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Kräften erforscht, nicht geeignet sei, an die wunderthätige Natur eines heiligen Rockes zu glauben.

Er begriff einst nicht den Unterschied zwischen Staat_und_Kirche, darum machte er die römische Kirche zu einem Staat im Staate. Er begreift noch jest nicht den Unterschied zwischen Religion und Kirche, darum redet er noch von einer römisch-katholischen Religion, einer lutherischen Religion. Giebt es solche? Nein. Der Papst beherrscht keine Religion, sondern nur eine Kirche; Luther hat keine Religion reformirt, sondern nur eine Kirche; Ronge hat keine Religion verbessert, sondern nur eine Kirche. Eine Religion aber hat gestiftet Jesus Christus, der erhabene Gottgesandte. Wer dessen Schüler ist, mag seinem Mitchristen die Bruderhand reichen. Ja, ein Unterschied ist zwischen Religion und Kirche. Die Religion ist das Göttliche, an sich Unwandelbare, aber die Kirche ist die menschliche Anstalt, die Religion in das Leben der Völker einzuführen. Die Religion an sich kann nicht fort= schreiten, aber die Kirche muß fortschreiten an Einsicht der Religion. Leicht zu begreifen ist dies, aber begriffen ist es von Vielen noch nicht. Manche haben Ohren und hören nicht, sie haben Augen und sehen nicht, weil sie beides nicht wollen. Nun, wer nicht hören will, wird einmal fühlen müssen. Gefühlt hat die Volksbildung den Haß des Jesuitismus, er wird immer mehr fühlen den Haß des Volkes. Begreift auch der Jesuitismus die Zeit nicht, genug ists, daß die Zeit ihn begrif= fen hat: wer ihn begriffen hat, hat ihn überwunden.

W. Hieronymi, deutsch-katholischer Theologe.

Theiner.

Kaum dürfte seit dem Beginn der christkatholischen Bewegung ein Ereigniß eine freudigere Sensation bei den Freunden und Beförderern, und zugleich eine größere Niedergeschlagenheit bei ihren Gegnern hervorgerufen haben, als Theiners am 17. Juni erfolgte Lossagung von Rom. Der Christkatholicismus hat dadurch die Weihe der Wissenschaft erhalten, die Schwachen und Unbestimmten sind stärker und entschiedener, die Kräftigeren muthiger geworden. War es doch Theiner, der vor beinahe zwanzig Jahren in der römischen Kirche eine Leuchte aufgesteckt hat, welche auszulöschen sich die schlesischen Hierarchen durch lange Jahre vergeblich bemüht haben. Mag man den Mann, welcher es wagte, seine scharfe Geißel gegen die herrschenden Mißbräuche eines von dem gemeinen Manne für heilig gehaltenen Standes zu schwingen, auch in die Dunkelheit gestoßen und darin erhalten haben; sein Name war nicht verklungen, sondern lebte fort im Munde der Freunde des Lichts. Als nun das Wort aus Laurahütte über alle deutschen Gaue erscholl und die Herzen entzündete, da sah man sich um und fragte lauter und

lauter: wo bleibt Theiner? wird er die Sache verlassen, für die er einst so muthig gestritten? und mancher, der des wackeren Streiters gedachte, wurde irre an ihm, denn er kam nicht, obgleich Tausende von Stimmen ihn riefen.

Er ist gekommen; er hat gesprochen, wie man es von ihm erwartete. Möge er nun aber auch hier bleiben, in seinem Schlesien, das ihn verehrt! Hier ist seine Stelle, wo er seit mehr als zwanzig Jahren als Kirchenlehrer, Seelsorger und Schriftsteller gewirkt, wofeine ehemaligen Geistesgenossen leben, wo er alle Verhältnisse der römischen Hierarchie kennt. Hier in Schlesien, in einem von jeher für die Reformation geneigten Lande, ist der Mittelpunkt der Bewegung und der Kampf um die Entscheidung. Hier kann ein Mann wie Theiner durch seine Kennts nisse und seinen moralischen Einfluß am schönsten für die heilige Sache der Aufklärung und des Christenthums wirken. Der Feldherr darf den Hauptkampfplag nicht verlassen. Und Theiner wird auch bleiben.

Einige historische Notizen über Theiner's Leben dürften hier an ihrer Stelle sein. Sein Vater war ein schlichter Schuhmachermeister, welcher, aus Mähren nach Schlesien eingewandert, in Breslau auf dem Hinterdome wohnte. Hier wurde Johann Anton Theiner am 15. December 1799 geboren. Nachdem er in der damals unter dem Domherrn Krüger stehenden Domschule den gewöhnlichen Elementarunterricht genossen hatte, besuchte er von 1811 bis 1818, während welcher Zeit sein Vater starb, das katholische Gymnasium zu Breslau und widmete sich dann unter Dereser's Leitung dem Studium der Theologie auf der Universität zu Breslau. Der Einfluß, welchen der würdige, derbe und erleuchtete Dereser auf Theiner ausübte, trug die schönsten Früchte, indem der junge Theologe eine entschieden wissenschaftliche Richtung annahm, welcher durch seine Stellung als Amanuensis an der Universitätsbibliothek noch mehr Vorschub geleistet wurde. Seine erste Schrift, welche im Jahre 1823 auch seine akademische Inauguraldissertation war, erschien zu Breslau 1822 unter dem Titel: Descriptio codicis manuscripti, qui versionem Pentateuchi arabicam continet, asservati in bibliotheca universitatis Vratislaviensis, ac nondum editi, cum speciminibus versionis arabicae, comment. bibliographica. Dieser Schrift folgte im Jahre 1824 eine andere, betitelt: Variae Doctorum Catholicorum opiniones de jure statuendi impedimenta matrimonium dirimentia. Diss. canon; ferner im Jahre 1826: De Pseudo- Isidoriana canonum collectione. Diss. hist. canon. Von Theiners Schriften sind noch anzuführen: die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit der christlichen Geistlichen, 1828, deren neue Ausgabe im Erscheinen begriffen ist; sodann Uebersehung und Erklärung der zwölf kleineren Propheten, 1828, und des fünften Buches Mofis, 1831. Nachdem sich Theiner am 17. April 1823 die theologische Doktorwürde erworben hatte, zog er im Frühjahre desselben Jahres als Kaplan nach Zobten bei Löwenberg, und 1824 in derselben

Eigenschaft nach Liegnis, wo er indessen nur kurze Zeit blieb, da er im Herbste desselben Jahres als außerordentlicher Professor in der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Breslau angestellt wurde. Nun begann seine Hauptwirksamkeit, durch welche besonders das Jahr 1826 ausgezeichnet ist, in welchem er sich auch am 16. December die Würde eines Doct. juris canon. bei der juristischen Facultät erwarb. In dieses merkwürdige Jahr fällt auch die Herausgabe seiner katholi= schen Kirche Schlesiens, worin er mit schonungsloser Öffenheit die Schäden der römischen Hierarchie aufdeckte. In dasselbe Jahr fallen auch die Bemühungen einer Menge schlesischer Geistlichen, unter denen bes sonders Pohl, damals in Bunzlau, jezt Pfarrer in Liebenthal, sowie der jest als Domherr fungirende Neukirch, zu nennen sind, wenigstens die römische Liturgie von unvolksthümlichen und unkirchlichen Zuthaten zu reinigen. Die unter dem Titel,,Erster Sieg des Lichts über die Finsterniß in der katholischen Kirche Schlesiens" im Jahre 1826 über diese Bewegung erschienene Denkschrift war aus Falkenhain bei Schönau datirt, wo damals Neukirch Pfarrer war. Die reformatorische Bestrebung Theiners und seiner Freunde, von denen jest mehrere sich zur römischen Mutter bekehrt haben, waren leider ohne Erfolg. Man wollte die katholische Reform damals nur dann begünstigen, wenn sie zur evangelisch-unirten Kirche geführt hätte. Das war nicht zu erwarten, und somit blieb sie ohne Unterstüßung und wurde von der römischen Partei noch einmal aufgehalten, aber nicht überwältigt; hochgestellte Männer in der Provinz Schlesien sahen indessen schon das Jahr 1845 kommen, worüber noch selbstredende Dokumente vorhanden sind, die der Veröffentlichung nicht immer entzogen bleiben dürften. Theiner fand sich im Jahre 1830 genöthigt, seiner Professur zu entsagen und eine årmliche Pfarrstelle zu Polsnig bei Canth unter dem Patronate des Grafen Blücher anzunehmen. Hier blieb er bis zum Jahre 1836, wo ihm ein Tausch mit der Pfarrei Grüssau angeboten wurde. Zu dieser Zeit war der jeßige, seit einigen Jahren so eifrig und römisch gewordene Domprediger Förster Pfarrer in dem benachbarten Landeshut, wo er so freisinnige Predigten hielt, daß einige seiner gutkatholisch gesinnten Pfarrkinder meinten, Förster wolle sie evangelisch machen, und darum lieber nach Grüssau zu Theiner in die Kirche kamen. So kreuzen sich die Schicksale der Menschen: Neukirch, dessen Katholicitåt der Herr v. Dittersdorf, 1827 Pfarrer in Goldberg, in seiner katholischen Kirche 1. Band, 1. Heft (1827) Seite 118 ebenfalls nicht sehr zu rühmen weiß, ist jest römischer Domherr, und Förster hat gerade durch feine Controverspredigten die jeßige christkatholische Bewegung in Breslau am meisten gefördert. Doch hinweg von diesen Herren zu unserem gesinnungstüchtigen Theiner. Das rauhe Gebirgsklima zu Grüssau, wohl auch die Abgeschiedenheit von allem literarischen Verkehre bewogen Theiner, sich im Sommer 1837 um die erledigte Pfarrei in Hundsfeld, eine Meile von Breslau, zu bewerben, die er auch erhielt, und wo

er seit dem 26. November 1837 der Seelsorge und seinen Studien gelebt hat.

Die zur Reform vorbereitenden, durch römischen Zelotismus aller Art ausgezeichneten sieben verflossenen Jahre brachte Theiner in ländlicher Abgeschlossenheit zu, seine Wünsche und Hoffnungen in der stillen Brust verschließend oder sie höchstens einem langbewährten Freunde in Breslau, der auch 1826 und 1829 mit auf dem Kampfplaße gestanden hatte, mittheilend. Was Theiner empfunden, was er gelitten während dieser Zeit, wer kann es sagen? Was mag er gefühlt haben, als die ersten Glockenschläge der schöneren Zeit im Herbste und Winter 1844 erklangen, als der Weckeruf der Geister immer lauter und lauter erscholl! Da war auch für Theiner kein Halten mehr, und wenn er gezögert mit seiner Entscheidung, so mag wohl nur der Grund der gewesen sein, daß er seinen geistlichen Obern nicht vorgreifen mochte und ihnen den Vortritt lassen wollte. Wäre es denn das erstemal gewesen, daß von deutschen Prälaten und Bischöfen die Reform ergriffen und vers theidigt worden wäre? Theiner wirkte jedoch im Stillen mit Rath und That, bis er sich endlich bitter enttäuscht sah. Das Vicariatamt forderte am 14. Junibinnen vier Tagen Rechenschaft von Theiner, ob er der ber= liner christkatholischen Gemeinde eine von ihm gearbeitete Liturgie übersendet, wie die öffentlichen Blätter gemeldet hatten. Da lud am 17. Juni Theiner seinen Kirchenpatron, die Vorsteher der Kirche und den Schullehrer zu sich und eröffnete ihnen, daß er sich bewogen fühle, sein Pfarramt niederzulegen, welches die Gerufenen mit Schmerz vers nahmen, denn seine Gemeinde liebte ihn. Noch an demselben Morgen sandte Theiner dem Vicariatamte ein Schreiben zu, worin er sich als Verfasser der berliner Liturgie bekannte, die Niederlegung feines Umtes und zugleich sein Ausscheiden aus der römischen Kirche anzeigte.

Breslau, den 27. Juni. Heut Nachmittag um 2 Uhr begaben sich ein Theil des Vorstandes und einige Aeltesten der christ-katholischen Gemeinde zu Herrn Pfarrer Dr. Theiner nach Hundsfeld und überbrachten ihm im Namen der Gemeinde folgende, vom Vorstande und sämmtlichen Weltesten unterzeichnete Adresse:

Hochwürdiger Mann!

Vor zwanzig Jahren haben Sie bereits den Weg zu einer neuen Reformation angebahnt, darum sahen in dem großen Kampfe der Ge= genwart beide Parteien mit ångstlicher Erwartung einer Erklärung von Ihnen entgegen, und Freund und Feind harrte auf das Wort, welches der gelehrte Dr. Theiner, der muthige, der deutsche Mann über die ge= genwärtige Bewegung der Geister aussprechen werde. Sie haben gesprochen. Was wir hofften, was wir mit allen Gutgesinnten im deutschen Lande im festen Vertrauen auf Ihre Wissenschaft, Einsicht und Gesinnung erwarteten, ist geschehen. Sie haben Rom entsagt und

wollen fortan allein ein deutscher Mann, ein deutscher Priester sein. Sie haben dadurch für den Geist gezeugt, der diese Bewegung hervor gerufen, und seine Feinde beschämt. Wer wird es noch wagen, uns Heiden zu nennen, wenn Sie mit uns sind, wer wird uns noch communistische oder revolutionåre Bestrebungen andichten, wenn Sie unsere Sache führen? So ergreifen Sie denn wieder, wie ehedem, das sieg= reiche Schwerdt des Geistes, schüßen sie uns mit der Rüstung der Wissenschaft und tragen Sie uns die Fahne christlicher Liebe und christlicher Gesinnung vor! Wir werden Ihnen folgen und hoffen zu Gott, der Sieg wird unser sein!

Aus den religiösen Wirren der Gegenwart wird herrlich die Kirche Christi hervorgehen, alle Glaubensparteien unter den Palmen des Friedens vereinigend, wozu sie ihr Stifter bestimmt hat. Tausende unserer Brüder sind von dieser Hoffnung erfüllt. Darum ist die Kunde von Ihrem Eintritt in die christkatholische Kirche eine Botschaft geworden, welche von Mund zu Munde geht und überall Jubel erregt. Auch uns ist sie zur Freude und zur Stärkung geworden. Dankerfüllt bieten wir Ihnen nun Hand und Herz zum Bunde. Keiner von uns wird die Fahne verlassen, die Sie uns vortragen. Ein dankbares, begeistertes Geschlecht wird sich um dieselbe sammeln und sie vertheidigen mit aller Kraft des neuerwachten Geistes. Vertrauen auch Sie der Liebe, die wir Ihnen entgegen bringen; vertrauen auch Sie dem Geiste, der uns beseelt. Führen Sie uns in Gemeinschaft mit unserm Johannes Ronge zum Kampfe, wir werden nicht wanken, nicht weichen bis der Sieg errungen ist.

Breslau, den 25. Juni 1845,

Der Vorstand und die Aeltesten der christkathol. Gemeinde.

An Theiner.

Ja, freudig schlägt Dir unser Herz entgegen,

Dir, dem bewährten Kämpfer auf der Freiheitsbahn!
Mit Dir ertheilt die Wissenschaft uns ihren Seegen!
Mit Dir schließt unserm Werke sie sich au.

Und unser Werk, das Deine ist's zu nennen.

Längst sah das Vaterland im dunkeln Glaubens-Dom

Das helle Licht von Theiner's Geiste brennen,

Verloschen nicht und nicht erstickt von Rom.

Gestalt nur hat es jezt in uns erhalten,

Was längst Dein klarer Geist gedacht;

Durch Gottes wunderbares Walten

Hat Deine Saat jezt ihre Frucht gebracht.

So leuchtet nun auf ungebahntem Pfade
Uns Deines Wissens helles Licht voran;

Wir preisen dankbar Gottes Gnade,

Denn unser Schifflein fand den Steuermann.

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