue Gemeinde hilfreich unterstüßt haben, und berichtete kürzlich über den Fortgang der christkatholischen Sache, wie er sie auf seiner großen Reise kennen gelernt hatte. Er selbst gewährte sich nach dieser Anstrengung nur eine kurze Erholung und wurde sodann von laubaner Gemeindegliedern dorthin geleitet, von wo er am 11ten nach Breslau zurückge= kehrt ist.

Welchen tiefen Eindruck die Feier dieses Tages auf die Gemüther gemacht, beweist, daß am Schlusse derselben mehrere römische Katholiken der christkatholischen Gemeinde beitraten und unter Thrånen und Håndedruck ihren neuen Glaubensgenossen das Versprechen gaben, treu zu sein in der Liebe und in dem Glauben, welcher auf Gottes Wort, nicht auf Menschensaßung gegründet ist.

Ein Streifzug in das römische Gebiet.

(Von Constantin Nowicki.)

Anbeten und Verehren.

Schon im orientalischen Alterthume finden wir die Idee, daß die Seelen der Frommen bei dem göttlichem Wesen eine bedeutende Stimme håtten, indem man sie zu Beschüßern für Personen sowohl als für leblose Gegenstände erwählte. Andrerseits waren die heidnischen Völker, welche zum Christenthume bekehrt wurden, wegen ihrer Heroen und Götter, unter welchen sie sich Naturkräfte personificirt dachten, für die Lehre von einem einigen Gotte nicht vecht empfänglich und trugen so manches von ihren ehemaligen schüßenden Genien auf die christlichen Heiligen über. Es soll damit der älteren christlichen Kirche kein Vorwurf gemacht werden; die Verhältnisse brachten die Sache so mit sich. Allein es giebt Personen, welche diesen natürlichen Ursprung des Heiligendienstes leugnen und nicht mehr darüber nachdenken mochten, bis ihre Gegner diesen Dienst für nichts anders, als was er wirklich ist, für unchristlich, für Gößendienst erklärten. Da endlich suchte man den

Heiligencultus zu erklåren und kam dann zu der Behauptung*): „Der Heiligencultus sei ganz vernunftgemäß und es sogar Gott wohlge= fällig, die Seeligen um ihre Fürbitte und ihre Mittlerschaft anzurufen. Ein solcher Mittler wåre Moses für die Israeliten gewesen, Job für seine drei Freunde, Stephanus für seine Verfolger." Und dann ers wiese man ihnen nicht göttliche Verehrung, man bete sie nicht an, sondern verehre fie bloß.

Zu diesem spisfindigen Unterschiede zwischen Anbeten und Verehren wurde der Römer freilich erst durch den Vorwurf der Gößendienerei, der ihm gemacht wurde, veranlaßt, die Durchführung dieses Unterschiedes in theologischen Lehrbüchern mißglückt ihm jedoch fast immer. Der große Haufe kennt ihn nicht, und betet die Heiligen nach wie vor an. Zu denen, die den Gottesdienst und Heiligendienst zu ers klären versucht haben, gehört auch der General-Vikar Liebermann. Ich will, um dem Leser ein Pröbchen von römischer Erklärungsweise zu geben, die betreffende Stelle ganz herseßen**): „Außer jenem höchsten Dienst, welcher von den Griechen λarpeía genannt wird, giebt es noch einen andern niederen Dienst, den wir dovλsía nennen. Der erste Dienst ist dies im eigentlichen Sinne des Wortes und darf nur Gott allein erwiesen werden. Die dovλsía muß den Engeln und gekrönten Freunden Gottes im Himmel erwiesen werden, und wenn die Theologen der seeligen Mutter Gottes den Dienst der hyperdulia zuweisen, so verz stehen sie hierunter nichts anders, als daß die weit ausgezeichnetere Art der dulia jener zu komme, die die Mutter Gottes ist und die Königin der Engel und Heiligen. Diesen Dienst nennen wir einen religiösen, und zwar mit Recht, weil er den Heiligen wegen ihrer ausgezeichneten Verdienste um die christliche Religion" ic. c. Genug des Unverståndlichen. Der Generalvicar hat auch sein ganzes Werk in lateinischer Sprache geschrieben, um vor dem Unkundigen den Schleier des Geheimnißvollen über den Unsinn, der in demselben enthalten ist, auszubreiten. Die zwei griechischen Worte Latreia und Duleia machen den Schleier nur noch dichter. Doch übersehen wir diese beiden Worte, vielleicht erhalten wir dadurch Licht! Ich glaube nicht, denn λarpsía heißt erst in übertragener Bedeutung Gottesdienst, und dovλsía, wie schon der Stamm besagt (von 6 dooλos der Sklave), die Sklaverei, der Frohndienst. Dadurch haben wir noch weniger Licht über den Heiligencultus erhalten; doch das war ja auch nicht die Absicht des General-Vikars; er hat den Leuten einmal eine Erklärung geben wollen, und so hat er auch eine gegeben, wenn auch eine unsinnige.

Auch Franz Xaver Schmid***) hat in seiner Liturgie (3, Bd. S. 161)

*) Nitter:,,der verkannte und der wahre Katholik." **) Lieberm. Institutiones theologicae. Tom. V. p. 405. ***) Subregens am bischöflichen Clerical-Seminar in Passau.

den vergeblichen Versuch gemacht, den Heiligencultus auf eine foge= nannte vernunftgemäße Weise zu erklären. Er giebt sich die Mühe darzuthun, daß das zu dem Heiligen gesprochene Gebet immer Gott im Hintergrunde habe. Doch zur Probe einen Sag:,,Preise ich am Engel oder Tugendmenschen die zur Reife gedichene Blume der göttlichen Gnade, so ist dies so gut Gebet, als wenn ich anbetend die Idee der Heiligkeit und Liebe Gottes zum Gegenstande meiner Bewunderung habe. In dem einen, wie in dem andern Falle ist mein Geist zu Gott erhoben, so ich anders in dem Geschöpf den Schöpfer suche." Franz Xaver Schmid hat zwar schöne Redensarten gemacht, aber durchaus nicht den Unterschied zwischen Gottesdienst und Heiligencultus festge= stellt. Ganz natürlich, da er ihm selbst nicht klar ist.

Der blinde Anhänger Roms betet zu dem Heiligen ebenso wie zu Gott; von beiden verlangt er Hülfe in der Noth, oder Schuß vor Widerwärtigkeiten. Mitunter geht er den Heiligen mit der Bitte an, daß er sich für ihn bei Gott verwende.

Den besten Belag hierfür giebt uns ein Gebetbuch (,,der mit Christo leidende 2c. Franciscus Xaverius, welcher zc. besonders zu Glaß in der Pfarrkirche mit 2c. verehret wird." Mit Erlaubniß der Obern: Glah 1801). Es ist in der That eine Curiosität und giebt uns manchen Aufschluß über den Heiligendienst. Zu den 14 guten Werken, die ganz besonders Francisco Xaverio zu Ehren geübt werden sollen, wird darin unter andern gerechnet: Eine Messe zu hören oder lesen lassen zu Ehren des heil. Xaverii, oder zu Trost der armen Seelen 2c.; den Rosenkranz und andere beliebige Gebete sprechen, zur Bekehrung der Sünder und Heiden; das zu seiner Ehre mit Eindunkung der heil. Reliquien ge= segnete Wasser, Ringelein 2c. mit kindlichem Vertrauen in Ehren halten, durch welche viel Wunder geschehn! Sein Bildniß an einem Ablaßpfen= nig, oder sonst anderer Materie stets am Hals tragen, dieselben Morgens und Abends küssen, sprechend: heil. Francisce Xaveri, bitt für uns 2c. 2c.

Xaver wird weiterhin um Abwendung des Zornes Gottes von den Menschen, um Schuß und Beistand in Noth und Widerwärtigkeiten gebeten, seine Fürbitte soll Nachlaß der Sünden veranlassen. Er müßte aber auch ein äußerst hartherziger oder ungenügsamer Heiliger sein, wollte er die Bitten nicht erhören, da ihm doch so viele schöne Sachen versprochen werden, als mehrere Messen hören, diese oder jene N. N. Sünden meiden 2c. (es bleibt dabei dem Bittsteller unbenommen, die nicht angegebenen Sünden noch immer fort zu begehen). Und sollten alle diese Mittel nicht helfen, so steht dann dem Bittsteller noch eine Litaney zu Gebote, vermittelst der sich dann der Heilige unverzüglich ergeben muß. Es werden ihm in derselben alle möglichen schönen Beinamen ertheilt, als: Du auserwähltes Gefäß des Namens Jesu, Grundfeste der Kirche, Säule der Kirche Gottes, Erleuchter der Blinden, Fuß der Lahmen, Heil der Kranken, Austreiber der bösen Geister, Leben der Todten, Beherrscher der Elemente c.

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