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Excommunication. Der December verstrich unter literarischen Arbeiten, deren Anfänge bereits in Laurahütte gemacht wurden. Sehr drückend waren mir die ersten Wochen des Januars, weil das Hervortreten der Gemeinde sich lange hinzog. Höckers Aufruf war entscheidend. Es wurde nun ein Buch angefertigt, und wir ließen diejenigen sich aufschreiben, welche sich von Rom lossagen wollten. Am 23. war die erste Versammlung.

Mein Uebertritt zur deutsch-katholischen Gemeinde. Von Franz v. Creys, Major a. D.

Ich zahle bereits mein 63stes Lebensjahr und blicke auf eine vielbewegte Vergangenheit zurück. Aus einem alten Geschlechte stammend, dessen Glieder von jeher durch christliche Tugenden und wahren Udel des Herzens dem Namen des Stammvaters einen guten Klang im lieben Vaterlande zu erhalten wußten, habe ich auch stets gestrebt, die Manen meiner Våter nie zu erzůrnen, sondern habe schlicht und recht gelebt in jedem mir angewiesenen Wirkungskreise mit Gott und Menschliebe in der Brust. Darum genieße ich heute noch die Liebe und Achtung Aller, denen ich nahe stehe und die mich kennen, und bin geehrt durch die Huld und Gnade meines hochverehrten Königs. Nie war mir Religion gleichgiltig, und ich bin desto inniger ergriffen worden von dem hohen Geiste, der im Christenthume waltet, je mehr ich des Lebens Ernst erkannt und je weiter ich der dunklen Pforte zuwalle, vor welcher hienieden der denkende Mensch fragend steht, wie er jenseits derselben würdig befunden werde? Wohl sind Viele da, die da meinen, für Andere die richtigste Antwort geben zu können, und vor Allen ist es die römischkatholische Lehre, die den einzig wahren Weg zur Seligkeit zu führen vorgiebt. Aber wenngleich in dieser Lehre erzogen, mußte ich mir doch in Stunden der Selbstbetrachtung gestehen, daß der Weg, den Christus und seine Apostel vorgeschrieben, nicht überall der der römischen Kirche ist; daß die Sonne auf jenem Wege in voller Klarheit leuchtet, hier verdunkelt ist durch schwacher Menschen Meinung und darum leicht in die Irre leitet. Vorurtheilsfrei habe ich dann geprüft, meine Unsicht durch Vergleiche zu läutern gesucht und sie durch Beobachtungen fest= gestellt, wozu mir der vieljährige Aufenthalt unter meinen Glaubensgenossen in Ermland die beste und sicherste Gelegenheit bot. Wie vieles fand ich da anders, als die Stimme der Vernunft in mir es für Recht erkannte; wie sah ich dann die zum thatfrüchtigen Glauben nöthige Freudigkeit in ein Joch gezwångt, das Menschen schmiedeten, und unter eine Macht gebeugt, zu welcher die Anmaßung sich aufgeworfen, und nimmer konnte ich dann meine Gesinnung mit der Gesinnung derjenigen vereinigen, die dem anders glaubenden Bruder den Himmel verschließen

will, und die taub ist gegen das hohe göttliche Wort: Verdammet nicht, damit ihr nicht verdammet werdet!

Wie ich gedacht, wie ich noch denke und wie ich immer denken werde über die höchsten Interessen unseres Daseins, siehe! das spiegelt sich ab in euren mahnenden Worten, ihr Glaubensheroen der Gegenwart, deren Laute wie Friedensgrüße erschallt sind; und um so mehr werden sie das Echo meines stillen Selbstbekenntnisses, als die Gegenpartei es noch wagt, euer Schwanengefieder mit Hohn und Spott zu besudeln und Nichts zu bieten vermag, was euren geschleuderten Bligstrahl entkråften könnte. Prüfet Alles, und das Beste behaltet! ruft der Apostel den Bekennern des Heilandes zu, und so habe auch ich geprüft, eure Reden behalten und im Herzen bewegt. Aber nicht blos still im Herzen bewegen will ich die Mahnung, welche auf das Evangelium der Liebe hinweiset, daß Christi Joch so sanft und seine Last so leicht ist, sondern ich will auch fortan laut bekunden, was mein Inneres bewegt. Solches geziemt jedem braven Manne und wie ich einst mit dem Wahlspruch ,,Gott mit uns" den Schaaren mich anreihete, als es galt, des Vaters landes fremde Fesseln zu brechen, so will ich jest auch nicht der Leste sein, der mit gleichem Spruch zu der Schaar tritt, die des Geistes Knechtschaft verschmäht.

Landsberg in Pr., den 9. Juni 1845.

Correspondenzen.

Freistadt, Ende Mai. Bald nachdem der Brief von Johannes Ronge an den Bischof Arnoldi in den sächsischen Vaterlands - Blättern erschienen war, brachte ihn das hiesige Kreis- Wochenblatt. Diese Demonstration wider den Aberglauben und den Druck der römischen Hierarchie fand hier bei Katholiken und Protestanten gleichen Anklang, und manche Stimme ward damals belobigend und billigend vernommen, die leider seitdem verklungen ist. Die römische Partei, an ihrer Spige der Ortspfarrer Flemming und die katholische Geistlichkeit des Kreises, waren natürlich über Johannes Ronge erbittert und suchten zunächst durch Mittheilung des vom breslauer Dom an Arnoldi ausgegange= nen Trostschreibens und der Mauritiusschen Entgegnung an Johannes Ronge auf dem Wege der Oeffentlichkeit wider die antipapistischen Grundsäge zu streiten; die Erwiederungen fehlten jedoch nicht, und so und durch Veröffentlichung der vielen Unziemlichkeiten, zu denen sich gerade damals die Zeloten der römischen Partei hinreißen ließen, wurde der Streich wider die Anhänger Ronges parirt. Bald gab nun auch die Geistlichkeit diesen Kampf auf; es war ihr mehr darum zu thun, durch Kanzelvorträge und mündliche Rücksprache mit den Beichtkindern die Treue derselben zu bewahren und dem Einfluße des Kreisblattes dadurch zu begegnen, daß sie bei dem Ober- Präsidium wegen Ueberschreitung der

Concessions-Befugnisse des Redacteurs klagbar wurde. Diese Mittel hinderten keineswegs das Entstehen der neuen Gemeinde. Im Anfange des März 1845 erließ nämlich Herr Feldwebel Hiebel eine Aufforderung an die katholischen Bürger, eine christkatholische Gemeinde zu gründen, und in Folge derselben fanden sich auch überhaupt 15 Einwohner, meist Familienvåter, hierzu bereit. Diese Månner waren durchdrungen von den Wahrheiten, welche bereits die breslauer Gemeinde zu ihrem neuen Glaubens-Bekenntnisse erhoben hatte, aber sie gehörten dem gewöhnlichen Bürgerstande an, und keiner getraute sich, die erforderliche Correspondenz namentlich mit dem breslauer Vorstande und den Behörden zu führen. Sie suchten daher nach einem Manne, der dies Geschäft in ihrem Namen übernehmen möchte, und fanden ihn in dem JustizCommissarius Zingel, der, obgleich Protestant, dennoch kein Bedenken trug, der Rechtsfreund der neuen Gemeinde zu werden. Handelte es sich nicht zugleich um eine rein rechtliche Angelegenheit, um Constituirung und Anerkennung eines Gemeinde-Verbandes? Am 10. Mårz 1845 fand nun die erste berathende Versammlung statt, in welcher jedoch nur das negative Glaubensbekenntniß aufgestellt wurde. Bei einer späteren Versammlung am 25. März wurden die breslauer Artikel, wie sie von der dortigen Gemeinde aufgestellt waren, ohne Modifikation angenommen und durch Stimmenmehrheit 3 Vorsteher gewählt. An diesem Tage traten 6 neue Mitglieder zu. Am 9. April fand die erste Be= rathung in dem von dem Magistrat und den Stadt-Verordneten bereit willig eingeräumten Sessionszimmer statt, wo die Beschlüsse des leipziger Concils vorgetragen und angenommen wurden. Von diesem Tage an kann die Gemeinde als constituirt betrachtet werden, da sie ein bestimmtes Glaubensbekenntniß angenommen und Vorsteher erwählt hatte auch ihr Gesuch, sich vorläufig als Filiale der breslauer Gemeinde zu betrachten, von der leßtern bewilligt worden war. Groß war nun die Sehnsucht, einen Seelsorger des christkatholischen Glaubens predigen zu hören und von ihm das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu empfangen. Alle Vorbereitungen waren getroffen, und die evangelische Gnadenkirche ohne irgend einen Widerspruch zum Gottesdienst versprochen worden. Da traf Johannes Ronge am 7. Mai 1845 Abends, von Lüben kommend, hier ein und hielt am 8. den ersten Gottesdienst. Von nah und fern hatten sich die Zuhörer eingefunden, und die vollge= drångte Kirche mochte deren über 6000 faffen. Die hiesige Gemeinde war schon bis auf 45 Mitglieder angewachsen, und da auch aus dem benachbarten Neusalz, wo sich ebenfalls eine solche zu bilden ansångt, Christkatholiken am Gottesdienste Theil nahmen, so genossen 54 Communicanten das heilige Abendmahl in einer Stadt, wo die Geistlichkeit noch mit aller Macht wider die Bekenner des neuen Glaubens streitet. Am 2. Pfingstfeiertage fand die Wahl von überhaupt 9 Aeltesten statt von denen 5 zu Vorstehern ernannt wurden.

Dies ist der jeßige Stand der Gemeinde; für die Zukunft hofft sie so

zu erstarken, daß sie eine selbstständige Parochie des Kreises bilden könne; die protestantischen Mitbrüder haben ihr dazu ihre Beihilfe zugesagt. Möge Gott das begonnene Werk fegnen!

Waldenburg, am 13. Juni. Die allerhöchste Kabinetsordre vom 30. April, betreffend die Angelegenheiten der Christkatholiken, hat hier eben so viel Freude verursacht, als das Ministerial-Rescript Schmerz bei allen hervorgerufen. Nur die bedeutende Minderzahl der katholi schen Ultramontanen und die hiesige pietistische Clique mag das leßtere mit Genugthuung empfangen haben. Die evangelische Gemeinde hat im vollständigen Einverständnisse mit ihrem Patron und ihren Geistlichen den Christkatholiken ihre Kirche zum Mitgebrauch für so lange versprochen, bis dieselben eine eigne Kirche haben werden; Ronge und Vogtherr haben dort Gottesdienst gehalten, die evangelische Gemeinde hat sammt ihren Geistlichen daran Theil genommen und die Ueberzeu= gung gewonnen, daß dort ein Werk im Namen und im Geiste Jesu Christi gefördert werde. Soll sie jest ihr Versprechen zurücknehmen und wortbrüchig werden? Soll sie, nachdem der König so weise sich den Beschluß über diese Angelegenheit vorbehalten, und nur seinen Behörden ihre Pflicht eingeschärft hat, weder hemmend noch fördernd einzuschreiten, ohne jedoch die Theilnahme des Volks in Darbringung von Liebesgaben 2c. irgend wie zu mißbilligen, soll sie, dem Ministe= rial-Rescripte zufolge, intolerant gegen ihre christkatholischen Brüder auftreten? Das war die Frage, welche in einer heute abgehaltenen Conferenz zur Entscheidung kommen sollte. Das Kirchenkollegium der evangelischen Gemeinde hatte bei dem Kirchenpatron Herrn Grafen von Hochberg-Fürstenstein angefragt, ob dessen Ansicht und Willensmeinung durch die erschienenen amtlichen Erlasse eine Aenderung erfahren habe. Der wahrhaft nicht nur hoch und edelgeborne, sondern auch hoch und edel gesinnte Herr Patron hatte, persönlich in der Conferenz zu erscheinen verhindert, seine Meinung demselben schriftlich kund ge= than. Diese lautete dahin: „daß er sich nicht bewogen finden könne, die früher von ihm ausgesprochene Bewilligung der Kirche zum Simultangebrauche der christkatholischen Gemeinde zurückzunehmen, da die Königl. Kabinets-Ordre nur Unweisungen für die Königlichen Behörden enthielte, ihn also in seiner Beschlußnahme nicht binde. Das spåter erschienene Ministerial- Rescript könne den Königlichen Befehl nicht alteriren. Und wenn auch die Königliche Ordre für alle Unterthanen verbindend sein solle, so sanktionire ihre Bestimmung: nicht hemmend, nicht fördernd einzutreten, doch wohl eigentlich den status quo bei Publicirung derselben; wo also zu dieser Zeit die Christkatholiken bereits den Mitgebrauch evangelischer Kirchen bewilligt erlangt hätten, würde ihre nachträgliche Entziehung ein dem Allerhöchsten Willen widerstrebendes, hemmendes Einschreiten sein, dem sein Gewissen

widerstrebe. Auch seien nach den gesehlichen Bestimmungen Patron, Geistlichkeit und Gemeinde durchaus berechtigt, andern Mitchristen ihre Kirchen zum gottesdienstlichen Mitgebrauche zu öffnen, und der Geist des Evangeliums verpflichte sie sogar dazu.”

Dieses Schreibendessen Inhalt ich nach mündlicher Relation wiedergebe ohne die Fassung und einzelne Ausdrücke zu verbürgen - erweckte in der ganzen Versammlung die lebendigste Freude und das innigste Dankgefühl. Der würdige Herr Pastor Lange erklärte darauf, daß die Gemeinde ja wisse, wie er gesinnt sei und wie er gehandelt habe? daß es ihm aber nicht wohl anzustehen scheine, dem unmittelbaren Befehl seiner vorgesezten Behörde, des königlichen Consistoriums, zu widerstreben, daß er sich also auf denselben berufe, sonst aber jedes Antrags sich enthalte, jedoch eben so wenig dem Willen seiner Gemeinde widerstreben werde. Und die wackern Vertreter der Gemeinde beschlossen einstimmig:,,der christkatholischen Gemeinde das ihr gegebene Versprechen zu halten, wozu sie das Wort ihres Königs und Herrn berechtige, und ihr Gewissen sie verpflichte!"

Auf Windesflügeln eilte das Gerücht von diesem Beschlusse durch die ganze Stadt, die mit gespannter Erwartung dem Resultate der Conferenz entgegen gesehen hatte, und nun gab sich ein allgemeiner Jubel kund. Es ist die ganze Gemeinde aber auch so einstimmig und so willenskräftig, daß der Vorstand gar keinen andern Beschluß fassen konnte.

Eine gleiche Stimmung beseelte såmmtliche evangelische Gemeinden in unserer Gegend des Gebirges, und die Geistlichen theilen sie. Diese sind dabei in der allerschlimmsten Lage, und mehrere von ihnen haben mir dieselbe bitter geklagt. Von ihnen, als Beamten, könnte man es vielleicht verlangen, daß sie, auch im Widerspruche mit ihrer eigenen Ansicht, sich dem durch das Consistorium ihnen zugekommenen Befehle des Ministers unterwürfen. Thun sie es aber, so bringen sie ihre ganze Gemeinde wider sich auf und sehen ihre ganze seelsorgerische Wirksamkeit auf das Spiel: - soll ihnen die lettere Rücksicht nicht höher stehen, und sollte denn der Geistliche in Sachen, wo das Gewissen der Gemeinde so laut spricht, nur ein blindes Werkzeug für die Befehle eis ner vielleicht schlecht unterrichteten und übelberathenen Oberbehörde sein? Mir scheint, daß das evangelische Predigtamt bei solcher Auffassung seiner hohen sittlichen Würde verlustig geht. - Nicht genug zu beklagen ist es aber, daß solche Verordnungen erlassen worden sind, zu deren Nichtbefolgung die christlichen Gemeinden das Gewissen antreibt, die es übrigens auch durchaus nicht begreifen, daß der Staat berechtigt sein sollte, über die Kirchen, welche sie allein gebaut haben und erhalten, zu disponiren und ihnen zu verwehren, sie andern christlichen Brüdern zum gottesdienstlichen Mitgebrauche zu überlassen. Die moralischen Nachtheile dieses Zwiespalts sind gar nicht zu berechnen.

In wenigen Wochen wird auch wiederum ein Missionsfest in unserer

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