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Inhalt.

Einleitung: die positiven Berührungspunkte zwischen Kant

und der evangelischen Theologie

I. Der Kant'sche Pelagianismus

1) Das radicale Böse .

2) Die menschliche Freiheit

3) Die Autonomie der practischen Vernunft

4) Die Autarkie der practischen Vernunft

II. Der Kant'sche Nomismus

1) Religion und Sittlichkeit

2) Offenbarung, der historische Christus, die Kirche

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Einleitung.

Die positiven Berührungspunkte zwischen Kant und der evangelischen Theologie.

Ueber Kant's vielumstrittener Lehre von der Autonomie und Autarkie der practischen Vernunft hat man vielfach die Punkte zurückgestellt, für deren Betonung und Wiedergeltendmachung die evangelische Theologie auch ihrerseits dem grossen Philosophen zu Danke verpflichtet ist. In Kürze sei hier vorerst an sie erinnert: 1) daran, dass Kant durch seine dreifache Kritik (der reinen Vernunft, der practischen Vernunft, der Urteilskraft) einen doppelten Dogmatismus so wie den Skepticismus überwand; 2) daran, dass er die in seiner Zeit teils vergessene, teils geleugnete allgemeine Sündhaftigkeit wieder in's Bewusstsein rief; 3) daran, dass Kant in Theorie und Praxis die sittliche Energie forderte und weckte; 4) daran, dass er eine ideen volle Behandlung der Christologie und Anthropologie schuf als der Apostel des inneren Christentum's der That; 5) daran, dass er den teleologischen und ethisch-practischen Kategorien, gegenüber den physischen und theoretischen, zu ihrem Rechte verhalf.

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1) Ein zweifacher Dogmatismus war es, den Kant formell und sachlich bekämpfte. Der eine war bei den Anhängern von Leibniz, der andere bei den Popularphilosophen in Geltung. Dem dogmatischen Idealismus des Leibniz stellt Kant seinen kritischen Idealismus entgegen: alles Erkennen sei auf die Erscheinungen beschränkt; das eigentlich Seiende, das Ding an sich, lasse nur negative Bestimmungen zu, sofern es den Kategorien, der Zeitlichkeit, dem Raumgesetze nicht unterliege; dem Verstande wohne wohl die Kraft des Denkens, nicht aber die des Erkennens bei, so

lange die Sinnlichkeit ihm kein Substrat gebe. Gegen die vielfach unmethodischen, unklaren und principlosen Raisonnements der Aufklärungszeit führte Kant's Methode, gegen deren zum Teil ästhetische, zum Teil eudämonistische Motive führte Kant's strenges Moralprincip einen vernichtenden Streich, der gleichzeitig die des Skepticismus traf. Dieser hatte durch seine negativen, ja destructiven Tendenzen noch schwerer gefehlt, als der Dogmatismus durch die jenen entgegengesetzten. Locke's und Hume's Sensualismus bot jedenfalls weniger festen Anhalt, als der Intellectualismus Leibniz's. Beiden Extremen trat Kant entgegen. Nicht

an das Gefühl, nicht an die theoretische Erkenntnis, sondern an den Willen und an die Selbsterkenntnis appellierte er. Auf dem moralischen Wege sollte ein Jeder den verlorenen Centralpunkt seines und alles Daseins wiederfinden. Führer sei das innere Gesetz der practischen Vernunft, dessen vergessene Formel im kategorischen Imperative wieder aufgefunden worden, sie sei die einzige, absolut gültige für alle Ethik. Es sei dieses Gesetz allerdings nur im Stande, moralische Würdigkeit, nicht volle Glückseligkeit zu erzeugen: doch über der irdischen Disharmonie lasse es die Idee Gottes ahnen als unentbehrlich zum einstigen Ausgleiche zwischen Tugend und Glück, zur Realisierung des vollkommenen Gutes. Die Unsterblichkeit der Seele war damit stillschweigend erwiesen: der als unendlich bezeichneten Aufgabe war nur eine ewig dauernde Seele gewachsen. Die drei ideellen Grundpfeiler aller Religion waren also als die unabweislichen Folgen der Moral wieder aufgestellt. „Moral führt unumgänglich zur Religion, wodurch sie sich zur Idee eines machthabenden moralischen Gesetzgebers ausser dem Menschen erweitert, in dessen Willen dasjenige Endzweck (der Weltschöpfung) ist, was zugleich der Endzweck des Menschen sein soll und kann."1 Zwar nur Ideen sind es, deren wir innerlich gewiss werden; die Dinge selbst, die durch sie angedeutet werden, erkennen wir nicht. Allein letzteres ist ein Mangel der theoretischen Vernunft, welcher jenes Zeugnis der practischen Vernunft nicht entkräftet. Geleitet von jenen drei Ideen von Tugend, Gott, Unsterblichkeit treten wir ein in das Heiligtum

1) Relig. innerhalb d. Grenzen d. Vernunft (A. v. 1794) Vorrede IX. X.; vgl. Krit. d. pract. Vernunft (A. v. 1788) S. 233; Gottschick, Kant's moral. Beweis für das Dasein Gottes (1878, Torgau).

der Religion; sie sollen die ideellen Regulative sein für den sittlichen Gang des Menschen inmitten der Erscheinungswelt, dieser ,,Insel" des Weltganzen. Die Innerlichkeit einer solchen religiösen Ethik wahrt das Mysterium des Glaubens in seiner persönlichsten, tiefsten Beziehung, sofern der Glaube da erst beginnt, wo das Erkennen und Wissen seine Schranke findet. Diesem Glauben, als subjectiver Macht, hat Kant sehr energisch das Wort geredet: durch ihn erst erhalten ja jene drei Ideale Wahrheit und belebende sittliche Kraft, ohne ihn würden sie theoretisch und practisch von der Sinnenwelt und von der Sinnlichkeit annulliert werden. Doch wie nirgends das Innere ganz allein und für sich zu sein vermag ohne das Aeussere, sei es des Inneren Symbol oder Typus: so ist auch der persönliche Glaube nicht aller Objectivität bar; der kirchlich-christliche ist's nicht, auch nicht der Kant'sche. Kant hat die objective Offenbarung Gottes nicht schlechthin zurückgewiesen. Er stimmt überein mit Fichte's hypothetischer Erklärung: „die Menschheit kann so tief in moralischen Verfall geraten, dass sie nicht anders zur Sittlichkeit zurückzubringen ist, als durch die Religion, und zur Religion nicht anders, als durch die Sinne. Eine Religion, die auf solche Menschen wirken soll, kann sich auf nichts Anderes gründen, als unmittelbar auf göttliche Autorität. Da Gott nicht wollen kann, dass irgend ein moralisches Wesen eine solche Autorität erdichte, so muss er selbst es sein, der sie einer solchen Religion beilegt.“1

2) Auf den moralischen Verfall der Menschheit hat Kant in einer Zeit, die fast durchweg den Utilitätsinteressen und laxen eudämonistischen Principien huldigte in der Wissenschaft wie im Leben, gleich einem zweiten Elias und Johannes durch die strenge Verkündigung eines absolut bindenden Sittengesetzes hingewiesen. Namentlich Rousseau's Emile hat die Zauberkraft eines Sirenengesangs auf die Zeitgenossen ausgeübt, der sie in die optimistischen Träume von der unzerstörbaren Güte der menschlichen Natur einzuwiegen drohte. Kant zerstörte diesen gefährlichen Traum. Friedrich's des Grossen scharfes Wort, das den für

1) Fichte, Krit. aller Offenbarung (2. Aufl. 1793) 134. 103-106. Offenbarung ist eine durch die Causalität Gottes in der Sinnenwelt bewirkte Erscheinung, wodurch er sich als moralischen Gesetzgeber ankündigt".

2) Vgl. Kahnis, Innerer Gang des Protest.; 3. Aufl.; I, 303.

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