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Jeht war dem Satan der erste Versuch fehlgeschlagen, er wagte also den zweiten: er führte Jesum nach Jerusalem auf die Zinne, das ist auf die höchste Spize des Tempels, und sprach zu Ihm: bist du Gottes Sohn, so stürz dich hinab, denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engelu über dir Befehl thun und sie werden dich auf den Hånden tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßeft. Der Herr antwortete es stehet aber auch geschrieben: du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen. Satan' suchte hier die Eitel keit zu reizen und also auf diesem Wege das Gift der Selbsts sucht ins Herz des Erldsers zu flößen; aber auch hier mißlang der Versuch, daher nahm er nun seine Zuflucht zum dritten er führte den Herrn auf einen hohen Berg und zeigte Ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit; er sah nun, daß dem merkwürdigen Mann durch sinnliche Reize und durch Lockungen zur Eitelkeit nicht beizukommen war, daher versuchte er es mit dem stärksten Reizmittel, dem kein Mensch aus eigener Kraft widersteht und dem er selbst nicht widerstanden hatte, nåmlich mit der Herrschaft über die ganze Welt und folglich mit dem Genuß alles nur möglichen sinulichen Vergnügens; er versprach ihm das alles zu geben, sobald er niederfallen und ihn anbeten würde. O der arme Tropf! die Kopfwunde, die ihm der Donner des Allmächtigen geschlagen hat, muß seinen Kopf geschwächt haben: denn er konnte doch leicht aus den vorigen Ants worten schließen, daß ein Mann von einem so ruhigen, reinen und erhabenen Geist, der sich so wenig um ihn bekům. merte, ihn um den Preis aller Güter der Welt nicht anbeten würde; er bekam aber auch die derbe Abfertigung, die er verdiente: heb dich weg von mir, Satan! sagte der Herr; es steht geschrieben: du sollst anbeten Gott deinen Herrn und Ihm allein dienen. Da verschwand der Versucher, und nun brachten die Engel Speise dem siegenden Erlöser; und nun vers ließ er die Wüste und kam wieder zu Johannes an den Jordan.

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Durch diesen Sieg erwarb sich der Geist unseres Herrn die Kraft und das Vermögen, uns auch diese Kraft zur Uebers windung aller Anfälle des Seelenfeindes mitzutheilen.

Diese Geschichte der Versuchung Jesus in der Wüste hat der klügelnden Vernunft von jeher viel zu schaffen gemacht: Sie findet es gar ungereimt, daß sich der Herr vom Teufel habe etliche Meilen weit durch die Luft führen und oben auf die Zinne des Tempels stellen lassen und dann wieder mit Ihm auf einen hohen Berg geflogen sey, von dem er alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit habe sehen kön nen. Bei solchen Einwürfen fällt mir jener Landpfarrer in des Superintendenten Jakobi's gelehrten Auslegern ein, der es äußerst lächerlich und üngereimt fand, als der an der Tafel aufwartende Schweizer erzählte, daß auf den Alpen ewiger Schnee und Eis låge, denn seine Vernunft sagte ihm, die Alpen lågen ja weiter gegen Süden als Thüringen, und seyen auch viel höher und also nåher bet der Sonne.

Jesus war allein in der Wüste, kein Mensch war bei Ihm, er hat also diese Versuchungsgeschichte seinen Jüngern selbst erzählt. Sie für unwahr oder für Täuschung zu erklären, wåre Låsterung, deren ich mich nicht schuldig machen will. Gewiß und ewig wahr ist also die Erzählung dieser dreifachen Versuchung; wie sie eigentlich zugegangen ist, ob sie wirklich oder in einer Entzückung geschah, das können und sollen wir nicht wissen, auch nicht darüber raisonniren. Ges nug, der Herr überwand sie und siegte hier zum erstenmal über den Satan.

Jesus war nun wieder am Jordan; so wie er sich dem Johannes nahte, sagte dieser zu denen, die um ihn waren: seht, das ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, dieser ists, von dem ich euch gesagt habe: nach mir kommt ein Mann, welcher vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte Ihn nicht, sondern auf daß Er offenbar würde in Israel, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.

Aus dieser Rede sieht man, daß Johannes der Täufer auch einen Blick ins Geheimniß der Erlösung that: seit der Laufe Christi war ihm vermuthlich vieles klar geworden denn damals erkannte er ihn noch nicht recht, aber jeht

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hatte er schon die Einsicht, daß der Erlöser als ein Opfers lamm die Sünden, nicht der Juden allein, sondern der gans zen Welt tragen und geopfert werden müsse. Daß der Herr auch mehr als ein gewöhnlicher Mensch sey, das glaubte er auch denn er bezeugt, daß er schon vor ihm da gewesen sey, ob er schon ein halb Jahr júnger war als Fohannes.

Dann legte der Täufer auch noch ein anderes wichtiges Zeugniß ab, indem er sagte: „Ich sah, daß der Geist herabs fuhr vom Himmel wie eine Taube und blieb auf Ihm. Und ich kannte ihn nicht, aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: über, welchen du sehen wirst den Geist herabjahren und auf Ihm bleiben, der ists, der mit dem heiligen Geist taufet. Und ich sahe es und zeugete, daß dieser Gottes. Sohn ist."

Aus diesem Zeugniß Johannis scheint mir wahrscheinlich zu seyn, daß Jesus und Johannes bei seiner Taufe allein waren, wenigstens waren Johannis Jünger nicht dabei, sonst håtte er es ihnen nicht zu erzählen gebraucht, doch gebe ich diese Vermuthung nicht für gewiß aus.

An einem der folgenden Tage stund Johannes mit zwei feiner Jünger und sahe Jesum wiedrum daher wandeln, seht, das ist Gottes Lamm! sprach er zu ihnen. Unser Herr mußte in seinem äußern Ansehen etwas sanftes, duldendes und lammsartiges haben, das den Täufer nun schon zweiz mal an das Bild eines Lamms erinnerte: denn es gab ja auch sonst noch Opferthiere,, an die er sich hätte erinnern können, wenn er den Messias blos als ein Opfer håtte bes trachten wollen.

Wenn unter den Juden ein Lehrer aufstund, so fanden sich auch alsbald Leute zu ihm, die ihm anhingen und gleichsam seine Schüler wurden; diese nannten, nun ihren Lehrer Rabbi, das ist: Magister, Meister. Solcher Schüler oder Jünger hatte Johannes der Täufer mehrere. Die zwei, die jetzt bei ihm stunden, waren Johannés Zebedâi, der nachherige Evangelist und Liebling des Herrn; damals ein Jüngling von 23 Jahren; und Andreas, ein Fischer von Bethsaida. Diese beiden wollten das Lamm Gottes näher

kennen lernen: fie wandelten also Jesus nach; et wandte sich um, sahe sie kommen und fragte sie: was sucht ihr? fie ants worteten: Rabbi, wo hast du deine Herberge? Er versetzte : kommt und sehets! sie gingen also mit ihm; dies war Nächs mittags um vier Uhr; sie blieben nun bei Jesus. Andreas, der seinen Bruder Simon in der Nähe wußte, suchte ihn, fand ihn auch bald und sagte: deufe nur, wir haben den Messias gefunden! — dies sagten sie, weil es Johannes der Täufer bezeugte, Simon ging also mit, und als er zu Jesus kam, sagte der Herr: du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas (Petrus) ein Fels heißen. Den folgenden Lag schickte sich der Herr zur Rückreise nach Galilåa an; bei dieser Ges legenheit fand er noch einen Bürger von Bethsaida, nämlich Philippus; diese drei waren vermuthlich an den Jordan ges kommen, um sich von Johannes taufen zu lassen; sie hatten sich also schon voraus zum angekommenen Messias bekannt. Bethsaida war ein Städtchen am See Genezareth, in GaliFlåa, durch welchen der Jordan fließt, so wie der Rhein durch den Bodensee, und wurde von vielen Fischern bewohnt. Zu diesem Philippus sprach der Herr: folge mir nach! ohne Anstand gehorchte Philippus. Dieser fand nun noch einen Bekannten, den Nathanael, zu diesem sagte er: wir haben den gefunden, vom welchem Mose und die Propheten geschries ben haben, Jesum, Josephs Sohn von Nazareth. Nathanael war, so wie die mehrsten Juden, mit Vorurtheil gegen das arme, unberühmte Städtchen eingenommen und antwortete ; Was kann von Nazareth Gutes kommen? Philippus erwies derte: komm und siehe es! nur ging er mit. Jesus sah_ihn" kommen und sagte zu ihm: fiehe, ein rechter Ifraelit, in dem = kein Falsch ist.

Nath. Woher kennst du mich?

Jesus. Ehe dir Philippus rief, da du unter dem Feigens baum warst, sah ich dich.

Nathanael erstaunte; das war natürlicher Weise unmög lich; er fand also, daß der Mann von Nazareth mehr war, als er geglaubt hatte. Er gab nun dem Zeugniß Johannis, Beifall und erwiederte: Rabbi: du bist Gottes Sohn; du Stilling's sämmtl. Schriften. XI. Band.

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bist der König von Ifrael. Jesus antwortete: du glaubst schon, weil ich dir gesagt habe, ich hätte dich unter dem Feigenbaum gesehen; du wirst noch größere Dinge sehen. Wahrlich! wahrlich! ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herabfahren auf des Menschen Sohn. Mit diesen Worten will der Herr so viel sagen: seit langer Zeit war kein Pros phet, keine Weissagung mehr in Israel, es geschahen keine Wunder mehr, der Himmel war gleichsam verschlossen; aber von nun an ist er wieder offen, es ist wieder Gemeinschaft zwischen seinen Bewohnern und den Menschen, daher werden auch wieder Wunder und Weissagungen Statt finden.

Jesus nennt sich gar oft Bar Enosch, Menschensohn, und die Juden verstanden auch, daß er damit den Messias meynte. Dies bewegt mich zu glauben, daß die Juden unter dem Bar Enosch, Daniel 7. v. 13, den Messias verstanden, und sich der Herr deswegen, und dann auch wohl aus Demuth, dies ses Namens bedient habe.

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Wahrscheinlich ist Nathanael der nämliche Jünger, der nachher Barthelomaus genannt wurde; dies letztere Wort heißt: der Sohn des Tholomai oder Tholomäus; Nathanael war also der Sohn eines Tholomai.

Jesus trat nun alsofort die Reise nach Galilåa an und kam nach Haus, wo er erfuhr, daß seine Mutter auf eine Hochzeit in dem Städtchen Cana, nicht weit von Nazareth, war eingeladen worden; da nun die Brautleute erfuhren, daß Jesus mit seinen fünf Jüngern: Johannes Andreas, Petrus, Philippus und Nathanael zu Nazareth angekommen sey, so wurden auch diese eingeladen. Am dritten Tag nach der Abreise vom Jordan war die Hochzeit, und die eingelas denen Gåste fanden sich zu Cana im Hochzeitshause ein; gegen das Ende der Mahlzeit ging den armen Leuten der Wein auf. Maria, die wie eine sorgfältige Hausmutter den armen Brautleuten mit Rath und That an die Hand ging, sah das mit Bekümmeruiß; sie wußte niemand, an den sie sich wenden sollte; Geld zum Wein kaufen war nicht da, und doch durfte es am Trank nicht fehlen, weil das dem

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