ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

auch durch religiöse Bewegungen bezeichnet gewesen, behauptet er, daß darum diejenigen, welche die Fortentwickelung nicht wollen, auch die religiösen Bewegungen zu hemmen suchten. Dann erkennt Krause die Autonomie des Geistes an, indem er sagt:,,äußere Macht bindet und zwinget den Geist nicht; Gott hat ihn frei erschaffen; wer seine Freiheit antastet, streitet wider Gott," und zieht daraus den Schluß, daß alle diejenigen, welche den Geist etwa durch äußere Zwangsmittel in ihnen beliebige Formen gießen wollten, alle ihre Bemühungen scheitern sehen würden.

Nur

Sollten aber die jeßigen Bewegungen auf dem Gebiete der Religion wirklich zu einem guten Ende führen, so müßte auch ein jeder denkende Mensch daran Antheil nehmen, Alles prüfen und das Gute behalten. Da nun jezt der religiöse Streit unter den Christen wieder zu seinem Ausgangspunkte in den ersten Jahrhunderten nach Christo, zu der Person Christi zurückkehre, so sei es unverzeihlich, sagt Krause, wenn ein öffentlicher Lehrer christlicher Religion mit seiner Meinung darüber hinter dem Berge halte. Wackerer Mann! Sie haben die Krankheit unserer Zeit erkannt, wenn Sie also sprechen, und auch das Heilmittel dafür gefunden. Diese Krankheit ist die Lüge, das Gegengift ist die Wahrheit., Mit der Wahrheit können wir Berge versehen auf Erden und uns sogar mit Gott vereinigen. Wohl konnte Jesus sagen: ich bin die Wahrheit und das Leben, denn sein Leben beweist uns, daß es ein wahres war. durch die Wahrheit hat er die Welt und alle seine Feinde besiegt; nur dadurch hat er die Nachwelt umgestaltet, daß er immerdar wahr war und für das, was er einmal als wahr erkannt hatte, Alles, selbst sein Leben aufopferte. Und so wie er, haben auch andere Männer vor ihm und nach ihm Großes gethan und ihre Zeit umgestaltet, die den Muth hatten, wahr zu sein. Wir aber sind ein Geschlecht von Schwächlingen, denen es am Muthe gebricht, wahr zu sein; der Eine lugt aus Schwäche, der Andere aus Stolz der Dritte um seiner Familie, der Vierte um seines Amtes willen, der Fünfte aus Habsucht - überall regiert unter den Menschen die Lüge und überall wird ihr geopfert. Und es soll anders werden? Werdet erst selbst anders! Erwerbt euch erst den Muth einer Meinung und die Kraft, sie auszusprechen! Seid wahr gegen euch und gegen eure Mitmen= schen und lugt nicht um irdischer Vortheile willen dann, ja dann wird es überall anders werden.

[ocr errors]

Herr Senior Krause spricht nun seine Meinung über die Person Jesu dahin aus, daß er nicht Gott, nicht gewöhnlicher Mensch" (S. 13), sondern der nach Gottes gnådigem Rathschlusse, nach seiner unendlichen Liebe mit seinem heiligen Geiste ausgerüstete Messias sei. Wir danken Herrn Senior Krause für diese Aussprache seiner Ansicht, sollte sie auch nicht die unsrige sein; der Muth, mit dem Krause seine Ansicht ausgesprochen, verdient unsere

Achtung und die eines Jeden, welcher den Werth eines Mannes in unserer Zeit schäßen gelernt hat. Was uns aber den würdigen Prediger noch verehrungswerther erscheinen läßt, sind folgende Worte: ,,So Jemand eine andere Meinung von Christo aufstellt, als ich, und. aus der heiligen Schrift sie begründet, so erkenne ich ihm gern sein Recht zu. Um solcher Meinungsverschiedenheit über die Person Jesu einander hassen und verdammen, das wäre das Allerunchristlichste, was wir thun konnten." So spricht der wahre Protestant.

[ocr errors]

Es versteht sich, daß Krause in der Persönlichkeit Jesu auch nicht das Wesen des Christenthums sucht, sondern in seiner Lehre.,,Wie viel besser wäre es doch," ruft Krause sehr richtig aus, wenn die Menschen, statt über die Person Jesu zu streiten, sich alle recht eifrig bemühten, seinem Wandel nachzufolgen und sein Bild in sich herzustellen" (S. 14), und ferner (S. 15),, wenn sie, statt in dem Streite über Jesu Person sich zu entzweien, in der Liebe zu ihm und zu einander sich vereinigten," indem das wahre Kennzeichen der Junger darin bestehe,,,daß sie Liebe zu einander haben" (S. 16). Indem Referent nun der in der Predigt niedergelegten Gesinnung Krauses, dessen Wahrheitsliebe und Muthe das beste Zeugniß ausstellen kann, darf er jedoch auch einige Schwächen in der Ausführung der individuellen Ansicht des Predigers nicht mit Stillschweigen übergehen, wohl wissend, daß Herr Senior Krause auch über sein Werk ein offnes Wort zu hören begehre. Eine Hauptschwäche der Predigt liegt nach des Referenten Ansicht darin, daß S. 7 der Verfasser den eigenen Aussprüchen Christi eine Hauptbeweiskraft beilegt, dem nicht widerstritten werden soll, wenn wir solche nur hätten, wenn es nur ein einziges Wort gåbe, welches erweislich auf Jesus selbst zurückgeführt werden könnte. Herr Senior Krause wird recht gut wissen, daß die von S. 7 bis S. 10 angeführten,,eigenen Worte" Jesu diesem nur von den Abfassern der Evangelienbücher, welche sie vielleicht nur von Hörensagen kannten, in den Mund gelegt werden, und daß diese sogenannten eigenen Aussprüche nicht einmal in den drei Synoptikern, welche wahrscheinlich aus derselben Quelle schöpften, übereinstimmen. Selbst angenommen, was zu erweisen sehr schwer werden möchte, die Jünger Jesu hätten selbst die Aussprüche Jesu niedergeschrieben, so haben sie dies offenbar erst nach seiner dreijährigen Wirksamkeit gethan, konnten also unmöglich die ipsissima verba Jesu behalten haben. Ja wåren sie selbst Jesu mit Griffel und Schreibtafel gefolgt, um seine Reden auf der Stelle zu notiren, was sich weder mit ihrer Einfachheit noch mit den damaligen Zeitverhältnissen verträgt, so wåre an eine genaue Wiedergabe der Worte gewiß nicht zu denken, geschweige denn, wenn die Evangelienbücher ich halte das des Lucas für das älteste der uns vorliegenden lange nach Jesu Tode und zwar nicht von unmittelbaren Schülern Jesu geschrieben worden sind, etwa das Evang. Joh. ausgenommen. Herr Senior Krause wird sich gewiß nicht zur VerFür christkatholisches Leben. Erster Band.

[ocr errors]

20

[ocr errors]

theidigung seiner Ansicht auf die Inspiration berufen, und zugeben, daß seine auf die authentischen Worte Jesu gebaute Beweisführung, Christus sei nicht Gott, nicht kritisch sei, so homiletisch sie auch scheinen möge. Eine zweite Schwäche finde ich in den Worten Krauses S. 7:,,der Ausdruck: des Menschen Sohn - ist an sich klar." Dies ist er keinesweges. Mehr Schwierigkeiten und Zwiespalt bietet der Ausdruck: Sohn Gottes- dar." Das glaube ich auch nicht. Beide Ausdrücke sind im neuen Testamente nichts als Amtsnamen Jesu als Christus oder, was dasselbe ist, als Meffias. Nur dadurch, daß man, wie es auch die Evangelisten thaten, fortwährend die Messiasidee der Juden im Auge behält, erhalten die Ausdrücke Menschen Sohn" (auf eine mißverstandene, d. h. messïanisch aufgefaßte Stelle des Daniel 7, 13. basirt) und,,Gottes Sohn" ihre einzig richtige, weil historische Erklärung. So nahe auch dieselbe lag, so hat doch Herr Senior Krause verschmäht, mit einem Worte darauf zu kommen, und versucht, das Neue Testament, oder vielmehr die christliche (denn es giebt auch eine jüdische) Christologie aus sich selbst zu erklären, was auf dem Probiersteine der Kritik keinen reinen Strich giebt. Herr Senior Krause wende mir nicht ein, er habe S. 12. 13. Jesum als Messias anerkannt. Der Messias von S. 12. 13. ist nur der christliche Messias, nicht derjenige, in welchem die Ausdrücke,, Menschensohn" und Gottessohn" ihre Lösung finden.

Eine dritte Schwäche finde ich S. 11:,,Jesus stehe in der Mitte zwischen Gott und den Menschen" und in dem Hauptresultate der Krauseschen Predigt S. 13:,,Jesus sei nicht Gott, nicht gewöhnlicher Mensch." Hierzu möge man Ausdrücke nehmen wie S. 12:,,Jesus sei mit einem weit über das Menschliche hinausgehenden Geiste begabt gewesen,“ und „vollkommen gewesen wie unser Vater im Himmel." Alles dieses ist unklar. War Jesus vollkommen wie Gott, so konnte er nicht in der Mitte zwischen Gott und den Menschen stehen; stand er aber in der Mitte zwischen Gott und den Menschen, so mußte er weder Gott, noch Mensch gewesen sein, und eben so gut, als Krause sagt: Jesus ist nicht Gott, nicht gewöhnlicher Mensch," könnte ich Jesum zu einem ungewöhnlichen Gotte machen, wie es ja eben von vielen geschieht, die da behaupten, Jesus sei Gott gewesen, habe aber die menschliche Natur angenommen. Dadurch, daß Herr Senior Krause als das Tertium den Messias nennt, wird das Dilemma nicht gelöst, denn der Ausdruck,,Messias" bedarf selbst erst wieder der Erklärung, welche noch weit schwieriger und weit ausgeholter als die des Sohnes Gottes sein würde. Was auch der Herr Prediger Krause hiergegen einzuwenden haben möge, der Theologe Krause wird mir gewiß Recht geben. Behusch. Berlin, 25. October. Die unter Pribils Leitung stehende Partei der Protestchristkatholiken zählt, Hrn. Pribil mit einbegriffen, 8 Mitglieder; die berliner Gemeinde dagegen 2,500 Seelen.

Der erste Oktober in Breslau.

Im August und September des vorigen Jahres hielt Rom eine großartige Feier in Deutschland. Es galt zu zeigen, daß die Macht des Papstes und der Hierarchie ungeachtet der Stürme der Zeit unerschüttert geblieben, daß fie in Deutschland fester gegründet sei, als in Italien selbst. Tausende von Pilgern wanderten hin in die Bischofs stadt Trier, um dem heiligen Gewande, an dessen Aechtheit alle Vernünftigen zweifelten, ihre Verehrung darzubringen; es geschahen Wunder und Zeichen; die Lahmen legten ihre Krücken weg; und wenn die Blinden nicht sehend wurden und die Tauben ihr Gehör nicht wieder erlangten, so war ihr Glaube nicht stark genug. Und Deutschland wunderte sich, wie bei Allem, was da geschieht, so auch hier; es wunderte sich über seinen eigenen Glauben, und schwieg. Da erschien wenige Tage nach dem Schlusse jenes großartigen Festes der Hierarchie aus einem fernen unbekannten Orte Oberschlesiens, aus Laurahütte, der Brief des katholischen Priesters Johannes Ronge an den Bischof Arnoldi zu Trier, datirt vom ersten October, und weckte Deutschland aus seinem Schlummer - etwas unsanft allerdings, aber der Briefschreiber wußte, daß die Deutschen gewöhnlich sehr fest schlafen.

[ocr errors]

In diesem Weckerufe liegt die Bedeutung des Briefes, der in kurzer Zeit in vielen Tausenden von Exemplaren von Hand zu Hand ging und bald die Oesterreichische Mauthlinie, wie das Alpengebirge der Schweiz überschritt, so daß der Vatican zum zweiten Male die Augen verwundernd auf das sonst so ruhige, fast tråumerische Deutschland richtete. Wir überschäßen nicht die Wichtigkeit des Briefes; er gab den Anstoß zu der Bewegung, die längst in den Gemüthern vorhanden war; der Brief und Alles, was Ronge sonst noch geschrieben, wåre spurlos vorübergegangen, wenn die Hierarchie nicht schon Jahre hindurch den Boden für diese Bewegung geebnet hätte. Es ist ein leicht zu merkendes Sprichwort:,,wenn die Saiten zu scharf angespannt sind, so springen sie;" aber keines wird so leicht und so oft in der Geschichte vergessen.

Wenn die Breslauer christkatholische Gemeinde auf das verflossene Jahr zurückblickte, so hatte sie wohl Ursache, nach so vielen Mühen und Gefahren auch einen Tag der Freude zu weihen. Sie war eine der ersten im Vaterlande, die das freie Glaubensbekenntniß aufstellte; die Zahl seiner Bekenner war anfånglich gering, aber sie wuchs von Tage zu Tage, und bald reichten die kleinen Räume des Armenhauses nicht mehr hin, sie aufzunehmen. Die Einigkeit, welche die Mitglieder der Gemeinde beseelt, überwand leicht die Anfechtungen der Gegner, und bald hatte sie die Freude, daß überall, zumeist in Schlesien, aber auch im übrigen Deutschland Gemeinden sich bildeten, die auf dem Leipziger Concil durch das breslayer Bekenntniß noch inniger mit einander ver

einigt wurden. Und so ist die Bewegung nicht mehr an einzelne Namen gebunden, sondern sie wurzelt tief im Volke.

Diese Erinnerungen an die erfreulichen Resultate des verflossenen Jahres waren es, die sich bei einem heiteren Festmahle, welches zur Feier des ersten Octobers, als des Beginnes der Bewegung, über 200 Mitglieder der hiesigen Gemeinde im König von Ungarn vereinigt hatte, in mehrfacher Hinsicht kund gaben; sie erhöhten die Heiterkeit und gewährten Hoffnung, auch noch die ferneren Schwierigkeiten durch Muth und Energie zu überwinden. Mehrere Mitglieder der Königl. und städtischen Behörden, so wie andere Gönner der Gemeinde nahmen. ebenfalls an dem Feste Theil; auch aus benachbarten Gemeinden, z. B. Bunzlau, hatten sich einige Vertreter eingefunden. Herr Prof. Dr. Regenbrecht brachte den ersten Toast Sr. Maj. dem Könige und hob es besonders hervor, daß König und Nation Eins seien: so wie Preußen durch seine hochherzigen Könige groß geworden, so stüße sich auch die Größe der Regenten auf die Nation; Ein Band müsse Beide umschlingen. Das daran sich schließende Festlied von W. Köhler wies nåber auf die Feier des Tages hin; wir theilen die erste und dritte Strophe desselben mit:

Im Westen geht die Sonne unter,

Da flicht der Tag es kommt die Nacht;
Irrwische tänzeln dann gar munter,
Und schwarze Schatten schleichen sacht.
Im Osten aber muß es tagen,
Denn dort beginnt der Sonne Lauf;
Der Often bringt das Licht getragen,
Und das weckt alles Leben auf.

Und was aus Gott, wird nicht vergehen,
Ob manches Aug' auch blicke scheel;
Auch unsre Sache wird bestehen
Die Probe des Gamaliel!

Mag unsrer Feinde Schaar sich mehren,
Die Lüge aufsteh'n uns zum Truß
Die Wahrheit kommt gewiß zu Ehren,
Denn sie steht unter Gottes Schuß.

Darauf erklang das Hoch auf Ronge, dessen Abwesenheit allgemein bedauert wurde, doch sprach man zugleich die Freude aus über die Ausbreitung, welche durch ihn, Kerbler, Dowiat u. a. der Christkatholicismus am Rhein gewinnt. Nach einem von Herrn Dr. Behnsch vorgelesenen ungedruckten Liede eines ungenannten Verfassers, das reichen Beifall sich gewann, erhob einer der Anwesenden die Verdienste welche sich Herr Dr. Theiner durch Schrift und That, durch Gelehrsamkeit und Energie, nicht nur um die hiesige Gemeinde, sondern überhaupt um die Befestigung und Mehrung des Christkatholicismus erworben hat. Lieder und Toaste in bunter Reihe abwechselnd gaben Zeugniß von dem regen innigen Leben, das in dem heiteren Kreise herrschte. Auch der verwandten Glaubensrichtungen wurde gedacht, der protestan

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »