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neter an die Månner, welche, an die Spike der Diocese gestellt, Wächter der Kirche und der Gemeinden sein sollen, mit zwei Fragen, welche, durch die Rockverehrung veranlaßt, zunächst auf unserem lokalen Boden durch zwei ich spreche ́es offen aus schmerzliche Ereignisse hervorge= rufen wurden; 1) durch das Beileidsschreiben des hochwürdigsten Kapitels Namens der Diocese (d. d. 31. Octbr. d. J.), 2) durch die Predigt, welche der Domkapitular Förster am 24. Sonntage nach Pfingsten von hiesiger Domkanzel gesprochen hat. In jenem Schreiben, in dessen einer Stelle,,das Aergerniß des ganzen katholischen Deutschlands“ vertreten wird, sollten unzweifelhaft mit den Ueberzeugungen, Gesinnungen und Gefühlen des Klerus auch die der Laien ausgedrückt werden. Wenn nun, was durch keine Stelle desselben sofort widerlegt wird, in der Beileidsbezeugung für die Person die Sache — ob in der Mißbilligung der Verehrung des heiligen Rockes zu Trier eine Probe unkatholischer Gefinnung bekundet worden, bejahend entschieden werden sollte: so hält sich Unterzeichneter auf Grund seines echt kirchlichen Glaubens für verpflichtet, seinerseits gegen gedachtes Schreiben zu protestiren, bis ihm von Einem Hochwürdigsten Kapitel die Frage beantwortet worden: seit wann und durch welche von der Kirche anerkannte Autorität die Verehrung der Bilder und Reliquien als ein die Gewissen bindender Glaubensfag festgestellt und geboten worden ist. Wie betrübend eine solche Frage ist, so betrifft sie doch zu sehr die Gewissensfreiheit Tausender von Katholiken in einem Punkte, der keine probabilistischen Deutungen gestattet, weil dadurch die Vernunft mit der Lehre der Kirche geradezu in Widerspruch gebracht würde. Sie betrifft aber auch ein wohlerworbenes Recht aller katholischen Christen, nur das für wahr und untrüglich zu halten, was durch den in der Kirche waltenden heiligen Geist, die Beschlüsse der Concilien, festgestellt worden ist, ein Recht, auf welches kein Kapitel, selbst nicht der heilige Vater, für die Kirche verzichten darf.

Das zweite, obengenannte Ereigniß, die Predigt des Domherrn Förster, greift vom Standpunkte der Kirche meine politische und sociale Stellung an. Ist das die Art und Weise, in welcher Priester und Bischöfe das Recht und die Würde der Kirche vertreten, dann müssen die Laien entweder gegen jede Vertheidigung dieses Wächteramts, wie sie in gedachter Predigt gefordert wird, protestiren, oder mit ihrer Pflicht als Staatsbürger, als Glieder der Gemeinden, als Häupter der Familien, in den engsten Widerspruch gerathen. Es scheint dies ganz der Sinn jener Predigt zu sein, die in einer Reihe unerwiesener Behauptungen die Stellung der katholischen Kirche durch die wissenschaftlichen und politischen Bestrebungen unseres Jahrhunderts gefährdet bezeichnet, und diese Bestrebungen sogar dem Staate, den sie durch Wiederaufnahme längst verworfener Principien nur auf dem Grunde der. Kirche bestehen läßt, unwürdig verdächtigt.

Wer mit offenem Auge und gerader Gesinnung zunächst die Lage der katholischen Kirche in Preußen betrachtet, wird aber ihren Zustand

bei Weitem nicht so kläglich finden, als ihn jene Predigt andeutet. Im Gegentheil erfreuen sich die Katholiken als solche in Preußen derzeit eines Rechtszustandes, einer Fürsorge, einer Begünstigung, wie sie in katholischen Staaten kaum besser gefunden werden kann. Das ist eine Thatsache, die jeder Katholik um so dankbarer anerkennen sollte, als gerade darin der von Tag zu Tag wachsende Geist christlicher Liebe und Duldsamkeit innerhalb der christlichen Confessionen, die durch dasselbe Staatsband vereinigt sind, sich auf's Schönste offenbart. Kann es sich unter solchen Umstånden um Wünsche handeln, durch welche die Eintracht der Confessionen ohne Zweifel gestört werden muß, weil sie geradezu auf ein Uebergewicht der katholischen Kirche gerichtet sind, weil sie den Einfluß der Kirche auf die weltlichen Angelegenheiten, wie solcher im Mittelalter wohlthätig, gegenwärtig nur verderblich sein kann, zurückführen und eine Priesterherrschaft wieder herstellen wollen, durch welche die Entwickelung freier menschlicher Zustände gehemmt und gelähmt wird? Jeder katholische Christ im vollsten Sinne des Worts muß jene Zeiten, da die Welt nur in der Kirche den Schuß gegen die Willkür des Staates finden konnte, verabscheuen; er muß Gott danken, daß das Christenthum, aus jener Zeit der Prüfungen geläutert hervorgegan= gen, der Tråger und Beförderer echter Humanität geworden: er muß sich glücklich fühlen, daß der Katholicismus, weit entfernt, der Schirmvogt politischen Druckes der Völker zu sein, sich gerade an die Spise des Fortschrittes gestellt, er muß sich glücklich preisen, daß in seinem Vaterlande der Katholik auf allen Gebieten sich die Achtung erkämpft hat, zugleich mit seinen akatholischen Mitchristen für die Erhebung, Förderung und den Ruhm eines großen Volkes thätig zu sein. In diesem Geiste bin ich Katholik will ich Katholik bleiben! Und ich konnte es bisher, ohne der Ausübung meiner Religion etwas zu vergeben, ohne dem Geiste meiner Kirche untreu zu werden. In diesem Geiste bin ich Katholik und huldige ich freier Forschung in der Wissenschaft, fördere ich öffentliches Leben, diene ich dem Aufschwunge meines Vaterlandes durch die Pflege der Ideen, welche aus dem Christenthum ebenso sehr erwuchsen, als sie ihm zu Gute kommen, der Ideen freier, politischer Zustände. Und da ich in einem Staate lebe, dessen Aufgabe es ist, die unschäßbaren, unveräußerlichen Rechte des Volks, ohne welche selbst die Segnungen des Christenthums keine Wahrheit werden können, zu schüßen und durch zeitgemäß fortschreitende Institutionen zu verwirklichen, da ich durch meine bürgerliche Stellung mehr oder weniger berufen bin, als Vertreter der Commune und der Provinz zur Erreichung dieses Zieles mitzuwirken, in welche Lage verseht mich eine Predigt, die über solche Bestrebungen und Ideen, als der Kirche und dem Glauben feindlich, den Stab bricht und sie den Leitern des Staates verdächtigt?

Was soll ich zu einer Predigt sagen, welche die höchsten Güter, die wir neben unserm Glauben besigen und vertheidigen, in Frage stellt, ja fogar als Werke der Finsterniß, als Unkraut, welches der böse Feind unter

den Weizen gesået, anathematisirt? Ist damit nicht zugleich die größte Beleidigung unseres Bekenntnisses ausgesprochen und der Verdächti= gung der Katholiken durch Andersglaubende eine offenbare Berechtigung ertheilt? Unmöglich darf es sich bei uns um Absichten handeln, welche Frankreichs katholischer Clerus, zum Aergerniß der ganzen gebildeten katholischen Christenheit, vor Kurzem geltend machte, die aber durch den Ernst und die Weisheit der weltlichen Macht entschieden und beschämend zurückgewiesen wurden. Noch haben, zur Ehre des katholischen Clerus Preußens sei es gesagt, die Jünger und Apostel dieser in Theorie und Praris gleich verderblichen Absichten bei uns nicht Fuß fassen können. Gewaffnet mit dem Glauben unserer heiligen Kirche, wollen wir ihnen den Eintritt in unsere Gemeinden, in unsere Kirchen und Schulen, in unsere Familien wehren, und darum dienen wir zugleich dem Fortschritt in Politik und Wissenschaft.

So frage ich denn zum Zweiten Ein Hochwürdigstes Dom-Kapitel, ob jene Predigt auf Geheiß der hochwürdigsten Männer gehalten wor= den, denen gegenwärtig die Leitung unserer Diocese anvertraut ist; ob jene Predigt im Geiste und Auftrage derer gehalten worden, die, an der Spike der katholischen Christenheit stehend, Meinungen und Bestrebungen anzuerkennen und zu verwerfen haben, aus dem Geiste der Kirche selbst; frage ich endlich ein Hochwürdigstes Kapitel, ob ich meinen oben ausgesprochenen Ideen und Bestrebungen, zu denen mich die Zeit, mein Vaterland, die Menschheit verpflichtet, treu bleiben kann, ohne aufzuhören, ein Glied der römisch-katholischen Christenheit zu sein.

Die Beantwortung dieser zwei Fragen, die ich, durch schmerzliche Vore fålle getrieben, im Drange meines Gewissens, aus Liebe zu meinem Glauben, an Ein Hochwürdigstes Domkapitel ehrfurchtsvoll richte, wird entscheiden, wie ich mich in Betreff des Trierschen Ereignisses und aller daraus entspringenden üblen Folgen der Verantwortlichkeit entledigen werde, die uns Laien die Kirche auflegt, ohne den Frieden mit meinen Glaubensgenossen und meinen akatholischen Mitbürgern zu stören, getreu dem Worte des Erlösers, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist!

(gez.) Milde.

Die von zwanzig und einigen Katholiken, von denen bald darauf mehrere wieder in den Schooß der römischen Mutter zurückgekehrt sind, unterzeichnete Adhåsionsklausel zudem vorstehenden Schreiben lautet also:

Breslau, den 15. December 1844.

Die neuesten confessionellen Vorkommnisse, welche in allen deutschen Blåttern zu so vielfachen und mitunter heftigen Aeußerungen. Veranlassung gegeben, haben Manches hervorgerufen, was jeden wahrhaft religiós gesinnten Bekenner des katholischen Glaubens schmerzlich be=

rührt und den gebildeten Katholiken sogar im Innersten verlegt. Deshalb hatten eine Anzahl Katholiken der Stadt Breslau zu einer Berathung und Beschlußnahme darüber sich versammelt,

ob bei den von dem hiesigen hochwürdigen Dom-Kapitel geschehenen Schritten und öffentlich von der Kanzel abgegebenen Erklärungen der innere und häusliche Frieden des gebildeten, wahrhaft religiösen Katholiken, so wie seine fernere Geltung als rechtlicher, getreuer Staatsbürger noch ferner gesichert sei?

Nachdem den Versammelten die obwohl schon bekannten Vorgånge nochmals zur reiflichen Erwägung des Vorhabens in Erinnerung gebracht worden, entschieden sich auch die Unterzeichneten voll innigster Ueberzeugung für den wohlüberlegten Beitritt zu vorstehender Adresse an Ein Hochwürdiges Kapitel hiesiger Disces.

(Folgen die Unterschriften.)

Hierauf erfolgte die untenstehende, ausweichende Antwort des DomKapitels, welche darum von Milde und den andern Unterzeichnern unbeachtet blieb, weil ersterer in Verbindung mit einigen Andern sich unterdessen in einer Immediateingabe an den König gewendet, Andere sich inzwischen der neuen Gemeinde angeschlossen und einige sich auch reumůthig wieder der römischen Kirche auf Gnade und Ungnade ergeben hatten.

Antwort des Dom-Kapitels.

Nicht ohne Schmerz hat das unterzeichnete Dom-Kapitel von dem Schreiben Kenntniß genommen, das Sie unterm 4. December v. J. an dasselbe gerichtet. Ist die erste Frage Ihres Schreibens wirklich der Belehrung wegen gestellt, so hätten sie sich damit zunächst an Ihren Seelsorger wenden müssen: er würde Sie auf die Bestimmungen des Conciliums von Trident, 25. Session über die Anrufung, Verehrung und Reliquien der Heiligen 2c." verwiesen und Ihnen, wenn Sie deren. bedurften, die nöthigen Erläuterungen gegeben; er würde Ihnen auch gesagt haben, daß, welche Freiheit die Kirche ihren Gliedern in Betreff der Reliquien-Verehrung auch lasse, sie jedes Auflehnen gegen die Lehre selbst, am meisten aber öffentliche Vergernisse und Aufreizungen, zumal, wenn sie von Priestern ausgehen, entschieden verwerfe. Auf Ihre zweite Frage, welche zufolge ihrer Fassung und versuchten Begründung zugleich die Forderung einer Rechenschaft über unsere Gesinnung und Amtsthätigkeit in sich schließt und insofern in ihrem Wesen beleidi= gend erscheint, müssen wir ihnen ungern, aber pflichtmäßig zu erkennen geben, daß sie zu derselben ebensowenig berechtigt sind, als wir ein Erforderniß anerkennen, sie Ihnen zu beantworten.

Indem wir Sie ersuchen, diese Eröffnung auch denen mitzutheilen, die Sie mit sich zu dem beregten Schreiben verbunden haben, bitten wir

Gott, daß Er Sie Alle mit dem Geiste jenes Glaubens, jener Liebe und jener Treue erfüllen möge, mit welchem Sie als wahre Glieder seiner heiligen katholischen Kirche sich erweisen werden. Breslau, den 9. Januar 1845.

Das Dom-Kapitel.

Latussek. Gärth. Nitter. Elsler. Förster. v. Plotho. Neukirch. Herber.

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Rückblick auf die Entwickelung der christkatholischen Gemeinde zu Glogau, und deren gegenwärtiger Zustand.

Ueberblicken wir rückschauend den jest schon allgemein gewordenen Abfall so vieler katholischen Glaubensgenossen von der römischen Kirche, woraus sich die nunmehr bestehenden christkatholischen Gemeinden ge= bildet haben, so gewahren wir, daß überall nur zwei Gründe denselben veranlaßten: ein innerer und ein mehr äußerlicher. Jener, der vornehmere, ist in der ursprünglichen Beschaffenheit der menschlichen Natur zu suchen, welche, durch willkürliche Einrichtungen mit frevelnder Hand um heilige, von Gott verliehene Rechte gebracht, — dieselben nothwendig wieder einmal geltend machen mußte und somit durch einen nicht abzuweisenden, wenn auch nicht klar bewußten, doch bestimmt gefühlten Trieb zu dieser Katastrophe geführt wurde. Der zweite äußerliche Grund liegt in dem Benehmen der römisch-katholischen Priester selbst und der von diesen geleiteten großen Masse, die, indem sie sich verpflichtet fühlten, den drohenden großen Bruch aufzuhalten, dazu nur solcher Mittel fich zu bedienen wußten, welche gerade das Gegentheil von dem bewirkten, was beabsichtigt war: Abfall, statt festeren Anschließens. Daß diese Gründe, so gewichtig sie an sich sind, in allen Gemüthern einen so vorbereiteten Boden gefunden haben sollten, um ohne Bedenken, ohne Hindernisse darin Wurzel schlagen und zur frischen,_freien That aufschießen zu können, ist nach dem Bildungsgrade der Einzelnen und den vielverzweigten menschlichen Verhältnissen nicht anzunehmen. Vielmehr drångte sich, wie das nun einmal in der Natur der Dinge liegt, überall neben dem Willen die Bedenklichkeit, neben dem Entschluß die Rücksicht, neben der wirklichen That augenblicklich eine Empfindung der Unsicherheit hervor, und brachte so ein Zögern und Stocken in die Bewe= gung, welches man, nach dem eignen Gefühl der vollgültigen Berech= tigung zu solch' einem Thun urtheilend, kaum für möglich zu halten Für christkatholisches Leben. Erster Band.

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